Derzeit ohne Alternative

HD Minikamera von Iconix Ü-Wagen-Betreiber TopVison hat als erstes Unternehmen weltweit zehn Exemplare der brandneuen HD/SD-Minikamera HD-RH1 von Iconix (Deutschlandvertrieb: Bandpro) erworben. Erstmals eingesetzt wurden die Spezialkameras bei der Produktion von Schlittenrennen an den Bahnen in Königssee und Altenberg sowie beim Rückrundenstart der Fußball-Bundesliga.

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Achim Jendges hat wieder einmal als erster in einen technischen Knüller investiert: in die neue HD/SD-Minikamera HD-RH1 des US-amerikanischen Herstellers Iconix. Entdeckt hat der TopVision-Chef die kleineste HD-Kamera der Welt als Prototyp auf der NAB 2006 in Las Vegas. Ein Vorserienmodell der Spezialkamera war schließlich auf der IBC 2006 in Amsterdam zu sehen. Als die Kamera im Dezember 2006 schließlich auf den Markt kam, hat Jendges gleich mal sechs Stück bestellt und nach den ersten Einsätzen direkt vier weitere nachgeordert. Jeder seiner vier Ü-Wagen verfügt jetzt über zwei Iconix-Kameras, zwei dienen als Reserve. Abgewickelt wurde das Geschäft mit band pro Deutschland GmbH. Die in München ansässige Firma ist für den Vertrieb auf dem deutschsprachigen Markt zuständig.

Das Iconix-System besteht aus einem Kamerakopf, einer CCU (Central Communication/Control Unit), Stromversorgung und Drei-Meter-Triaxkabel. Das Gewicht des Kamerakopfes liegt gerade mal bei 64 Gramm. Die Maße sind: 3,81 cm Höhe, 3,35 cm Breite und 4,88 cm Länge.
Die HD-RH1 ist eine Multiformat-Kamera. Sie erlaubt Aufzeichnungen in 720p (24, 25, 30, 50 und 60 Hz), 1080i (50 und 60 Hz) und 1080p (24, 25, 30, 50 und 60 Hz) und bietet SDI, DVI-D, und Analog Ausgänge. Die Kamera läßt sich auch mit 12 Volt betreiben. Die Stromaufnahme ist mit 30 Watt sehr niedrig. Das Triaxkabel zwischen Kamerakopf und CCU ist auch in zehn Meter Länge zu haben, ab April dann auch in 15 Meter Länge. Größeren Längen sollen folgen.
Der Kamerakopf der 3 CCD Mini-HD-Kamera ist mit einem C-Mount-Anschluß für 1/3“-Wechselobjektive ausgestattet. Das Objektivangebot dafür ist bislang noch sehr eingeschränkt. Einige Festbrennweiten-Optiken für C-Mount gibt es von Fujinon, RMA Electronics, Schneider Optics und Abakus. Auch Zoomobjektiv lassen sich theoretisch mit der Kamera nutzen. Ihre CCU ist vorbereitet für Objektiv-Kontrolle mit Motorsteuerung für Iris, Zoom und Focus. Zoom-Objektive mit C-Mount-Anschluß haben derzeit nur Fujinon und RMA Electronics im Programm.
Allerdings: Die Auswahl an C-Mount-Optiken ist generell noch sehr bescheiden und HD-optimierte C-Mount-Optiken sind auf dem Markt derzeit gar nicht zu bekommen. „Und solange das so ist, können wir die Leistungsfähigkeit der Iconix-Kamera im HDTV-Bereich leider nicht voll ausschöpfen“, meint TopVision-Geschäftsführer Eduard Palasan. Momentan setzt TopVision einfache SD Festbrennweiten-Objektive von Fujinon ein. Auch ferngesteuerte Zoom-Objektive würde TopVision gerne auf der Iconix nutzen. „Wir müssen aber erst einmal einen Objektivhersteller finden, der uns dafür ein HD-taugliches Objektiv liefert. Das ist nicht so einfach, wie wir ursprünglich gedacht haben“, sagt er.

Mit Unterstützung von band pro führt TopVision deshalb gegenwärtig Gespräche mit diversen Objektiv-Herstellern wie Zeiss, Canon und Fujinon. „Wir brauchen dringend HD Optiken für die neuen Kameras“, betont Palasan. „Unsere Kunden schreien nach kleinen HD-Spezialkameras, aber kein Hersteller kümmert sich um die Optiken dafür. Da haben alle einen echten Nachholbedarf“, meint er. Palasan fürchtet, dass es noch eine Weile dauern könnte, bis entsprechende Optiken verfügbar sind. „Darüber sind wir nicht glücklich“, sagt er. Und band pro HD-Consultant Martin Kreitl erklärt: „Es wird wohl noch ein halbes Jahr vergehen bis HD-Optiken für C-Mount geliefert werden können“.
Er geht davon aus, dass dies erst einmal Festbrennweiten sein werden. Eine Nachfrage nach HD Zoom-Optiken für die kleinste HD-Kamera der Welt sei bei band pro noch nicht erkennbar. „Ein Zoom-Objektiv ist gleich dreimal so groß wie ein Normalobjektiv und die Besonderheit der Iconix HD-RH1, nämlich ihre kleine Baugröße, aufheben“, meint er.

Erster Einsatz
Im Januar 2007 hat TopVision die Minikameras erstmals bei der Produktion der Schlittenrennen in Königssee und Altenberg eingesetzt. „Wir haben sie als festinstallierte, nicht schwenkbare Kameras in den schnellen Passagen der Bahn genutzt, überall dort, wo der Zugang mit normalen Kameras problematisch war oder wo die Durchfahrtsgeschwindigkeiten so hoch waren, dass man nicht mitschwenken konnte“; erklärt Palasan. Die Mini-Kameras waren dabei oberhalb der Bande installiert. Sie wurden von TopVision nicht im HD-, sondern im SD 16:9-Modus betrieben. „ Bildeindruck dabei war sehr gut. Es ist schon erstaunlich, dass man kaum einen Unterschied in der Bildqualität der Minikameras zu der der eingesetzten normalen Kameras feststellen konnte “, meint Palasan. „und das, obwohl wir ja, wie gesagt, nur einfache SD-Optiken statt HD-optimierten einsetzen konnten“.
Bei TopVison ist man nach den ersten Erfahrungen mit der neuen Mini-Kamera trotzdem bemüht, die schon erreichte gute Bildqualität weiter zu steigern. Man ist sicher, das im SD 16:9-Bereich noch kleine Verbesserungen in Sachen Enhancement und Detailauflösung an scharfen Kanten drin ist. „Das ist eine reine Softwarefrage. Durch entsprechende Updates auf den CCUs wollen wir versuchen, die Bildqualität weiter anzuheben“, erklärt Jentges.

Bislang hat TopVison als Minikameras SD 4:3 Format Toshiba-Systeme eingesetzt. Bei HD-produktionen mußten die Bilder erst auf 16:9 und dann auf HD hoch konvertiert werden. „Entsprechen schlecht war das Signal“, sagt Palasan.
„Unsere Kunden haben aber immer wieder nach HD-PoleCams gefragt. Und dafür brauchten wir dringend HD Minikameras“, erklärt der TopVision-Geschäftsführer.
Die neuen Systeme sollen jetzt vor allem auch bei der Produktion der Fußball-Bundesligaspiele zum Einsatz kommen, insbesondere bei allen von TopVision die in HD (für Premiere) und im SD 16:9-Format (z.B. Länderspiel Deutschland-Schweiz) produzierten Spielen. Genutzt werden soll sie hier als PoleCam, Hintertor- oder Netzkamera. „Dadurch, dass die Kamera so klein ist, ergeben sich aber auch viele neue Einsatzgebiete. Hierbei ist die Kreativität der Regisseure gefragt ist. Sie können damit ganz neue Perspektiven entwickeln“, meint Palasan. Denkbar wäre gar, die Kamera in ein Toreck einzu bauen. „Da kommt kein Ball nie hin und da kann sich auch keiner verletzen“, sagt er. Schon beim Rückrunden-Eröffnungsspiel Borussia Dortmund gegen Bayern München war TopVision mit den neuen Minikameras am Start.
Band pro Deutschland indes verzeichnet wachsendes Interesse an der Kamera. Bis Mitte Januar hatte das Unternehmen schon 17 Stück davon verkauft, unter anderem auch ein paar Exemplare an Arri Rental. Dort will man die Kamera bei einer Spielfilmproduktionen zum Einsatz bringen. Konkret geht es darum, sie bei einem Schwertkampf auf die Schwertspitzen zu montieren. „Das ist kein Problem. Sie ja nur doppelt so groß wie eine Mozartkugel“, sagt band pro Vertriebsingenieur Hendrik Vogt.
Optimal sei die Kamera aber gerade für Produktionen im Live-Sportbereich geeignet. Das Interesse daran sei hier auch besonders hoch. „Die Kamera ist zudem vom Preis-Leistungsverhältnis her unschlagbar“, betont er (Listenpreis: rund 17.000 Euro).
Das bestätigt auch Achim Jendges: „Im Bereich der SD/HD-Spezialkameras ist die Iconix HD-RH1 derzeit ohne Alternative“, sagt er. „Jetzt brauchen wir nur noch vernünftige Optiken dafür.“
Eckhard Eckstein (MB 02/07)