Chancen und Gefahren durch KI-gestützte Produktion

Auf dem PTKO-Presseforum von ARD und ZDF am 6. September in Berlin wurde die wachsende Bedeutung von künstlicher Intelligenz (KI) und maschinengestützten Arbeitsabläufen bei der Produktion redaktioneller Inhalte deutlich. In der digitalen Welt sei "menschengemachten Journalismus" dabei wichtiger denn je, betonte rbb-Intendantin Patricia Schlesinger.

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PTKO Presseforum 2019 ©EMpress

“In einer Welt der Sprachassistenten, News-Feeds und Content-Hubs ist menschengemachter Journalismus so wichtig wie nie zuvor”, sagte Schlesinger beim Presseforum der Produktions- und Technik-Kommission (PTKO) 2019 von ARD und ZDF auf der IFA in Berlin.

Zwar gäbe es etwa bei Wetter-, Verkehrs-, Börsen- oder Sportnachrichten exzellent trainierte maschinelle Assistenten, die Redaktionen entlasten könnten. “Die Informationsgeschwindigkeit steigt und dieses Rennen gewinnen die Roboterjournalisten. Es steigt aber auch die Bedeutung umfassender Berichterstattung, investigativer Recherche und klarer, nüchterner Einordnung. Das sind die Alleinstellungsmerkmale eines kritischen Journalismus, der den Unterschied macht und echte Orientierung bietet”, sagte Schlesinger. Gerade der öffentlich-rechtliche Rundfunk habe als politisch und kommerziell unabhängige Instanz “im Technologiezeitalter der neuronalen Netze eine neue Wächter-Funktion”. Der ölffentlich-rechtliche Rundfunk müsse sich “mit großer Eile” der Frage widmen, welche Auswirkungen KI-Algorithmen auf die Nachrichtenproduktion haben könnten. Gefragt sei hier eine “aktive Gestaltung” der mit KI zusammenhängenden Prozesse. Letztlich seien davon auch zahlreiche Berufsgruppen betroffen. KI-Einsatz beduete deshalb auch “eine großen menschliche Aufgabe”.

Eröffnet hatte das Presseforum am Freitagmittag Prof. Birgit Spanner-Ulmer, Vorsitzende der PTKO und Produktions- und Technikdirektorin des Bayerischen Rundfunks. Sie warnte vor falschen Ängsten angesichts des zunehmenden Einsatzes von KI: “Wir können selbstbewusst auf unsere Vielseitigkeit und die besondere Art von Geistesblitzen vertrauen, die nur Menschen zu eigen sind. Technik mag jetzt nicht nur Bereiche des menschlichen Handelns, sondern auch des Denkens übernehmen – aber die Aufgaben, die allein durch menschliche Befassung zu lösen sind, werden uns sicher nicht ausgehen.” Spanner-UImer sieht mehr Chancen als Risiken im KI-Einsatz. Sie forderte: “Es fehlt noch an der nötigen Dynamik. Wir müssen hier mehr Geschwindigkeit aufnehmen.”

In das Schwerpunktthema “Künstliche Intelligenz in der Newsproduktion – Was hat das Publikum von Avataren, Minern und Datenjournalisten?” hatte auf dem Forum Jukka Niva mit einer Keynote eingeführt. Der Chef des News Lab beim finnischen öffentlich-rechtlichen Sender YLE News erläuterte unter anderem den Einsatz von künstlicher Intelligenz in seinem Haus.

Über weitere Aspekte des Themas und praktische Anwendungen informierten zudem Christian Radler, Redakteur für Strategie und Innovation bei ARD aktuell, Rainer Tief, Leiter der Hauptabteilung Archive, Dokumentation, Recherche beim Bayerischer Rundfunk, Tilman Wagner, Innovation Manager, Research [&] Cooperation Projects der Deutschen Welle sowie Robert Bachem, Programmbereichsleiter Information, Gesellschaft, Leben und Redaktionsleiter von ZDFinfo.

Das Presseforum der ARD/ZDF Technik- und Produktionskommission gibt auf der IFA traditionell einen Überblick über neue technische Entwicklungen, verbunden mit Einschätzungen und Informationen zu Planungen und Strategie von ARD und ZDF. (9/19)

Foto: PTKO Presseforum 2019 ©EMpress