Sport beflügelt High-Definition

Vom 15. bis 18. Oktober 2007 trafen sich in Monaco zum 18. Mal Sportrechteinhaber und Fernsehanstalten aus der ganzen Welt. 2.362 Teilnehmer von 975 Unternehmen aus 79 Ländern diskutierten neue Wege der Präsentation von Sport im Fernsehen, im Internet und auf dem Handy und informierten sich bei 177 Ausstellern über Sportevents im nächsten Jahr, die neben den Tophighlights „Olympische Spiele in Peking“ und „UEFA Euro2008“ einem weltweiten Publikum präsentiert werden sollen.

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Die explosionsartige Zunahme von HD-Flachdisplays in den Wohnzimmern, der rapide Auf- und Ausbau von digitalen Verteilungs-Netzwerken (Satellit, Kabel, VDSL, Mobile) und die Verbesserung der Bildqualität durch High-Definition wird weiterhin die Zuschauer stimulieren, den Sportübertragungen rund um den Globus am Bildschirm zu folgen. Live-Übertragungen, aber auch Sport-Nachrichten und Highlight-Berichte ebenso wie Sport-Magazin-Sendungen werden für jeden zu jeder Zeit und auf jedem Medium verfügbar sein – und genau zu diesem Thema fand eine hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion auf der SPORTEL statt.

Michael Boyon, Präsident der CSA (Conseil Superieur de l’ Audiovisuelle) in Frankreich informierte das Auditorium, dass bereits im nächsten Jahr jeder französische Sender 25 Prozent seines Fernsehprogramms in High-Definition produzieren muss (im Jahr 2009 müssen es dann 35 Prozent sein). Von den 26 Millionen Fernsehaushalten in Frankreich hatten bereits 2006 1,6 Millionen einen HD-Bildschirm, und dieses Jahr kommen noch einmal drei Millionen hinzu. Wörtlich sagte er: „Moving to HD is a national imperative in France.“ Deshalb werden in Frankreich auch die Olympischen Spiele und die UEFA Euro 2008 in High-Definition übertragen, genauso wie die Tennisspiele aus Roland Garros und die Tour de France. Abschließend unterstrich er noch einmal, dass HDTV die Gegenwart ist und Sportübertragungen der Motor bei der Penetration von HDTV sind und auch weiterhin sein werden.

Francis Tellier, CEO HBS (Host Broadcast Service), fasste in einem kurzen Rückblick auf die FIFA WM06 in Deutschland noch einmal seine Erfahrungen zusammen, die er mit den Broadcastern im Dezember 2003 gemacht hatte, als er bekannt gab, die FIFA WM06 komplett in High-Definition zu produzieren – große Zustimmung aus Japan und den USA, Ablehnung von fast allen europäischen Broadcastern und eminenter Widerspruch von den deutschen öffentlich-rechtlichen Sendern, die bis drei Monate vor dem Eröffnungsspiel die Weltmeisterschaft noch nicht einmal in 16:9 übertragen wollten. Heute klopft ihm jeder auf die Schultern und lobt ihn für seine mutige Entscheidung, und kein Sender widerspricht, wenn große internationale Sportevents in High-Definition produziert werden – für Francis Tellier besteht deshalb die aktuelle Herausforderung darin, auch den kleinsten Sportevent in High-Definition zu produzieren.

David Neal, Executive Producer, NBC Sports, gab einen kurzen Ausblick auf die High-Definition-Übertragung der Olympischen Spiele in Peking. Zum ersten Mal werden alle Olympischen Sportarten in High-Definition aufgenommen und den übertragenden Fernsehanstalten angeboten: Rund 1.000 HD-Fernsehkameras auf 60 HD-Übertragungswagen (von denen 36 aus Europa angemietet werden) produzieren die Bilder an den 37 Sportstätten und liefern 756 Stunden Programm in alle Welt (zum Vergleich: in Athen wurden 399 Stunden in High-Definition produziert). Um die Olympischen Spiele aus Top-of-the-Art-Sportstätten und mit Top-of-the-Art-Technik zu übertragen, hat China 40 Milliarden US-Dollar investiert.
Philippe Baudillon von France 2 und Francois-Charles Bideaux von Canal+ beschrieben die Anstrengungen, die man bei ihren Sendern unternimmt, um möglichst vielen ihrer Zuschauer die Olympischen Spiele in Peking, aber auch die UEFA Euro2008 aus Österreich und der Schweiz in High-Definition anbieten zu können. Leider war kein öffentlich-rechtlicher Sender aus Deutschland zu diesem Panel geladen – die Zuhörer wären sicherlich interessiert gewesen zu erfahren, warum den deutschen Zuschauern die Olympischen Spiele und die UEFA Euro2008 nur in Standard-Definition präsentiert werden.

In einer Pressekonferenz stellte A#### Fourtoy von UEFA Media Technologies die technische Infrastruktur zur Übertragung der UEFA Euro2008 vor. Jedes Spiel aus den jeweils vier Stadien in der Schweiz (Basel, Bern, Genf und Zürich) und Österreich (Innsbruck, Klagenfurt, Salzburg und Wien) werden mit 28 High-Definition Kameras aufgenommen. Aus den Stadien werden alle Signale an das IBC (International Broadcast Center) in Wien übertragen und dort den internationalen Broadcast Partnern (Rechteinhabern) in 1080i mit 5.1 Surround-Sound zur Verfügung gestellt. Die Regisseure (John Watts, Jamie Oakford, Francois-Charles Bideaux und Knut Fleischmann) kommen aus ganz Europa.

„Dream Teams“
Die UEFA folgt damit dem erfolgreichen Konzept der „Dream Teams“, das HBS bereits bei der FIFA WM06 in Deutschland eingeführt hatte. Alle Spiele werden mit vier HD-OBVans (zwei in der Schweiz und zwei in Österreich) produziert, denen jeweils ein Wagen für die Grafik und ein Wagen für die EVS SloMo-Rekorder beigestellt werden. Zum ersten Mal wird bei allen Spielen ein aus acht Kameras bestehendes Tracking-System eingesetzt, das den Kommentatoren die Analyse der Spiele erleichtert. Neben dem Live-Feed von jedem Spiel werden den Rechteinhabern im IBC in Wien außerdem Features zu verschiedenen Spielern und laterales Material von Kamerapositionen der nationalen Broadcaster zur Verfügung gestellt. Wie schon bei der FIFA WM06 werden aus dem High-Definition Signal ein 16:9-SD-, ein 4:3-SD-Signal und ein Signal für die Distribution zu den Handys generiert.

In einer weiteren Pressekonferenz stellte Changli Gao vom BOCOG (Beijing Organizing Committee for the 29th Olympiac Games) neben den 37 Wettkampfstätten in Peking auch die sieben weiteren Austragungsorte der Olympischen Spiele vor: Das olympische Segelzentrum in Qingdao, das olympische Reiterzentrum in Hongkong und die vier Fußball-Stadien in Tianjin, Shanghai, Shenyang und Qinhuangdao (die schon während der Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen ihren Härtetest bestanden haben). Auch die Strecke für den Olympischen Fackellauf, der Ende Mai 2008 in Olympia in Griechenland mit der Entzündung des Olympischen Feuers beginnt und unter anderem über den Mt. Qomolangma (Mt. Everest) führt, um dann am 8. August 2008 in Peking mit der Eröffnungsfeier zu enden, wurde vorgestellt, ebenso wie das 60.000 m² große Pressezentrum, von dem aus die fast 8.000 akkreditierten Journalisten über die Olympischen Spiele berichten werden. Die Eröffnungsveranstaltung steht unter dem Motto „One World – One Dream“ und präsentiert die Verbindung der chinesischen Kultur mit der Kultur der Olympischen Spiele, wobei vor allem die Themen „Zivilisation“ und „Harmonie“ im Mittelpunkt stehen.

Die 19. SPORTELMonaco findet vom 20. bis 23. Oktober 2008 wiederum im Grimaldi Forum in Monte Carlo statt.
Reinhard Penzel (MB 11/07)