Erfolgreiche Multiscreen Strategie

Eurosport will seine Rolle als Europas führender Sportprogramm-Anbieter plattformübergreifend weiter ausbauen. Beim Online-Video-Streaming-Angebot setzt die Sendergruppe jetzt auf Lösungen von Elemental Technologies. Genutzt werden Elemental Live für Live Encoding und Elemental Server für das Multiplattform-Streaming von VoD-Inhalten. MEDIEN BULLETIN sprach mit Marc Amiot, CIO von Eurosport, und Sam Blackman, CEO und Mitbegründer von Elemental, über die Vorteile der neuen Technologie.

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Erfolgreiche Multiscreen Strategie

Elemental Technologies, Anbieter von Videoprocessing-Lösungen zur Realisierung von Multiscreen-Distribution von Inhalten, hat Eurosport mit Encoder- und Server-Systemen zur Verbesserung der Video-Transkodierung ausgerüstet. Eingesetzt werden sie bei der paneuropäischen Sport-TV-Gruppe im Bereich Live- und On-demand-Multiplattform-Streaming-Services. Unterstützung bei der Integration der Systeme erhielt Eurosport vom französischen Elemental-Vertriebspartner B-Stream. Die Elemental-Server erlauben Eurosport, filebasiertes Transcoding schneller als Echtzeit zu realisieren. Mit den Elemental-Live-Encodern lassen sich mehrere Kanäle gleichzeitig mit linearen adaptiven Bitraten versorgen – zur Nutzung auf Endgeräten wie iPad und iPhone.

Streaming Video powered by Elemental wird von Eurosport auch auf Eurosport/Yahoo, der Website des Unternehmens und dem Player dort angeboten. „Eurosport benötigt Lösungen, die herkömmliches Video mit IP-basierten Netzwerken verbindet, die einfache Nutzbarkeit und Bedienung, hochqualitativen Output in jedem Kanal und ein Kostenmodell erlauben, das unseren vorhandenen Broadcast-Betrieb nicht zusätzlich belastet,” erklärt Marc Amiot, CIO von Eurosport.

„Mit der Processing Power der Elemental-Lösung ist Eurosport in der Lage, schnell und wirtschaftlich das Inhalte-Angebot auszubauen und zwar deutlich über die bereits in unserer aktuellen Library verfügbaren 50.000 Videos hinaus. Gleichzeitig kann auch die Video-Qualität weiter verbessert und die Zahl der Live-to-Internet-Verteil-Signale erhöht werden“, berichtet er weiter. Die derzeit installierte Elemental-Plattform erlaubt Eurosport, das Encoding von bis zu zwölf verschiedenen Versionen von Eurosport-Inhalten und bald bis zu 16 ergänzende Event-Bonus-Signale gleichzeitig zu verbreiten – in Formaten, die mit dem PC, iPhone/iPad und Connected-TV kompatibel sind.

Die Olympischen Winterspiele 2010 in Vancouver bildeten den Startpunkt für Eurosports technologischen Umstieg beim Videostreaming. „Der Eurosport Player für PC wurde zur Bereitstellung von Live Streams ausgebaut. Wir haben mit Smooth Streaming-Tests begonnen, drei HD-Kanäle gestartet und als Extrachannel auf unseren Player gesetzt. Ziel war, ein besseres Enduser-Erlebnis zu generieren“, berichtet Amiot. Um die richtige Technik dafür zu finden, habe Eurosport auf der IBC 2010 alle Encoder-Hersteller besucht und dabei auch Elemental Technologies entdeckt. „Die Lösungen dieses Unternehmens erschienen uns sehr innovativ“, meint Amiot. Sie passten zudem gut zu Eurosports Wunsch, zwei adaptive Formate gleichzeitig unterstützen zu können – nämlich Smooth Streaming von Microsoft und wegen des starken iPhone-Aufkommens auch Apples adaptives HTTP Live Streaming (HLS) für iOS.

„Wir wollten eine einzige Plattform, die in der Lage ist, alle unsere Feeds in diesen beiden Formaten zu encodieren. Auch sollte die Plattform in der Lage sein, neue Formate, die künftig an Relevanz gewinnen, zu akzeptieren. Die Lösung sollte nicht zu restriktiv und lizenzbasiert sein und offen für neue Formate“, erklärt Amiot. Neben den Lösungen von Elemental wurden auch die von Mitbewerber Envivio näher in Augenschein genommen. „Wir haben uns aber für Elemental entschieden, weil deren Lösung von der System-Architektur her größere Flexibilität versprach.

Unsere Tests haben gezeigt, dass die Elemental-Systeme sehr leistungsstark sind. 2011 haben wir uns zum Kauf entschieden“, sagt er. Im ersten Halbjahr 2011 wurden die Elemental-Encoder in den Eurosport-Player-Service integriert. Gestartet wurde im Mai 2011 mit dem Smooth Player für PC und im Sommer wurde schließlich auch Apples HLS für den iPhone Player implementiert. „Im September/Oktober 2011 waren alle Kanäle, die wir für PC und iPhone auf dem Player haben on air“, berichtet Amiot.

Die bisher dabei gemachten Erfahrungen bezeichnet er als „sehr gut“. „Wir haben aktuell zwölf Kanäle zu encodieren. Die meisten sind Multiple-Audio-Channels, was noch mehr Stream-Encodieren bedeutet. Ferner mussten die Encoder an unser IP-Distribution-Netzwerk angeschlossen werden. Natürlich war noch etwas Feintuning nötig, damit es unsere Mux-Streams akzeptiert. Schließlich werden bei uns viele Channels und Services zusammen in einem Stream zu einem Uplink geschickt“, sagt der Eurosport-CIO.

Mit Unterstützung des CDN-Dienstleisters Akamai (CDN = Content Distribution Network) habe man die Elemental-Systeme problemlos mit dem CDN kompatibel machen können. „Es war keine große Schwierigkeit, das System zu konfigurieren und zum Laufen zu bringen“, sagt Amiot.
Amiot ist mit der Entscheidung pro Elemental in mehrfacher Hinsicht zufrieden. „Wir haben vor allem die Encoding Power, die wir wollten. Und wir haben nun mehr Kapazitäten zur Verfügung als wir im Grunde erwartet haben und so große Flexibilität beim Ausbau unseres Streaming-Angebots. Neben der Skalierbarkeit ist auch die Möglichkeit, das System einfach zu managen und zu konfigurieren vorteilhaft“, lobt Amiot.

Auf der Streaming-Plattform von Eurosport sollen künftig auch 16 zusätzliche Event-Streams (Bonus-Signale) im Smooth Streaming- und HLS-Format angeboten werden. Sie sollen laut Amiot ab Sommer 2012 verfügbar sein und die gleiche Encoding-Qualität bieten wie Live-TV-Kanäle. „Die Event-
Streams werden zeitlich befristete Live-Feeds mit Bilder sein, die nicht im linearen Fernsehen übertragen werden“, sagt er. Bei einem Tennis-Turnier könne der Nutzer dann zum Beispiel das Center Court-Spiel im TV sehen, die Matches auf den Nebenplätzen aber im Eurosport Player.

Elemental Technologies

Die Software-Firma Elemental Technologies wurde im August 2006 in Portland, Oregon, gegründet und bietet seither Schlüsseltechnik für Video-Transcoding und -Processing. Das Unternehmen setzt auf die Leistungsfähigkeit von GPUs (Graphic Processing Units) und kooperiert dabei eng mit NVIDIA. „Das erlaubt uns mehr Rechenpower pro System. In einem filebasierten Bearbeitungssystem wie Elemental Server können wir so mehr Files parallel verarbeiten und mehr adaptierte Bitrate-Streams für Live-Video-Produktionen generieren“, erklärt Elemental-Geschäftsführer Sam Blackman. „Wir bieten eine höhere Stream-Dichte pro System in einer ausgezeichneten Video-Qualität, die besser ist als bei den meisten Wettbewerbern“, betont er.

Ein weiterer Vorteil von Elemental sei, dass man auf dem Linux-Betriebssystem arbeite und über einen eigenen Codec verfüge. „Die meisten unserer Mitbewerber lizenzieren Technologien und Codecs von Drittanbietern und packen die zusammen. Elemental hat einen eigenen GPU powered Codec von Grund auf selbst entwickelt und Linux gewählt, weil Data-Center und IT-Manager damit vorzugsweise arbeiten“, sagt Blackman. Der Codec integriert H.264- und MPEG2-Technologie. „Das bedeutet für unsere Kunden viele Vorteile. Wir können schneller innovativ werden und mit allen grafischen Veränderungen bei Multiscreen-Formaten und -Delivery besser Schritt halten und somit schneller auf die Kundenanforderungen reagieren“, betont der Elemental-Geschäftsführer. Sein Unternehmen zeichne sich zudem durch guten Support und interessante Preisgestaltung aus. „Weil wir keine Lizenzgebühren an Drittanbieter zahlen müssen, können wir selbst einen einfachen und fairen Preis von unseren Kunden verlangen. Das macht es auch für unsere Kunden einfach, sich auszurechnen, was sie die Einführung einer Multiscreen-Lösung kostet“, meint Blackman.

In den USA ist Elemental mit seinen Lösungen sehr erfolgreich unterwegs. Sieben der zehn größten Medienunternehmen dort nutzen bereits die Technologie von Elemental. Dazu gehören CBS, Comcast und Disney. „Hier haben sich die Programmanbieter schneller in Richtung Multiscreen bewegt als die Service Provider. Als Apple im Mai 2010 das iPad auf den Markt brachte hat die Multiscreen-Entwicklung eine enorme Dynamik erfahren. Und die Nachfrage nach Elemental Server und Elemental Live hat die gleiche exponentielle Steigerung erfahren wie der iPad-Verkauf. Klar war man auch vorher schon an Video auf dem PC oder auf Mobile-Geräten interessiert, aber im Grund hat erst das iPad einen regelrechten Multiscreen-Boom ausgelöst.“

Weil alle großen Broadcaster, von den Kundenwünschen getrieben, heute auf Multiscreen setzen würden, seien große VoD-Sammlungen und möglichst viele Live-Video-Kanäle angesagt. „Elemental kann helfen, große Bibliotheken für jede Art von Inhalten zu bauen und viele Live-Streams zu ermöglichen, ohne gleich in eine Vielzahl an Servern investieren zu müssen, die das Processing dafür erledigen. Wir können mit dem Elemental Live Encoder dank der GPU-Architektur mindestens vier Live-Kanäle pro System auf der Input-Seite realisieren und 40 bis 50 adaptive Outputs. Das ist sehr verlockend. Es erlaubt, vier oder fünf der vorhandenen CPU-getriebenen Systeme durch ein einziges Elemental-Live-System zu ersetzen. Das gleiche gilt für den Elemental Server.

Die wichtigsten Wettbewerber von Elemental sind Envivio, Harmonic und Cisco. Cisco hat im vergangenen Jahr Inlet Technologies übernommen, einen Anbieter von Lösungen für adaptives Bitraten Videoprocessing. „Harmonic und Envivio sind bereits seit vielen Jahren auf dem Markt, machen nur CPU-Processing und haben keine großen Veränderungen in der Architektur ihrer Systeme vorgenommen. Und deshalb zweifeln viele Kunden, ob eine ausreichend skalierbare Bereitstellung und Verbreitung von Video-Streams auf Basis der CPU-only-Technologie mit Blick auf die digitalen Processing-Anforderungen der Zukunft und die adaptive Bitraten-Generierung überhaupt möglich ist.

Und deshalb ist Elemental mit seiner neuen Herangehensweise, die sich auch die GPU-Rechenpower zu Nutze macht, in der Lage, sehr gute Ergebnisse in sehr kurzer Zeit zu erzielen“, betont Blackman. Elemental sei deshalb auch in den letzten Jahren extrem schnell gewachsen. „2008 hatten wir einen Umsatz im sechstelligen US-Dollar-Bereich, 2009 und 2010 waren wir siebenstellig unterwegs und 2011 bereits achtstellig. Wir wachsen schnell, aber der Markt insgesamt auch. Ich bin sicher, dass auch Harmonic und Envivio ihren Umsatz ebenso stark steigern konnten“, meint Blackman.

2011 hat Elemental ein europäisches Büro eröffnet und konnte schon ein paar sehr gute europäische Kunden gewinnen. Neben Eurosport gehören dazu unter anderem TF1 in Frankreich, Deltatre in Italien, QVC in Italien und UK, sowie VMMA in Belgien.
Elemental-Distributor in Deutschland/Österreich/ Schweiz ist die IP4Media GmbH (Geschäftsführer Markus Wallies ist seit Anfang 2012 Business Developement und Sales Manager bei Annova).

Auf den Kunden Eurosport ist man bei Elemental besonders stolz. „Eurosport hat uns gewählt, weil die Sender-Gruppe kontinuierlich die Zahl ihrer Live-Channels ausbauen will. Mit der Elemental-Lösung hat Eurosport nun genug Kapazität für weiteres Wachstum. Neue Streams lassen sich einfach hinzufügen, ohne dafür zusätzliche Systeme kaufen zu müssen“, erklärt Blackman.
Der Elemental-CEO ist zuversichtlich, dass Elemental in diesem Jahr in Europa viele neue Kunden gewinnen wird.
Eckhard Eckstein
(MB 03/12)