Las Vegas in Forstinning

SHM Broadcast Die SHM Broadcast GmbH in Forstinning bei München hat im Januar dieses Jahres ein neues Firmengebäude bezogen. Im Mai feierte das Vertriebsunternehmen für Broadcast, IT und Telekommunikation dann siebenjähriges Firmenjubiläum. Für Geschäftsführer Jürgen Helscher und Michael Preißer war das Anlass zu einer zweitägigen Open House-Veranstaltung Mitte Juni, auf der das komplette SHM-Leistungsspektrum zusammen mit vielen Herstellern und Lösungsanbietern präsentiert wurde.

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Im kleinen Gewerbegebiet von Forstinning, nur 30 Minuten weg von der Münchner City, hat die SHM Broadcast GmbH Mitte Januar ein neues Firmengebäude bezogen. Im Erdgeschoss des neuen Gebäudes hat das Broadcast-Vertriebsunternehmen nun 350 qm zur Verfügung. Vorher musste man sich mit 240 qm genügen. „Wir brauchen einfach mehr Platz“, sagt Michael Preisser, der gemeinsam mit Jürgen Helscher die SHM-Geschäfte lenkt. Kein Wunder: Das Unternehmen befindet sich auf Expansionskurs und sucht gerade wieder neue Mitarbeiter für Technik und Vertrieb. „Es ist aber nicht immer einfach, die richtigen Leute zu finden“, meint Preisser.

SHM wurde im Mai 2001 von Jürgen Helscher gegründet. Wenig später stieg Preisser ein. Heute agieren sie als gleichberechtigte Gesellschafter und Geschäftsführer, wobei Helscher eher den Technik- und Preisser den kaufmännischen Bereich abdecken. Beide sind mittlerweile seit über 20 Jahre im Broadcast-Geschäft aktiv.
Das siebenjährige Firmenjubiläum von SHM nahmen sie zum Anlass, am 11. und 12. Juni eine Open House-Veranstaltung zu organisieren. Hier hatten die Kunden und Geschäftspartner des Vertriebsunternehmens nicht nur Gelegenheit, den neuen Firmensitz kennen zu lernen, sondern auch die neuesten Lösungen und Produkte der von SHM vertretenen Hersteller. Und da der Veranstaltungszeitpunkt zeitlich nicht allzu weit weg von der NAB 2008 lag, stand das Ganze unter dem Motto „Las Vegas in Forstinning“.

Partnerunternehmen
SHM pflegt derzeit eine enge Kooperation mit zehn Herstellern unterschiedlichster Provenienz. Dabei handelt es sich um folgende Unternehmen:
– Artec Technologies (Sendemitschnittsysteme, Streaming- und Web-TV-Lösungen),
– Chrystal Vision (Wandler, Deembedder, Embedder, Synchronizer, Chromakeyer SD/HD),
– ETAS (Hard- und Softwarelösungen für IPTV-Anwendungen),
– Pixelmetrix (Servicelösungen für Qualitätsüberwachung von DVB-C-, DVB-T-, DVB-S- und IPTV-Signalen),
– Pixel Power (Schriftgeneratoren, LogoVision,3D Grafik),
– Skyline Communication (DataMiner: Multivendor Network-Management-Plattform),
– Softel (Teletext- und Untertitelungs-Systeme, MHP-Applikationen, Cueing und Inserter),
– Tandberg (Encoder, Decoder, Multiplexer, Receiver, MPEG-4 SD und HD),
– T-Vips (Video-over-IP-Gateways, ASI, SDI und HD über Gigabit-Ethernet),
– Utah Scientific (Kreuzschienensysteme und Sendeablaufmischer).
Darüber hinaus arbeitet SHM auch mit weiteren Unternehmen locker zusammen. „Wir sind natürlich immer auf der Suche nach interessanten neuen Produkten“, sagt Preisser. In Forstinning waren deshalb auch neben den festen Partner Unternehmen wie IPITECH und Entriq vertreten. Das US-Unternehmen IPITEC bietet als Kooperationspartner von T-VIPS Lösungen zum Content-Transport über lange Glasfaserstrecken an.

Und die 2000 gegründete, zum Conditional Access-Spezialisten Irdeto gehörende Firma Entriq hat sich auf Asset-Management-Komplettlösungen für die digitale Medienwelt spezialisiert. „Wir kommen von der IT-Seite und sind nach Übernahme von DayPort im März 2008 so aufgestellt, dass wir Inhalte vom Ingest bis hin zur Ausspielung in verschiedenen Formaten und über alle Plattformen hinweg IP-basiert managen können“, erklärte Intriq-Produktmanager Ingo Lalla.
Auf dem Hof von SHM parkte zur Open House-Veranstaltung zudem der Ü5 HD Ü-Wagen von TV Skyline. Er ist mit einigen von SHM gelieferten Komponenten bestückt. Dazu zählt insbesondere ein Utah Scientific HD/SD-Mischer (288 × 288). Der Ü-Wagen lieferte Signale, mit denen die Partnerfirmen von SHM den Open House-Besuchern Live-Demonstrationen präsentieren konnten.

IP-Gateways von T-VIPS
Das nutzte unter anderem T-VIPS aus Norwegen. Die von ehemaligen Tandberg-Mitarbeitern gegründete Firma stellte in Forstinning Übertragungsmöglichkeiten über Gigabit Ethernet von SD- und HD-Signalen vor. Dabei erfolgte die Übertragung vom Ü-Wagen aus über das Hausnetz auf den Monitor.
„Neben den IP-Gateways unserer TVG-Familie zeigen wir hier unsere CP-Signalprozessing-Produkte und kleine Monitoring-Switches, mit denen man Transportströme bearbeiten und filtern kann“, erklärte Einer Boije, Business Developement Direktor von T-VIPS.
T-VIPS-Produkte, insbesondere für die Übertragungswege, hat SHM bereits an einige Kunden verkaufen können. Dazu zählt unter anderem die Deutsche Luft- und Raumfahrt (DLR). Sie setze auf T-VIPS um den Andockprozess des Space Shuttles von Houston aus via Unterpfaffenhofen nach Moskau zu übertragen. Außerdem nutzt ProSiebenSat.1 das T-VIPS-Produkt TVG410, um unkomprimiertes digitales Video (SDI) zwischen den Niederlassungen in München und Berlin IP-basiert über eine 270 Mbit/s Leitung zu übertragen. Mit einer äußerst niedrigen Zeitverzögerung (Latency) von weniger als 30 Millisekunden, können Signale nahezu in Echtzeit übertragen werden, was besonders für Live- oder Sportevents wichtig ist.

Neben dem transparenten Übertragen von SDI-Signalen bietet T-VIPS mit dem TVG415 übrigens auch die Möglichkeit, SD-Signale beziehungsweise mit dem TVG430 HD-SDI-Signale mittels JPEG-2000 etwa im Faktor 1:10 zu übertragen. „Das spart enorm Bandbreite und reduziert die Leitungskosten“, betonte T-VIPS-Manager Boije.
T-VIPS-Systeme sind auch bei RTL im Einsatz. „Neue Bestellungen gibt es zudem von einigen Universitäten, die mit T-VIPS ihre Standorte miteinander verknüpfen wollen“, erläuterte Preisser.
Schon lange im Vertrieb hat SHM Produkte von Softel. Insbesondere die Teletext-Systeme des Unternehmens konnte SHM erfolgreich im Markt etablieren. Zu den Kunden zählt hier unter anderem die Deutsche Welle.

Artec-Sendemitschnitt
Reges Interesse verzeichneten auf der Open House-Veranstaltung von SHM die Produkte von Artec Technologies. Artec-Vorstand Ingo Hoffmann und Produktmanager Marco Müller zeigten unter anderem die aktuelle Version der erfolgreichen XBL Broadcast Logger.
Er wird als netzwerktauglicher Multimedia-Recorder für Sendenachweis, Mitschnittservice und Video-on-Demand-Produktion verwendet. Das Stand-Alone-Gerät kann je nach Ausführung bis zu acht TV- und Radiostationen in unterschiedlichen Qualitäten und über Zeiträume von zehn bis 180 Tage und mehr digital aufzeichnen. Der XBL-Logger verwendet den WM9 beziehungsweise VC-1 Codec und ermöglicht damit Aufzeichnungen bei geringem Speicherbedarf bei gleichzeitig hoher Bild- und Ton-Qualität. „Die Web basierenden Sendemitschnitt-Serversysteme von Artec bieten eine Menge Funktionsumfang, um aufgezeichneten Content für Mediatheken-on-Demand nutzbar zu machen. Die Technologie steckt auch hinter dem T-Home-Entertain Portal der Deutschen Telekom“, erklärte Preisser, der mit Artec vor zwei Jahren auf den MEDIENTAGEN MÜNCHEN erstmals in Kontakt kam. Artec hatte dort einen Stand im Messebereich.

Eingesetzt wird Artecs Sendemitschnittserver auch vom Westdeutschen Rundfunk (WDR) und der PLAZAMEDIA GmbH TV & Film Produktion. Der WDR nutzt ihn für Programmbeobachtung. Die hauseigenen Programme – ARD, WDR, Phönix – werden für 92 Tage und alle übrigen für sieben bis 14 Tage gespeichert.
Es besteht dazu die Möglichkeit einzelne Kanäle für zeitgesteuerte Aufnahmen zu programmieren. Die Programmierung kann anhand eines EPG oder nach Datum erfolgen. Diese Aufzeichnungen können auf internen Festplatten archiviert oder direkt auf eine DVD gebrannt werden.

Alle mitgesendeten Zusatzdaten werden aufgezeichnet und sind bildsynchron abspielbar. Die integrierte Suchmaschine erlaubt eine Volltextsuche in diesen Daten und allen aufgezeichneten Textquellen. Zum Einsatz kommen beim WDR elf Rechner (32 HE), davon zehn zweikanalige Subunits und eine Masterunit. Mit Hilfe der Masterunit kann ein mehrkanaliges System (bis zu 200 Kanäle) administriert und bedient werden. „Der WDR ist sehr zufrieden mit der Installation und will demnächst noch weitere zehn weitere Kanäle hinzunehmen und das ganze Sendemitschnittsystem deutlich ausbauen“, verrät Preisser.
PLAZAMEDIA beauftragte SHM mit der Installation eines Artec-Sendemitschnittsystems für zehn Kanäle, die hier jeweils für 90 Tage gespeichert werden müssen. Das System verarbeitet in diesem Fall SDI-Signale. „Besonders wichtig war dem Kunden hier die Remote-Fähigkeit des Sendemitschnittservers, da PLAZAMEDIA als Serviceprovider für Premiere fungiert. Aus diesem Grund muss ein externer Zugriff gewährleistet sein“, erklärt Preisser. Seit Ende letzten Jahres greife Premiere über das Web auf die bei PLAZAMEDIA aufgezeichneten Beiträge zu. Im Ganzen umfasste diese Konfiguration fünf zweikanalige Subunits und eine Masterunit, insgesamt 17 HE.
Drei Kanäle hat SHM auch bei CBC installiert. „Auch da ist geplant, wenn der Umzug von RTL vollzogen ist, weitere Services über Artec-Produkte abzubilden“, sagt Preisser.
Relativ neu bei Artec ist übrigens eine Voice-to-Text-Applikation, mit der ein gesprochener Beitrag automatisch in Text umgewandelt und dann von der Suchmaschine nach Keywörtern durchforstet werden kann.
Artec zeigte bei SHM mit XentauriX eine Control- und Management-Plattform mit der integrierten von Artec entwickelten CVOD-(Continuos-Video-on-Demand)-Technologie, mit der komplexe Media-Streaming-Projekte für interaktives Web- und Business-TV, Entertainment oder Cinema-on-Demand realisiert werden können. Vorgestellt wurde unter anderem eine Lösung zur Bereitstellung von Content für Web-TV. Hierbei wurde Video auf einem Notebook aufzeichnet, via UMTS in ein Datencenter übertragen, dort weiterverarbeitet und auf eine Webseite gestellt oder für eine Mobile-Applikation genutzt.

IP-TV auf Yachten
Noch nicht lange im Vertrieb hat SHM Produkte der österreichischen Firma ETAS. Sie bietet vor allem Lösungen, um DVB-C- oder DVB-S-Signale aufzunehmen, den Transportstrom in Single-Transport-Ströme zu zerlegen und diese dann im Netzwerk zu streamen. Dort lassen sie sich dann mit Hilfe einer IP-Set-Top-Box oder eines handelsüblichen PCs anzuschauen. „Der Vorteil ist hierbei, dass der Content, so wie er vom Satelliten oder aus dem Kabelnetz kommt, in voller Qualität zur Verfügung steht und nicht erst für die Anwendung neu re-encodiert werden muss. Das ist besonders interessant für Inhouse-TV-Lösungen, die ohne eine zusätzliche HF-Verteilung auskommen wollen“, erklärt Preisser. Das sei unter anderem auch bei großen Yachten und Kreuzfahrtschiffen der Fall. Preisser: „Auch die Stadtwerke in Wien nutzen diese Technik, um ihren Stromkunden TV-Services über ihr Stromnetz anbieten zu können.“
ETAS bietet mit Mira auch eine selbst entwickelte IP-TV-Middleware an, die auf diversen, auch älteren Set-Top-Boxen läuft und die Unabhängigkeit von proprietäre Systemen sicher stellen soll. Mira ist skalierbar von zehn bis eine Millionen Empfängern.
Zu den ältesten Partnern von SHM zählt Chrystal Vision aus England, ein Hersteller hochwertiger HD- und SD-Modularprodukte. Neben Verteilverstärkern, Synchronizern, Embeddern, De-Embeddern, Chroma Keyern, Up-/Down-/Cross-Konvertern zählt dazu eine breite Palette Wandlerprodukte und weiterer Produkte zur Bearbeitung, Vereilung und Überwachung von Broadcast-Signalen.

Bei Softel war das neue Cyclone-teletxt-System mit Flair Editor für die neuen teletext-Banner-Werbungsdeinblendungen zu sehen. Es erlaubt gezielte Werbemaßnahmen auf vordefinierten Seiten jeder Teletext-Seite zu platzieren.
Pixelpower, Hersteller von SD- und HD-Schriftgeneratoren (Clarity-Familie) mit integriertem Clipstore, Standbildspeicher, Grafik- und Animationssystemen, gehörte auch zu den am meisten besuchten Ausstellern der Open House-Veranstaltung von SHM. Besonderes Interesse fanden hier Grafiksysteme für 3D-Anwendungen und der neue HD/SD-Logo-Generator „Logo Vision“, der nun als Basisgerät verfügbar ist und mit verschiedenen Softwareversionen upgegradet werden kann.
Wichtiger Partner von SHM ist auch Tandberg Television aus Norwegen. Das Unternehmen bietet Übertragungslösungen für nahezu alle Sendestrecken. Gezeigt wurden Encoder und Decoder für MPEG-2 und MPEG-4, sowohl in der HD- als auch in der SD-Variante, Multiplexer, Modulatoren, Hi-End-Receiver etc.
SHM-Partner Utah Scientific, Anbieter aus den USA, bietet Kreuzschienen von 64 × 64 bis 1152 × 1152 Koppelpunkten im SD/HD-Mixbetrieb. „Mit Utah Scientific haben wir erst kürzlich zwei schöne Projekte beim ZDF gewonnen“, berichtet Presser. Der Mainzer Sender nutzt ein kompaktes Utah Scientific-System, unter anderem, um es im Flightcase integriert im Sommer bei den Olympischen Spielen in China einzusetzen.
„Utah Scientific bietet auf seine Kreuzschienen zehn Jahre Garantie und damit hohe Sicherheit für die Kunden“, meint Preisser. Bei SHM gezeigt wurde der MC-400 Master Control-Mischer für HD/SD. Das Prozessor-Board kann in vorhandene Utah-Kreuzschienen eingebaut werden. Ein automatisches Umschalten zwischen HD und SD ist möglich. Ebenfalls präsentiert wurde die Utah 400 / 144 3 Gb/s HD/SD-Kreuzschiene mit Steuersystem und Bedienteilen.
Ebenfalls schon länger im Programm hat SHM die Produkte von Pixelmetrix. Das Unternehmen aus Singapur ist bekannt als Anbieter hochwertiger Monitoring-Lösungen in digitalen TV- und IPTV-Netzwerken. Die umfangreiche Produktpalette ermöglicht es, eine komplette Signalkette zu überwachen und dort die Quality of Service sicher zu stellen.

Neu ist jetzt DVStation IP3, eine MPEG2/H.264 Test- und Monitoring-Plattform, die für die Übertragung von Video und Daten über Internet und IP-Netzwerken entwickelt wurde. „Sie wird bereits erfolgreich bei Premiere und dem T-Home Entertain Portal der deutschen Telekom eingesetzt“, berichtet SHM-Geschäftsführer Preisser.
Am Open House-Stand des belgischen Unternehmens Skyline Communications fand insbesondere das neue Produkt DataMiner Interesse. Es erlaubt die Überwachung der Funktionsweise aller Geräte innerhalb einer Netzinfrastruktur. Über 1.000 Treiber ermöglichen die Integration von fast allen gängigen Produkten. Mittels Visio kann die gesamte Infrastruktur erfasst und im DataMiner abgebildet werden. Auswertungen und Analysen lassen sich individuell definieren. „Das System ermöglicht eine enorme Transparenz komplexer Infrastrukturen. Dabei bietet es Überwachungsfunktionen für kleine Geräteinseln in Unternehmen bis hin zu großen verteilten Systemen“, sagt Preisser.
In Deutschland seien Skyline-Produkte mangels Vertretung des Unternehmens hierzulande noch nicht im Einsatz. Das soll sich nun ändern. Seit der NAB 2008 kümmert sich SHM um das Skyline-Geschäft.
Am Ende der Open House-Veranstaltung verzeichnete SHM rund 170 zufriedene Besucher und zwei verspeiste Spanferkel.
Eckhard Eckstein (MB 07/08)

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