Technologisch immer an der Spitze

Im Rahmen einer Kooperation mit der FédérationFrançaise de Tennis (FFT), Orange und Panasonic hat Eurosport die Center-Court-Spiele der French Open in Paris (24. Mai – 6. Juni) via Eutelsat- und Astra-Satelliten europaweit in 3D übertragen. Empfangen werden konnten die 3D-Bilder in 3.000 Panasonic-Shops. Geplant ist, weitere sportliche Top-Events in 3D zu senden, so die US Open Ende August und die Australian Open im kommenden Jahr. Bei Eurosport geht man davon aus, dass sich 3DTV in den kommenden Jahren durchsetzen wird. Der paneuropäische Sender will dann möglicherweise auch einen eigenen 3D-Pay-Kanal starten.

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Technologisch immer an der Spitze

Eurosport hat in seiner Pariser Niederlassung bereits einen kleinen 3D-Master-Controll-Raum eingerichtet, in direkter Nachbarschaft zu seinem großen HD-Pendant. Das für die 3D-Produktion nötige Equipment stammt komplett aus vorhandenen Technikbeständen. „Wir sind schon jetzt bestens für den 3D-Sendebetrieb vorbereitet“, erklärte François Schmitt, Deputy Managing Director Broadcast & Technology von Eurosport. Die Einrichtung eines 3D-MC-Raums sei keine große Sache gewesen. „Wir nutzen hier schließlich das gleiche Format wie bei HD. Weil bei der 3D-Produktion mit jeweils zwei Signalquellen gearbeitet wird, mussten wir lediglich die technischen Kapazitäten erweitern“, betonte er.

Der Aufbau von 3D-Workflows in der Pariser Zentrale sei nicht erfolgt, um einmalig das Tennis-Turnier von Roland Garros in 3D zu produzieren sondern auch mit Blick auf einen eigenen 3D-Kanal. „Wir wollen technologisch immer an der Spitze sein“, betonte Schmitt.
Bei der 3D-Übertragung des französischen Tennis Masters habe Eurosport den 3D-MC-Raum aber schon allein deshalb gebraucht, um Wiederholungen von Spielen in 3D zeigen zu können, wenn zum Beispiel die Live-Übertragung wegen Regens unterbrochen werden musste. Und das war öfter der Fall.
Die im 3D-MC-Raum installierte Technik ist laut Schmitt jederzeit auch anderweitig verwendbar, zum Beispiel für Eurosport Africa, einem weiteren Kanal, den der Sender in Planung hat.
Die 3D-Übertragung der French Open organisierte Eurosport für Panasonic. Via Eutelsat- und Astra-Satelliten wurden die Signale europaweit an 3.000 Panasonic-Händler verteilt. Diese nutzen die Bilder, um die neuen 3D-Fernsehgeräte von Panasonic besser verkaufen zu können.

Gute Geschäfte mit 3D
Panasonic wittert gute Geschäfte mit 3DTV-Displays. Bis Ende des Jahres 2010 will das Unternehmen rund eine Million davon weltweit verkaufen. Das erklärte, Managing Executive Officer Yoshiiku (Mike) Miyata, Senior Vice President der AVC Networks Company und Direktor der Visual Products and Display Divices Business Group, bei einer Panasonic Pressekonferenz in Roland Garros.
Auch für Tom Morrod, Senior Analyst Head of TV Technology von Screen Digest, hat 3D das Potenzial, sich durchzusetzen. „In den nächsten fünf Jahren erwarten wir 20 bis 25 Prozent Penetration von 3D-TV-Sets in Europa”, sagte er in Paris. Neben 3DTV-Angeboten würden 3D-Filme wie Avatar auf Blu-ray und der Games-Bereich das 3D-Segment pushen. Bis Ende 2010 erwarten Experten rund 50 3D-Filme auf Blu-ray.

Der große Run auf 3D wird laut Morrod jedoch noch ein bisschen auf sich warten lassen. Noch nicht voll zufriedenstellend sei der Komfort bei der 3DTV-Nutzung. Derzeit wird für Panasonics 3D-Fernseher noch eine aktive 3D-Shutter-Brille benötigt. Der japanische Elektronikkonzern arbeitet laut Miyata aber an Lösungen, die es erlauben, ohne Brille auszukommen. Wenig konkret ist jedoch der Zeitpunkt, wann diese Möglichkeit für die Konsumenten verfügbar sein wird.
Die ersten Chargen der Panasonic-3DTV-Geräte konnten in Europa dennoch schnell verkauft werden. Derzeit gibt es zwei Modelle mit 50 bzw. 65 Zoll. Der TX-P50VT20 (50 Zoll) kostet rund 2.500 Euro. Zur IFA 2010 will Panasonic ein 3D-Gerät mit 152 Zoll präsentieren.
„Die 3D-Kooperation mit Panasonic bietet uns die Möglichkeit, 3D-Know-how aufzubauen. Zudem ist sie gut für das Eurosport-Image und die -Marktpräsenz“, erklärte Schmitt.
Die 3D-Produktion von Roland Garros bezeichnete Laurent-Eric Le Lay, Eurosport Chairman und CEO als „einen besonderen Moment“ für die Partnerschaft von Eurosport und Panasonic. „Diese erfolgreiche europäische Übertragung zeigt, dass nicht nur die Konsumenten für dieses faszinierende neue Seherlebnis bereit sind sondern dass auch die Rundfunksender und TV-Hersteller technologisch weit genug sind, um die 3D-Revolution zu ermöglichen“, erklärte er gegenüber MEDIEN BULLETIN. In 3D würden in den nächsten Jahren alle wichtigen Sportevents produziert. 2014 wäre deshalb ein realistisches Datum für die Einführung eines eigenen 3D-Kanals. Le Lay: „Voraussetzung ist, dass sich mit 3D bis dahin eine neue Art des TV-Konsums durchgesetzt hat.“

Der Eurosport-Chef ist davon überzeugt, dass neben Tennis auch andere Sportarten 3D-tauglich übertragen werden können. „Wir denken hier vor allem an Fußball, Basketball, Baseball, Golf aber auch Rugby”, sagte Le Lay.
Er sieht seine Erwartungen in 3DTV besonders durch den Erfolg von 3D im Kino bestätigt. „Zudem haben die ersten Sportproduktionen in 3D gezeigt, dass die Technik funktioniert und die Zuschauer von den Bildern begeistert sind“, meinte er.
Mit 3D-Übertragungen sollten aber nicht die normalen SD/HD-Übertragungen ersetzt, sondern lediglich bei einzelnen Top-Events ergänzt werden. Den Zuschauern solle so die Möglichkeit geboten werden, auszuwählen, ob sie lieber in SD/HD oder in 3D ein großes Sportevent sehen wollen, meinte er.

Aufgezeichnet wurden die Tennisspiele auf dem Center Court Philippe Chatrier in Roland Garros nicht von den neuen Panasonic 3D-Camcordern mit Doppellinse (AG-3DA1) sondern von vier 3D-Kamerapärchen von Sony. Der AG-3DA1 Doppellinsen-Camcorder wurde lediglich für „Beauty-Shots”, Zuschaueraufnahmen und Hintergrundsberichte eingesetzt.
Die French Open waren das erste mehrtägige Sport-Event in Europa, welches live in 3D ausgestrahlt wurde. Eurosports 3D-Übertragung konnte in 28 Ländern empfangen werden, nicht aber in Frankreich. Hier wurden die 3D-Bilder via ADSL und Glasfaserleitung in 370 Vertriebsshops von Orange, einem Unternehmen der France Telecom, übertragen. Auch die Abonnenten des Triple-Play-Anbieters (TV, Mobile TV, Internet) konnten sie auf einem speziellen Orange-TV-Kanal live empfangen. Nach dem Turnier wurde ein spezieller 3D-Dokumentarfilm produziert, der ebenfalls auf dem Orange-TV-Kanal übertragen wurde. Die Rechte für die normale 2D-TV-Übertragung der French Open in Frankreich lagen bei France 2, France 3 und France 4.

Ghislaine Le Rhun-Gautier, 3D Projektmanager von Orange, erklärte: “Roland Garros ist die ideale Veranstaltung für Orange zum Start des ersten 3DTV Angebots in Frankreich. Hier haben wir bereits 2008 und 2009 erste Versuche mit Live-3D-Übertragungen gemacht. Ziel ist es, unseren Kunden Innovationen anzubieten, die ihre Wahrnehmung der Inhalte überall auf unserer Plattform revolutioniert. Mit 3D hebt Orange das TV-Erlebnis nun auf ein neues Niveau.“
Bei Eurosport bewertet man das 3D-Engagement durchaus ähnlich. Der paneuropäische Sender erhebt den Anspruch, bei allen technischen Innovationen immer ganz vorne mit dabei zu sein.
Bei den French Open sendete Eurosport nicht nur über 100 Stunden live im Fernsehen, sondern das komplette Grand Slam Turnier auch live im Internet. Im Eurosport Player bei eurosport.yahoo.de konnten Tennisfans alle Spiele im Videostream verfolgen. Bis zu fünf Matches wurden hier parallel übertragen.

Das Angebot über den Eurosport Player ist kostenpflichtig und beträgt 4,90 Euro für 1 Monat bzw. 39,90 Euro für ein Jahresabo. Wer ein wichtiges Spiel verpasst hat, kann es hier auf Abruf noch einmal sehen. Hinzu kommen Live-Ergebnisdienst und Live-Ticker aller Spiele, Vorschauen auf die Top-Spiele des Tages, ausführliche Spielberichte, Analysen und Interviews mit den Athleten.

Eurosport HD
Im Mai 2008 startete Eurosport einen eigenen HDTV-Kanal. Damit werden bereits 7,5 Millionen Haushalte in 34 Ländern erreicht. Über 40 Prozent des Programm besteht aus original in HD produziertem Material. Mit Eurosport 2 HD bietet der Sender seit August 2009 auch in 22 Ländern Premium-Inhalte wie Bundesliga-Fußball in HD an.
Wichtige Bausteine der digitalen Programmdistribution sind neben dem bereits erwähnten Eurosport Player die Website Eurosport.com mit rund zehn Millionen Besuchern (Unique Visitors) im Monat allein in Europa sowie Eurosport Mobile mit Live-Streaming-Angeboten der Programme Eurosport und Eurosport 2 in 15 Ländern und in 13 Sprachen. Das im August 2009 gestartete kostenlose Eurosport iPhone App wurde bereits über 2,5 Million mal heruntergeladen. Seit Mai 2010 gibt es nun auch ein kostenloses App für BlackBerrys in acht Sprachen, seit Juni natürlich auch eine App-Version für das iPad.

Der Einsatz technischer Innovationen wie HD, 3D, Catch-up-TV, Mobile-TV und iPad-Applikationen bilden laut Le Lay neben der Entwicklung neuer Märkte und dem Ausbau von Wertschöpfungsmöglichkeiten eine zentrale strategischen Säulen von Eurosport.
Dass man damit auf dem richtigen Weg sei, würden aktuelle Kenndaten belegen. Im ersten Quartal 2010 konnte Europort ein Umsatzplus von 22 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum verzeichnen. Bei den Werbeeinnahmen konnte man knapp 25 Prozent zulegen und bei den Abonnenten-Einnahmen um 19 Prozent.

„Die Eurosport Gruppe hat sich in den vergangenen Jahren hervorragend entwickelt. 2009 bildet hierbei dank neuer Technologien und Innovationen wie HD, 3D und Entwicklungen im Bereich der neue Medien, für die wir seit 2008 den Grundstein gelegt haben, keine Ausnahme. Wir haben nicht vor, stehen zu bleiben. Unser Business-Modell ist robust und zukunftsfähig, so dass wir uns nicht ständig neu erfinden müssen, aber natürlich wollen wir weiter Spitzenleistungen abliefern“, sagte Le Lay. Der Schlüssel zu Spitzenleistungen sei das Engagement und das Talent des Eurosport-Teams. Um die Entwicklung der Gruppe weiter voran zu treiben wurde im Juni eine neue personelle Organisationsstruktur bekannt geben (siehe Kasten).
Eckhard Eckstein
(MB 07/10)