Untersucht wurde die technische und wirtschaftliche Zukunftsfähigkeit des heutigen Internet-Modells angesichts des rasanten Datenwachstums, vor allem im Bereich Video. Maßnahmen wie die Einführung von Kostenbeteiligungen und Qualitätsniveaus können Abhilfe schaffen, allerdings nur im Verbund.
In den letzten Jahren ist der Datenverkehr über das Internet rasant gewachsen – Tendenz steigend: Während er im Festnetz in den nächsten fünf Jahren um etwa ein Drittel pro Jahr zulegen wird, wird sich die Datenmenge im mobilen Internet jährlich sogar nahezu verdoppeln. Die A.T. Kearney-Analyse der Investitionen in feste und drahtlose Netzwerke, die nötig sind, um dem rasanten Wachstum des Datenverkehrs standzuhalten, hat ergeben: Auch wenn nicht alle Haushalte und Unternehmen mit Glasfaser angeschlossen werden, müssen die Netzbetreiber in Europa pro Jahr acht Milliarden Euro zusätzlich zum derzeitigen Investitionsniveau aufwenden, nur um das Service-Niveau zu halten und zu verhindern, dass das Internet am schnellen Wachstum von Video-Angeboten erstickt. Heute profitieren vor allem diejenigen vom wachsenden Datenverkehr, die ihn verursachen, nämlich die Content-Websites und Online-Service-Provider (sogenannte Over-the-Top-Anbieter), sowie diejenigen, die ihn konsumieren, d.h. die Endverbraucher. Die Netzbetreiber indes, verdienen heute nahezu gar nichts am zusätzlichen Datenverkehr. Diese strukturelle Kluft dämpft die Bereitschaft, effizienter mit Bandbreite umzugehen und in weitere Netzkapazität zu investieren.
Dr. Hagen Götz Hastenteufel, Partner in der Communications & High Tech Practice von A.T. Kearney erläutert: „Die jüngsten Wachstumszahlen für den Datenverkehr und die mittelfristigen Prognosen für das weitere Wachstum sind beeindruckend. Allerdings stellen sie das derzeitige Internet-Modell hinsichtlich seiner Zukunftsfähigkeit vor ernsthafte Herausforderungen.“ Ohne wesentliche Verbesserungen bei der Preisgestaltung und bei Investitionsanreizen wird die Innovationskraft der Industrie stark gefährdet. Dies wird sich auch auf Sektoren auswirken, die neue Dienste anbieten wollen, die von leistungsfähigen Netzen abhängen.
Um dem Ungleichgewicht entgegenzuwirken, wurden in der Studie vier verschiedene Ansätze untersucht und deren Auswirkungen quantifiziert:
1. eine neue Preisgestaltung für den Endverbraucher
2. eine Kostenbeteiligung von Anbietern in Abhängigkeit des verursachten Datenverkehrs (betrifft vor allem die Online-Service-Provider)
3. die Einführung von Services mit verbessertem Qualitätsniveau im öffentlichen Internet
4. die Einführung von Services mit verbessertem Qualitätsniveau auf Basis bilateraler Vereinbarungen zwischen einzelnen Marktteilnehmern.
Dabei kommen die Autoren zu dem Ergebnis, dass alle Maßnahmen zur Überlebensfähigkeit des Internets beitragen können, dass allerdings keine allein ausreicht, die Herausforderungen vollumfänglich zu meistern. Dies kann nur ein Zusammenspiel verschiedener Maßnahmen leisten.
Die Studie wurde von vier führenden europäischen Telekommunikationsunternehmen (Deutsche Telekom, France Telecom-Orange, Telecom Italia, Telefónica) in Auftrag gegeben als unabhängiger Beitrag zur derzeitigen politischen Debatte über ein dauerhaftes Wirtschaftswachstum, die Umsetzung der Digitalen Agenda für Europa und die Erhaltung eines offenen und wettbewerbsfähigen Internets.
Weitere Informationen finden Sie unter www.atkearney.de
(01/11)
Internet braucht neues Geschäftsmodell
Um die wachsende Datenmenge weiterhin in der gewohnten Geschwindigkeit durch das Internet zu transportieren, müssten die europäischen Netzbetreiber bis 2015 pro Jahr mit zusätzlichen Investitionen in Höhe von acht Milliarden Euro über das derzeitige Investitionsniveau hinaus rechnen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie der Unternehmensberatung A.T. Kearney.




