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News: Technik

Kampf um den DVD-Nachfolger

Blu-ray & HD-DVD Immer mehr HD Ready-Flachdisplays mit Bildschirmdiagonalen von 32“ und mehr stehen in den deutschen Wohnzimmern und schaffen so einen schnell wachsenden Bedarf an High-Definition-Content, um diese Displays zu bespielen. Die DVD kann diese Anforderungen nicht erfüllen. Deshalb führen zwei Industrie-Foren einen erbitterten Kampf um die Etablierung des Nachfolgeformats.

Am 19. Februar 2002 gaben neun führende Firmen der Unterhaltungsindustrie (Hitachi, LG, Matsushita, Pioneer, Philips, Samsung, Sharp, Sony und Thomson) die Entwicklung und Vermarktung des DVD-Nachfolgeformats unter dem Namen „Blu-ray Disc“ bekannt. Eineinhalb Jahre später, am 19. November 2003, kündigte das DVD-Forum unter der Führerschaft von Toshiba und NEC ein weiters Nachfolgeformat für die DVD unter dem Namen HD-DVD an. Seither haben beide Lager neue Bündnispartner gewonnen und führen einen erbitterten Krieg, der sich auch heute, nachdem erste Hardware und erste Software auf dem Markt ist, noch mehr und mehr zuspitzt. Anfang 2007 unterstützten 173 Firmen das Blu-ray Format und 137 Firmen das HD-DVD Format (wobei einige unentschiedene Firmen beide Lager unterstützen). Die Front zieht sich nicht nur quer durch alle in der Konsumer-Elektronik tätigen Hersteller, sondern auch durch die Filmstudios, die Spieleindustrie und die Presswerke. Der Massenmarkt für Blu-ray und/oder HD-DVD wird für Ende 2007 und dann in 2008 erwartet.

Krieg der Formate
Aktuell kann folgendes Bild gezeichnet werden: Beide Lager bieten Player und Recorder als Stand-Alone-Geräte oder als PC-Laufwerk an. In jedem Lager ist ein Promoter von Spielekonsolen (Microsoft’s Xbox360 mit externem HD-DVD-Laufwerk und Sonys PS3 mit integriertem Blu-ray-Laufwerk), und seit April 2006 produzieren Presswerke Filme der verschiedenen Hollywood-Studios in einer Auflösung von 1080p auf beiden Formaten. Dabei waren auf Blu-ray bis zum 13. Februar 157 Titel (HD-DVD 162 Titel) veröffentlicht. Da aber Blu-ray die Mehrheit der Studios auf seiner Seite hat, sind bis Ende 2007 weitere 220 Titel (HD-DVD 141) angekündigt. Dabei werden von den zehn Toptiteln des Jahres 2006 exklusiv sieben Titel nur auf Blu-ray veröffentlicht („Fluch der Karibik“, „Da Vinci Code“, „Ice Age“, „Casino Royal“, „X-Men“, „Cars“, „Der Teufel trägt Prada“), zwei Filme werden auf beiden Formaten präsentiert („Mission Impossible“, „Superman Returns“) und nur einer ist exklusiv auf HD-DVD erhältlich („Ab durch die Hecke“). Allein Universal Studios Home Entertainment bringt seine Filme nicht im Blu-ray-Format heraus. Dem stehen aber Sony, 20th Century Fox Home Entertainment, Buena Vista, Disney und Lionsgate gegenüber, die ihre Filme nur auf Blu-ray pressen. Warner und Paramount Home Entertainment sind die beiden großen Studios, die gleichzeitig beide Formate bedienen (www.highdefdigest.com).

Darüber hinaus hat sich Sony eine besondere Marketingaktion einfallen lassen und bringt in Europa zeitgleich mit der PlayStation3 den aktuellen James Bond „Casino Royal“ auf den Markt, und die ersten 500Tsd PS3 Käufer, die ihre Konsole mit dem eingebauten Netzwerkzugang beim „PlayStation Network“ online registrieren, erhalten „Casino Royal“ kostenlos zugeschickt. Aber auch sonst scheint das Blu-ray Lager seit Januar Aufwind zu erhalten: In der ersten als unabhängig geltenden Analyse „Nielsen VideoScan“ über die US-Verkaufszahlen der konkurrierenden HD-Disc-Formate, die alle Vertriebswege umfasst, geht Blu-ray in der Kategorie „Year-To-Date“ mit einem Verhältnis von 2:1 klar als Sieger hervor, und dieser Trend hat sich auch im Februar fortgesetzt (www.videoscan.com).

Interaktivität und HD in Bild und Ton
Neben der unübertroffenen Audio- und Video-Qualität auf beiden Formaten will Hollywood den Wechsel von der DVD zu Blu-ray und HD-DVD der Kundschaft auch mit neuen und aufpolierten interaktiven Features schmackhaft machen. Dabei setzt das HD-DVD-Lager auf den eigens für diesen Zweck entwickelten Standard „iHD“, während man bei der Blu-ray-Disc auf ein Doppel setzt, das aus „HDMV“ (High-Definition-Movie) und der Programmiersprache Java (BD-J) besteht. Die Versprechungen der Entwickler aus beiden Lagern klingen auch hier identisch: „Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.“

Den ersten Vorstoß machte Fox mit den Blu-ray-Discs „Speed“, „Im Fadenkreuz“ und „Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen“. Sie enthalten unter anderem in BD-J programmierte Spiele mit Filmszenen als Hintergrund und Suchmöglichkeiten nach Charakteren, Orten und Stichwörtern des jeweiligen Streifens. Noch einen Schritt weiter geht Universal bei den HD-DVDs „The Fast And The Furiuos: Tokyo Drift“, Miami Vice“ und „King Kong“, bei denen sich via Fernbedienung Zusatzinformationen zum laufenden Film abrufen lassen. So kann man die technischen Daten der gezeigten Rennboote oder Autos studieren, den Ort der Handlung per GPS verfolgen oder sich die durch eine wilde Autoraserei verursachte Schadenssumme vorrechnen lassen. (Eine umfangreiche Analyse der interaktiven Möglichkeiten auf beiden Disc-Formaten finden sich in der c’t 2005, Heft 23).

Durch die im Vergleich zu einer DVD wesentlich größeren Speicherkapazität und dank der effizienten Videocodecs H.264 und VC-1 reicht schon die Kapazität einer einschichtigen HD-DVD mit 15 GB zur Speicherung eines kompletten Spielfilms in 1080p plus Extras aus. Bei der bis zu 50 GB fassenden Blu-ray-Disc wird der Speicherplatz für Inhalte genutzt, die der Käufer nach und nach gegen Bezahlung freischalten kann (wie zum Beispiel die „Matrix“- oder die „Herr der Ringe“-Trilogie). In Deutschland und Österreich haben Sonopress in Gütersloh (HD-DVD und Blu-ray-Discs) und Sony DADC in Anif bei Salzburg (Blu-ray-Discs) die Produktion aufgenommen und bringen bereits monatlich mehr als drei Millionen Kopien auf den Weltmarkt. Beide Formate zeigen auf großen Displays was in ihnen steckt
Nicht zu vergessen sind zwei Initiativen von Warner und LG: Da Warner in beiden Lagern aktiv ist, hat das Unternehmen auf der Consumer-Electronics-Show in Las Vegas im Januar eine beidseitig beschriebene Disc mit dem Namen Total HiDef (THD) vorgestellt.

Auf der einen Seite ist die THD eine Blu-ray Disc und auf der anderen Seite eine HD-DVD. Als ersten Titel hat Warner „Superman Returns“ veröffentlicht und angekündigt, ab Herbst 2007 alle seine Titel auf THD zu vermarkten. Einen genauso pragmatischen Weg geht LG (ebenfalls in beiden Lagern aktiv), mit der Vorstellung des ersten Multiformat-Players, der sowohl Blu-ray-Discs als auch HD-DVDs abspielen kann. Alle bereits heute im Markt befindlichen Player bieten in Zusammenhang mit den heute erhältlichen Filmen eine überragende Bild- und Tonqualität und sind für jeden Besitzer eines HD-Ready-Displays eine ideale Ergänzung zu den noch recht spärlich gesendeten HDTV-Programmen auf Sat.1 oder Pro7, den B- und C-Movies auf ANIXE HD oder den Pay-TV-Inhalten auf Premiere HD.
Reinhard Penzel (MB 03/07)




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