Sony
Warum hat Sony so viele Akquisitionsformate?
Um die Stabilität des Angebots im Markt zu gewährleisten, müssen wir unsere Produktfamilien im professionellen Kamera-Bereich natürlich bis zu einem gewissen Lebensalter erhalten. Technologien und Formate ändern sich heute jedoch schneller als die Abschreibungszyklen und die tatsächliche Nutzungsdauer von Geräten. Deshalb ist es ganz natürlich, dass mehr Produkte dazukommen. Wir können nicht einfach ein Format vom Markt nehmen, wenn dort noch entsprechende Systeme in großen Stückzahlen eingesetzt werden, selbst wenn wir der Ansicht sind, dass mittlerweile neuere Formate in ähnlichen Anwendungen einsetzbar sind. Digibeta ist das beste Beispiel dafür. Außerdem werden heute alle neuen Produktserien natürlich in HD entwickelt. Hier reagieren wir auf die entsprechenden Anforderungen des Marktes. Der Trend geht nun mal von SD zu HD. Auch das sorgt für eine Ausweitung des Angebots.
Dann kann man ja die SD-Formate einstellen. Wie lange wird Digibeta noch auf dem Markt sein?
Die Umstellung auf HD wird ja nicht von heute auf morgen passieren. Der Übergang wird sich wohl noch über einige Jahre hinziehen. Solange werden SD-Produkte im Markt existieren. Digibeta ist heute noch eine sehr gut laufende Produktfamilie, deren Bestand sich allerdings über die nächsten Jahre langsam reduzieren wird. Wie schnell das geht, kann niemand sicher voraussagen.
Gibt es einen Masterplan bei Sony, nach dem Formate vom Markt genommen werden?
Nein, den gibt es nicht. Wir produzieren Geräte, solange der Marktbedarf da ist und solange wir diesen wirtschaftlich bedienen können. Das ist aus Sicht eines Herstellers auch vernünftig so. Wir müssen das anbieten, was der Markt fordert. Digibeta ist letztlich im SD-Bereich deshalb noch so beliebt, weil es ein ähnliches, durchgehendes Austauschformat bei HD ja noch gar nicht gibt. Wer mit einer Digibeta-Kassette heute irgendwo hinkommt, ist immer sicher, hohe Qualität anzuliefern – obwohl das SD ist. Und solange SD auch noch gesendet wird, wird Digibeta als Austauschformat leben. Die öffentlich-rechtlichen Sender haben nun ihren Zeitplan für den Umstieg auf HD veröffentlicht. Jeder weiß jetzt, wann das passiert. Bei den Privaten wird SD aber wohl noch länger laufen. Dass ProSiebenSat.1 seine HD-Sendungen kürzlich ausgesetzt hat, ist bedauerlich, aber wirtschaftlich durchaus nachvollziehbar. Umso mehr kommt den HD-Plänen der öffentlich-rechtlichen Sender Gesamtbedeutung für den Markt zu.
Viele Sender wollen auf bandlose Akquisitionsformate umzusteigen. Da gilt es zunächst das richtige Speicherformat zu wählen. Wie sollten sie dabei vorgehen?
Sowohl Sonys Professional Disk als auch flashbasierte Speicher von Sony wie auch von Panasonic oder Thomsons haben je nach Anwendungsbereich ihre Vorteile. Bei der Wahl des Speichermediums muss man immer die spezifischen Produktionserfordernisse betrachten. Früher waren – wenn wir mal Betacam betrachten – das Bildformat, das Aufzeichnungsformat, das Speichermedium und die Kodierung fest miteinander verknüpft. Heute, durch die Fileformat-Aufzeichnung, ist das Speichermedium eigentlich unabhängig vom Camcorderformat zu sehen. Wer heute auf XDCAM aufzeichnet, ist, sobald der Ingest des Materials in eine vernetzte Umgebung erfolgt ist, völlig unabhängig von der Scheibe. Und deshalb wird man künftig auch verschiedene Systeme miteinander mischen können. Wir sind allerdings sicher, dass wir mit dem XDCAM-System dem Markt die durchgängigsten und effektivsten Arbeitsabläufe anbieten können.
Welche Rolle spielt das Kodierverfahren bei der Wahl des Akquisitionsformats?
Das ist ein heißes Thema. Die heute verfügbaren Kodierverfahren basieren meist auf MPEG-2 mit einer Long GOP-(Group of Picture)-Struktur. Außerdem stehen AVC-Intra und JPEG 2000 als Akquisitionsformate zur Verfügung sowie weitere Kodierformate, die aber eher für die Postproduktion relevant sind. Aus technischer Sicht ist es problematisch, eine Mischung aus verschiedenen Kodierverfahren zu nutzen. Ich weiß aber nicht, wie man das vermeiden soll. Die Wahl ist in unserem Hause auf die MPEG-2 GOP Struktur gefallen, weil sie den besten Kompromiss aus Signalqualität, Vernetzbarkeit und Verfügbarkeit von herstellerübergreifenden Gesamt-Systemen darstellt.
Warum versuchen die Hersteller nicht gemeinsam das Problem zu lösen?
Es hat natürlich seinen Grund, warum die einzelnen Hersteller bestimmte Kodierverfahren bevorzugen. Sony ist ein Hersteller, der immer den ganzen Arbeitsablauf von der Akquisition bis zur Archivierung und dem Playout im Auge hat. Wir sehen, dass heute und in den nächsten Jahren nur mit MPEG-2 durchgängig, ohne Bruch im Kodierverfahren gearbeitet werden kann. Das mag in sechs bis acht Jahren anders sein. Wir leben aber davon, dass wir heute Systeme verkaufen, die funktionieren müssen. Wir können kein Geld mit Visionen verdienen. Und der Kunde muss auch heute in stabile und durchgängig nutzbare Systeme investieren.
Wie soll er sich denn aus Sony-Sicht verhalten? Wie kann er seine Investitionen zukunftssicher gestalten?
Er muss, wie gesagt, wissen, für welchen Einsatzbereich er ein Aufzeichnungssystem benötigt. Eine große Rundfunkanstalt, die ein vernetztes Produktionssystem aufbaut, muss darauf achten, ein Kodierverfahren zu wählen, das von möglichst vielen Herstellern unterstützt wird, dass die Systeme verschiedener Hersteller auch interoparabel sind, offene Schnittstellen haben und dass die eingesetzten Fileformate auch problemlos miteinander kommunizieren können. Hier sind infrastrukturelle Aspekte also am wichtigsten. Ein kleines Produktionshaus, das Aufnahmen macht, fertige Beiträge abliefert und in kleineren Insellösungen arbeitet, kann andere Kriterien zur Auswahl nehmen. Da ist es nicht so wichtig, auf Austauschformate zu schauen, sondern eine gute Schnittstelle zwischen den Akquisitions- und dem Schnittsystemen zu haben. Für solche Unternehmen ist es wichtiger, das Format abzuliefern zu können, das der Auftraggeber verlangt. Und zwischen solchen großen vernetzten Sendern und kleinen Produktionseinheiten gibt es natürlich noch viele weitere Unternehmen mit wiederum ganz anderen Anforderungen. Es ist also nicht so leicht, diese Frage zu beantworten. Es kommt immer darauf an, in welcher Umgebung man arbeitet. MPEG-2 jedenfalls ist unserer Ansicht nach für die meisten Bereiche am besten geeignet. Mit einer MPEG-2-Long GOP-Kodierung brauchen wir auch nur die halbe Bandbreite als mit einer AVC-Intra-Kodierung.
Der Trend geht dennoch Richtung MPEG-4-Codierung…
Das ist richtig. Bei MPEG 4-Kodierverfahren in einer AVC-Intra-Form, wie sie Panasonic nutzt, benötigt man aber 100 Mbit/s, um eine vergleichbare Bildqualität zu erzielen, wie wir sie bei MPEG-2 mit einer Long GOP-Struktur und 50 Mbit/s haben. Wenn man allerdings bei MPEG-4 und H.264 in einer Long GOP-Struktur arbeiten würde, könnte man noch effizienter sein als bei MPEG-2 Long GOP. Aber solche Systeme gibt es heute noch nicht, weil die Codecs dafür noch nicht zur Verfügung stehen und die Prozessorleistungen noch nicht ausreichen, um dann damit in Echtzeit und in vernetzten Umgebungen zu arbeiten.
Wie lange wird MPEG-2 also noch eine dominierende Rolle spielen?
Wenn man vernetzte Systeme aufbauen will, dann braucht man MPEG-2 gewiss noch viele Jahre. Das dauert noch, bis Ähnliches auch in H.264-Technik möglich ist. Es müssen dort erst noch Schnittstellen zu Geräten anderer Hersteller verfügbar gemacht und die Unterstützung von Austauschformaten wie MXF sichergestellt werden. Die MPEG-2-Kodierung ist bei Sony-Systemen durchgängig. Jedes Schnittsystem, das MPEG-2 unterstützt, kann heute nativ mit MPEG-2-Files arbeiten kann. Wir bieten zudem MPEG-2-Hardware-Codecs, entweder als PCI-Karte oder als PCexpress-Karte für Laptops, zur Unterstützung der Prozessorleistung. Man kann die MPEG-2-Dekodierung und -Neukodierung auf diese Hardware übertragen und entlastet damit den Prozessor. Das macht auch Sinn, obwohl MPEG-2 eine deutlich niedrigere Prozessorleistung als H.264 benötigt. Wenn man heute einen H.264-Codec per Prozessor dekodiert und rekodiert, dann geht das beim Standard-PC höchstens langsamer als Echtzeit. Natürlich wird die Prozessorleistung immer besser und die Speicher werden immer günstiger. Aber das Verhältnis zwischen MPEG-2 und H.264 bei der benötigten Prozessorleistung bleibt immer das gleiche, also die schnellere Verarbeitung bei höheren Prozessorleistungen kommt natürlich genauso den MPEG-2-Systemen zugute.
Bildqualität betonen
Wie will sich Sony von anderen Kamera-Herstellern abgrenzen?
Dort, wo wir in File-Formaten aufzeichnen, wird das Bild, das ein Kamerakopf liefert, künftig vom Speichermedium, auf das dieses Signal aufgezeichnet wird, unabhängig. Das führt dazu, dass wir unterschiedliche Anforderungen an Kamera- und Speichermedien haben. Bei unseren Systemen werden wir deshalb die Bildqualität, die der Kamerakopf liefert, stärker betonen – unanhängig davon, welches Speichermedium zum Einsatz kommt. In der angekündigten PDW 700, dem High-End-Camcorder im Professional-Disk-Bereich, haben wir zum Beispiel eine Kameratechnologie eingesetzt, die nahezu identisch ist mit der im High-End-Studiokamerabereich. Sie arbeitet mit den gleichen CCD-Sensoren wie die Studiokameras der HDC 1000/1500-Serie. Was die Bildqualität angeht, versucht Sony zunächst in jeder Camcorderklasse das Beste rauszuholen. Erst im zweiten Schritt wählen wir dann das Speichermedium aus, das für den nachfolgenden Workflow das Richtige ist. Früher haben wir bei XDCAM oft zu sehr den Marketing-Fokus auf das Speichermedium gelegt, weil es eben auch ein neues, filebasiertes Speichermedium war. Dabei wurde leider manchmal versäumt, die Qualitäten des Camcorders und seine Bildqualität mit in den Vordergrund zu stellen. Bei der PDW 700er-Serie werden wir das ändern. Dieser Camcorder wurde für Kameramänner konzipiert, die höchste Anforderungen an die Bildqualität stellen, gleichzeitig aber die Arbeitsabläufe filebasierter Aufzeichnung nutzen möchten.
Glauben Sie denn, das sich das diskbasierte Speichermedium im professionellen Broadcast-Markt auf Dauer halten wird?
Die Rückmeldungen vom Markt sind gut. Man erkennt die Vorteile dieses Speichermediums. Es ist preiswert, erlaubt eine lange Aufzeichnungsdauern und hohe Bildqualität, wie man das schon vom Band kannte, kombiniert mit den Vorteilen von Workflow-basierten Abläufen in Sendeanstalten. Bei den flashspeicherbasierten Medien geht es eher um Schnelligkeit, die haben andere Vorteile. Man merkt mittlerweile, dass beide Speichermedien ihre Berechtigung haben. Je nach Einsatzfall.
Flash-Speicher werden die Professional Disk also nicht verdrängen?
Die Bedeutung der Flash-Speichermedien wird ohne Zweifel wachsen. Dafür sorgt allein die Entwicklung dieser Medien, die immer mehr Speicherplatz bei sinkenden Preisen bietet. Es wird deshalb sicherlich immer mehr Camcorder geben, die Flashspeicher einsetzen. Die Professional Disk wird aber dennoch auf viele Jahre hin ihre Bedeutung beibehalten, vor allem auch deshalb, weil es ein Medium ist, das archiviert werden kann. Die Archivierbarkeit des Originalmaterials, an dem ja auch die Rechte hängen, wird immer wichtiger. Jeder Kameramann und TV-Dienstleister ist deshalb bemüht, über das Originalmaterial zu verfügen.
Und die Harddisk als Speicher?
Ich glaube nicht, dass die Harddisk im Camcorder Dominanz gewinnen wird, weil die Entwicklung der Flash-Memory so schnell ist. Man wird hier schon bald Speicherkapazitäten von 32 GB haben. Und das reicht voll aus für Camcorder, da braucht man keine zusätzliche Harddisk mehr.
Plant Sony neben der Professional Disk auch Flashspeicher in die XDCAM einzubauen?
Das könnte durchaus passieren. Die Marktuntersuchungen dazu sind bereits abgeschlossen. Vielleicht können wir während der NAB bereits detaillierter darüber reden.
Der PDW 700 soll bereits zu den Olympischen Spielen in Peking von NBC, CCTV und NHK eingesetzt werden. Ist das korrekt?
Das kann ich offiziell noch nicht bestätigen. Nur soviel, dass Mitte des Jahres die ersten produktionsreifen Typen zum Einsatz kommen werden. Und da könnte es natürlich passieren, dass erste Camcorder schon bei Olympia eingesetzt werden.
Bei den High-End-Kameras ist heute 3-Chip-Technik im Einsatz. Unternehmen wie ARRI arbeiten an 1-Chip-Lösungen. Auch Sony?
Das ist eine anstrebenswerte Technologie, weil man damit Prismenteiler nicht mehr benötigt und die Konstruktion der Kamera einfacher wird. Aber wir brauchen dazu Chips, die die dreifache Auflösung haben wie die heutige 3-Chip-Technologie. Die Entwicklungen dazu sind bereits abgeschlossen. Sony wird zur NAB die neue F-35 Kamera zeigen, die mit voller RGB-Auflösung als Ein-Chip Kamera für den Film-Markt, der 35mm-Objektive einsetzt, entwickelt wurde. Aber im Moment ist das auch eine Frage der Kosten. Eine so hochperformante Technik ist natürlich noch etwas teurer und bedient heute den „High-End“-Filmmarkt.
Zwischen der neuen PDW 700 und der HDCAM-Produktreihe gibt es einige Überschneidungen. Welche Abgrenzung ist hier vorgesehen?
Es bedeutet in der Tat eine gewisse Herausforderung, hier eine vernünftige Abgrenzung vorzunehmen. HDCAM ist ein Format, das ja schon seit über zehn Jahren existiert. Davon gibt es mittlerweile weit über 30.000 Systeme im Markt, hauptsächlich bei etablierten Produktionshäusern. HDCAMs funktionieren genauso zuverlässig und robust wie bei Digibetas und haben natürlich auch ihre Abschreibungsdauer. Das heißt, die werden erst einmal so lange eingesetzt, bis sie abgeschrieben sind oder ein Alter von sieben bis neun Jahren erreicht haben. Ich will sagen: Es wird immer eine Übergangslösung geben bei Kunden, die heute noch HDCAM nutzen, aber vielleicht einmal auch etwas Neues kaufen wollen. Die PDW 700 wird von der Bildqualität her eher über der der HDCAM liegen, so dass Kunden, die eine Neuinvestition planen, das Problem haben, zwischen PDW und HDW zu entscheiden. Die HDW 900 ist ein HDCAM-Camcorder, der für Filmapplikationen optimiert wurde. Die PDW 700 hingegen unterstützt zunächst die TV-HD-Formate 1920/1080i und 720p. Erst später wird es auch eine Variante geben, die weitere Bildformate unterstützt. Es wird also eine Übergangsphase geben, in der man eindeutig die Anwendungsbereiche trennen kann, zumindest zwischen der HDCAM 900 für Filmapplikationen und der PDW 700 als TV-Produktionssystem.
Wie sieht dabei die Preisgestaltung aus?
Die PDW 700 wird zirka 30.000 Euro kosten. Damit ist sie verglichen mit der HDCAM 900, die 56.000 Euro kostet, deutlich günstiger. Auch die HDW 730 oder 750, die für Videoproduktionen gedacht sind, kosten mit rund 38.000 Euro mehr.
Interesse lässt noch nicht nach
Diese Kameras werden dann wohl vom Markt genommen?
Man kann davon ausgehen, dass die Stückzahlen geringer werden. Wir reden hier über eine Technologien, die schließlich über zehn Jahre alt ist. Das Bessere ist immer der Feind des Guten.
Wann wird das passieren?
Solange es der Markt fordert, werden wir sie anbieten. Noch merken wir kein nachlassendes Interesse. Die PDW 700 wird ja zunächst mal dort verkauft, wo es im TV-Bereich um Neuinvestitionen geht. Die HDWs finden sich aber weniger bei den TV-Sendern, sondern vielmehr bei den freien Produktionsfirmen. Es ist aber klar, dass bei den HDCAMs die Absatzzahlen zurückgehen, sobald die PDW 700 auf den Markt kommt. Aber, wie vorher in einem andern Zusammenhang schon gesagt, die Übergangszeit wird sich über einige Jahre hinziehen. Die HDWF 900 im Film-Bereich wird vermutlich länger überleben.
Zu welchen Produkten anderer Hersteller steht die PDW 700 in Konkurrenz?
Das sind im Wesentlichen zwei. Einmal die P2-Systeme von Panasonic und dann das Infinity-System von Thomson. Natürlich gibt es da auch noch das GFCAM-System von Ikegami, das mit Sicherheit auch seine Daseinsberechtigung hat, nicht zuletzt wegen der FlashPacks und der Anbindung an Schnittsysteme wie AVID. Was die verkauften Stückzahlen betrifft, wird es aber bestimmt nicht mit den Systemen der anderen großen Hersteller mithalten können.
Wie war denn bislang die Reaktion auf die neue Kamera?
Besonders die Bildqualität wurde bislang sehr gelobt. Wir sind uns sicher, dass die PDW 700 genauso enthusiastisch angenommen wird wie im unteren Camcorder-Segment die XDCAM EX1. Insgesamt waren die ersten Feedbacks jedenfalls äußerst positiv.
In der XDCAM-Familie gibt es noch mit der PDW 510 ein reines SD-Modell. Wie lange noch?
In der Tat sind die Stückzahlen der PDW-510 in Deutschland eher gering. Der Trend ist spürbar: Diese Camcorder werden nicht mehr so gut nachgefragt. Wobei man aber sagen muss, dass die PDW 510 in Deutschland sowieso kein echter Renner war. Man versucht in Deutschland immer, Systeme zu nutzen, die ein möglichst breites Anwenderspektrum abdecken können. Große Fernsehsender wollten Kameras, mit denen sie alles machen können. In Ländern wie USA und Japan setzt man hingegen mehr auf Systeme, deren Einsatzbereiche enger zugeschnitten sind.
Was sind im XDCAM-Bereich die am stärksten nachgefragten Kameras?
Im Einsteigerbereich ganz klar die XDCAM EX und ansonsten derzeit die PDW 530. Aber das Interesse an der PDW-700 steigert sich enorm.
Wie sieht die Entwicklung bei MPEG IMX aus?
MPEG IMX verwendet ja das gleiche Codierverfahren wie XDCAM. Das Bandformat wird aber durch die Professional Disk-Technik abgelöst. Ein klarer Trend zeigt: MPEG IMX ist rückläufig und wird nach und nach durch XDCAM ersetzt.
Welche Rolle nimmt HDV künftig im Sony-Produktportfolio ein?
Unsere Produktpalette im HDV-Bereich wurde stetig erweitert. Es gibt jetzt auch HDV-Schultercamcorder und HDV-CAMs mit Wechseloptiken. Bei HDV versucht Sony, Synergien zwischen Consumer- und Profitechnologien zu nutzen.
Kommt Sony mit der XDCAM EX nicht der HDV-Vermarktung in die Quere?
Die EX ist keine direkte Konkurrenz zu den HDV-Kameras. Diese sind doch noch um einiges kostengünstiger als die EX und zudem zu vielen Consumer-Schnittsystemen kompatibel. XDCAM eX ist eine Erweiterung der XDCAM HD-Serie nach unten. Die deutschen TV-Sender haben sich jetzt auf das HD-Sendeformat 720p/50 festgelegt.
Welche Relevanz hat das für das eingesetzte Akquisitionsformat?
720p/50 wird zu einem entscheidenden Auswahlkriterium für alle Systeme. Sony ist auf diesem Gebiet schon ziemlich weit und bietet Kameras, Mischer und Monitore an, die alle 720p/50 unterstützen. Es ist schon in diesem Jahr möglich, hier eine durchgängige Produktionskette zu liefern. Die großen TV-Anstalten, ebenso wie Sony, befürworten letztlich eine 1080p/50-Produktionsumgebung. Das bedeutet jedoch die doppelte Datenrate und ist deshalb technisch und kostenmäßig schwieriger umzusetzen. Aber Sony kann heute bereits Systeme in 1920p50 liefern, und wenn wir in ein paar Jahren so weit sind, dass wir in diesem Format durchgängig produzieren können und dann nur noch in 720p/50 ausspielen und senden, dann sind wir da, wo wir alle hinwollen. Und irgendwann wird, bei stetiger Verbesserung der Codierverfahren und Erhöhung der Bandbreiten, auch in 1080p/50 gesendet. Das ist ein langfristiges, gemeinsames Ziel.
Welche Vermarktungsstrategie verfolgt Sony heute im Camcorder-Geschäft?
Es gibt keine Pyramiden-Form der Produktpalette mehr, oben die HDCAMs für Profis und unten die HDVCAM für jedermann, sondern jedes Format hat allein vom Preisniveau und vom Anwendungsbereich eine eigenständige Berechtigung. Es kommt also nur darauf an, in welcher Infrastruktur man arbeitet, in welchem Format man eine Produktion abgeben muss, ob man in einem Sender arbeitet, der eine vernetzte Struktur hat, oder in einem kleinen Produktionsunternehmen. Sony verfolgt die Strategie, intensiver auf die Bedürfnisse einzelnen Anwender einzugehen und sie bei der System- und Formatentscheidung zu unterstützen. Der Beratungsbedarf, das ist klar, wächst, weil der Markt heute undurchsichtiger ist. Das liegt daran, dass sich Technologien schneller entwickeln und Marktzyklen kürzer werden.
Eckhard Eckstein (04/08)