Spürbare finanzielle Erleichterungen

Vor dem Hintergrund des drohenden wirtschaftlichen Kollapses nach der Reduzierung von ARD-Finanzausgleichszahlungen hat Prof. Dr. Heinz Glässgen, Intendant und Betriebsdirektor von Radio Bremen, den radikalen Umbau der kleinsten ARD-Anstalt vorangetrieben. Er hat es geschafft, sie wieder fit zu machen für die Zukunft. MEDIEN BULLETIN sprach mit ihm über den Existenzkampf des Bremer Senders.

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Warum brauchte Radio Bremen in wirtschaftlich schweren Zeiten ein neues Funkhaus?
Im November 1999 haben die Ministerpräsidenten ohne Not in den ARD-internen Finanzausgleich eingegriffen. Sie haben damals entschieden, ihn von 2,18 Prozent bis zum Jahr 2006 schrittweise auf 1,0 Prozent zu senken. Die Zukunft Radio Bremens war dadurch ernstlich bedroht. Die Einnahmen aus dem ARD-Finanzausgleich machten damals rund die Hälfte der Gesamteinnahmen des Senders aus. Durch die schrittweise Absenkung dieses Ausgleichs verlor Radio Bremen von 1999 bis 2006 am Ende etwa ein Drittel seiner jährlichen Einnahmen. Weitere Verluste kamen hinzu durch die gestiegene Zahl der Gebührenbefreiungen (Gebührenbefreiungsquote aktuell zirka 13 Prozent) und hohe Forderungsausfälle im Lande Bremen. Mit linearen Kürzungen konnte man da nicht mehr viel ausrichten. Um die Eigenständigkeit und das Überleben des Senders zu sichern, haben wir ein Maßnahmenpaket erarbeitet, dessen Bestandteil der Bau eines neuen Funkhauses inklusive neuer Technik war. Konzeption und Aufbau beruhte allerdings wesentlich auf einer Reihe vorhergehender Maßnahmen.

Welche waren das?
Radio Bremen hat vier große Schritte gemacht. Zunächst eine Programmreform: Im Fernsehen haben wir uns auf das konzentriert, was wir mindestens tun müssen, das sind informationsorientierte Sendungen im Ersten und Dritten sowie die regionale Grundversorgung, die wir dann sogar ausgebaut haben: RB TV von 18 bis 20 Uhr und vor allem das Regionalmagazin „buten un binnen“, erweitert um Sonnabend und Sonntag. Im Hörfunk haben wir mit überaus großem Erfolg zwei Wellen zusammengelegt: Aus Hansawelle und Bremen Melodie wurde „Bremen Eins“. Die Akzeptanz konnte dadurch von etwa 7 auf 30 Prozent gesteigert werden. Bremen Vier war ein Erfolgsprogramm und ist es geblieben. Nordwestradio trat an die Stelle von Radio Bremen 2 und wird heute in Kooperation mit dem Norddeutschen Rundfunk als Programm für die Metropolregion Bremen-Oldenburg erstellt. Funkhaus Europa trat an die Stelle des aufgelösten Programms Radio Bremen 3. Melodie und wurde als Gesamtprogramm vom WDR übernommen. Radio Bremen liefert mehrstündige Programme im Auftrag des WDR zu, Nachrichten für das Funkhaus Europa werden als Beitrag von Radio Bremen eingebracht. Das Konzept mit zwei eigenen und zwei kooperierten Programmen hat spürbare finanzielle Erleichterungen gebracht.

Was kam danach?
Die Veränderung der Organisationsstrukturen: Aus einem fünfköpfigen Direktorium wurde ein zweiköpfiges. Es gibt nur noch den Intendanten, der im Nebenberuf gratis Betriebsdirektor ist und nur noch einen Programmdirektor, einer für Hörfunk, Fernsehen und Internet. Dann haben wir fast 700 Stellen im Jahr 1999 auf heute 400 sozialverträglich abgebaut, multimediale Fachredaktionen als Antwort auf die Konvergenz der Technik eingerichtet und den Bereich Produktion und Technik in die Bremedia ausgelagert, die wir zusammen mit der Bavaria Film, einem großen und außerordentlich konstruktiven Partner, gegründet haben. Ergebnis: Wir haben im letzten Jahr um ungefähr eine Million Euro konstengünstiger produzieren können. Der letzte Schritt war schließlich die Realisierung des Neubaus.

Welche Vorteile bringt der?
Der ist zunächst einmal so konzipiert, dass wir die organisatorischen Veränderungen auch umsetzen können. Durch die Zusammenlegung zweier Standorte sparen wir zudem jährlich zwischen drei und vier Millionen Euro an Betriebskosten und betriebsbedingten Personalkosten. Allein dadurch hätten sich die rund 80 Millionen Euro Investitionen in den Neubau in rund 20 Jahren amortisiert.

Sie haben Ihr neues Domizil als „das modernste Funkhaus Europas“ bezeichnet. Ist das so?
Jedes neu gebaute Funkhaus ist das modernste. Letztlich gibt es hier jedoch technische Möglichkeiten, die es an anderer Stelle so definitiv nicht gibt. Sehr innovativ ist beispielsweise, dass wir die bislang für Hörfunk und Fernsehen getrennt vorhandenen Redaktionssysteme miteinander vernetzt und dafür einen multimedialen Ansatz gewählt haben. Ein Reporter kann sowohl Hörfunk- als auch TV-Beiträge erstellen und hat von seinem Platz aus Zugriff auf alle Datenbanken und Archive. Natürlich sind wir hier auch ein bisschen Versuchskaninchen und haben in den letzten Wochen ziemlich Schweiß vergossen, weil noch manches nicht so funktioniert hat, wie wir gehofft und die Technikfirmen versprochen haben. Wir gehen aber davon aus, dass wir alle Kinderkrankheiten, die neue Techniken nun einmal mit sich bringen, in den Griff bekommen.

Ist das, was Sie in Bremen machen, beispielhaft für andere ARD-Anstalten?
Da bin ich lieber zurückhaltend. Ich sage nicht, dass sich die anderen öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten in Hinblick auf Multimedialität so organisieren sollen und sich an Radio Bremen messen lassen müssen. Wir haben hier schließlich in erster Linie ein Konzept entwickelt, um überleben und effektiver arbeiten zu können. Natürlich kommen auch Kolleginnen und Kollegen aus anderen ARD-Anstalten, die sich sehr für unser Konzept interessieren und uns auch immer wieder die Einzigartigkeit unserer Maßnahmen bestätigen, zum Beispiel bei der Ausgründung der Technik und der Produktion von Hörfunk und Fernsehen oder bei den Zentralredaktionen durch die Zusammenlegung der Fachredaktionen. „Das würden wir bei uns so nicht so schaffen“, höre ich oft. Ich will aber nicht kommentieren, was andere machen. Mir geht es nur darum, Radio Bremen sicher in die Zukunft zu führen.

Und die komplette Technik-Auslagerung? Kann die Vorbild sein?
Radio Bremen hat eine Größenordnung, die eigene Schritte notwendig macht. Es machte hier keinen Sinn, nur einen Teil der Technik auszulagern. Für uns war die komplette Auslagerung die richtige Entscheidung, andere Sender müssen für sich selbst entscheiden, was sie machen. Insgesamt halte ich das Modell auch für andere zumindest für überlegenswert. Man muss natürlich alle Verantwortlichen warnen, dass dies kein einfacher Weg ist. Damit macht man sich zunächst mal keine Freunde. Jeder ist aber eingeladen, zu sehen, wie das bei uns funktioniert. Die Reformen in Bremen waren letztlich auch nur vor dem Hintergrund der Ausweglosigkeit und dem Mangel an Alternativen möglich. Wenn ich keine Reformen im Jahr 2000 eingeleitet hätte, dann hätte der Sender 2003 keine einzige Minute Programm mehr machen können, weil die direkten Kosten für das Programm alle den Sparzwängen zum Opfer gefallen wären. 2003 hätten wir gerade noch die Gehälter bezahlen, aber nichts mehr produzieren können. 2004 hätten wir nicht mal die Gehälter bezahlen können. Die Tatsache, dass wir 2007 noch senden und zwar mit teilweise deutlich höherer Akzeptanz als vorher, verdanken wir nur den Reformen. Anders würde es Radio Bremen schon lange nicht mehr geben.

Internet programmbegleitend
Bedeutet die Zusammenlegung der Fachredaktionen, dass aktuelle Nachrichten zuerst über Online verbreitet werden? Die Verlage würden das wohl nicht so gerne sehen.
Das ist in der Tat ein Thema, das derzeit unabhängig von Radio Bremen heftig diskutiert wird. Die ARD wird sich damit natürlich auseinandersetzen müssen. Bei uns ist das Internet immer programmbegleitend. Verleger brauchen vor Radio Bremen beileibe keine Angst zu haben. „Online first“ ist für uns keine grundsätzliche, sondern eher eine pragmatische Priorisierung.

Haben Sie keine Sorge, durch die radikale Ausgliederung der Produktion an Eigenständigkeit zu verlieren?
Die habe ich nicht. Sorge wäre höchstens angebracht, wenn wir einen zu geringen Programm-Output hätten. Die Qualität und die Quantität des Programms ist kennzeichnend für die Eigenständigkeit. Es gibt zudem eine Klausel im Bremedia-Vertrag mit der Bavaria, dass Entscheidungen nur mit 75 Prozent der Stimmen getroffen werden können. Ohne Radio Bremen geht also nichts. Ich sehe keine Abhängigkeit von der Produktion. Wir stärken mit der Bremedia vielmehr den Medienstandort Bremen. Wir haben zwar erst vor kurzem mit der Akquisition angefangen, aber es schon geschafft, mit Unterstützung der Bavaria eine ganze Reihe zusätzlicher Produktionen nach Bremen zu holen. Davon haben wir früher träumen können. Die Bavaria hat zugesagt, nach einer Anlaufzeit Produktionsvolumen in Höhe von fünf Millionen Euro pro Jahr nach Bremen zu bringen. Vereinbart ist auch, dass die Bremedia-Gewinne in die Entwicklung neuer Formate wandern sollen. Die fünf Millionen Euro, die durch die Bavaria jedes Jahr nach Bremen kommen werden, sind für mich eine auf Dauer angelegte zusätzliche Strukturhilfe. Das bedeutet sehr viel für den Produktionsstandort Bremen. Wir arbeiten gut mit den Verantwortlichen der Bavaria zusammen. Da kann von Bevormundung oder gar Entmündigung keine Rede sein.

Welche weiteren Vorteile sind durch die Ausgliederung entstanden?
Sie sorgt insbesondere für transparente Kostenstrukturen. Der gesamte Etat unserer ehemaligen Produktions- und Betriebsdirektion ist nun in den Programmbereich gewandert. Die Personalkosten innerhalb der Produktion und der Technik haben sich in Sachkosten beim Programm verwandelt. Nur was von der Programmdirektion bei der Bremedia beauftragt wird, wird auch bezahlt. Das verbessert die Flexibilität von Radio Bremen. Der Programmbereich kann jetzt sagen, wie viele Drehtage beispielsweise anfallen. Vorher war eine pauschale Summe an Drehtagen angesetzt, wenn man sie gebraucht hat war es gut, wenn nicht, hat das Programm keinen Vorteil daraus schöpfen können. Jetzt schon. Das, was die Programmleute nicht abnehmen, müssen sie auch nicht bezahlen. Das eingesparte Geld können die Kolleginnen und Kollegen für die nächste Produktion verplanen. Das heißt, sie können Akzente setzen – Hochglanzproduktionen oder einfachere Produktionen wählen. Sie sind in ihren Entscheidungen jetzt deutlich freier. Das hat das Redakteursbild verändert. Redakteure sind jetzt nicht nur für die dramaturgischen, inhaltlichen und konzeptionellen Dinge verantwortlich, sondern auch dafür, wie viel Geld an welcher Stelle investiert wird.
Welches Interesse hat die Bavaria an Kooperation innerhalb der Bremedia, wenn die Gewinne in die Entwicklung neuer Formate wandern sollen?
Die Bavaria darf vor allem aus den Produktionen, die sie zusätzlich nach Bremen bringt, Gewinne erzielen. Wir haben uns zudem darauf geeinigt, dass die Bremedia die von der Bavaria eingebrachten Dienstleistungen, unter anderem in der Verwaltung, im Management, der Revision, der Pressearbeit und dem Justitiariat bezahlt. Da verdient die Bavaria dann auch. Die Bavaria ist im Moment aber auch sehr daran interessiert, dass das Bremedia-Modell funktioniert, weil sie natürlich auch sieht, dass in einem solchen Modell eine gewisse Zukunftsfähigkeit liegt. Die Bavaria wird deshalb auch nur eine ganz kleine Rendite für ihren Einsatz haben wollen.

Wie funktioniert die Verständigung mit der Bremedia?
Ich habe als Aufsichtratsvorsitzender eine wöchentliche Konferenz mit den Geschäftsführern. Außerdem bin ich Vorsitzender der Gesellschafterversammlung. Das zeigt übrigens auch, dass die Bavaria nicht einmal an dieser Stelle ihre 51 Prozent Mehrheit für sich nutzt. Und es gibt ein regelmäßiges Forum Programm, wo die Angebote der Bremedia vorgestellt und die Interessen der Kolleginnen und Kollegen von Radio Bremen artikuliert werden können. Das sind offene, konstruktive Foren, wo gute, verbindliche Absprachen getroffen werden. Das funktioniert dort im Grunde besser als zu der Zeit, als die Produktion noch Inhouse war.

Auch die Plazamedia hatte Interesse als Gesellschafter bei Bremedia einzusteigen…
Es bestand in der Tat ein Kontakt zu Plazamedia und auch zu anderen Unternehmen. Ich hätte mir verschiedene Kooperationsmöglichkeiten vorstellen können. Aber letztlich haben wir uns dann doch aus einer Reihe von anderen Gründen für die Zusammenarbeit mit der Bavaria entschieden.

Die von Radio Bremen angeschafften Produktionsmittel werden von der Bremedia genutzt. Wie ist da das Geschäftsmodell?
Die technischen Investitionen tätigt die Radio Bremen Media. Die Geräte werden von der Bremedia gemietet. Wir schaffen dabei nur Geräte an, wenn für sie auch ein langfristiger Mietvertrag vorliegt. Und Radio Bremen zahlt dann einen Anteil der Miete pro Produktion.

Wie sehen Sie die künftige wirtschaftliche Situation von Radio Bremen? Sind alle Probleme vom Tisch?
Die KEF arbeitet derzeit an ihrem 16. Bericht. Der ist gebührenrelevant und liegt als vertraulicher Entwurf bereits vor. Der fertige Bericht soll am 21. Januar veröffentlicht werden. Ich will nicht aus dem Entwurf des 16. KEF-Berichts zitieren, sondern aus entsprechenden Zeitungsveröffentlichungen. Da heißt es, dass der Rundfunkgebührenanteil für die ARD nur um 56 Cent erhöht werden soll. Die ARD hat 95 Cent von der KEF erbeten. 56 Cent würde erneut eine Erhöhung unter der normalen Teuerungsrate bedeuten. Wenn das so käme, hätte Radio Bremen durchaus ein Problem. Wir müssten uns wieder um eine andere Verteilung der Gebühren innerhalb der ARD bemühen und müssten wieder um Strukturhilfe Bitten. Das Problem ist ja, dass die prozentuale Verteilung von Mehreinnahmen immer zu Lasten der Kleinen geht. Die ARD-Anstalten in den bevölkerungsreichen Ländern profitieren deutlich stärker davon. Das bedeutet: Die Gegenwart von Radio Bremen ist jetzt zwar gesichert, aber nicht ein für allemal die Zukunft. Die Anstrengungen um eine bedarfsgerechte Finanzierung von Radio Bremen gehen weiter.

ARD zeigt sich solidarisch
Ist es für Sie nicht auf Dauer mühsam, bei den anderen ARD-Anstalten Klinken putzen zu gehen, um mehr Geld zu bekommen?

Strukturausgleich ist kein Almosen für kleine Sender. Ich sage in aller Freimut: Es ist gelungen über die Strukturhilfe die Mittel zurückzuholen, die Radio Bremen in der Folge der Reduzierung des Finanzausgleichs entzogen wurden. In den letzten Jahren haben wir 120 Millionen Euro Strukturhilfe sowie Leistungs- und Gegenleistungsausgleich additiv zu Gebühren und Finanzausgleich erhalten. Das zeigt, dass die ARD sehr solidarisch und sehr konstruktiv ist. Die Politik muss sehen, dass Radio Bremen bedarfsgerecht finanziert werden kann. Es geht nicht, dass sie Kürzungen beschließt, und wir dann schauen müssen, wie wir das über ARD-Strukturhilfen kompensieren können.

Wie konnten Sie die anderen ARD-Anstalten dazu bewegen, Ihnen die Strukturhilfe für den Neubau bereitzustellen?
Durch ein Bündel von Maßnahmen. Ausschlaggebend war aber wohl, dass man gesehen hat, dass wir selber anpacken und nicht abwarten, dass Hilfe von Außen kommt. Das hat viele beeindruckt, wie wir mit dem Abbau von Personal und dem Umbau des Programms, mit der Veränderung von Strukturen radikal begonnen haben. Gute kollegiale Beziehungen zu anderen ARD-Anstalten haben geholfen, aber wir mussten doch sehr viel Überzeugungsarbeit leisten, um deutlich zu machen, dass wir es alleine ohne Hilfe nicht schaffen und dass es sich am Ende lohnt. Wenn man Kosten sparen will, muss man zunächst mal Geld in die Hand nehmen, um dann später auch Effekte erzielen zu können.

Der Deutsche Journalistenverband (DJV) kritisiert, dass Radio Bremen als einzige ARD-Anstalt eine längst fällige Tariferhöhung verweigert.
Wir sind in der Tat hier etwas im Hintertreffen. Die Tarifgespräche mit den Radio Bremen-Mitarbeitern müssen wir aber abhängig machen vom Ausgang des KEF-Entscheids. Wenn wir nichts kriegen, können wir auch nichts verteilen. Zunächst einmal geht es für uns darum, nicht weiter das Programm kürzen zu müssen, denn das würde die Existenzberechtigung des Senders in Frage stellen.

Einige Mitarbeiter scheinen auch nicht besonders zufrieden mit den Arbeitsbedingungen im neuen Funkhaus zu sein. Der Betriebsrat machte darauf aufmerksam.
Die neuen Arbeitsbedingungen sind überwiegend positiv aufgenommen worden. Die Mitarbeiter sind von Anfang an in die Konzeptentwicklung mit einbezogen worden. Es gab noch kein Projekt, das in so vielen Beteiligungsgesprächen entwickelt wurde. Wir haben eine eigene Projektgruppe für den Neubau ins Leben gerufen. Es findet jede Woche zwischen dieser Gruppe und der Personalvertretung ein Jour Fix statt. Der Personalrat ist über Veränderungen in der Regel lange vor mir informiert worden. Dennoch gibt es wohl immer noch einige, die nicht zufrieden sind oder behaupten, nicht informiert worden zu sein. Und die machen halt besonders viel Rabatz. Es ist aber legitime Aufgabe des Personalrats, die Einwände dieser Mitarbeiter zu transportieren.

Gerade die Älteren können ihrem Innovationstempo vielleicht nicht folgen?
Grundsätzlich werden Veränderungen von vielen Menschen nicht besonders geliebt. Ich rate da aber zu mehr Gelassenheit und Ruhe. Veränderungen sind einfach in der Medienlandschaft begründet. Wir können ja nicht die Technik bis ans Lebensende eines Mitarbeiters vorhalten, die er gelernt hat. Er muss schon bereit sein, sich umschulen zu lassen. Ob er dazu bereit ist, hängt nicht vom Alter ab, sondern ist eine Frage der Souveränität und der Kompetenz. Ich kann das Rad der Technik auch nicht zurückdrehen und auf jede einzelne Befindlichkeit Rücksicht nehmen. Sie haben in jeder Rundfunkanstalt bei solchen Veränderungen Querulanten und Gegner.

Sind Sie mit dem Erreichten zufrieden?
Im Großen und Ganzen ja. Es hat so gut wie alles geklappt, was wir angefasst haben. Ich hatte mir am Anfang erhofft, dass es vielleicht ein Jahr schneller gehen würde. Aber einige Widerstände haben dann zu Verzögerungen geführt. Jetzt müssen wir sehen, wie wir das, was wir konzipiert haben, auch umsetzen können.
Ist die Neustrukturierung von Radio Bremen jetzt abgeschlossen?
Auf dem Papier schon. Spannend wird jetzt aber die praktische Umsetzung, nachdem alle Redaktionen in den Neubau eingezogen sind.
Eckhard Eckstein (MB 12/07)