München ist absolut führend

Die Digitale Cinematographie in München verzeichnet ein wachsendes Besucher- und Aussteller-Interesse. Die Veranstaltung am 28. Juni 2007 überzeugte durch ihr breites Themenspektrum zum Thema digitale Produktion, durch interessante Screenings, Workshops und Seminare. Mit Hilfe eines neuen Sponsors soll nun die Qualität und Professionalität der Digitalen Cinematographie weiter optimiert werden.

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Bereits zum fünften Mal ist am 28. Juni 2007 die „Digitale Cinematographie“ im Rahmen des Filmfests München über die Bühne gegangen. Organisiert wurde die Tagesveranstaltung mir Workshop-, Messe- und Kongress-Teil wie in den Jahren zuvor vom Münchner High Definition Competence Center. Hierin haben die Unternehmen Bandpro München GmbH, Ludwig Kameraverleih GmbH und MK Media Production ihre High-Definition-Aktivitäten gebündelt.

Veranstaltungsort war wieder das Forum im Deutschen Museum. „Nachdem uns dort als Ausstellungsfläche das Erdgeschoss und Untergeschoss, also insgesamt fast 2.000qm zur Verfügung stehen, haben wir genügend Spielraum für ein gesundes Wachstum“, erklärte Martin Kreitl, Geschäftsführer von MKMedia Production wenige Monate vor dem Event. Danach war man sich dessen nicht mehr ganz so sicher. So erklärte Martin Ludwig, Geschäftsführer von Ludwig Kameraverleih: „Wir müssen sehen, was wir nächstes Jahr machen. Es zeichnet sich ab, dass immer mehr Partner hier ausstellen wollen. Einige Firmen, die kurzfristig aufspringen wollten, konnten wir sogar dieses Jahr schon nicht berücksichtigen.“
Zu den Ausstellern zählten unter anderem Avid, Arri, Apple, Artus Postproduktion, BAF, Canon, Chrisziel, Die Agenten, Dreamwalks, DVC, DVE, DVS, Fujinon, IRT, HFF, JVC, Panasonic, Quantel, Sono Studiotechnik, Soundlab, Technocrane, Videocation und Videor Technical.
Trotz räumlicher Limitationen soll das Forum als Veranstaltungsort erhalten bleiben. Wichtiger Grund dafür ist die vorhandene Infrastruktur mit Räumlichkeiten für Workshops und Seminare und dem großen Kinosaal für Screenings.

„Die Digitale Cinematographie ist inzwischen keine regionale Veranstaltung mehr. Wir haben Aussteller aus ganz Deutschland hier, zum Beispiel Camelot aus Berlin oder Chroma aus Hamburg, und verzeichnen eine wachsende Zahl internationaler Besucher“, berichtet Ludwig. „Das Interesse an unserer Veranstaltung wächst. Digitale Cinematographie ist inzwischen ein bekannter Markenname.“ Und weil das so sei, wolle man vor allem die Qualität der Veranstaltung weiter steigern. „Wir sind deshalb auf der Suche nach einem Sponsor, der zur Verbesserung der finanzielle Situation und damit auch zur professionelleren Realisierung der Veranstaltung beitragen kann“, betont Ludwig. „Wir wollen noch mehr Produktionen hier vorstellen und für die Screenings vielleicht noch ein zweites Kino dazu nehmen. Wir haben festgestellt, dass das Interesse an Content steigt“, sagt er. Auch die angebotenen Workshops kämen gut an. Ludwig: „Da kann deshalb noch mehr passieren, insbesondere im Bereich Hands-on.“
Auf der Pressekonferenz der Digitalen Cinematographie machte Bandpro München Geschäftsführer Gerhard Baier deutlich, dass die Veranstaltung längst nicht mehr auf Akquisitionstechnologien beschränkt sei, sondern dass heute die ganze Vielfalt des kompletten digitalen Produktionsworkflows auf der Messe wie auch in den Seminaren und Workshops präsentiert würde. Hintergrund sei, dass bei einer Produktionsplanung heute vor der Kamerawahl meist schon die nachgelagerten Produktionsschritte in der Postpro Berücksichtigung finden müssten.

„Im Bereich der digitalen Cinematographie sind inzwischen deutlich mehr Technologien im Einsatz als noch im letzten Jahr. Die Ansprüche hier steigen. Deshalb verzeichnen wir auf der Messe auch eine höhere Vielfalt an präsentierten Produkten und Lösungen“, meint Ludwig. Die Digitale Cinemathographie integriere letztlich alles, was für eine digitale Produktion benötigt wird. „Auch Digital Intermediate (DI) ist natürlich Bestandteil unserer Digitalen Cinemathographie“, sagt er. Das Thema High-Definition (HD) sei nur ein Bestandteil der Show. Ludwig: „Es geht hier um digitale Aufnahmetechnologien, um digitale Workflows und deren Verzahnung. Letztlich wollen wir die Besucher über alle digitale Möglichkeiten für ihre Filmprojekte informieren.“
Dabei sehen sich die Veranstalter der Digitalen Cinematographie als Speerspitze der digitalen Bewegung in Deutschland. „München ist hier absolut führend“, betont Ludwig.

Berlin keine Konkurrenz
Initiativen wie HD@work in Berlin betrachtet er mit souveräner Gelassenheit. „Das ist keine Konkurrenz für uns. Berlin hinkt in Sachen HD gewaltig hinterher. Außerdem haben die dort einen anderen Ansatz als wir. HD@work versucht, HD-Produktionen und HD-Technologien den Produzenten beizubringen“, meint er. In München habe man schon lange vor anderen Standorten HD-Produktionen realisiert. Heute sei die bayerische Landeshauptstadt auch in Hinsicht auf die dort existierenden HD-Produktionsmittel in Deutschland führend.
Und Gerhard Baier betont den Stellenwert der Filmtechnik im Großraum München. „München ist in dieser Hinsicht weltweit Filmhauptstadt Nummer 1. Man wird sich schwer tun, eine Produktion zu finden, die keine Filmtechnik aus dem Münchner Raum einsetzt, ob von Sachtler, Arri oder Denz“, sagt er.

Mit dem Verlauf der Digitalen Cinematographie 2007 zeigen sich die Veranstalter sehr zufrieden. „Wir haben ein tolles Feedback von vielen Ausstellern und Besuchern bekommen“, berichtet Ludwig. Positive Resonanz habe es unter anderem wegen der großen Themenbreite und dem starken Interesse an den Workshops gegeben. Das Spektrum der Besucher sei sehr bunt gewesen. „Es sind Kameraleute, Postproduktionsinteressierte, Produzenten und andere Filmschaffende gekommen“, meint er. Insgesamt verzeichneten die Veranstalter über 700 Besucher. Dazu kamen noch rund 100 Mitarbeiter der Partnerunternehmen und Aussteller.
Das Untergeschoss des Forums wurde in diesem Jahr auch als Treffpunkt für die Aus- und Weiterbildung genutzt. Hierzu waren die Hochschule für Film und Fernsehen München (HFF) und die Bayerische Akademie für Fernsehen (BAF) zur Teilnahme eingeladen.
„Sehr viel versprechend ist auch das neue Veranstaltungsthema Cinematographers Style, dass wir in Zusammenarbeit mit dem Bundesverband Kamera (BVK) realisiert haben. Wir wollen daraus eine regelmäßige Reihe machen. Das Thema Filmgestaltung in der digitalen Welt gewinnt schließlich zunehmend an Bedeutung“, betont Ludwig.
Highlight war auch in diesem Jahr das digitale Screening im ehemaligen IMAX-Kino, das mit einem Sony 4K Projektor mit SXRD-Technologie ausgestattet ist. Auf einer fast 300 Quadratmeter großen Leinwand wurden interessante Beispiele für digitale Produktionen gezeigt.
Dazu gehörten auch Ausschnitte aus der Kino-Doku „Mit den Waffen einer Frau“ der Produzenten Ralf Heincke und Florian Leidenberge. Der Film (Mix: Super 16, HDV; DI HDCamSR) zeigt den harten Trainings- und Wettkampf-Alltag der mehrfachen Biathlon-Weltmeisterin und -Olympia- Siegerin Kati Wilhelm und der dreifachen Biathlon Weltmeisterin Magdalena Neuner. Beide waren beim Screening anwesend.

Auch der Grimme-Preisträger Franz X. Gernstl zeigte auf der Digitalen Cinemathografie bisher unveröffentlichtes HD- Material aus seiner neuen, für den BR produzierten, Reportagereihe „Gernstls große Deutschlandreise“.
Die Anbindung der Digitalen Cinematographie an das Filmfest München soll laut Ludwig erhalten bleiben. „Das ist für uns ein ganz wichtiger Punkt. Gerne würden wir eine noch engere Verknüpfung mit dem Filmfest erreichen, um so noch mehr Filmfest-Publikum ansprechen zu können. Da gibt es noch mehr Besucher-Potenzial, zum Beispiel bei den vielen Jungfilmern dort. Das sind unsere Kunden von morgen“, meint er.
Eckhard Eckstein (MB 07/07)