Zentralisierte Workflows

Der 1998 gegründete französische Sender L’équipe 21 ist Ende 2012 vom FirmenSitz Issy-Les-Moulineaux in ein neues Gebäude in Boulogne, Paris, umgezogen. Das zur RTL Group gehörende Luxemburger Systemhaus BCE unterstützte den Sportsender beim Bau der neuen Studios und Sendeeinrichtungen.

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Zentralisierte Workflows

Im Dezember 2012 hat der französische Sportsender L’équipe 21 neue Studios in Paris bezogen. Mit der Installation einer modernen, komplett bandlosen Infrastruktur für Produktions-, Studio- und Sendetechnik wurde die Luxemburger BCE beauftragt. Die Programmverbreitung bei L’équipe 21 erfolgt via DVB-T auf dem französischsprachigen Markt, via Live-Channel im Internet und über ein Catch-up-Portal. Die von BCE bereitgestellte technische Plattform ging termingerecht am 12. Dezember 2012 auf Sendung.

Laut Projektleiter Gusty Feinen, Manager Special Projects bei BCE, hatte man im April letzten Jahres mit der Planung begonnen und Ende Juli mit der die Installation in Paris. Um komplett filebasierte Workflows nutzen zu können musste L’équipe 21 die gesamte Kanal-Infrastruktur erneuern. Dazu musste das Netzwerk erweitert werden um alle Workstations und die verschiedenen Kontrollräume besser miteinander verbinden zu können. „BCE hat eine voll funktionsfähige moderne Produktionsplattform und Sendeplattform bereit gestellt mit einer voll strukturierten Verkabelung, die eine schnelle Wartung und einfache Erweiterung erlaubt“, erklärt Feinen.

Mit dem Umzug des Senders seien seine Distributionswege komplett revolutioniert worden, nicht nur hinsichtlich der Frankreich weiten digitalen terrestrischen Verbreitung sondern auch beim Live-Internet-Streaming mit dem L’équipe 21 die Nutzer der Second Screens für sich gewinnen wolle. Bei modernen digitalen Kanälen sei es essentiell ihre Produktivität zu optimieren. Bei L’équipe 21 habe man deshalb den Workflow rund um einen zentralen Technikraum organisiert, in dem alle Produktions- und Postproduktions-Files sowie Sendesignale zusammenlaufen und verwaltet würden. Die Redakteure hätten so einfachen Zugriff auf alle Inhalte bei Produktion und Nachrichtenerstellung, selbst bei Last-Minute-Aktionen.

BCE hat in der neuen L’équipe 21-Niederlassung zwei Produktionsstudios installiert. Das große Studio dient der Präsentation von Nachrichten- und Live-Magazin-Sendungen. Durch eine große Glasfront auf beiden Seiten des Studios bietet es einen tollen Blick auf Paris und den Eiffel-Turm. Um diesen Ausblick und den verfügbaren Studioplatz optimal zu nutzen, setzte BCE auf kleine ferngesteuerte Sony-HD-Kameras der BRC-Reihe (1/3“ CMOS-Sensor) mit einem Bewegungsradius von 360 Grad, mit Weitwinkel, Zoom und automatisierter Filtertechnik.

Die Studio-Scheiben sind polarisiert und lassen sich je nach Produktionsart auch für „virtuelle“ Hintergründe nutzen.

„Die von uns eingesetzten Kameras eröffnen uns eine ganz neue Arbeitsweise. In einem kleinen Studio lässt sich viel Platz sparen, wenn der Kamera-Operator direkt in der Studioregie arbeitet. Das macht auch die Kommunikation einfacher“, erklärt Nicolas Serres, Systemintegrationsingenieur bei BCE. Die Steuersoftware für die Studiokameras ist nach Angaben von BCE-Projektleiter eine Eigenentwicklung von L’équipe 21.

Das zweite Studio ist ein mit modernster Technik ausgestatteter Grünraum und eröffnet den Produktionsteams laut BCE alle kreativen Möglichkeiten im virtuellen Set. Zum Einsatz kommt hier virtuelle Studiotechnik der französischen Firma Hybrid.

Neben den Studios installierte BCE bei L’équipe 21 auch alle weiteren technischen Einrichtungen. Dazu gehören unter anderem die zentrale Regie mit einem Kahuna 360 Mischer von Snell als Herzstück, die Nachrichtenredaktion und die Schnittplätze. Die Regie ist mit beiden Studios verbunden und von ihr aus werden auch alle ferngesteuerten Kameras bedient. Angeschlossen ist hier auch ein separater Ton-Kontrollraum. BCE stattete die Regie, die Schnittplätze und den News-Raum auch mit Hardware und praxisgerechten Möbeln aus. Zur Sendeabwicklung installierte BCE schließlich noch einen weiteren Kontrollraum von wo aus zwei Operatoren die Multiplattform-Distribution des Senders steuern können. „Egal ob DVB-T oder Internet, L’équipe 21 kann seine Inhalte mit Hilfe des zentralisierten bandlosen Systems einfach verwalten. Das Team hat immer direkten Zugang zu seinem digitalen Archiv und kann so jederzeit mit den jeweils gewünschten Programmelementen schnell on Air gehen“, sagt Jean Lampach, CTDO bei BCE.

Eine wichtige Rolle spielen bei L’équipe 21 auch Systeme von Dalet Digital Media Systems. Dabei geht es insbesondere um die Dalet Sports Factory, eine End-to-end-Lösung für Nachrichten, Studio-Produktion, Broadcast und Media Asset Management (MAM). Dalet Sports Factory versorgt L’Équipe 21 mit allen nötigen Tools für einen 24-Stunden-Kanal, einschließlich eines kompletten Newsroom Computer Systems, Desktop-Video-Produktion, sportspezifische Tools für Slow-motion-Replay und Highlight Kreation ebenso wie Tools für Broadcast Playout und Multiplattform-Distribution. In den Schnitträumen wird mit der Dalet News Suite gearbeitet und im Server-Bereich stehen Dalet Brio Systeme mit 24 Video-Ingest-Kanälen für DVCPro 100 zur Verfügung. Über Dalet Brio läuft auch das Programm-Playout ebenso wie die Replays und die Ausspielung der Werbespots. Via Glasfaserverbindung ist der NetApp Online-Produktionsspeicher mit den Brio Servern verbunden. Das Playout erfolgt direkt vom NAS (Network Attached Storage). Ein extra Oracle Sun ZFS Speicher archiviert automatisch High-resolution-Videomaterial.

Die Dalet-Lösung wurde laut BCE-Projektleiter Feinen nicht von BCE ausgewählt sondern von L’équipe 21 selbst. BCE sorgte allerdings für die Integration der entsprechenden Systeme. Das Luxemburger Systemhaus war beim Projekt L’équipe 21 neben der technischen Planung und der Installation des Equipments auch für das Gesamtdesign und das Raumkonzept zuständig. „Unsere präzise Arbeitsweise und schnelle Ausführung hat den Auftraggeber positiv überrascht“, berichtet Feinen. Man habe das Projekt sehr zuverlässig im vorgegebenen Zeitrahmen abschließen können.

BCE ist nicht nur in Frankreich (z.B. bei arte) sondern auch international recht gut aufgestellt. Zu den letzten innovativen Projekten gehören unter anderem die Errichtung einer neuen Plattform für MTG in London, der Bau eines Virtuellen Studios für SNRT in Marokko und eine Infrastruktur-Kooperation mit der Ethiopian Radio and Television Agency (ERTA). Im Service-Bereich hat BCE unlängst das Archiv der Federation Française de Tennis digitalisiert. In gleicher Mission ist man für M6 und den Europarat aktiv.
Eckhard Eckstein
(MB 09/13)