MCB 2018 zieht positive Bilanz

Knapp 20.000 Besucher verzeichneten die diesjährige MEDIA CONVENTION Berlin (MCB) und die re:publica. In 70 Panels mit 180 Sprechern griff die zum 5. Mal stattfindende MCB die wichtigsten Medienthemen wie den Einsatz von Algorithmen, Regulierung, Daten- und Persönlichkeitsschutz in den sozialen Medien, die Zukunft von Film, Fernsehen und Journalismus sowie digitale Technologien und neue Geschäftsmodelle auf.

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MCB 2018 zieht positive Bilanz

Die MEDIA CONVENTION Berlin (MCB) wird vom Medienboard Berlin-Brandenburg (MBB) und der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (mabb) veranstaltet und fand in diesem Jahr (2. bis 4. Mai) erneut in Kooperation mit der re:publica in der STATION Berlin statt.

„Zum Motto der MEDIA CONVENTION Berlin haben wir eine der zentralen Fragen der letzten Jahre gemacht: Orientiert sich die Technik noch am Menschen oder orientiert sich der Mensch an der Technik?“, sagt mabb-Direktorin Anja Zimmer. „Für mich hat das viel mit Verantwortung zu tun: Wir sollten soweit wie möglich mitgestalten, Einfluss nehmen und für Transparenz sorgen. Die MCB hat erneut einen wichtigen Beitrag zu Information, Diskussion und Aufklärung geleistet.“ Helge Jürgens, Geschäftsführer Standortentwicklung der MBB, ergänzt: „Zum 5-jährigen Jubiläum ist die MCB mit ihren Themen ein äquivalenter Bestandteil der re:publica geworden. Die rasanten digitalen Veränderungen gehen uns alle an: es war inspirierend zu sehen, wie auf MCB und re:publica wieder so zahlreich und konstruktiv WissenschaftlerInnen, Medienprofis und UserInnen miteinander über die aktuellen Entwicklungen diskutiert haben.“

„In diesem Jahr wurde viel über die Verantwortung gesprochen und wie Produzenten auf Medienplattformen agieren und Technologie einsetzen können, um positive Effekte zu erzielen und negative zu minimieren“, sagt Bertram Gugel, Medienwissenschaftler und Mit-Verantwortlicher für das Programm: „Ich rate Usern, genau zu hinterfragen, warum man sozialen Plattformen eigene Inhalte zur Verfügung stellt und welchen Nutzen man davon hat: Benutzt Plattformen statt euch benutzen zu lassen!“

Zu den Highlights der Konferenz zählte neben dem Eröffnungs-Fireside-Chat mit Chelsea Manning und den Keynotes von danah boyd und Martha Lane Fox der Auftritt von Anne Will. Die TV-Moderatorin trat zum dreijährigen Jubiläum der von Isa Sonnenfeld und David Noël gegründeten Event- und Podcastreihe Role Models auf der MCB18 auf. „Es gibt zu wenig Frauen in Führungspositionen. Weil sich hier nicht schnell genug etwas ändert, bin ich Pro Quote“, sagte Will. Besonders gut kamen beim Publikum auch die in diesem Jahr neu eingeführten Hosts an: Louis Klamroth, Helen Fares, Friederike Lina Schüler, Daniel Budiman, Tarik Tesfu und Duygu Gezen führten durch das Bühnenprogramm und moderierten verschiedene Sessions.

Im Rahmen des Panels Kritik und Reformen überall: Reboot des öffentlich-rechtlichen System brachte die MCB 2018 mit Patricia Schlesinger (rbb), Anne-Marie Dohm (DR Denmark) und Ladina Heimgartner (SRG SRR) die Direktorinnen europäischer Fernsehstationen zusammen: „Der Austausch mit den europäischen Fernsehkolleginnen über nationale Gesetze und Besonderheiten war unheimlich spannend. Solche grenzübergreifenden Treffen gibt es selten – vielen Dank für die Einladung!“, freute sich Dohm.

Über Wie Wissen bei YouTube funktionieren kann: TerraX Lesch[&]Co. sprachen Harald Lesch, Friederike Haedecke und Mirko Drotschmann mit Moderator Louis Klamroth: „Menschen zum Nachdenken bringen, das ist meine Zielgruppe.“ (Harald Lesch). Im vollbesetzten Media Cube erörterten Toni Nolde, Mai Thi Nguyen-Kim und Tom Erdmann gemeinsam mit Amanda Brennan und Julia Althoff die Frage Education 3.0: Sind YouTuber die besseren Lehrer? Eine der Antworten von Amanda Brennan lautete: „Weder können YouTuber Wissen einwandfrei didaktisch vermitteln, noch können Lehrer den ganzen Tag entertainen. Wir müssen da gute Verbindungen hinkriegen.

In #MeToo als Weckruf: Mehr Frauen hinter die Kamera forderten Nanni Erben (Wiedemann [&] Berg Film), Steffi Ackermann (Warners Bros. Entertaiment, Anna Winger und Kirsten Niehuus (MBB) aktive Maßnahmen, um die Präsenz von Frauen vor – aber vor allem auch hinter – der Kamera zu stärken. Gabriel Valdivia, Frank Govaere (UFA Serial Drama) und Danny Lopez (Blippar) sprachen im Rahmen des Panels VR-Produktion: New Realities, neue Produktionsmethoden und neue Regeln über die Möglichgkeiten und Best-Practices im immersiven Design. Über Augmenting Journalism at The New York Times w/ immersive Storytelling und den Einzug von Alternate Reality (AR) in den Newsroom sprach Graham Roberts (New York Times).

Der ehemalige Obama-Berater und Policy Advisor von Facebook, Dipayan Ghosh, erklärte in der Session Failure by Design? How the digital advertisment industry drives the Info Sphere: „Die Werbeeinnahmen von Facebook stiegen in den letzten Jahren deutlich stärker als die Anzahl der Nutzer. Hintergrund waren sehr komplexe Anpassungen um personalisierte Werbung zu ermöglichen.“ Im Rahmen des Panels Say it to my Face! How to achieve Transparency for political Advertisement on Facebook diskutierten Liz Carolan (Transparent Referendum Initiative), Thomas Kralinski (Chef der Staatskanzlei [&] Beauftragter für Medien des Landes Brandenburg), Semjon Rens (Facebook Germany) und Anja Zimmer (mabb) darüber, warum politische Werbung in sozialen Medien zukünftig transparenter gemacht werden sollte und wie dies möglich ist. Anja Zimmer forderte klare Regeln für politische Werbung, nicht nur für Rundfunk und Presse, sondern auch für Intermediäre.

In dem Panel Smart Regulation. Medienvielfalt und digitale Öffentlichkeit erhalten ging es um die Frage, nach welchen Kriterien Inhalte auf Plattformen wie Google bewertet und angezeigt werden und inwieweit Medienbehörden darauf Einfluss nehmen sollten. Thomas Fuchs, Nicola Balkenhol, Johannes Dimroth, Katrin Ruther, Hubertus Gersdorf und Kristian Kunow beschäftigten sich in der Session Dürfen die das? Was macht die Regierung auf Facebook und Co.? schließlich mit der Frage, ob der Rundfunkbegriff in Deutschland generell erneuert werden sollte, da er im digitalen Zeitalter und angesichts neuer Internetangebote zu kurz greift. (5/18)