HR-Tatort triumphiert in Baden-Baden

Der HR Tatort „Im Schmerz geboren“ räumt beim diesjährigen Fernsehfilm-Festival in Baden-Baden ab. So holte sich diese ungewöhnliche Tatort-Produktion den diesjährigen Fernsehfilmpreis der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste.

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HR-Tatort triumphiert in Baden-Baden

“Das wahnwitzige Duell zwischen dem LKA-Ermittler (Ulrich Tukur) und seinem rachedurstigen Antagonisten (Ulrich Matthes) wird niemand vergessen“, befand die Jury. Dieser HR-Tatort von Regisseur Florian Schwarz und Autor Michael Proehl sei altmodisch und innovativ zugleich, er „ist frech, aber auch hingebungsvoll archäologisch, er ist amüsant, eigenwillig und setzt große Bilder in die Welt, die auch im Fernsehen nicht klein aussehen“.

Auch die TV-Zuschauer vor den Bildschirmen stimmten mit einer überragenden Mehrheit für diesen Tatort. Zeitgleich zum Festival in Baden-Baden strahlte 3sat alle 12 Wettbewerbsfilme aus. Die Zuschauer konnten eine Woche lang im Internet oder telefonisch ihre Stimme abgeben. Schließlich ging auch der Preis der Studentenjury an die Tatort-Produktion des HR. Mit dem Hans Abich Preis für „besondere Verdienste im Bereich Fernsehfilm“ wird zudem die Leiterin Fernsehspiel und Spielfilm beim Hessischen Rundfunk, Liane Jessen, ausgezeichnet. Die Akademie würdigt damit die „Handschrift, mit der Liane Jessen – selbst im Zentrum des Systems agierend – das System vor allem dazu nutzt, es systematisch in Frage zu stellen.“ Zu den bisherigen Preisträgern gehören u.a. die Regisseure Dominik Graf, Matti Geschonneck und die Schauspielerin Senta Berger.

Weitere Preisträger des Baden-Baden-Festivals waren der Fernsehfilm „Altersglühen – Speed Dating für Senioren“ (WDR/NDR) von Autor, Regisseur und Schauspieler Jan Georg Schütte. Überzeugt hat die Jury das „herrliche Experimentierfeld“: Die Schauspieler kannten nur die Biografie ihrer Figur, jede Szene wurde nur einmal gedreht und frei improvisiert. „Paradox genug dabei ist, dass sich der Ideengeber als Autor abschafft, die Schauspieler als Autoren einsetzt, aber zugleich derjenige bleibt, ohne den alles nichts wäre.“

Mit einem Darstellerpreis für seine schauspielerische Leistung als Oberstleutnant Harald Schäfer in „Bornholmer Straße“ (MDR/ARD Degeto/RBB) wird Charly Hübner ausgezeichnet. Der Film erzählt humorvoll die Geschichte des DDR-Grenzers, der am 9. November den Schlagbaum an der Berliner Mauergrenze öffnen ließ. „Für diese große Kunst mimetischen Dolmetschens – große Komödianten übersetzen fremd-ferne Dramen, ohne sie dabei leichtfertig zu beschädigen – zeichnet die Jury den vielgesichtigen, den hinreißenden Charly Hübner aus“.

Zur Jury gehörten unter dem Vorsitz des Autors und Journalisten Torsten Körner, die Schauspielerin Ulrike Folkerts, die Drehbuchautorin Beate Langmaack, Christiane von Wahlert, Geschäftsführerin der Spitzenorganisation der Filmwirtschaft (SPIO) und der Chefredakteur des Medienfachblattes „Funkkorrespondenz“ Dieter Anschlag an.

Der Nachwuchspreis MFG-Star der Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg geht an den Regisseur Philipp Leinemann für seinen Film “Wir waren Könige” (ZDF). Und den alle zwei Jahre vergebenen Rolf-Hans Müller Preis für Filmmusik nahm Martina Eisenreich für die Filmmusik zu “Be my Baby” (ZDF) entgegen. Das Fernsehfilm Festival Baden-Baden ist eine Veranstaltung der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste und 3sat. (11/14)

Bild: „Showdown vor dem Kurhaus in Wiesbaen. Eine Szene wie aus einem Film von Quentin Tarrantino. Aus dem HR-Tatort „Im Schmerz geboren“. Foto: HR