Ausbau der Wertschöpfungskette

EM.Sport Media AG hat sich Ende Januar mit rund 15 Prozent an der WIGE MEDIA AG beteiligt und plant den weiteren Ausbau ihres Produktionsgeschäfts. Das Unternehmen sieht dies als strategischen Schritt in Richtung Diversifikation. MEDIEN BULLETIN sprach mit EM.Sport Media-Vorstand Rainer Hüther über die Zielsetzungen des Unternehmens im Produktionsgeschäft.

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Welchen Stellenwert hat für Sie die Sportproduktion in der neuen digitalen Fernsehwelt?
Sport ist auch dort ein wesentliches Produkt und ein wichtiger Treiber. Und die Produktion spielt letztendlich eine zentrale Rolle, wenn es um die Qualität des Produktes Sport geht. Produktionsunternehmen wie die PLAZAMEDIA sind angehalten, hier in punkto Technik immer nur das Beste zu liefern. Auf diese Weise wird natürlich die Wertigkeit des Sportproduktes in der digitalen Medienwelt weiter gesteigert, und es lässt sich dadurch besser vermarkten und kapitalisieren.

Welche Strategie verfolgt EM.Sport Media im Produktionsgeschäft?
Wir haben mit unserem 100-Prozent-Tochterunternehmen PLAZAMEDIA bereits einen wesentlichen Player im Markt in unserem Beteiligungsportfolio. Die PLAZAMEDIA ist schon seit vielen Jahren größter Sportproduzent in Deutschland. Und natürlich machen wir uns Gedanken darüber, wie wir unsere Position weiter ausbauen können. Ein Thema ist dabei die Internationalisierung. Wir sind in Österreich präsent und planen weitere Schritte. In Deutschland wollen wir unsere Wertschöpfungskette verbreitern und prüfen daher auch die Möglichkeiten in der Außenproduktion, mit Firmen, die dort tätig sind, intensiver zusammenzuarbeiten.

EM.Sport Media setzt auf Diversifikation. Welchen Anteil am Gesamtumsatz wollen Sie mit Produktionsaktivitäten im Sportbereich erreichen?
Die gesamte Sportproduktion im Verbund generiert derzeit einen Umsatzanteil von geschätzten 25 Prozent. Diesen Anteil wollen wir in den nächsten Jahren signifikant steigern und hier idealerweise jährlich zweistellig wachsen. Aber das hängt, neben organischem Wachstum, natürlich auch sehr stark davon ab, welche Partnerschaften und Beteiligungen wir eingehen können.

Welche Vorteile zieht PLAZAMEDIA aus der WIGE-Beteiligung? Und betreffen die nur den Bereich der Außenübertragung oder auch andere Geschäftsfelder, in denen WIGE unterwegs ist?
Wir profitieren hauptsächlich von der Zusammenarbeit in der Außenproduktion, die das Kerngeschäft der WIGE darstellt. Auch bei Plazamedia ist die Außenübertragung größtes Geschäftsfeld. Die beiden Unternehmen ergänzen sich dabei in den Bereichen, in denen sie produzieren. PLAZAMEDIA kommt sehr stark aus dem Bereich Fußball, während die WIGE vor allem im Motorsport aktiv ist.

Was bedeutet die WIGE-Beteiligung mit Blick auf die Partnerschaft von PLAZAMEDIA mit dem HD-Produktionsunternehmen Alfacam?
Diese Frage stellt sich nicht mehr, denn im vergangenen Jahr hat die PLAZAMEDIA ihre fünfprozentige Beteiligung an Alfacam abgegeben.

Das Thema HD-Produktion wird ja auch von WIGE abgedeckt, unter anderem mit HD-Ü-Wagen und durch die Tochterfirma HDinside in München. Ist HD ein Thema für Sie?
Sicherlich ist die Innovationskraft der WIGE für uns ein interessanter Punkt. Die WIGE ist im Hinblick auf die Entwicklung neuer Techniken für die Außenübertragung schon immer sehr fortschrittlich gewesen. Gerade die Produktion in HD-Qualität wird zukünftig von immer größerer Bedeutung werden.

Sie wollen also weiter in die WIGE investieren?
Wir sind jetzt mit 15 Prozent eingestiegen und haben damit unser strategisches Interesse erkennbar gemacht. In den nächsten Monaten wird es darum gehen, in Gesprächen mit dem Vorstand der WIGE MEDIA AG herauszufinden, ob und in welchem Umfang wir unsere Beteiligung ausbauen oder ob die derzeitige Beteiligung für gemeinsame Aktivitäten ausreichend ist.

PLAZAMEDIA kooperiert mit TV Skyline beim Einsatz von Spezialkameras. WIGE hat ähnliche Produkte im Portfolio. Gibt es hier eine Interessenskollision oder ist man bei Kooperationen weiter offen und flexibel?
Ich bin der festen Überzeugung, dass wir uns hier immer offener aufstellen müssen. Die Zeiten sind vorbei, in denen man sich nur auf die eigene Kraft verlassen konnte. Der Markt ist hierfür zu dynamisch. Daher arbeiten wir gerne mit allen zusammen, die innovative Technologien entwickeln.

Grundsätzlich offen
Prüfen Sie neben der WIGE-Beteiligung auch weitere Investitionen in die Außenproduktion?
Wir sind hier grundsätzlich offen und schauen uns daher auf dem Produktionsmarkt um. Hier ist auch der europäische Produktionsmarkt, der sich im Moment in einer Phase der Konsolidierung befindet, interessant für uns. Die Produktion ist schließlich schon lange kein national begrenztes Geschäft mehr. Und wenn sich da Gelegenheiten bieten, werden wir sie sicherlich prüfen. Im Moment aber beschäftigen wir uns intensiv mit der WIGE.

Ihr Tochterunternehmen, das Deutsche Sportfernsehen DSF, hat 2007 sein bestes EBIT-Ergebnis erzielt und angekündigt, stärker in die Übertragung von zusätzlichen Sportarten zu investieren. Wollen Sie die selbst produzieren – über die PLAZAMEDIA?
Wir erweitern in der Tat das Portfolio an Sportarten und kaufen dabei auch Sportarten aus dem Ausland ein. Teilweise beinhalten diese Rechte bereits vorproduzierte Bilder. Wenn wir neue Sportarten aus Deutschland präsentieren, dann werden diese mit Sicherheit über die PLAZAMEDIA produziert.

Wie bewerten Sie die Pläne des neuen Fußball-Bundesliga Rechtehalters Sirius, die Produktion der Spiele künftig komplett selbst abzuwickeln? Was bedeutet das für PLAZAMEDIA? Ist es hilfreich, dass Sirius-Enterpreneur Leo Kirch auch Gesellschafter bei EM-Sport ist?
Wesentlich ist, dass die PLAZAMEDIA seit sehr vielen Jahren Partner im Rahmen der Bundesligaproduktion ist. Und wir gehen auch fest davon aus, dass wir im Hinblick auf eine Zusammenarbeit mit Sirius sehr gut positioniert sind, um auch hier wieder Partner zu werden. In den letzten Jahren hat PLAZAMEDIA nicht nur für Premiere, sondern auch für die Telekom und für Arena Bundesliga produziert. PLAZAMEDIA ist hier also seit langem Kompetenz- und Leistungsträger und verfügt nicht nur über ein einzigartiges Know-how, sondern auch eine einzigartige Infrastruktur. Der Konferenzkanal kann zum Beispiel nur bei PLAZAMEDIA abgewickelt werden. Sirius wird nach meiner Einschätzung keine Investitionen in technisches Equipment tätigen, sondern wird damit Dienstleister beauftragen. Und ich gehe davon aus, dass PLAZAMEDIA einer der wichtigen Dienstleister sein wird.

Sind da schon Gespräche im Gange?
Nein, Gespräche führen wir noch nicht. Erst wenn die Ausschreibungs-Modalitäten feststehen, der Spielplan auf dem Tisch liegt und die TV-Verwertung klar ist, kann man eine Anforderungsliste für die technische Umsetzung erstellen. Das wird jedoch sicherlich noch eine Weile dauern. Wie gesagt, wir sind hier sehr gut aufgestellt.
Eckhard Eckstein (MB 03/08)