Alle ziehen an einem Strang

Deutschlandradio ist im neuen bundesweiten Digitalradio-Bouquet mit den drei Programmen Deutschlandfunk, Deutschlandradio Kultur und Deutschlandradio Wissen vertreten. Deutschlandradio-Sprecher Dietmar Boettcher zu Zielen und Erwartungen des Senders.

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Alle ziehen an einem Strang

Was macht Sie zuversichtlich, dass der Neustart beim Digitalradio bessere Chancen hat als bisherige Startversuche?

Wir sind zuversichtlich, weil heute alle Anbieter aus den verschiedensten Richtungen, Deutschlandradio, ARD-Landesanstalten und die privaten Sender an einem Strang ziehen und die Politik das Unterfangen deutlicher unterstützt, als das früher der Fall war. Medienpolitisch ist ein Stück weit Neuland betreten worden, weil es erstmals möglich ist, privaten Anbietern einen bundesweiten Zutritt zu verschaffen. Auf der zweiten Ebene, den Ländern geschieht das gleiche, dass dort Digitalradio-Multiplexe ins Leben gerufen werden, welche den Privatanbietern, die oft nur auf lokaler Ebene agieren konnten, eine landesweite Verbreitung ermöglichen. Die ersten Ausschreibungen in Hessen und anderen Bundesländern zeigen deutlich, dass hierfür Interesse besteht. Und wenn die landesweite Verbreitung sich in den nächsten Monaten ähnlich erfolgreich gestalten wird, wie das beim bundesweiten Multiplex der Fall ist, dann ist das sicherlich der endgültige Durchbruch für das Digitalradio. Auf Dauer stellt sich zudem die Kostenfrage.

Die Verbreitung über Digitalradio ist bei vergleichbarer Flächenabdeckung sehr viel günstiger als über UKW und dabei prinzipiell fast unendlich ausbaufähig. Es kann weitere Multiplexe bundesweit wie auf Länderebene geben. Gewiss, das klingt derzeit ein wenig nach Zukunftsmusik, denn heute geht es noch eher darum, die vorhandenen Multiplexe mit attraktiven Programmen zu gestalten.

Doch hier zeigt sich, dass in einigen Bundesländern allein das Programmangebot der Landesrundfunk-Anstalten im Digitalradio bereits eine größere Vielfalt bietet, als das, was bisher über UKW verbreitet wurde. Und die Privaten Sendeangebote kommen noch landesweit dazu.

Wird Deutschlandradio im Digitalradio neue Angeboten bieten?

Unser neues Programm DRadio Wissen, das es seit anderthalb Jahren gibt, konnte bisher fast gar nicht terrestrisch sondern nur im Internet, über Kabel und Satellit verbreitet werden. Wir haben im alten DAB-Ensemble zwar ebenfalls einen Platz dafür frei gehalten, der allerdings wenig Hörer gefunden hat. Die medienrechtlich nicht zugelassene UKW-Verbreitung kann nun durch das Digitalradio ausgeglichen werden. Da die Nachfrage nach dem Streaming des Programms und den Abruf-Angeboten erstaunlich groß ist, sind wir sehr zuversichtlich, dass DRadio Wissen auch für das bundesweite Angebot einen
wirklichen Mehrwert darstellt.

Wird das Digitalradio nur linear senden oder sind auch Abruf-Angeboten und Interaktionsmöglichkeiten geplant?

Zunächst wird ein lineares Programmangebot ausgestrahlt. Darüber hinaus wird es eine Reihe von Zusatzdiensten geben, die von der Angebotsseite in den nächsten Monaten und Jahren ständig verfeinert werden können. Man denkt auch darüber nach, einen Rückkanal einzuführen, so dass der Hörer direkt die Möglichkeit erhält, Zusatzinformationen abzurufen. Es ist eine Menge im Fluss und die neue Technik bietet viele Möglichkeiten, die der alte DAB-Standard noch nicht gekannt hat und die über UKW eigentlich schlicht undenkbar sind.

Die Möglichkeiten, die neuen digitalen Angebote zu finanzieren und zu betreiben, sind für den Deutschlandfunk ja auch begrenzt.

Sicher, das Deutschlandradio besitzt als nicht kommerzielles, also werbefreies Angebot, keine Möglichkeiten, solche Zusatzdienste etwa über kostenpflichtige Abrufe zu refinanzieren. Wir sind allein von daher gezwungen, alle digitalen Informationen, die wir für das Internet oder für das Digitalradio auf die Beine stellen, so zu bündeln, dass diese Angebote möglichst geringe Kosten verursachen, vergleichbar vielleicht mit dem Playout-Center der ARD, das ja auch die digitalen Programme und Informationen zentral verbreitet. Schließlich sind wir gegenüber der KEF in der Rechenschaft, was die Kosten für unsere Angebote angeht. Ich stelle mir quasi einen zentralen Server vor, der alle unsere Programminformationen speichert, um sie dann automatisch über UKW, Digitalradio, Internet oder in die Zusatzdienste einspeist.
Bernd Jetschin
(MB 09/11)