Erste P2-Handheld-Camcorder für AVC-ULTRA

Der neueste P2HD-Handheld-Camcorder von Panasonic (AJ-PX270) ist für den professionellen Einsatz mit AVC-Ultra Codec-Familie und Wireless-Konnektivität ausgestattet. Er ermöglicht die sofortige Übertragung von Aufzeichnungen via Live-Stream.

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Erste P2-Handheld-Camcorder für AVC-ULTRA

Der AJ-PX270 ist der erste P2HD Handheld-Camcorder mit AVC-ULTRA Aufzeichnung und integrierten microP2-Kartenslots. Zusätzlich zum etablierten AVC-Intra100 Codec unterstützt der AJ-PX270 den AVC-LongG Codec, der längere Aufzeichnungen in bester Qualität mit 1920×1080 10 Bit 4:2:2 ermöglicht.

Der AJ-PX270 macht einen herkömmlichen Video-Uplink überflüssig und eignet sich somit für Live-Stream-Übertragungen und den wachsenden Bereich der Freelance-Berichterstattungen. Die Kamera unterstützt einen kabellosen Produktions-Workflow über LAN – mit 3G- und 4G-Konnektivität.

Die Schalter für Weißabgleich und Videoverstärkung befinden sich gut erreichbar unter dem 22-fach-Zoomobjektiv. Und erstmalig bei einer Handheld-Kamera zu finden, ist der AJ-PX270 auf der Vorderseite mit einem Audio-Fader-Regler und einer Taste für den Aufnahmestart/-stopp ausgestattet.

Die beiden microP2-Kartenslots eignen sich für Relay-Aufnahmen, was bedeutet dass nahtlos die Karte gewechselt wird sobald eine voll ist, damit die Aufzeichnung unterbrechungsfrei ablaufen kann. Außerdem ermöglichen sie simultane Aufnahmen, bei denen aus Backup-Gründen derselbe Codec gleichzeitig auf beiden Karten aufgenommen wird. Für eine noch größere Kosteneffizienz lassen sich in den microP2-Kartenslots auch standardmäßige SD-Karten zur Aufnahme von Codecs mit 50 Mbit/s oder weniger verwenden, und zur Unterstützung vorhandener P2-Workflows verfügt die Kamera auch über einen P2-Kartenslot.

Die Netzwerkfunktionalität der Handheld-Kamera rationalisiert den Produktions-Workflow und beschleunigt den Broadcast-Workflow von der Aufzeichnung bis zur Sendung.

Aber der AJ-PX270 Camcorder zielt nicht nur auf traditionelle Produktionsfirmen und TV-Sender ab. Jeder Anwender – vom Nutzer in einem Unternehmen über den YouTube-Videoproduzenten bis hin zum freiberuflichen Nachrichtenjournalisten – kann nun hochwertige Aufnahmen produzieren und übertragen.

Kameramann Matthias Bolliger, Mitglied der Deutschen Filmakademie und Gewinner von zwei deutschen Kamerapreisen, testet den AJ-PX270 Camcorder von Panasonic im Großstadteinsatz. Hier ist seine Meinung:

Es ist noch nicht lange her, da brauchte man eine 2/3″-Schulterkamera, um die offiziellen Codec-Standards für Aufzeichnungen in Broadcast-Qualität mit mindestens 50 Mbit/s und 8 Bit 4:2:2-Farbsampling zu erfüllen. Nun erlauben auch kompakte Camcorder Aufnahmen in höchster Qualität. Aber nicht nur die Codec- und Auflösungsparameter sind Entscheidungskriterien bei der Wahl einer Kamera. Genauso wichtig sind für Bollinger die Bedienung und die Einstellmöglichkeiten.
Die neue Kamera weise in beiden Punkten Verbesserungen auf: Feinabgestimmtes Zoomen ist nun auch in der 1/3″-Kamerakategorie in Kriechgeschwindigkeit möglich. Brennweitenänderungen oder Reframings während des Aufnahmeprozesses sind nun nicht mehr nur Wechselobjektiven vorbehalten. Dies kann nun auch der neue PX270-Zoom mit 1.000 Einstellschritten von 0 bis 999.

Erfreut zeigt sich der Kameramann über den Servomotor, da er in Kriechgeschwindigkeit drei Minuten für den gesamten Brennweitenbereich des 22-fach-Objektivs benötigt.

Eine definitive Farbmatrix ist ein weiteres neues Funktionsmerkmal im Segment der kompakten Camcorder. Bildparameter wie „RB Gain Control“ zur Verstärkerregelung für alle Weißabgleich-Speicherorte sowie Farbtemperatureinstellungen sind nun frei wählbar.

Ein Kritikpunkt ist für Bolliger bei Verwendung eines externen Monitors, die Größe des eingeblendeten Menüs. Dieses nehme soviel Platz ein, dass es nicht mehr möglich sei, das eigentliche Bild bei der Feineinstellung zu beurteilen. Die bekannten Panasonic Farbmatrizen wie „Norm”, „Fluo“ und „Cinelike“ ließen sich jetzt jedoch noch feiner abstimmen.

Kompakter und leichter als der Vorgänger HPX250 bietet der neue PX270 Camcorder eine Fülle von Aufnahme-Codecs: AVC-LongG50 und 25 sowie AVC-Intra100 und 50 sind verfügbar. Die ersten drei davon unterstützen 10 Bit 4:2:2-Sampling. Zusätzlich steht optional der AVC-Intra200 Codec für optisch verlustfreie Aufzeichnungen zur Verfügung. Auch die Ausstattung der Kamera mit zwei microP2-Kartenslots und einem klassischen P2-Kartenslot bewertet Bollinger positiv.

Hinsichtlich der Anschlüsse bieten moderne Kameras eine Vielzahl von IT-Verbindungsoptionen, wie auch der PX270 Camcorder. Er besitzt einen LAN-Anschluss, eine USB 3.0- und USB 2.0-Schnittstelle auf der Rückseite der Kamera sowie einen weiteren USB 2.0-Anschluss für den optionalen WiFi-Dongle unter dem Handgriff. HDMI und HD-SDI können parallel betrieben werden, wobei im 3G-Modus über HD-SDI ein 1080/50p-Signal ausgegeben wird.

Das Objektiv ähnelt vom Funktionsumfang her dem des AG-HPX250 Camcorders: 22-facher Zoom (f=3,9 – 86 mm). Der Brennweitenbereich entspricht im Kleinbildvollformat einem Bereich von etwa 28 mm bis über 600 mm. Die maximale Blendenöffnung im Weitwinkelbereich beträgt F1.6, herangezoomt F3.2.

Gemäß Herstellerangaben ist die Empfindlichkeit mit F12 im 50-Hz-Modus definiert. Und dank der hochempfindlichen 3MOS-Sensoren sei selbst bei Aufnahmen in der winterlichen Dämmerung die Bildqualität bei 0 dB überraschend detailreich gewesen.

Eine optische Bildstabilisierung und insbesondere größere Brennweiten seien äußerst wichtig für Dokumentaraufnahmen. Daher fiele vor allem der verbesserte optische Bildstabilisator (OIS) gerade bei Teleobjektivaufnahmen positiv auf. Das Objektiv besitzt drei Einstellringe zur manuellen Wahl von Schärfe, Blende und Zoom (mit Grenzanschlag). Früher sei die Blendensteuerung ein Problem bei kompakten Camcordern gewesen, da die Geräte über keine fein abgestimmten Blendenstufen für Änderungen während des Aufnahmeprozesses verfügten. Mit dem PX270 ist nunmehr eine präzisere Feineinstellung der Blende möglich. Die Steuerung regelt die Blende in 1/6-Gradschritten und gestattet damit Blendenänderungen während der Aufnahme.

Weitere Kritikpunkte sind für den Kameramann bei der PX270 die Position und die Gestaltung der Hauptmenütaste. Diese ist nicht wirklich intuitiv platziert, sodass man sie bei jedem Menüwechsel suchen muss. Der elektronische Sucher am Ende des Geräts ist ein OLED-Display im 4:3-Format, weswegen Kameradaten nicht als ein 16:9-Bild, sondern mit Rändern (Letterbox-Rahmen) dargestellt werden. Er halt dies zwar für eine gute Idee, doch mit 0,5″ (1,27 cm) hat er mit der Display-Größe Probleme. Man sei daher eigentlich immer dazu geneigt, mit dem nun vorne angebrachten 3,5″-LCD-Display zu arbeiten. Die Kameradaten befinden sich traditionell oberhalb des 16:9-Bildinhalts, aber dafür gibt es nun einen zentralen DISPL-Wechselschalter, der eine schnelle Entfernung aller Daten außer dem Timecode gestattet – dies sei hingegen eine praktische Neuerung.

Generell habe man den Eindruck, dass sich die Handheld-Camcorder der führenden japanischen Hersteller in der Bedienung immer weiter anglichen. Der AJ-PX270 mache Matthias Bollinger zufolge dennoch wieder einen großen Schritt nach vorn in Richtung „ideale Kamera“. (3/14)