Kamera mit erstaunlicher Lichtstärke

Kameramann Suki Medencevic setzte beim Dreh der Independent-Produktion „The Berlin Project“ Arris neue digitale Kamera Alexa ein. MEDIEN BULLETIN traf ihn am letzten von elf Drehtagen. Medencevic lobte vor allem die leichte Handhabung der Alexa als Steadicam- und Handkamera sowie ihre hohe Lichtstärke.

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Kamera mit erstaunlicher Lichtstärke

Der Thriller „The Berlin Project“ von Ivo Traijkov inszeniert und von L.A.R.A. Enterprises.com GmbH produziert, ist eine Echtzeit-Jagd durch Berlin, die der von Blerim Destani („Die Wanderhure“) gespielte Held in 90 Minuten durchlebt. Weitere Rollen spielen Nicolette Krebitz, Udo Kier und Richard Sammel. Für Kameramann Suki Medencevic und Steadicam-Operator Marcus Pohlus hieß dies ein Dreh in ständiger Bewegung. 95 Prozent des Films wurden mit Steadicam, fünf Prozent mit Handkamera aufgenommen.

Lediglich für zwei Kranfahrten ruhte die Kamera mal nicht auf den Schultern von Marcus Pohlus. Zwei Dinge machten ihm zu Beginn der Dreharbeiten Sorgen: dass die ALEXA zu schwer sei und ob er daher für die vorgesehenen Takes von sieben bis acht Minuten die körperliche Kraft und Konzentration aufbringen könnte. Wie sich herausstellte, waren beide Sorgen unbegründet. Letztere vor allem deshalb, weil sich Medencevic als DoP um alle Vorarbeiten bei der Bildgestaltung kümmerte und während der Aufnahme die Belichtung kontrollierte, so dass sich Pohlus auf die direkte Gestaltung bei der Aufnahme konzentrieren konnte. Ohne die Arbeitsteilung wäre der Film nicht zu bewältigen gewesen, betonten Pohlus und Medencevic gleichermaßen.

Gearbeitet wurde fast ausschließlich mit vorhandenem Licht mit einer Blende von 4 oder 5,6. Aufgehellt wurde wenn es gar nicht anders ging mit zwei Kinoflows und ‘natürlichem’ Licht. Bei einem Dreh in einem sehr langen, unterirdischen Wasserspeicher, den man mit den geringen Mitteln der Produktion niemals hätte ausleuchten können, zeigte sich die Leistungskraft der Alexa als mit 1600 ASA Belichtung und offener Blende gedreht wurde. „Die Lichtsituation zu beurteilen, ist mit der Alexa eine echte Herausforderung“, zieht Medencevic ein Fazit. „Auf dem Monitor konnte man mehr sehen, als sie letztendlich aufzeichnete.“ Grundsätzlich war die Lichtsituation nicht zu kontrollieren, da man nehmen musste was da war und man mit „leichtem“ Gepäck unterwegs war, insbesondere an öffentlichen Orten, wo man nicht sofort Aufmerksamkeit auf sich ziehen wollte. Der Blendenbereich von 14 Blenden löste jedoch jedes Lichtproblem des komplett nachts spielenden Films, so Medencevic.
Aufgezeichnet wurde auf 32 GB-Speicherkarten von DS Solar. Dies entspricht circa 14 Minuten Aufnahmezeit im 4:4:4-Format, das statt des Arri-RAW-Formats gewählt wurde, um in der von Chromatics durchgeführten Postproduktion alle Möglichkeiten offen zu haben.

Für Medencevic und Pohlus ist die ALEXA eine geräuscharme, leichte, aber nicht zu leichte, einfach und intuitiv zu bedienende Kamera mit erstaunlicher Lichtstärke. „Sie ist ein No-Brainer“, sagt Medencevic über ihre Handhabbarkeit, was soviel heißt, wie, sie ist ohne groß Nachzudenken zu bedienen. Pohlus, der überzeugt ist, dass die ALEXA das endgültige Aus für Super16-Drehs bedeut, fasst seine Erfahrungen so zusammen: „Die ALEXA hat einen großen Belichtungsspielraum, ist besser zu handhaben und sie fühlt sich vor allem wie eine Kamera an.“ Medencevic wird zum Schluss gar philosophisch: „Im Bereich der digitalen Kameras ist es nicht sinnvoll der Erste zu sein. Die ALEXA hat nun das Potential alle anderen zu überflügeln.“

„The Berlin Project“ wurde von L.A.R.A. Enterprises.com frei finanziert. Da der Film ein Budget von etwas über eine Millionen Euro hat, ist auch der DFFF dabei. Ein Antrag beim Medienboard Berlin-Brandenburg ist noch anhängig. Deutscher Verleih ist medienkontor. Das Buch entstand auf Grundlage einer Geschichte parallel zur Locationsuche, die wieder erkennbare Plätze in Berlin einschloss. „Die Continuity ist zwar ein heikler Punkt, doch achten wir darauf, dass die Schauplätze in einer glaubwürdigen Abfolge zu sehen sind“, sagt Christoph Heckenbücker, der das Projekt als freier Producer betreut und fügt hinzu: „Allerdings ist der Film so actionreich, dass kaum Zeit bleibt, um über die Anschlüsse nachzudenken. Es bleibt nur Zeit für ein ‘Wow!’.“
Thomas Steiger
(MB 12/10_01/2011)