Update TV-Markt

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Internationalisierung: Während die ProSiebenSat.1 Media AG die SBS Broadcasting Group mit einem Transaktionsvolumen in Höhe von 3,3 Milliarden Euro übernommen hat, um Synergien für die Programmproduktion und Mehrfachverwertung im europäischen Markt zu generieren, hat sich die RTL Group den Unternehmer John de Mol unter ihr Dach geholt. Der niederländische Unternehmer de Mol, der sein erfolgreiches Produktionshaus Endemol vor sieben Jahren dem spanischen Telefonkonzern Telefonica für den Rekordpreis in Höhe von 5,5 Milliarden Euro verkauft hatte, es sich zusammen mit Partnern aber kürzlich wieder zurück kaufte, überlässt der RTL Group umfangreiche Programmrechte und den in den Niederlanden führenden Radiosender Radio 538. Im Gegenzug erhält er 26,3 Prozent Anteile an den niederländischen Geschäften der RTL Group. Der Deal soll laut FTD einen Wert von rund 316 Millionen Euro haben. Mit dem Deal, so die FTD, die wie die RTL Group zum Bertelsmannkonzern gehört, „rüstet sich die RTL Group für den Konkurrenzkampf mit dem Branchenzweiten SBS auf dem niederländischen Fernsehwerbemarkt, der knapp drei Milliarden Euro schwer ist“.

Werbemarkt: Das Bundeskartellamt hat Unterlagen der TV-Werbevermarkter SevenOne Media (ProSiebenSat.1-Gruppe) und IP Deutschland (RTL Group) beschlagnahmt. Untersucht wird in den nächsten Wochen der Verdacht, wonach die TV-Werbevermarkter Rabattabsprachen getroffen haben, „um den Markt für kleinere Sender abzuschotten“, wie die Behörde mitteilte.

ProSiebenSat.1 Produktion: EM.TV-Vorstandschef Werner Klatten hat eine mögliche Übernahme von Teilen des Fernsehkonzerns ProSiebenSat.1 Media angekündigt. Grundsätzlich sei die Produktionssparte der Sendergruppe „ein sehr interessanter Bereich“. Die ProSiebenSat.1-Gruppe überlegt zur Zeit die mit rund 1.000 Mitarbeitern sehr personalstarke ProSiebenSat.1 Produktion zu verkaufen.

Funkfrequenzen: Laut den EU-Plänen sollen die im Zuge der Digitalisierung ab 2010 frei werdenden Funkfrequenzen in den freien Handel gehen. Einige EU-Staaten erhoffen sich aufgrund der Versteigerung dieser Funkfrequenzen wie einst bei UMTS zusätzliche Einnahmen. Gegen diese EU-Liberalisierungspläne, die dann auch für Deutschland verbindlich wären, und die Frequenzen dann zum Beispiel in die Hand von Mobilunternehmen spielen könnten, haben nun ARD, ZDF und der VPRT in seltener Eintracht gemeinsam Protest eingelegt. Sie fordern, dass Rundfunkbetreiber bei der Vergabe der Frequenzen weiterhin privilegiert bleiben müssten, da sie „eine zentrale Funktion für eine demokratische Gesellschaft“ einnehmen würden. Die „mediale Vielfalt“ werde gefährdet, wenn Rundfunkveranstaltern mit Mobilfunkunternehmen und anderen Interessenten um die Lizenzen konkurrieren müssten und damit das EU-Vorhaben realisiert werde.

Produzentenmarkt: Die Bavaria Film GmbH hat in Berlin die neue Produktionsfirma Rubicon Filmproduktion GmbH gegründet. Geschäftsführer ist Dirk Eisfeld, der zuvor Redaktionsleiter Serie, Sitcom und Soap von Sat.1. war. Die Rubicon wird sich hauptsächlich der Entwicklung und Produktion von TV-Serien und Fernsehfilmen widmen. Die Bavaria Film GmbH hält 90 Prozent der Geschäftsanteile, Geschäftsführer Eisfeld zehn Prozent. Zur avisierten Beteiligung vom Weltvertrieb ZDF Enterprises an der Bavaria Fernsehproduktion gibt es offensichtlich noch keine endgültige Entscheidung.

Öffentlich-rechtliche Spartenprogramme: ARD und ZDF wollen ihre digitalen Spartenkanäle neu aufstellen. So plant das ZDF den ZDFinfokanal in den kommenden Monaten zur Schnittstelle zwischen herkömmlichem, linearem Informationsfernsehen und der multimedialen Aufbereitung von Informationen im Internet und auf anderen digitalen Plattformen formen. Damit wolle man „noch vorhandene Lücken im ZDF-Nachrichtenangebot schließen, neue prägnante Formate für eine jüngere Zuschauerschaft und die Netzgemeinde entwickeln“. Die ARD will das „öffentlich-rechtliche Profil“ ihrer drei Digitalkanäle „schärfen“. So soll sich EinsExtra zu einem „umfassenden Informationsprogramm mit verlässlichem Nachrichtenangebot für alle Nutzungsformen und Verbreitungswege weiter entwickeln“. EinsPlus soll als „Ratgeber-,Service- und Wissenskanal“ ausgebaut werden. Mit EinsFestival will die ARD „verstärkt ein jüngeres und bildungsaffines Publikum ansprechen“. Geplant sind sowohl Reportageformaten als auch ein verstärktes fiktionales Angebot. Der ARD-Vorsitzende Fritz Raff betonte, die Fortentwicklung der Digitalkanäle folge der Devise „Umbau statt Ausbau“. Mehr als im analogen Zeitalter profitiere die ARD in der digitalen Welt von Synergien, Kooperationen und intelligenter Vernetzung vorhandener Inhalte.

Mobile-TV: Seit dem 16. Juli kann die stündlich aktualisierte 100-Sekunden-Tagesschau von EinsExtra kostenlos auf dem Handy abgerufen werden. Sie kommt per UMTS-Stream aufs Handy. Jeweils zur vollen Stunde steht wieder eine neue 100-Sekunden-Ausgabe zum Abruf bereit.
Erika Butzek (MB 07/07)



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