All-Media-Ansatz mit großer Themenbreite

Bereits im 26. Jahr werden im Oktober 2012 in der bayerischen Landeshauptstadt die MEDIENTAGE MÜNCHEN veranstaltet. Sie bieten neben dem Medienforum NRW in Köln die wichtigste medien-politische Diskussionsplattform in Deutschland. Im Vordergrund der Kongressveranstaltung mit angeschlossener Ausstellung steht auch in diesem Jahr wieder die durch die Digitalisierung bewirkte Transformation der Mediennwelt. MEDIEN BULLETIN sprach darüber mit Johannes Kors, Geschäftsführer des Kongressveranstalters Medientage München GmbH.

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All-Media-Ansatz mit großer Themenbreite

Was verbirgt sich hinter dem Motto der diesjährigen MEDIENTAGE MÜNCHEN – „Weichen stellen. Die neuen Gesetze der Medienwelt“?

Johannes Kors: Die durch Digitalisierung und Internet ausgelöste rasante Entwicklung neuer medialer Angebote hat sich weltweit das Nutzungsverhalten der Rezipienten verändert und parallel dazu auch die Werbe-Buchungen der Industrie. In der Folge hat sich im Netz neben dem Bereich der klassischen Medien eine Service- und Gaming-Branche von enormer Dynamik entwickelt, die immer mehr Bereiche der analogen Welt herausfordert beziehungsweise ersetzt. Der dadurch ausgelöste Veränderungsprozess ist in vollem Gange und wird durch Mobile Media weiter beschleunigt. Mit dem Siegeszug des Internet geraten die bisherigen Geschäftsmodelle in der Kommunikationsbranche in Bedrängnis.

Die klassischen Medien müssen deshalb jetzt die Weichen stellen, für die Übertragung von Geschäftsmodellen wie paid content in die digitale Welt, um zu überleben. Parallel dazu muss die Politik die Weichen stellen, um gegebenenfalls die Wettbewerbsbedingungen von den Rundfunk- und Internetakteuren anzugleichen. „Level playing field“ lautet dazu die Anforderung der Medienindustrie an die Politik. Offensichtlich wird der Handlungsbedarf durch die beim Smart-TV parallele Möglichkeit der Nutzung von Internet und Fernsehen auf dem TV-Bildschirm.

Auch eine Lösung der Fragen beim Urheber- und Leistungsschutzrecht sowie Datenschutz wird immer virulenter. Die neuen Gesetze der Medienwelt erfordern mithin sowohl für die Medienwirtschaft als auch die Medienpolitik, die Weichen jetzt zu stellen. Alle relevanten Themen dazu werden in den Gipfelrunden und in den zahlreichen Panels der MEDIENTAGE MÜNCHEN 2012 diskutiert.

Welche Trend-Themen werden die MEDIENTAGE besonders adressieren?

Ein Hauptthema ist ohne Zweifel die zunehmende Verschmelzung von Fernsehen und Internet. Die Panel-Angebote zu Hybrid-, Smart- und Internet-TV sind die von den Teilnehmern erkennbar am stärksten nachgefragten Foren. Die neuesten Ergebnisse des Web-TV-Monitors werden wiederum exklusiv auf den MEDIENTAGEN MÜNCHEN präsentiert. Zudem wird erstmals eine Studie präsentiert, die die Auswirkungen der geplanten Reduzierung der Radio-Werbung der ARD untersucht hat.

Auch die für alle Medien übergreifend wichtigen Themen wie „Trading“ oder „Multimedia-Reichweitenmessung“ finden in der breiten Form wohl nur auf den MEDIENTAGEN statt. Weitere Trendthemen sind „Big Data“ und „Cloud computing“. Ob Social Networks, Search, User Generated Content oder E-Commerce – in der digitalen Gesellschaft fallen immer mehr Daten an. Und immer effektiver lassen sich diese Nutzerdaten archivieren, auswerten – und auch monetarisieren.

Wenn beispielsweise TV-Inhalte in Social Networks diskutiert, bewertet und analysiert werden, können darauf basierend neue Programmformen entwickelt und die Werbung gezielter und dialogfähiger werden. Social-TV ist mithin ein weiteres Trendthema dem sich mehre Panels widmen.

Gibt es auch Themen, die auf anderen Medienevents zuvor so noch nicht diskutiert wurden?

Eine Alleinstellung haben die MEDIENTAGE MÜNCHEN inzwischen auch mit dem breiten Themenangebot zu Medien- und Netzpolitik sowie digitale Gesellschaft. Themen, wie zum Beispiel die Medienkultur der Generation C oder die Frauenquote in Medienunternehmen finden in der Vielfalt wohl auf keinem anderen Medienkongress statt.

Gibt es weitere Alleinstellungsmerkmale der MEDIENTAGE MÜNCHEN? Was unternehmen Sie, damit sich Ihr Event von anderen Medienveranstaltungen inhaltlich absetzt?

Der USP der MEDIENTAGE ist ganz klar die Vielfalt und Breite der angebotenen Themen, der All-Media-Ansatz der alle Gattungen beinhaltet, ergänzt durch die medienübergreifenden Themenbereiche Werbung, Medien- und Netzpolitik, Aus- und Fortbildung sowie die rund 500 Referenten, die als Experten und Entscheider für alle MEDIENTAGE-Teilnehmer potenzielle Gesprächspartner sind.

Was sind für Sie die Highlights der diesjährigen MEDIENTAGE MÜNCHEN?

Die Highlights sind wiederum die Gipfelrunden Mediengipfel, Publishing-Gipfel, Online-Gipfel, Content-Gipfel und Infrastruktur-Gipfel, die die Top-Themen der Medienwelt behandeln und alle mit Top-Referenten besetzt sind.

Gibt es interessante Neuerungen? Wird beispielsweise das Begleitprogramm weiter ausgebaut?

Traditionell gibt es zahlreiche hochkarätige Veranstaltungen rund um die MEDIENTAGE MÜNCHEN. Angefangen von der Nacht der Medien über den Medien Golf Cup bis hin zum Après Fair am zweiten Kongresstag. Neu hinzugekommen ist in diesem Jahr die Speakers Corner auf dem frei zugänglichen Messebereich der MEDIENTAGE MÜNCHEN. Hier bieten wir Interessierten eine Präsentationsplattform für jeweils 25-minütige Vorträge.

Die als „Elefantenrunde“ bekannte große Eröffnungsdiskussion wird auf acht Teilnehmer reduziert. Was verspricht man sich davon?

Die Verschlankung schafft unserer Meinung die Basis für eine noch tiefer gehende, pointierte Diskussion als in der Vergangenheit. Sie erleichtert das Erörtern von Einzelaspekten und fördert den Schlagabtausch. Beste Voraussetzungen also für eine ebenso fundierte wie kurzweilige Debatte.

Warum ist das Gastspiel von Roland Tichy als Moderator der „Elefantenrunde“ so kurz ausgefallen? Warum wird er durch Miriam Meckel ersetzt?

Grundsätzlich geht es uns auch darum, den Mediengipfel noch überraschender zu gestalten – für die Teilnehmer als auch für die Besucher der MEDIENTAGE MÜNCHEN. Das impliziert ausdrücklich auch neue Gesichter auf dem Podium. EinenAutomatismus soll es dabei nicht geben.

Welche Botschaft hat der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer als Eröffnungsredner dabei?

Das wissen wir als Veranstalter auch erst einen Tag vor Beginn.

Machen Großveranstaltungen wie die MEDIENTAGE MÜNCHEN mittelfristig noch Sinn oder sind kleinere Spezialveranstaltungen, die ja auch vom Veranstalter der MEDIENTAGE MÜNCHEN organisiert werden, eher Erfolg versprechender?

Große Veranstaltungen machen solange Sinn, wie die Nachfrage dafür da ist. Die nach wie vor hohe Teilnehmer-resonanz der MEDIENTAGE MÜNCHEN belegt, dass die Veranstaltung trotz des tiefgreifenden Strukturwandels und der größten Umwälzungen im Medienbereich seit Erfindung des Buchdrucks nicht an Bedeutung verloren hat. Die hohe Themenvielfalt und Kontakt-Anzahl und -Qualität auf Entscheider- und Expertenseite ist in Deutschland nur auf den MEDIENTAGEN MÜNCHEN zu finden. Hier haben die MEDIENTAGE MÜNCHEN, wie schon erwähnt, inzwischen eine Alleinstellung. Ergänzend dazu haben Mediengattungsveranstaltungen oder andere Spezialevents natürlich auch weiterhin ihre Bedeutung.

Mit welchem Etat müssen Sie in diesem Jahr auskommen? Welche Rolle spielen bei der Finanzierung Sponsoren und der Freistaat?

Der Etat beträgt rund zwei Millionen Euro. Er setzt sich auf der Erlösseite zusammen, aus den Fördermitteln des Freistaats Bayern (0,33 Millionen Euro), der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (0,18 Millionen Euro) und den eigenerwirtschaften Mitteln aus Kongress und Messe in Höhe von voraussichtlich 1,4 bis 1,5 Millionen Euro. Der Selbstfinanzierungsgrad beträgt mit rund 75 Prozent ein Vielfaches vergleichbarer Veranstaltungen.
Eckhard Eckstein
(MB 10/12)