
RTL Deutschland stellt seine Unternehmensstruktur neu auf und setzt künftig noch stärker auf das Wachstum des Streamingdienstes RTL+. Das Unternehmen bestätigte nun offiziell den geplanten Abbau von rund 600 Stellen an allen Standorten. Zuvor hatte die Wirtschaftswoche darüber berichtet.
Der Schritt ist Teil einer umfassenden Neujustierung der Organisation. Ziel ist es, Kostenstrukturen an veränderte Marktbedingungen anzupassen und die eigene Position im Wettbewerb mit internationalen Streaminganbietern zu stärken.
Marktumfeld unter Druck
Der Hintergrund für die Maßnahmen ist eine seit Jahren rückläufige Entwicklung im klassischen TV-Werbemarkt. Seit 2019 sind die linearen Werbeumsätze in Deutschland laut RTL-Angaben um mehr als 20 Prozent gesunken. Gleichzeitig verlagert sich die Mediennutzung weiter Richtung Video-on-Demand, was die strategische Priorisierung von RTL+ zusätzlich befeuert.
In derselben Zeit hat RTL Deutschland erheblich in seinen Streamingdienst investiert. Die Zahl der zahlenden RTL+-Abonnenten stieg von 0,8 Millionen (2019) auf über 6,6 Millionen (Ende September 2025). Das Unternehmen sieht sich auf Kurs, im Jahr 2026 erstmals profitabel zu arbeiten.
Kostenschnitt und organisatorische Neuaufstellung
Um die Ressourcen entlang dieser Entwicklung auszurichten, wird RTL Deutschland die Unternehmens- und Kostenstrukturen neu ordnen. Der Stellenabbau soll „so sozialverträglich wie möglich“ erfolgen – über Abfindungsprogramme und Modelle wie Altersteilzeit. Die Umsetzung findet laut RTL in enger Abstimmung mit den Betriebsräten statt.
Neben dem Personalabbau plant RTL weitere strukturelle Anpassungen, um Prozesse stärker auf digitale Workflows zu konzentrieren. Die geplante Übernahme von Sky – deren Prüfung und Umsetzung aktuell läuft – soll zusätzlich zu Reichweite, Technologie und Inhalten beitragen, die künftig stärker in einer integrierten Streamingstrategie zusammenlaufen.
Schmitter: „Tiefgreifende, aber notwendige Maßnahmen“
CEO Stephan Schmitter betont, dass der Schritt angesichts der Marktveränderungen alternativlos sei. Er sagt: „Der Medienmarkt befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel. Um langfristig erfolgreich und wettbewerbsfähig zu bleiben, richten wir RTL Deutschland noch konsequenter auf das Streaming Geschäft aus. Mit dem dynamischen Wachstum von RTL+ und der geplanten Übernahme von Sky haben wir eine starke Basis für künftigen Erfolg. Dabei stehen unsere Inhalte und unsere publizistische Verantwortung weiterhin im Mittelpunkt unserer Aktivitäten – mit gezielten Investitionen in Unterhaltung, Sport und Nachrichten sowie neue Technologien für unser Publikum von heute und morgen. Um die dafür erforderlichen Strukturen und Ressourcen zu schaffen, haben wir gemeinsam mit den Betriebsräten ein Programm entwickelt, das den notwendigen Personalabbau so fair und verantwortungsvoll wie möglich gestalten soll – mit großem Respekt und Dankbarkeit gegenüber allen betroffenen Kolleginnen und Kollegen. Diese Maßnahmen sind tiefgreifend, aber zwingend notwendig und werden die Position von RTL Deutschland angesichts der strukturellen und konjunkturellen Herausforderungen nachhaltig stärken.“
Der Personalabbau markiert damit einen der größten strukturellen Einschnitte der vergangenen Jahre im deutschen Privatfernsehen.













