Bewährte Partnerschaften

Von den Olympischen Sommerspielen 2016 präsentierten TV-Sender weltweit wieder packende Bilder. Um sie zu produzieren wurde, wie gewohnt, hoher technischer Aufwand getrieben. Dabei ging in Brasilien nicht gerade alles reibungslos über die Bühne. Der Zuschauer indes bekam davon kaum etwas mit. Auch Hersteller und Dienstleister aus Deutschland halfen mit, die umfangreichen olympischen Medienproduktionen zu stemmen, oft in bewährt engen Partnerschaften.

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Bewährte Partnerschaften

Riedel Communications hatte Rio de Janeiro viel zu tun. Das Unternehmen erledigte für das Local Olympic Committee (LOC) umfangreiches Jobs wie die Signalverteilung in allen Venues der Olympischen Sommerspiele 2016 über das glasfaserbasierte Mediennetzwerk MediorNet. Dazu wurden auch zahlreiche Interkom- und Funktechnik-Aufgaben erledigt. Riedels Venue-Signalverteilung diente unter anderem der Bespielung der Screen, die vom olympischen AV-Technikpartner Panasonic bereitgestellt wurden, zur Übertragung der Zeitnahme-signale von Omega und für die sogenannte Sports Presentation in den Sportstätten (Stadionsprecher etc.). In Summe hatte Riedel 150 MediorNet-Nodes in Rio de Janeiro im Einsatz. „Das ist mit die größte MediorNet-Installation, die wir bei so einen Job gemacht haben“, betont Riedel-Geschäftsführer Thomas Riedel. Im Rahmen des Signalverteilungsprojekts in den Venues hatte sein Unternehmen auch insgesamt über 400 Kilometer Kabel verlegt, vorwiegend Glasfaser aber auch Kupfer.

Neben der Signalverteilung erledigte Riedel in den olympischen Venues, ebenfalls im LOC-Auftrag, den Interkom-Part. Hier wurde die Kommunikation bei Sports Presentation und Timing über Riedels Artist Systeme abgewickelt, in Kombination mit Beltpacks und drahtlosen Kommunikationssystemen, zugeschnitten auf die Erfordernisse der jeweiligen Sportarten in den Venues. Rund 150 Riedel-Mitarbeiter waren vor Ort in Rio allein mit den beiden Projekten Signalverteilung und Interkom beschäftigt.

Dazu gab es noch ein drittes Riedel-Projekt, das ebenfalls mit reichlich Arbeitsaufwand verbunden war. Aus Riedels Rental-Park hatte das LOC 14.000 Funkgeräte nach Rio geordert. Deren Aus- und Rückgabe wurde von den Wuppertalern selbst verwaltet. „Das ist vor allem ein riesiger logistischer Aufwand, weil man dafür sorgen muss, dass jedes Gerät auch mit der richtigen Programmierung versehen ist, die sich je nach Anwendungsbereich unterscheidet“, berichtet Riedel.

Aber das war noch nicht alles: Riedel war auch bei der Eröffnungs- und Schlussfeier der Olympischen Spiele in Sachen Kommunikationstechnik involviert und liefert für dieses Projekt 1.000 Funkgeräte und ein großes Artist Interkom-System. Auftraggeber war hier die Firma Cerimonias Cariocas Rio 2016, ein Joint Venture der italienischen Filmmaster Group mit Executive Producer Marco Balich und der brasilianischen SRCOM, das für die Produktion der Eröffnungs- und Schlussfeiern verantwortlich zeichnete. Dazu stellte Riedel auch noch die komplette CCTV-Installation zur Kontrolle der Auftrittspräsentation. Deren Signale liefen ebenfalls über ein Signalverteilungsnetz der Eröffnungs- und Schlussfeiern mit MediorNet als Backbone.

Zudem bot Riedel in Rio de Janeiro auch noch technische Unterstützung für einige der sogenannten Nationenhäuser. Dazu zählten das Schweizer Haus an der Lagoa Rodrigo de Freitas, das Heineken-Haus der Holländer und das USA-Haus in Ipanema sowie das Deutsche Haus in Barra. Riedels Tochterfirma Dekra lieferte die Zugangssysteme für das Schweizer- und das USA-Haus. Dazu gab es in Rio auch noch einige Broadcast-Kunden – den NDR zum Beispiel. Für den hatte Riedel eine Richtfunkstrecke zur Anbindung des Deutschen Hauses an das International Broadcast Center (IBC) sowie weiterer Technik bereitgestellt.

Bei der Eröffnungs- und Schlußfeier nutzte der am Maracanã-Stadion eingesetzte NEP-Ü-Wagen eine Menge Riedel-Technik. Und bei der 8k-Produktion der Olympischen Spiele von NHK liefen alle Signale über Riedels MediorNet.

Last but not least gab es am Fuße des Arpoador-Felsen, zwischen Ipanema und Copacabana Beach gelegen, noch das von Bernd Loidls Tiroler Firma Loidl GmbH – Hochsitz.at temporär zu den Olympischen Spielen gebaute Haus „Ipanema View Media Center“ mit zwei Glasstudios von ORF und SRG SSR, einem Mediencenter mit Studio der Stadt Rio de Janeiro und einer Hospitality Lounge der „Friends oft he Games“ mit Agora, BWS, Creative Technology (CT), Hytera und Riedel. Lounge-Initiator und -Betreiber war Riedel Communications. Das Unternehmen hatte hier für Geschäftspartner und Freunde, die zahlreich bei den Olympischen Spielen vertreten waren, eine Anlaufstelle zum Informationsaustausch und zum Entspannen in lockerer Atmosphäre geschaffen. Das wurde gerne angenommen. Der britische „Friends oft the Games“-Partner Creative Technology war auch maßgeblich an den Eröffnungs- und Schlußfeiern der Olympischen Spiele und der Paralympischen Spiele beteiligt. „Riedel und wir haben eine Menge gemeinsame Kunden, insbesondere hier in Rio. Wir arbeiten bei den Ceremonies zusammen und auch an anderer Stelle von Rio 2016. Zudem sind viele unserer Kunden im Tagesgeschäft in der Stadt, um Projekte zu erledigen. Unsere Lounge hier bietet gute Gelegenheit zum Networking mit all den Leuten“, betonte David Crump, CEO Europe [&] Middle East, Creative Technology. Sein Unternehmen lieferte im Auftrag von Panasonic in Rio alle Videoboards und Sport-Presentation-Systeme in allen Venues. „In 40 Venues haben wir 200 LED-Boards installiert und angeschlossen“, berichtete Crump.

Ein weiterer Auftrag für CT kam von Cerimonias Cariocas Rio 2016 für die Video-Projektion bei den Ceremonies. Dafür stellte das Unternehmen die umfangreichen Videoprojektionslösungen mit denen die Bilder auf den Stadionboden projiziert wurden. Der Videoprojektionen wurde bei den Feiern in Rio de Janeiro, im Vergleich zu bisherigen Eröffnungs- und Schlussveranstaltungen bei großen Sportevents, ein besonders hoher Stellenwert eingeräumt. „Wir hatten bei der Opening Ceremony 98 Panasonic DZ21K2-Projektoren mit je 20.000 ANSI Lumen und ein angeschlossenes Server-System mit 48 Videoservern mit jeweils vier Ausgängen im Einsatz, wowie ein Bildproduktionssystem mit Bildmischer und Grafikgenerator, um die LED-Boards in den Stadien zu kontrollieren“, berichtete Crump. Insgesamt hatte CT 120 Panasonic-Beamer in Rio verfügbar, darunter 40 eigene und je 40 bei AV Lang und bei lokalen Verleihfirmen angemietete. Crump lobte den „sehr guten Support“ durch Panasonic in Rio.

Für den kreativen Teil der Projektionen bei den Eröffnungs- und Schlussfeiern hatte sich CT, auf besonderen Wunsch der Cerimonias Cariocas Rio 2016, das französische Unternehmen ETC Audiovisual als Subunternehmen ins Boot geholt. „Man wollte unbedingt ETC mit seinem renommierten Video-Projektmanager Patrice Bouqueniaux als Projektionsdesigner dabei haben“, erklärte Crump. Bouqueniaux ist in der Tat ein ausgewiesener Experte für Videoinstallationen bei Eröffnungs- und Schlussfeiern von großen Sportevents. Er war in der Vergangenheit bereits bei zahlreichen ähnlichen Events erfolgreich aktiv.

CT hatte zu den Sommerspielen auch ein Videoanalyse-System mit Multikanal Server in 24 Venues installiert mit dem individuelle Kamera-Feeds von Brodacastern oder speziellen CCTV-Kameras in Echtzeit aufgezeichnet wurden, um den Schiedsrichtern Reviews zu ermöglichen. Das war zum Beispiel auch beim Fechten der Fall. „Und am Ende der Wettkämpfe können wir allen Athleten ein Memory Stick mit einem Mittschnitt ihrer Auftritte in die Hand drücken. Das ist ein spezieller Panasonic-Service“, sagte Crump. Bei allen drei Projekten hatte CT in Rio 220 Mitarbeiter im Einsatz.

Direkt über der „Friends oft the Games“-Lounge produzierten das österreichische und schweizerische Fernsehen, wie immer, freundschaftlich verbunden, mit gegenseitiger Unterstützung, in ihren gläsernen Studios. SRG SSR setzte übrigens in Rio komplett auf Remote-Produktion. Die Regie für das Studio im „Ipanema View Media Center“ befand sich nicht mehr im IBC, sondern in der Schweiz. Als Technik-Dienstleister hatte man tpc dabei. Der ORF wiederum hatte zum Bau seines gläsernen Studios SonoVTS als Technikpartner engagiert. Das ORF-Studio war mit einer Drei-Kamera-Regie ausgerüstet und wurde über eine IP-Infrastruktur von der ORF-Technik im IBC remote gesteuert. Auch die ORF-Technik im IBC stammte zum großen Teil von SonoVTS.

Das Unternehmen, in Rio mit 14 Mitarbeitern vertreten, hatte zu den Olympischen Spielen auch dem NDR kleine Regien mit jeweils drei Kameras für die Disziplinen Reiten, Schwimmen und Rudern geliefert, die in Deutschland komplett vorkonfiguriert worden waren.

Der NDR hatte für die ARD-Berichterstattung in Rio auch bei Century 22 Rental von Ulrich Maslak drei fertig konfektionierte VandA-Boxen für Interviews in Mixed Zonen dabei.

Bei den Ruder- und Kanu-Wettbewerben an der Lagoa Rodrigo Freitas bot TV Skyline mit seinem Ü7 Ü-Wagen technische Unterstützung für die Weltbild-Produktion. Im Ü-Wagen arbeitete eine Produktionscrew von der BBC. Insgesamt lagen hier die Signale von 28 Kameras auf. TV Skyline hatte auch die vier Kameraboote auf dem See mit sechs Kameras ausgestattet, darunter zwei Ikegami Highspeed-Kameras (NAC Hi-Motion II) und eine Superslomo LDK 8300 von Grass Valley. Die Kameras auf den Booten, bis auf eine mit 99-fach Optik, waren alle mit gyrostabilisierten Köpfen der ukrainischen Firma Filmotechnic ausgerüstet, um die Bootsbewegungen auf dem Wasser ausgleichen zu können. Die Funktechnik zur Übertragung der TV-Signale an der Regattastrecke kam vom britischen Unternehmen Broadcast RF, das zuletzt auch bei der UEFA Euro 2016 und den Britisch Open 2016 (Golf) aktiv war. Insgesamt waren neun Funkkameras an der Lagoa im Einsatz. Per Funk zum Ü-Wagen übertragen wurden übrigens auch die Signale von EVS-Maschinen, die mit ihren Bedienern ebenfalls auf den Kamerabooten untergebracht waren.

Ganz reibungslos liefen die TV-Produktionen in Rio de Janeiro indes nicht. Bei ARD/ZDF war vor Beginn der Sommerspiele der Schreck groß, als ein Laster mit zwei Material-Containern auf dem Weg vom Hafen ins IBC entführt wurde. Transporter und Material konnten aber unbeschadet wieder aufgefunden werden.

Weniger Glück hatte dagegen CAMCAT mit einem seiner sechs in Rio de Janeiro eingesetzten Seilkamera-Systeme. Das im Olympic Park für Beautyshots genutzte System war nach Riss beider Trageseile bei windigen Wetterbedingungen abgestürzt. Die Ursache für den Unfall war bei Redaktionsschluss noch unklar. Anderorts sorgten Beschädigungen von Kabeltrassen durch Fahrzeuge für technische Probleme. Kritik gab es von TV-Leuten im IBC und von Journalisten im MPC (Main Press Center) an den langen Warteschlangen vor den Sicherheitsschleusen zum Gelände. Hier konnte man schon mal bis zu eine Stunde auf den Einlass warten. Lange Warteschlangen gab es auch an den Verpflegungsstationen im IBC-Bereich. Kritik gab es auch an der Unzuverlässigkeit der Shuttelbusse von den Technik-Compounds an den Sportstätten zu den Unterkünften der dort Beschäftigten. Auch hier brauchte man etwas Geduld. Sehr gut funktioniert indes die neue U-Bahn-Linie L4 von der Station General Osorio nach Jardim Oceanico und weiter mit dem neuen Expressbuss-System BRT zum Olympic Village. Von der Copacabana zum IBC oder zum Olympic Village benötigte man auf diesem Weg nur noch eine Stunde. Für die gleiche Strecke musste man bei der Fußballweltmeisterschaft 2014 noch zwei bis drei Stunden mit Taxi oder Bus kalkulieren.

In der nächsten Ausgabe von MEDIEN BULLETIN folgen detaillierte Berichte zur TV-Produktion der Olympischen Spiele 2016 in Rio de Janeiro, unter anderem auch zum entsprechenden Engagement von ARD, ZDF und ORF.

Eckhard Eckstein

MB 3/2016

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