Klein, fein und digital

Lawo Kompaktdigitalmischpult crystal Neben den großen Mischpultsystemen der mc²-Serie bietet Lawo mit dem zirkon eine On-Air-Konsole sowie mit dem z4 ein Kleinstmischpult an. Das neue crystal schließt nicht nur die Lücke zwischen den Pulten, sondern zielt auch auf neue Applikation.

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Klein, fein und digital

Das crystal ist ein Pult, bei dem man auf Einfachheit in der Bedienung Wert gelegt hat und auf technische Spielereien bewusst verzichtet hat. Das sehr flache Pult (lediglich 3cm) wird in verschiedenen Varianten angeboten und zwar mit vier, acht, zwölf oder 16 Fadern (100 mm). Die Zwölf-Faderversion gibt es auch als Splitversion – aufgeteilt in ein Modul mit acht und einem mit vier Fadern. Am rechten Fadermodul ist immer ein Multifunktions-Panel mit Bargrafanzeige, Funktionstasten und Monitordrehgeber angedockt. Ab der Version mit acht Fadermodulen ist dieses Panel doppelt ausgeführt.

Die gesamte Audio-Signalverarbeitung und die Steuerprozessoren sind in einem lediglich 1 HE hohen 19-Zoll-Gehäuse untergebracht. Die Verbindung erfolgt über ein Cat-5-Kabel via CAN-Bus-Protokoll. Diese Base Unit beherbergt auch vier Line- und vier Mikrofoneingänge, die sich ebenfalls auch auf Line-Betrieb umgeschaltet lassen, acht Line- und zwei Kopfhörerausgänge, vier Digital-Audio AES-3 Ein- und Ausgänge sowie acht Optokoppler und Relais für GPIO-Funktionalitäten. Diese Base-Unit lässt sich um bis zu zwei Schnittstellenkarten erweitern, die dann weitere AES-3, Line I/Os oder SDI Embedder/De-Embedder bereitstellen. Auch eine Aufrüstung auf MADI ist, beispielsweise zur Anbindung an eine Hauptregie, möglich, wobei über vier Schnittstellen bis zu 256 Audiokanäle übertragen werden können. Insgesamt bietet die interne Kreuzschiene damit 288 Ein- und 292 Ausgänge.
Über den CAN-Bus lassen sich auch noch bis zu 15 19-Zoll-Panels anschließen, um zum Beispiel zusätzliche Tasten bereitzustellen, um einen Arbeitsplatz abzusetzen oder Steuerungsmöglichkeiten für externe Geräte sicherzustellen. So gibt es etwa 1-HE-hohe Einheiten mit zwölf Tasten und Kommandomikrofon und -lautsprecher, Einheiten mit hintergrundbeleuchteten oder LCD-Tastern – auch mit einem oder zwei Drehgebern – sowie eine Einheit mit 32 GPIOs und acht VCA-Eingängen. Das crystal bietet auch die Möglichkeit einer Vernetzung von Komponenten über TCP/IP.

Bedienung
Das Multifunktionspanel auf der rechten Seite hat verschiedenste Aufgaben, unter anderem die Anwahl von Abhörpunkten, die Anwahl von Parametern für den selektierten Kanalzug. Es lassen sich Snapshot aufrufen und das Panel dient auch als Monitoring-Sektion.
Jeder Kanalzug verfügt über zwei OLED-Anzeigen, die den aufgeschalteten Parameter des Drehgebers (oben) oder die Quellenbezeichnung (unten) angeben. Unter den Fadern sind je zwei große Multifunktionstasten für On/Off, PFL oder Mute. Über zwei Multifunktionstasten unter den Drehgebern lassen sich DSP-Parameter anwählen oder die Busaufschaltung einstellen. Die LEDs sind multicolor (RGB-LEDs) und verschaffen so schnell einen Überblick über den Status der Einstellungen. Über einen Sensor werden die Indikatoren der Umgebungshelligkeit angepasst.
Das crystal ist umfangreich mit Audio-Signalprozessorfunktionalität ausgestattet und bietet so in den Kanalzügen Equalizer, Dynamics, Limiter und Delay. Insgesamt werden 16 EQs (drei vollparametrische Bänder plus zwei Filter), acht Dynamikeinheiten, acht Limiter und sechzehn Delays (bis zu 240 Millisekunden), 24 Summenbusse und 16 so genannte Mini-Mixer, bereitgestellt.
Jedem Pult wird eine IP zugewiesen, und über einen Web-Browser können die Daten der Base Unit zur Überwachung eingesehen werden. So ist auch eine Fernwartung gewährleistet.
Zur Ergänzung bietet Lawo noch eine Touchscreen-Software an. Mit dieser „VisTool“ genannten Software für Windows-Betriebssysteme lassen sich zum Beispiel die Signalverarbeitung, Kreuzschienensteuerung, Snapshot-Datenbanken oder Timer grafisch visualisieren und verändern.

Applikationen
Für Standardanwendungen werden verschiedene Templates angeboten die eine entsprechende applikationsbezogene Standardkonfiguration bieten. Damit ist das Pult in kürzester Zeit einsatzbereit. Über die serielle Schnittstelle oder TCP/IP ist auch eine Interaktion mit Radioautomationssystemen möglich. Auch eine n-1 Konferenzlogik ist integriert.
Durch die ultraflache Bauform lässt sich das Pult auch in Verbindung mit einem Desktop-Arbeitsplatz betreiben, so das sich die Anwendungspalette vom On-Air- über den Produktionsbereich, bis hin zum anspruchsvollen Schnittplatz, erstreckt – also eine enorme Bandbreite im Applikationsbereich.

Ulrich Schabl: „einfacher Einstieg“
Wie ordnen Sie das crystal neben dem z4 und der On-Air-Konsole zirkon ein?

Mit dem crystal decken wir wunderbar den Bereich zwischen diesen beiden Mischpult-Serien ab. Das z4 ist ideal für kleine Schnittplätze, bei denen ich nur wenige Kanäle im direkten Zugriff haben muss. Das zirkon wiederum bietet alle nur erdenklichen Möglichkeiten. Es ist modular aufgebaut, und durch die enorme Flexibilität seiner Konfiguration kann ich Systeme mit sehr komplexen Anforderungen, vielen Kanälen und einer absolut individuellen Einbindung in meine bestehende Produktionsumgebung verwirklichen. Das crystal nun ermöglicht erst einmal einen ganz einfachen Einstieg in die digitale Mischpulttechnik. Wir liefern das Pult mit verschiedenen Konfigurations-Templates aus, die es mir erlauben, direkt loszulegen und mit denen bereits eine Vielzahl von Anwendungen abgedeckt wird. Natürlich ist eine individuelle Konfiguration auch möglich. Aber gerade dieser unkomplizierte Einstieg mit einem so attraktiven Produkt – sowohl was das Äußere angeht, als auch die intuitive Bedienphilosophie – kommt bei unseren Kunden außerordentlich gut an.

Sind auch Versionen mit Motorfader geplant?
Momentan ist keine Version mit Motorfadern geplant. Das ist ein Punkt, bei dem wir wieder einmal ganz einfach auf unsere Kunden gehört haben – und überrascht waren, wie viele von ihnen explizit keine Motorfader wünschen. Der schwerpunktmäßige Einsatzort für das crystal sind ja kleine bis mittlere Sendestudios – und hier entspricht die Arbeit mit Motor-Fadern nur selten der Praxis. Oft werden die Fader fast gar nicht benutzt, und die Kanäle werden einfach nur per Taster On- oder Off-Air geschaltet. Völlig auf die Fader zu verzichten, würde der Anwendung dann aber doch nicht ganz gerecht.

Inwieweit greift man auf Karten und DSP-Technik der großen mc²-Pulte zurück?
Beim crystal haben wir eine ganz andere Zielsetzung als bei den mc²-Pulten und dementsprechend haben wir auch die Hardware komplett neu entwickelt und den Anforderungen auf den Leib geschneidert – unseren Grundsätzen entsprechend natürlich auf dem neusten Stand der Technik. Deshalb können sich unsere Kunden wie beim zirkon und der mc²-Serie wieder auf das bewährte Lawo-Know-how verlassen und profitieren davon, das wir ihre Anwendung genau im Auge behalten haben.

Wo sehen Sie denn die Herausstellungsmerkmale des crystal?
Wir haben ein Pult entwickelt, das erstaunlich kompakt ist, und dabei ungeheure Möglichkeiten bietet. Und das alles mit einer frischen und zukunftsweisenden Oberfläche, die nicht einfach nur schick aussieht, sondern gut durchdacht ist und sich völlig intuitiv bedienen lässt. Mit ergonomischen Aspekten wie den kristallklaren OLED, die auch aus flachen Blickwinkeln gut lesbar sind, oder der Farbcodierung der Funktionstasten, die dem Benutzer genau zeigt, wo er sich gerade befindet. Praktisch sind auch diverse Kleinigkeiten wie der Ambient-Light-Sensor, der die Helligkeit der besagten Tasten und Displays immer der Beleuchtung meines Arbeitsraumes anpasst, und so entspanntes Arbeiten erlaubt. Außerdem haben wir den Spagat geschafft, dass ich mit dem crystal einerseits durch die Templates direkt loslegen kann – aber andererseits zum Beispiel durch die Madi Option oder das SDI Interface das Pult eben auch problemlos in komplexere Produktionsumgebungen einbinden kann.

Können Sie uns schon etwas über die ersten Kunden verraten?
Nun ja, allzu konkret möchte ich jetzt noch nicht darauf eingehen – aber Sie können davon ausgehen, dass in recht kurzer Zeit sehr viele Radiohörer in Deutschland Programme hören werden, welche über crystal-Pulte produziert wurden. Und mit dem Serienstart Anfang nächsten Jahres werden auch direkt die ersten internationalen Einsätze folgen – das ist jetzt schon unter Dach und Fach.

Können Sie noch etwas zum Preisgefüge sagen?
Mit dem crystal bewegen wir uns in einem sehr attraktiven Preissegment, welches vielen Studios und Radiosendern die Investition in professionelles Equipment erleichtern wird. Und vielleicht ja sogar einigen kleineren Sendern überhaupt erstmalig den Einstieg in die digitale Sendetechnik ermöglicht – denn wir haben hier ganz klar eine Mauer durchbrochen was die Einstiegspreise für Equipment auf diesem Level angeht. Das komplette Vierkanal-Mischpult wird bereits ab zirka 6.000 Euro zu haben sein. Und es ist dabei so umfassend ausgestattet, dass es die Anforderungen vieler Studios bereits voll und ganz erfüllen dürfte.
Peter Kaminski (MB 11/08)