Das inzwischen bereits in seiner 19. Auflage erscheinende Jahrbuch enthält Daten und Analysen zur Rolle der europäischen Film- und Fernsehindustrie auf dem Weltmarkt, über die Entwicklung der Vertriebsplattformen, über Fernsehdienste und audiovisuelle Abrufdienste, aber auch über den europäischen Kino- und Videomarkt. Außerdem – und das ist neu – veröffentlicht das Jahrbuch in diesem Jahr erstmals eine Analyse zur Rolle europäischer Spielfilme in den Programmen amerikanischer Fernsehsender.
Aus der Masse der Daten in dieser Veröffentlichung (128 Tabellen, 50 Graphiken) lassen sich einige besonders signifikante Zahlen hervorheben:
- Der Marktanteil der europäischen Film- und Fernsehindustrie auf dem Weltmarkt, berechnet anhand einer Analyse der audiovisuellen Umsätze (Kino, Fernsehen, Abrufdienste, Tonträger, Videospiele, Fachhandel) der 50 größten international operierenden Gruppen ist von 17,1 % im Jahr 2009 auf 12,5 % im Jahr 2013 zurückgegangen. Der Marktanteil der US-amerikanischen Gruppen ist im gleichen Zeitraum von 57,7 % auf 66,4 % gestiegen.
- Die Einnahmen der öffentlich-rechtlichen Rundfunksender in der Europäischen Union sind ebenfalls leicht gesunken, und zwar von 33,4 Milliarden Euro 2009 auf 32,6 Milliarden 2012. Im Jahr 2012 lag der Anteil der öffentlichen Einnahmen (Rundfunkgebühren, öffentliche Gelder, Abgaben usw.) an den Gesamterlösen bei 76,2 %, die kommerziellen Einnahmen (Werbeeinnahmen, Einnahmen aus Pay-TV, Verkauf von Rechten und Produkten usw.) machten 21,4 % aus und die sonstigen Einnahmen 2,4 %.
- Die Umsätze der 19 größten privaten Sendergruppen sind 2013 bei gleichbleibender Tätigkeit um 1 % gestiegen. Die Sendergruppen, die den größten Teil ihrer Einnahmen aus kostenpflichtigem Fernsehen erwirtschaften, konnten ein Wachstum von 1,5 % erzielen, bei den Gruppen, die sich im Wesentlichen über Werbung finanzieren, sind die Umsätze im Großen und Ganzen unverändert geblieben (-0,1 %).
- 2013 gab es in den 37 europäischen Ländern insgesamt 7898 Pay-TV-Sender – 2009 waren es noch 8381, also ein Rückgang um 5,8 %. Besonders ausgeprägt war die Konzentration auf dem Kabelfernsehmarkt (7551 Anbieter gegenüber 8079) und beim Mobilfernsehen (53 im Jahr 2013 gegenüber 77 im Jahr 2009). Gestiegen ist dagegen die Zahl der Anbieter von Satellitenplattformen, und zwar von 73 auf 80. Auch die Zahl der Anbieter von digitalem terrestrischem Pay-TV hat von 25 auf 33 zugenommen, trotz einer Reihe von Insolvenzen. Gestiegen ist auch die Zahl der Anbieter von IPTV-Plattformen über DSL-Netze, und zwar von 127 auf 181. Dieser Anstieg macht die wachsende Bedeutung deutlich, die Telekommunikationsanbieter heute im audiovisuellen Bereich haben.
- Die Analyse der Rolle europäischer Filme (Spielfilme, Fernsehfilme, Serien, Animation) in den Programmen von 35 Fernsehsendern in den Vereinigten Staaten im Jahr 2012 zeigt, dass europäische Spielfilme im amerikanischen Fernsehen keine große Rolle spielen – gerade einmal 8,2 % aller gezeigten Filme kommen aus Europa. Diese Zahl enthält auch die 7 % Filme, die in Koproduktion zwischen europäischen Produzenten und Produzenten aus anderen Ländern hergestellt wurden oder mit finanzieller Beteiligung produziert wurden, d.h. im Wesentlichen amerikanischer Beteiligung. Umgekehrt liegt der Anteil amerikanischer Spielfilme an den Programmen europäischer Fernsehsender regelmäßig bei über 52 %.
- 59,5 % der VoD-Dienste, die in den Mitgliedstaaten der Europäischen Union zugänglich sind, befinden sich unter der Kontrolle amerikanischer Gruppen.
In der Einführung weist André Lange, der Leiter der Abteilung „Informationen über Märkte und Finanzierungen“ der Europäischen Audiovisuellen Informationsstelle, auf die zunehmenden Probleme hin, die es bei der Erfassung von Daten über den Film- und Fernsehmarkt gibt. Die Ursachen sind vielfältig – die Konsolidierung der Rechnungsabschlüsse, die von den großen Gruppen praktiziert wird, die Tatsache, dass von den Anbietern audiovisueller Abrufdienste kaum Daten veröffentlicht werden, aber auch die Probleme, die sich bei der Messung der Zuschauerzahlen ergeben. Mit den immer zahlreicher werdenden Kanälen, über die Fernsehen heute empfangen werden kann, wird die Messung der Zuschauerzahlen immer komplexer. Gleichzeitig erleben wir ein paradoxes Phänomen: Die wachsende Bedeutung des Internet führt dazu, dass weltweit immer größere Datenmengen produziert werden – und die Möglichkeiten für eine Auswertung der „Big data“ durch die großen Anbieter zunehmen –, der Zugang zu Basisinformationen, die eine genaue Beobachtung der Marktentwicklung ermöglichen, jedoch immer schwieriger wird.
Das Jahrbuch stützt sich auf die Zusammenarbeit mit nationalen Korrespondenten und Organisationen oder Verbänden wie dem Bureau Van Dijk Electronic Publishing, dem EBU Media Intelligence Service (MIS), dem informellen Netzwerk EFARN, dem Eurodata-TV Worldwide von Médiamétrie, EUROSTAT, IHS, der International Video Federation (IVF), Médiasalles, ROVI, Warc. (7/14)
Foto: André Lange – Head of the Department for Information on Markets and Financing