Kein Platz für Experimente

ARD und ZDF konnten bei der Übertragung des Confed Cups in Russland und der U21-Europameisterschaft in Polen hohe TV-Zuschauerresonanz verzeichnen. Für die Top-Quote mit 14,69 Millionen Zuschauern und einem Marktanteil von 42,7 Prozent sorgte die ZDF-Übertragung des Confed-Cup-Finales zwischen Chile und Deutschland. Beim Hostbroadcasting erhielt HBS (Host Broadcast Services) tatkräftige Unterstützung von deutschen Produktionsdienstleistern.

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Kein Platz für Experimente

„Der Confed Cup und die U21-EM waren entgegen mancher Bedenken im Vorfeld ein voller Erfolg. Wir freuen uns, dass unser begleitendes journalistisches Angebot ein überaus positives Echo gefunden hat. Die hervorragende Zuschauerresonanz gibt uns Recht”, freute sich ZDF-Sportchef Thomas Fuhrmann. Und sein Kollege Harald Dietz vom SWR meinte: „Wir haben in Russland, Polen und Baden-Baden mit neuen smarteren Produktionsweisen experimentiert. Technisch und inhaltlich hat die gewohnt hohe Qualität der Übertragungen darunter nicht gelitten und da die Akzeptanz des Publikums hervorragend war, waren es auch für uns komplette Erfolgsstories.“

Durchschnittlich 5,59 Millionen Zuschauer haben die ARD/ZDF-Übertragungen vom FIFA Confederations Cup verfolgt. Der Marktanteil lag bei 26,6 Prozent. Die Spiele mit deutscher Beteiligung erreichten sogar im Schnitt 9,41 Millionen Zuschauer bei einem Marktanteil von 40,0 Prozent. Neben dem Finale erzielten erwartungsgemäß weitere Spiele des jungen deutschen Teams hohe Einschaltquoten. Die ARD-Übertragung des Halbfinales gegen Mexiko verfolgten 11,37 Millionen Fußballfans am Bildschirm (Marktanteil: 37,0 Prozent), kaum weniger waren mit 8,67 Millionen (Marktanteil: 31,5 Prozent) beim Gruppenspiel gegen Chile am 22. Juni 2017 – ebenfalls in der ARD – dabei. Auch die Gruppenspiele gegen Kamerun und gegen Australien stießen mit 7,44 Millionen (Marktanteil: 36 Prozent) beziehungsweise 6,09 Millionen (Marktanteil: 39,6 Prozent) im ZDF auf starke Zuschauerresonanz. Das meistgesehene Spiel ohne deutsche Beteiligung war das Halbfinale zwischen Portugal und Chile mit 5,83 Millionen Zuschauern und einem Marktanteil von 21,8 Prozent.

Auch das erfolgreiche DFB-Nachwuchsteam konnte sich bei der U21-Europameisterschaft über ein starkes Zuschauerinteresse freuen. Durchschnittlich 5,62 Millionen Sportfreunde sahen die Übertragungen von ARD und ZDF aus Polen. Der Marktanteil betrug 23,7 Prozent. Platz eins in der Zuschauergunst erreichte das Finale gegen Spanien mit 8,71 Millionen ZDF-Zuschauern (Marktanteil: 30,5 Prozent). Auch die ARD/ZDF-Übertragungen der Spiele gegen Dänemark, England und Italien erreichten jeweils mehr als fünf Millionen Zuschauer und Marktanteile über 21,0 Prozent.

Hostbroadcaster HBS wurde bei der Produktion der internationalen Confed Cup-Signale wieder tatkräftig von einigen deutschen Unternehmen unterstützt. TV Skyline war der einzige deutsche Ü-Wagen-Dienstleister mit seinem Ü7 und 19 Mitarbeitern vor Ort und hat dort vier Produktionen realisiert.

Ü-Wagen-Dienstleister AMP Visual war in Kazan und Euromedia in Sotchi aktiv. Die drei Ü-Wagen waren mit dem Internationalen Beroadcast Center (IBC) in St. Petersburg verbunden. Als Produktionszentrale diente dort ein Container, der von SonoVTS ausgerüstet worden war. Eingesetzt wurde dabei die gleiche Technik wie schon bei der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien. SonoVTS hatte damals im Auftrag von Generalunternehmer Sony und in enger Kooperation mit HBS die zentrale Produktionstechnik für zwölf Stadien der Fußball-WM 2014 in Brasilien in zwölf Reefer-Container baugleich integriert und diese dann zu den Technik-Compounds an den Stadien verfrachtet. Zur Fußball-WM 2018 in Rußland will man das in ähnlicher Weise machen. Und der Confed Cup diente dazu schon mal als Probelauf. Zur kommenden Fußball-WM wird in Rußland in zwölf Stadien gespielt und das IBC befindet sich dann in Moskau. Ü-Wagen werden bei der WM 2018 nur als Beistellungen für unilaterale Produktionen zum Einsatz kommen.

Beim Confed Cup wurde das Bild in 1080p50 und 1080i50 und Audio Mix in Dolby 5.1 und Stereo produziert. Der TV Skyline Ü-Wagen in Moskau arbeitete mit 17 Kameras, darunter zehn kabelgebundene Ikegami HDK970A und 97A, drei GrassValley LDX Compact C80 inklusive zwei Steadicam drahtlos und eine Beauty/Tactical sowie vier Grass Valley LDX 86 SSL 3-fach Kameras. Eingesetzt wurden ferner sieben EVS XT3 HD und ein EVS IPDirector.

Spezialkameras beim Confed Cup

Auch alle Spezialkameras in den vier Confed Stadien kamen von TV Skyline, insgesamt waren das 26 Kamerasysteme. Darunter befanden sich unter anderem TV SKYLINE Gentle:Mote Systeme für Tactical Shots, In:Goal-Sets als Torkameras, QUBE:CAM II-Kameras für Pressekonferenzen und als Tunnel-Cams sowie weitere QUBE:CAMs für Kommentatorenplätze. Auch Spidercams waren beim Confed Cup im Einsatz. Sie wurden von der PMT Professional Motion Technology GmbH geliefert. Die Hamburger waren auch für die Hintertor-Krankameras zuständig.

Der Ü7 bot in Sachen Signalabgabe 36 mal 1080p- und 24 mal 1080i-Signale an. „Der Confed Cup 2017 und die Fußball-WM 2018 werden vom Signalformat her komplett in 3G also in 1080p/50 produziert. Da aber in der Welt das Produktions- und Sendeformat primär noch 1080i ist, ist man gezwungen, beide Signalformen in großer Menge anzubieten“, erklärte TV Skyline-Geschäftsführer Wolfgang Reeh.

Auch beim Confed Cup wurden die produzierten Signale nicht direkt zum IBC nach St. Petersburg geschickt, sondern zunächst mal zum Technical Operation Center (TOC) an den Stadien. Dort wurden sie über eine große Kreuzschiene selektiert an das IBC weitergegeben.

Insgesamt sind bei der Fußball WM, wie jetzt schon beim Confed Cup, keine großen technischen Innovationen im Bereich der TV-Produktion zu erwarten. Für HBS hat nach wie vor das Thema Produktionssicherheit Vorrang. Für Experimente ist da kein Platz.

Eckhard Eckstein

MB 3/2017