Große Schatztruhe für Broadcaster

Die artec technologies AG aus Diepholz präsentierte auf der IBC 2014 in Amsterdam ihr XENTAURIX-System für Media- und Broadcast-Anwendungen. Dazu gibt es nun einige interessante Erweiterungen. MEDIEN BULLETIN sprach mit CTO Ingo Hoffmann und Vertriebschef Klaus Graumann.

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Große Schatztruhe für Broadcaster

Die Aufzeichnung, Auswertung und Mehrfachverwertung von Video-Streams ist bei vielen Sendern Tagesgeschäft. Effiziente, softwarebasierte Lösungen sind hier gefragt. Das wurde auch wieder auf der IBC 2014 deutlich. Die artec technologies AG präsentierte hier wieder ihre innovative Software- und Systemlösungen für die Übertragung, Aufzeichnung und Auswertung von Video-, Audio- und Metadaten in Netzwerken und Internet. Die Kunden des Diepholzer Unternehmens nutzen seit über 14 Jahren die Produktplattformen Multieye für High-Definition Videoüberwachungslösungen und XentauriX für Media- und Broadcast-Anwendungen. Mehr als 2.000 Systeme wurden bereits weltweit verkauft. artec bietet seinen Kunden einen Komplettservice (Projektierung, Inbetriebnahme, Service & Support) sowohl für die Standardprodukte als auch die Sonderentwicklungen an.

XentauriX für Media- und Broadcast-Systeme werden zur Netzwerk-/Internet-basierten Übertragung, Aufzeichnung und Wiedergabe von TV, Hörfunk, Video und Metadaten in unterschiedlichsten Anwendungsbereichen eingesetzt: Fernseh-/Hörfunkstationen, IPTV- und Kabelnetzbetreiber verwenden diese Produkte als Langzeit-Videorecorder für den gesetzlichen Sendenachweis (Compliance). TV-Stationen nutzen das System zusätzlich, um Videoclips für ihre Mediatheken zu erstellen sowie zur Analyse von TV-Zuschauerquoten. Unternehmen, Medienbeobachter oder Institute recherchieren mit XentauriX-Systemen in TV- und Radioaufzeichnungen nach relevanten Themen und Medieninhalten. Im Weiterbildungsbereich wird XentauriX als E-Learning System eingesetzt. Der XentauriX Broadcast Logger ist in seiner Funktion als Sendemitschnittsystem schon länger bei einigen privaten und öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten im Einsatz. Durch seinen modularen und frei konfigurierbaren Aufbau bietet er für die verschiedensten Anwendungen die Basis zur Aufzeichnung und Speicherung von einer Vielzahl von TV-Kanälen.

Auch die ProSiebenSat.1 Media AG gehört zu den XentauriX-Anwendern und wird dabei auch vom artec-Vertriebspartner SHM Broadcast aus Forstinning betreut. Seit Dezember 2012 wird laut SHM bei ProSiebenSat.1 in Unterföhring für die interne Quoten-Analyse eine speziell für den Konzern entwickelte, auf dem XentauriX Broadcast Logger basierende Lösung genutzt. Sie spielt in fast allen Geschäftsbereichen, etwa der Sendeplanung, Redaktion, Marketing, aber auch für die eigenen Werbekunden, eine große Rolle. Aufbauend auf den Modulen, wie beispielsweise der Aufzeichnung, dem Playback, der Cliperstellung und der Suche über Zeitpunkt oder Metadaten, wurden für ProSiebenSat.1 noch mehrere Module zur Zuschaueranalyse entwickelt. Diese Zusatzfunktionalitäten umfassen nun für einzelne Zielgruppen die Reichweiten- und Marktanteilsanalysen, Seherwanderung und Zuschaueraffinitäten, welche immer in Relation zu mehreren anderen Sendern gesetzt werden können. Somit schafft es das neue System, die von der GfK gelieferten Quotendaten sekundengenau mit den Videoinhalten und den Metadaten zu vereinen und diese für den User in ansprechender Weise graphisch aufzuarbeiten. Bei ProSiebenSat.1 ermöglicht das System laut SHM mehreren hundert Usern einen gleichzeitigen Zugriff auf die Daten und Videos von 15 Fernseh-Kanälen. Dabei hat jeder User die Möglichkeit, sein User-Interface und die Module frei auf seine Bedürfnisse abzustimmen.

„Es wird immer deutlicher, dass TV-Sender ein einziges System benötigen, mit dem sie alle Aufgaben der Programmbeobachtung und -bewertung abteilungsübergreifend realisieren können. Mit unserem XentauriX-System bieten wir ihnen genau diese Möglichkeit“, betont Klaus Graumann, International Sales Manager bei der artec technologies AG. „Der Trend geht klar Richtung Stream-Recording und Repurposing. Mit einem Sendemitschnitt-System lassen sich auch andere Dinge bewerkstelligen und damit die Produktivität eines Senders insgesamt erhöhen.“ Immer mehr Kunden würden mit dem weiterentwickelten Sendenachweissystem GfK-Daten mit Videostreams verknüpfen und so die eigene Marktperformance und Mitbewerberbeobachtung verbessern.

Zur IBC 2014 zeigte artec eine Erweiterung des XentauriX-Systems mit der nun auch zusätzlich Kamerasignale aufgezeichnet und logisch/zeitlich mit TV-Kanälen verknüpft werden können. „Bespielhaft dafür sind TV-Live-Events mit Publikum, bei denen bestimmte, zur Beobachtung eingesetzte und nicht gesendete Kamerasignale für spätere Recherchen gespeichert werden sollen. Außerdem unterstützen wir bei einer unbegrenzten Anzahl von Usern nun auch mobile Clients. Recherchen im Aufzeichnungssystem sowie Realzeit- und zeitversetzte Wiedergabe (VoD) funktionieren auch auf einem iPad“, erklärt Graumann.

artec-CTO Ingo Hoffmann gibt die Zielrichtung vor und betont: „Wir konfigurieren unser System mittlerweile so flexibel auf die unterschiedlichsten Anwendungsbereiche, dass wir die unterschiedlichsten Kundenbereiche einschließen. Wir wollen von dem Image wegkommen, dass wir nur einen Compliancerecorder oder auf deutsch Sendenachweissystem bauen. In der Vergangenheit und heute sind unsere Broadcastkunden ganz anders aufgestellt und unsere Anwendungsfälle haben sich viel breiter gestreut. Um dem nachzukommen, zeigen wir, dass wir diese unterschiedlichen Bereiche abdecken können und uns auch bei der Bedienoberfläche anpassen können.“ Das XentauriX-System sei mittlerweile für viele Anwendungsfälle geeignet. Man könne damit Streams aufzeichnen, annotieren und für die Vielfalt der unterschiedlichen User im Intranet oder auch mobil suchbar und nutzbar machen. Viele Broadcast-Anwender hätten bereits verstanden, dass man mit einem Sendenachweissystem auch ein Sendemitschnittsystem habe mit dem Videos gleich voll automatisiert in die eigene Mediathek gestellt werden könnten, das aber auch noch bei der Programmbeobachtung oder der Quotenanalyse effizient eingesetzt werden könne. „Das bedeutet letztendlich eine Verkleinerung des Geräteparks und bietet mehr Möglichkeiten, die Dinge über das Intranet abzufragen. Früher hatte man oft keine Berührungspunkte in den Abteilungen und wusste manchmal gar nicht, dass die andere Abteilung über die gleiche Möglichkeit verfügte“, meint Hoffmann. Einige Sender hätten nun erkannt, wie gut die verschiedenen Anwendungen abteilungsübergreifend auch zusammenspielen könnten.

Der artec-Geschäftsführer berichtet auch: „Seit vielen Jahren haben wir uns außerdem mit Suchmaschinen-Funktionalitäten beschäftigt. Wir zeichnen dafür Metadaten auf, welche für alle Bereiche immer wichtiger werden“. Youtube als zweitgrößte Suchmaschine der Welt zeige, dass Videoclips und deren Auffindbarkeit für Medienkonsumenten immer wichtiger würden. Hoffmann meint: „Auch für uns hat das Thema elementare Bedeutung. Deshalb generieren wir selbst Metadaten, zum Beispiel über eine Spracherkennung, also beispielsweise über Schlagwörter in einer Sendung. Auf diese Weise kann man bestimmte Beiträge über bestimmte Wörter suchen. So kann man immer mehr Informationen aus Videos bekommen, die so gar nicht erkennbar sind. Das ist eine große Schatztruhe für Broadcaster.“ Wenn sie ihre Berichte annotieren und suchbar machen würden, hätten sie interessante Clips, die sie ihren Kunden anbieten können.

„Das kommt aus einem Archiv, das bisher noch nicht verfügbar ist, weil bei den Broadcastern die Mediathek nach wenigen Wochen geschlossen ist und die Beiträge nicht mehr verfügbar sind“, meint Hoffmann. Das Aufarbeiten von Archiven erfordere derzeit sehr viel Manpower. Momentan würden Archivare noch die Beiträge manuell verschlagworten. „Das ist eine sehr aufwendige Arbeit, die wir vereinfachen können. Durch uns können Personal und Kosten eingespart werden. Wir können den Vorgang der Annotation, den Suchvorgang erheblich schneller gestalten“, betont der artec-Geschäftsführer.

Eckhard Eckstein

MB 6/2014

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