Verstärktes Zusammenspiel

Zur IBC 2015 wurden zahlreiche Firmen-Übernahmen und -Kooperationen bekannt. Der Konsolidierungsdruck in der Broadcast-Branche hält weiter an, ebenso wie die Bereitschaft der Firmen sich stärker zu öffnen und gemeinsam mit anderen die Entwicklung innovativer Schlüsseltechnologien in Angriff zu nehmen. Das betrifft den Wechsel von SDI- hin zu IP-basierten Infrastrukturlösungen ebenso wie die Qualitätsverbesserung bei Audio und Video für ein besseres Mediennutzererlebnis.

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Verstärktes Zusammenspiel

„Wir bewegen uns heute in einem Haifischbecken. Alle Hersteller und Lösungsanbieter im Broadcast-Geschäft sind aggressiv bemüht, sich für die veränderte Medienwelt neu zu positionieren. Dabei werden sich nicht alle durchsetzen können. Viele werden noch auf der Strecke bleiben“, kommentierte ein langjähriger Branchen-Kenner auf der IBC 2015 bekannt gewordene Firmenzusammenschlüsse und -kooperationen. Und manche Unternehmen würden gerade für einen angepeilten Verkauf „vorbereitet“. Hinter vorgehaltener Hand wurden auch gleich potentielle Übernahme-Kandidaten genannt. Manche dieser Informationen sind jedoch mit Vorsicht zu genießen. Auch Expertenkommentare sind nicht immer frei von Eigeninteresse. Die IBC ist nun mal auch ein guter Ort für Meinungsmache und Gerüchte. Aber wenden wir uns den Fakten zu.

Kurz vor der IBC 2015 sorgte noch die Übernahme von Elemental durch Amazon für Furore (siehe S.6). Auf der Broadcast-Messe selbst war dann die geplante Envivio-Akquisition durch Ericsson Gesprächsthema. Aktionären des im Jahr 2000 in San Francisco gegründeten Unternehmens wurden 4,10 US-Dollar pro Aktie in bar angeboten. Dies entspricht einem Angebotswert von insgesamt rund 125 Millionen US-Dollar. Mit der Übernahme von Envivio will Ericsson seine Position im Bereich Videokompression stärken. Auch Elemental war im Fokus von Ericsson. Hier konnte man sich indes nicht gegen Amazon durchsetzen. Envivio beliefert weltweit über 400 TV-Anbieter, hat 2014 einen Umsatz von 43 Millionen US-Dollar erzielt und beschäftigt rund 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weltweit. Zu den weltweiten Kunden des Unternehmens gehören Comcast, Cox Communications, Liberty Global, Sky, Telstra und Time Warner Cable. Ericsson ist, wie Thorsten Sauer, Präsident Broadcast Services, gegenüber MEDIEN BULLETIN auf der IBC 2015 betonte, nicht nur weltweit führender Mobilfunkinfrastruktur-Ausrüster und TK-Dienstleister, sondern auch führender Anbieter für TV-Sende- und Übertragungstechnik. Zum Ericsson TV-Portfolio gehören unter anderem IPTV- und Multiscreen-TV-Lösungen, Video-Kompressions- und Playoutlösungen, CDN- (Content Delivery Network) sowie Cloud-basierte Video-on-Demand- und DVR-Angebote. Darüber hinaus betreibt Ericsson weltweit als Dienstleister bereits die Technik mehrerer hundert TV-Sender und testet mit Mobilfunknetzbetreibern weltweit LTE-Broadcast.

ChyronHego weiter auf Akquisitionstour

Weiterhin auf Akquisitionstour zeigte sich zur IBC ChyronHego. Das Unternehmen kündigte in Amsterdam die Übernahme von Newsroom Solutions an, einem US-Anbieter von Newsticker-Grafik-Lösungen. Dabei handelt es sich um voll integrierte Software, Hardware und Services für lokale Kabelnetz-Anbieter und TV-Stationen. ChyronHego will durch die Übernahme sein Portfolio an Tools für die Nachrichten-Produktion erweitern. Erst kurz vor der IBC 2015 hatte ChyronHego auch die holländische Firma VidiGo, Anbieter von IT-basierten Software-Lösungen für Content-Kreation und -Management in Live-Produktionsworkflows geschluckt. ChyronHego-Geschäftsführer Johan Apel machte damit sein Versprechen von der NAB 2015 wahr, „interessante Unternehmen zu kaufen“. „Die Broadcast-Industrie ist gegenwärtig sehr fragmentiert und reif zur Konsolidierung. Wichtigste Treiber dabei ist die Migration hin zu IT-Lösungen und Software basierten Produktionsumgebungen. Durch die kürzlich erfolgte Übernahme unseres Unternehmens durch Vector Capital ist ChyronHego bestens dafür gerüstet, eine führende Rolle im Konsolidierungsprozess und bei der IT-Transformation in der Broadcast-Branche zu spielen“, betonte er dort.

Durch die VidiGo-Übernahme bieten sich ChyronHego neue Geschäftsmöglichkeiten im Bereich Broadcast-News und -Sport ebenso wie in neuen Märkten wie Corporate-Video. Die VidiGo-Technologie sei die ideale Ergänzung zu ChyronHegos BlueNet Grafik- und Playout-Workflow-System und setze das Unternehmen in die Lage, seinen Kunden nun echte End-to-end-, IT-basierte Produktionslösungen anzubieten, heißt es.

Quantel und Snell mit neuem Namen

Die IBC 2015 nutzen einige Unternehmen auch, um ihre Neupositionierung nach einer Fusion zu präsentieren. Quantel und Snell zeigten sich beispielsweise auf dem gemeinsamen Stand in Halle 7 erstmals unter dem neuen Firmennamen SAM – Snell Advanced Media. Einige Messebesucher bedauerten, dass die bekannte Marke Quantel bei der Umfirmierung ganz auf der Strecke bleibt. „Die IBC 2015 markiert eine spannende neue Ära für unser Unternehmen “, erklärte Tim Thorsteinson, CEO von SAM. „In den vergangenen fünf Monaten nach der NAB haben wir unser gesamtes Portfolio von Grund auf überholt. Alle Produktbereiche beider Unternehmen wurden zusammengeführt, um auf dieser Basis eine neue Firma zu kreieren, die über eine einzigartige Mischung aus Erfahrung und dynamischem Potential verfügt.“ Die neue Firmenphilosophie ziele darauf ab, die Lücke zwischen der Produktion und der Auswertung der Inhalte komplett auszufüllen. „Wir wollen für unsere Kunden der perfekte Partner sein, der sie dabei unterstützt, die zukünftigen Anforderungen des digitalen Medienmarktes zu bewältigen, welcher sehr stark von den Nutzern bestimmt sein wird“, sagte Thorsteinson. Zu diesem Zweck habe SAM eine Roadmap entwickelt, die den Kunden eine Umstellung ihrer Geschäftsmodelle zu Kosten biete, die sie sich leisten könnten und ihnen „in dieser unberechenbaren Umbruchphase“ Sicherheit verleihe. „Dazu haben wir unsere technischen Investitionen in sämtlichen Produktbereichen verstärkt – einschließlich Postproduktion, Infrastruktur, Nachrichtenproduktionssysteme, Bildverarbeitung, Media Asset Management-Lösungen, Playout und Live-Produktion. Zudem verstärken wir weltweit unser operatives Geschäft, in dem wir in sämtlichen Regionen wichtige Management-Positionen besetzen und ausbauen“, betonte Thorsteinson. Auf der IBC 2015 stelle man die ersten Schritte eines Entwicklungsplans vor, der eine Umstellung auf IP-Routing und Cloud-basiertes Playout „ohne jegliches Risiko“ vorsehen würde. „Dank der zukunftssicheren Weiterentwicklungen unserer Systeme lässt sich die Effizienz und Produktivität maximieren, ohne dass die bestehende Infrastruktur und Systeme kostenintensiv umgerüstet oder ersetzt werden müssen“, meinte der SAM-CEO. Das Unternehmen zeigte in Amsterdam auch den kompletten Workflow einer 4k-Live-Produktion sowie die jüngsten Entwicklungen seiner Biometrics-Technologie als wichtiges Element bei der Automatisierung der kompletten Produktionskette.

Dienstleister-Übernahmen

Nicht nur Hersteller sondern auch Dienstleister nutzten die IBC, um Akquisitionen und strategische Neupositionierungen zu präsentieren. Besonders interessant dabei: Die Euro Media Group (EMG) kauft Netco Sports, einen Spezialisten für Second Screen-Lösungen in der Sportproduktion, der unter anderem schon für FIFA, UEFA, französische Fußball Liga, Dakar Rally, Vendée Globe, Canal+, Eurosport, Bein Sport und Fox Sport im Einsatz war. Die Netco Sports Second Screen-Lösungen werden künftig als vollintegrierter Dienst innerhalb der EMG Content Services angeboten und ergänzen die dort vorhandenen Video Processing und Management-Lösungen, Video On Demand (VoD) und Over The Top (OTT) Services.

Der deutsche Systemintegrator Broadcast Solutions verkündete zur IBC 2015 den Kauf des ungarischen Unternehmens Somos Broadcast Media Zrt. Durch den Erwerb wird die neue Unternehmenseinheit, Broadcast Solutions Hungary Kft gegründet. Alle Vermögenswerte und Mitarbeiter von Somos Broadcast Media Zrt werden übernommen.

VER, internationaler Dienstleister für Produktionstechnik und -planung, hat zur IBC den Abschluss der Übernahme von Aurora Lighting Hire, einem britischen Rental-Unternehmen für Licht-Technik, bekannt gegeben. Damit will man künftig die Beleuchtungsservices für Rundfunk- und Entertainment-Produktion in UK und in Europa ausbauen. VER-CEO Steve Hankin kündigte in Amsterdam an, in den kommenden Jahren noch einmal deutlich in Licht-Equipment investieren zu wollen. Aurora soll weiterhin unter seinem Namen agieren. Mannschaft und Services bleiben erhalten.

Neue Partnerschaften

Neben Übernahmen und Umfirmierungen spielte auch das Thema Partnerschaften auf der IBC 2015 eine wichtige Rolle, insbesondere im Bereich IP-basierter Workflows. Evertz zum Beispiel hat das engere Zusammenspiel seiner Software Defined Video Networking (SDVN) Lösung mit Sonys IP-Live-Produktionssystem und Network Media Interface (NMI) bekannt gegeben.

Außerdem wollen Ross Video und Evertz bei der Integration von 10GE IO-Schnittstellen mit ASPEN-Support in den Ross-Videomischer Acuity kooperieren. Dadurch soll die Realisierung einer IP-basierten Broadcast-Umgebung unterstützt werden. Der Acuity-Mischer von Ross kann dann direkt an das SDVN von Evertz angeschlossen werden.

ASPEN ist ein von Evertz mit entwickeltes offenes Format für IP-Liveproduktionen. Es wurde auf der NAB im April des Jahres erstmals präsentiert und der SMPTE als Registered ‘Disclosure Document’ (RDD 37) zum Nutzen in der Broadcast- und Medienbranche zur Verfügung gestellt. Das ASPEN-Protokoll soll den Brückenschlag zu IP-Lösungen ermöglichen. Evertz und weitere Unternehmen wie Abekas, ChyronHego, Discovery Communications, Game Creek Video, Hitachi Kokusai Electric Limited, NEP Group, PacketStorm, Ross Video, Sony, Tektronics, Time Warner Cable SportsNet und Vizrt unterstützen ASPEN. Entwickelt, um die Alltagsanforderungen einer IP- basierten Produktionsumgebung zu erfüllen, und basierend auf bewährten MPEG2-TS Standards, ist ASPEN ein robustes Format zur Encapsulation (Datenkapselung) von unkomprimierten Ultra HD/3G/HD/SD-Signalen in MPEG-2 Transportströme (TS). In Kombination mit existierenden SMPTE Standards wie zum Beispiel SMPTE ST 302 (Audio via TS), SMPTE ST 2038 (Ancillary Daten via TS) und der SMPTE 2022 IP Standardfamilie bietet ASPEN laut Evertz eine flexible Transportmethode für Video, Audio und Daten über skalierbare IP-Netzwerke.

Zur IBC 2015 vereinbarte Ross Video auch mit VSN eine Partnerschaft, die Video-Workflows von Journalisten und Produzenten im Nachrichtengeschäft vereinfachen soll. Dabei werden die Features des Newsroom-Systems Inception und des Grafik-Systems XPression von Ross Video mit denen der Studio Playout Automation VSNLIVECOM und des Media Asset Management (MAM) Systems VSNEXPLORER von VSN verzahnt.

Auch Imagine Communications und EVS kündigten an, künftig bei der IP-Live-Produktion enger zusammen arbeiten. Die integrierte Lösung soll sich anfangs auf den Einsatz von SMPTE 2022 und JPEG2000 (J2K) Standards fokussieren, um SDI- und komprimierte Signale via IP-Infrastrukturen zu verteilen und zu managen. Broadcastern soll beim nahtlosen Übergang hin zu einem vollständigen IP-Ökosystem geholfen werden. Imagine Communications und EVS zeigten auf ihren IBC-Ständen in Live-Demonstrationen von entsprechenden, schon verfügbaren Lösungen mit Live-Sport- und Slowmotion-Applikationen, bei denen SDI-Signale via IP von abgesetzten, ferngesteuerten Produktionsstätten zu einem zentralen Produktionszentrum geroutet wurden. Eingesetzt wurden dabei Imagine Communications Selenio MCP mit SMPTE 2022 Uncompressed-Over-IP (UCIP) und J2K-Interfaces. Der Imagine Communications Magellan SDN Orchestrator wurde gleichzeitig zum Managen des Routings und der Kontrolle von allen IP- und SDI-Signalen eingesetzt. Die XT3 Medien-Server von EVS nutzten den neuen EVS XiP Gateway, um die ein- und ausgehenden SMPTE 2022 IP-Video-Signale, einschließlich HD-Multikamera-Live- und Highlight-Signale, zu kontrollieren. „EVS war schon immer führend beim Angebot von praktischen technischen Innovationen, die unseren Kunden echten Mehrwert bieten“, sagte Muriel De Lathouwer, Managing Director und CEO von EVS. „Unsere offene Zusammenarbeit mit anderen führenden Unternehmen in unserer Branche, wie mit Imagine Communications, versetzt uns in die Lage, unseren Kunden umfassende IP-basierte Workflows für künftige Live-Produktionen zu ermöglichen, verbunden mit der von uns gewohnten Zuverlässigkeit und Flexibilität.“ Als „Champion der Industriestandards“, bezeichnete Imagine Communications CEO Charlie Vogt sein Unternehmen, das auch schon strategische IP-Partnerschaften mit CISCO, Sony und der TICO Alliance pflegt. In der sich wandelnden Industrie mit ihren neuen Technologien, einschließlich IP-, Software- und Cloud-basierten Lösungen spielten Standards eine zentrale Rolle, um Unternehmen in den Medien- und Entertainment-Industrie auch künftig die nötige Agilität, Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit zu ermöglichen. „Die Partnerschaft zwischen unseren beiden Firmen ist ein wichtiger erster Schritt, um dieses Ziel zu erreichen. Wir werden eng mit EVS zusammen arbeiten, um unseren Kunden ein möglichst breites Angebot an standardkonformen Produkten zur Signalverbreitung in der Medienindustrie zu bieten“, betonte Vogt. Da sowohl er als auch De Lathouwer einen starken beruflichen Background in der Telekommunikationsbranche hätten, in der die technische Transformation schon sehr viel weiter sei, habe man schnell das Verständnis für gemeinsame Entwicklungsschritte entdeckt.

Panasonic und Grass Valley

Panasonic kündigte ebenfalls im Bereich der IP-basierten Produktion eine Partnerschaft an und zwar mit Grass Valley. „Video-over-IP reduziert die Systemkosten, vereinfacht Installationen zum Beispiel bei Remote-Live-Produktionen und hilft beim Übergang von 4k zu 8k“, meinte Kunihiko Miyagi, Direktor von Panasonics Business Unit Professional AV. Panasonic betrachte die Kompatibilität und Systemflexibilität als die wichtigsten Vorteile von Video-over-IP. Um dies zu erreichen habe Panasonic damit begonnen, seine Aktivitäten für Video-over-IP zu standardisieren, um in Zusammenarbeit mit Partnern eine möglichst hohe Interoperabilität zu erzeugen. Die Nutzung von SMPTE 2022-basiertem Video over IP, und somit die nächste Generation für Broadcasting-Netzwerksysteme, soll im Rahmen der Partnerschaft mit Grass Valley geprüft werden. „SMPTE 2022 ist ein Übertragungsprotokoll. Die Herausforderungen sind andere Faktoren, wie Codecs, Synchronisation, Identifikation, Registrierung, Feststellung und Verbindungsmanagement, die für professionelle, vernetzte Medien erforderlich sind“, sagte Mike Cronk, Senior Vice President, Strategic Marketing von Grass Valley. „Jeder Aspekt muss eine integrierte Umsetzung finden, um ein wirklich kompatibles System zu ermöglichen.“ Panasonic und Grass Valley unterstützen Standardisierungsvorhaben bei EBU, SMPTE sowie VSF und fördern Bestrebungen für eine umfassende Interoperabilität. Geplant ist eine Zusammenarbeit mit anderen Unternehmen der Branche, um einen offenen und flexiblen Austausch über Video-over-IP anzuregen. Zum Start der Partnerschaft wurde am Panasonic Stand auf der IBC 2015 ein vollständig kompatibles System vorgestellt. Panasonic will gewährleisten, dass seine Kameras in IP-Workflows funktionieren. Dazu wurde auch ein neues Modul für die neue Panasonic Studio-Kamera gezeigt ebenso wie das Zusammenspiel der Panasonic Varicam mit dem Grass Valley K2 Server bei 4k 50p-Signalen über Netzwerk-Verbindung.

Auch mit LiveU startete Panasonic zur IBC 2015 eine Kooperation. Gemeinsam will man ein Bundle-Angebot, bestehend aus Panasonic-Kameras und der ultrakompakten LiveU LU200-Übertragungslösung einschließlich der zentralen, Cloud-basierten IP-Managementsoftware, vermarkten.

BCE, Streambox und ENEX

Der Luxemburger Rundfunk-Dienstleister Broadcasting Center Europe (BCE) nutzte die IBC 2015, um eine neue Partnerschaft mit Streambox, Anbieter von mobilen Streaming-Lösungen, zu verkünden. Dabei geht es um die Erweiterung des Newslink-Services von BCE durch Streambox-Lösungen einschließlich Encoding, Decoding, Capture, Transmission und Live Streaming von HD-Video. Newslink-Kunden sollen zudem Zugang zu den Streambox-Cloud-Services erhalten. Die 53 Partner-Sender des in Luxemburg ansässigen Nachrichtendienstes European News Exchange S. A. (ENEX) werden laut BCE die ersten sein, die die neuen Möglichkeiten der Plattform nutzen und sich auch an deren Weiterentwicklung beteiligen werden. Zu den ENEX-Mitgliedern gehören unter anderem die RTL Group, Sky News in UK, CBS in den USA und elf Sender in Lateinamerika. Um den Programmaustausch zwischen den Mitgliedssendern effizienter und kostengünstiger zu gestalten, aber auch um sein Angebot zukünftig weltweit anbieten zu können, will ENEX seine Übertragungswege vom Satellit auf das Internet umstellen. Via IP-Streaming sei nun ein günstiger, schneller und sicherer Nachrichtenaustausch über die ganze Welt möglich, erklärte Adrian Wells, Managing Director von ENEX. „Das gibt uns die Möglichkeit unseren Partner, gerade in Lateinamerika, Japan oder Australien, einen sehr viel besseren und breiteren Service zu bieten.“ Mit Hilfe neuer Technologie-Partner will er das Angebot von ENEX erweitern. „Aus meiner Sicht ist es notwendig, sich außerhalb unserer traditionellen Vernetzungsplattform Partner in der ganzen Welt zu suchen. Gleichzeitig wollen wir unsere Serviceangebote erweitern, wodurch wir unseren Partnern neue Dienstleistungen bieten können.“

Die BCE-Newslink-Plattform wurde für den Austausch von Videodateien gebaut und war ursprünglich nicht in der Lage, Live-Inhalte zu streamen. Dies ist durch die Implementierung der Streaming-Technologie von Streambox nun in Echtzeit möglich – selbst bei HD-Inhalten. Ein weiterer Pluspunkt in der Partnerschaft mit Streambox ist, dass die Firma ein Netz von Cloud-Standorten auf der ganzen Welt besitzt, über das der Datenverkehr abgewickelt werden kann. Die Zusammenarbeit zwischen BCE und Streambox entstand zur IBC 2013. „Die Vereinbarung zwischen BCE, Streambox und ENEX ist eine echte Partnerschaft, mit der wir ein Nachrichtenaustauschsystem in HD und Echtzeit entwickeln und implementieren, das wir, gegebenenfalls angepasst, auch an andere Kunden verkaufen können“, sagte ´, COO bei BCE, in Amsterdam. „Wir wollen die Technologie auch für Pressekonferenzen und Live-Events einsetzen und perfektionieren, die anders nicht übertragen werden könnten“, ergänzte Alex Telitsine, CTO und Co-Founder von Streambox. „Broadcasters müssen in der Lage sein, vom jedem Ort und von jedem Endgerät aus in Echtzeit zu berichten,“ meinte Van Rijswijck. „Deswegen sind wir froh, in Partnerschaft mit Streambox unseren Kunden diese innovativen Cloud basierten Lösungen anbieten zu können.“ Die neuen Newslink-Services würden insbesondere von der ACT-L3 Video Kompression und der LDMP Multipath Networking Technology von Streambox profitieren. Sie sorgten für höchste Videokompressionsqualität und niedrige Latenzzeiten in IP-Netzwerken.

Weitere Kooperationen

Seilkamera-Anbieter Spidercam und Gearhouse Broadcast haben ebenfalls eine neue strategische Partnerschaft verkündet um Einsatz, Service und Support des Spidercam Systems in Australien und Neuseeland zu gewährleisten. Gearhouse will Spidercam in diesen Ländern stärker promoten und dabei seine Expertise im Bereich der Live-Produktion einbringen.

Hawk-Eye und Sony stellten auf der IBC mit „Intelligent Production“ einen neuen gemeinsamen Service vor, mit dem die Produktion von Live-Sport-Events vereinfacht und deutlich kostengünstiger gestaltet werden soll. Zum Einsatz kommen dabei automatisierte Kameras und softwarebasierte Produktionstechnologie. Eine Übertragung mit fünf Kameras kann dadurch, nach Angaben der Unternehmen, von nur einem Techniker gesteuert werden.

arvato Systems baut seine Cloud-Strategie aus. Auf der IBC 2015 in Amsterdam wurde die Kooperation mit make.tv und dessen Live Video Cloud verkündet. Dank der neuen Partnerschaft mit make.tv kann arvato Systems seinen Großkunden des Media Asset Management Systems VPMS wichtige Vorteile bieten: Unabhängig vom Ursprung der Daten stellt die Live Video Cloud von make.tv sicher, dass eingehendes Videomaterial in eine für sie eigens entworfene Cloud-Architektur eingespeist wird. Dabei können die Inhalte sowohl von Journalisten als auch von anderen Usern mit unterschiedlichen Aufnahmegeräten erstellt werden – von der professionellen Broadcast-Technologie bis zum Smartphone.

Und V-Nova, Anbieter von Video und Imaging Processing Hard- und Software, geht mit Qvest Media eine strategische Partnerschaft ein. Die Vertragsunterzeichnung fand auf der IBC 2015 am Messetand von Qvest Media statt. V-Nova-Lösungen wurden auf der IBC zudem als „Best Digital Video Processing Technology“ ausgezeichnet. Der Video-Kompressionsspezialist meldete zur IBC 2015 weitere Partnerschaften mit Imagine Communications (PERSEUS als integrierter Bestandteil von Imagines SelenioFlex Live und Zenium Workflow Management Plattform), Alcatel-Lucent, Oregan Networks und NVIDIA.

Mobile Viewpoint, holländischer Anbieter von drahtlosen Übertragungslösungen, ist von Sky Sports in UK als Haupttechnologiepartner für sein nationales und internationales Video-over-IP Live-Videobeitragsnetz ausgewählt worden. Auf der IBC 2015 wurde bekannt, dass jetzt zehn Agile 2.0 R WMT-Systeme von Mobile Viewpoint zur Unterstützung der Übertragungen von Live-Sportnachrichten aus unterschiedlichen Regionen im Vereinigten Königreich sowie von internationalen Sportveranstaltungen bereit gestellt werden. Gleichzeitig werden die bestehenden WMT-Server im Sky MCR in London um mehrere zusätzliche WMT-Decoder erweitert, um alle WMT Live-Streams simultan empfangen zu können. Mobile Viewpoint-Lösungen basieren auf H.265 HEVC-Codec-Implementierungen kombiniert mit einer patentierten Technologie, die die HD-Video-Übertragung über gebündelte IP-Verbindungen ermöglicht. Zu den Kunden zählen Sender wie die BBC, Al-Arabiya, Sky Sports News und NBC Sports.

Mit einem komplett neu gestalteten Messestand präsentierte sich Riedel Communications auf der IBC 2015. Das Wuppertaler Unternehmen ist weiter auf Expansionskurs. Zur IBC wurde die Eröffnung von zwei weiteren Niederlassungen gefeiert – eine in Madrid und eine in Tokio. In Amsterdam stellte Riedel Erweiterungen und Optimierungen seiner innovativen Netzwerklösungen für Video, Audio und Kommunikation, darunter auch die AES67 Client Card für Artist Digital Matrix Intercom vor. Die Client Card ermöglicht den Anwendern, Vorteile des Standards AES67 für Audio Netzwerke voll auszunutzen. Gemeinsam mit der AVB Karte für Artist und dieser neuen Entwicklung ermöglicht Artist nun gleichzeitige Verbindungen zu Audionetzwerken mit den Standards AVB und AES67. Die neue AES67 Client Card kann leicht im Artist Mainframe installiert werden und wird durch die Director Software konfiguriert. Die AES67-Schnittstelle ermöglicht Verbindungen zwischen Artist und Smartpanels oder mit weiteren Geräten von Drittanbietern. Die Karte bietet acht unabhängige AES67 Verbindungen zur Vernetzung mehrerer Geräte. Riedels AES67 Client Card wird 2016 erhältlich sein. Auf einem Großplakat am Haupteingang zu den Messehallen sorgte Riedels Understatement-Botschaft „No News“ bei manchen Besuchern für Stirnrunzeln.

Stryme, österreichischer Anbieter von Softwarelösungen in den Bereichen Broadcast, Automatisierung und Steuerungstechnik, gab zur IBC 2015 eine Partnerschaft mit dem Grafikspezialisten Vizrt bekannt. Strymes „Out of the Box“-Multikanal-Videoserver der GENESIX-Reihe, einschließlich dem erstmals präsentierten neuen GENESIX VideoServer V6, werden demnach mit der Vizrt Grafik Engine ausgerüstet. Vizrt zeigte sich zur IBC 2015 überhaupt wieder als begehrter Kooperationspartner. So wurde in Amsterdam unter anderem auch eine Partnerschaft mit Vitec Videocom, Broadcast-Abteilung der Vitec Group, und Ncam für den gemeinsamen weltweiten Vertrieb und Support der virtuellen Kamera-Tracking-Lösung von Ncam, die bei Augmented Reality-Produktionen zum Einsatz kommt, geschlossen.

Vizrt zählt zudem zu den Unterstützern des NewTek Advanced IP Workflows und dem damit verbundenen offenen IP-Protokoll Network Device Interfaces (NDI). Das NDI ermöglicht, dass jedes in einer Standard-Ethernetverbindung aktivierte Gerät als Teil eines IP-Produktionsworkflows als Videoquelle oder -ziel erkannt wird. NDI funktioniert bei NewTek-Produkten sowie Geräten anderer Hersteller, die bereits mit NewTek IP-Workflows arbeiten, automatisch. Neben Vizrt gehören dazu unter anderem Brainstorm, CharacterWorks, ChyronHego, ClassX, Compix, LiveXpert, Media 5, PlayBox Technology, Teradek und Wasp3D. NewTek hat auch Koperationen mit AJA, DELTACAST und Matrox geschlossen, um deren Capture-Karten als NDI-Sender oder Empfänger zu nutzen. Auch der Support für Blackmagic Design-Karten wird gewährleistet. Boland, JVC, LiveU, Microsoft Skype TX, NewsMaker, Panasonic, PESA, Sienna und Wowza arbeiten laut NewTek bereits an NDI-basierten Lösungen. „IP-basierten Workflows gehören ohne Zweifel die Zukunft der Videoproduktion. Wir freuen uns mit NewTek beim Bereitstellen von Standards zusammen arbeiten zu können, die es allen Kunden erlauben, ihre Workflows zu ändern“, erklärte Vizrt-CTO Petter Ole Jakobsen. Und Nick Rashby, Präsident von AJA Video Systems, meinte: „Die Aussicht auf eine gemeinsame IP-Video-Plattform wie die, welche durch NewTeks offenes NDI-Protokoll repräsentiert wird, ist sehr spannend. Wir freuen uns darauf, dass NewTek mit dem NDI alle unsere KONA-, CORVID- und Io-Produkte unterstützt und damit neue Workflow-Möglichkeiten für seine und für unsere Kunden auch bei schon vorhandenen Infrastrukturen eröffnet.“

Auch Sony hat auf der IBC 2015 mit dem bereits erwähnten Networked Media Interface (NMI) das Thema gemeinsame IP-Standards für Live-Workflows wieder in den Vordergrund gestellt. Über 30 Branchengrößen unterstützen mittlerweile die NMI-Aktivitäten, darunter auch wieder Vizrt.

Eckhard Eckstein

MB 6/2015

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