Premiere Pro: Diese 4 Funktionen sparen richtig Zeit

Tutorial zu Premiere Pro 25.2: Generative Extend, Media Intelligence, Untertitelübersetzung und Farbmanagement – Schritt für Schritt erklärt.

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Adobe hat mit dem neuesten Update von Premiere Pro (Version 25.2) eine Reihe von Funktionen vorgestellt, die nicht nur Workflows beschleunigen, sondern auch kreative Freiheiten erweitern. Im Mittelpunkt stehen KI-gestützte Werkzeuge wie Generative Extend, die neue Media Intelligence-Suchfunktion, automatische Untertitelübersetzung sowie ein erweitertes Farbmanagementsystem. „Wir freuen uns, diese neuen Werkzeuge direkt in die Hände unserer Kund*innen zu geben“, sagte Francis Crossman, Principal Product Manager bei Adobe, im Gespräch auf der NAB Show 2025.

Generative Extend: Wenn zwei Sekunden den Schnitt retten

Ob versehentlich wackelnde Schauspieler*innen, verrutschende Requisiten oder abrupte Audio-Enden – solche Details können einen Schnitt ruinieren. Mit Generative Extend bietet Premiere nun ein Tool, das Videoclips um bis zu zwei Sekunden Video oder zehn Sekunden Audio verlängert – ohne Re-Takes oder komplexe Nachbearbeitung.

Der Workflow ist simpel: Clip trimmen, Generative Extend-Tool anwenden, Auswahl in die Cloud schicken, KI-Ergebnis wird zurückgespielt. Besonders beeindruckend ist die visuelle Qualität. In der Demo verschwanden etwa ein störender Lensflare auf dem Gesicht einer Protagonistin oder eine weggeflogene Motorradbrille.

„Das hätte ich als Editor ständig gebraucht“, so Crossman, selbst langjähriger Cutter. Besonders in Formaten mit limitiertem Rohmaterial – etwa Dokumentationen, Interviews oder Reality-TV – kann diese Funktion enormen Zeit- und Kostenaufwand einsparen. Auch im Audiobereich eignet sie sich ideal, um Raumklang, Geräusche oder Musikübergänge unauffällig zu verlängern.

Der einzige Take und die Motorradbrille fliegt weg? Mit Generative Extend besteht kein Grund zur Panik.

Anwendungsschritte:

  1. Clip in der Timeline auswählen
  2. Generative-Extend-Werkzeug in der Werkzeugleiste aktivieren
  3. Clip-Ende auf die gewünschte Länge ziehen (max. 2 Sekunden Video oder 10 Sekunden Audio)
  4. Das Material wird zur Verarbeitung an Adobe Firefly hochgeladen
  5. Das generierte Ergebnis wird automatisch in das Projekt eingefügt

Zur Auswahl stehen zusätzlich:

  • „Neu generieren“ (per Rechtsklick), um eine alternative Version zu erzeugen
  • „Auf Original zurücksetzen“, um die Änderung rückgängig zu machen

Media Intelligence: Smarte Suche mit semantischem Verständnis

Ein zweites Highlight des Updates ist die neue Suchtechnologie Media Intelligence. Die KI analysiert Videoinhalte auf mehreren Ebenen – visuell, sprachlich (Speech-to-Text) und auf Basis klassischer Metadaten – und erstellt daraus lokal durchsuchbare Indizes. Das System läuft offline, ist damit DSGVO-freundlich und liefert Suchergebnisse in Millisekunden.

Die Eingabe kann in natürlicher Sprache erfolgen: „Cabbage on a taco“ liefert genau diesen Take inklusive Texterkennung im Transkript. Auch Aussagen wie „Sundance Film Festival“ werden über die Sprachtranskription gefunden. Die Indexierung läuft mit ca. 60-facher Geschwindigkeit, also eine Stunde Material in einer Minute.

Besonders wertvoll wird Media Intelligence im Team: Die Indizes lassen sich als Sidecar-Dateien direkt neben das Rohmaterial legen – ideal bei gemeinsamem Zugriff auf NAS oder Shared Storage. Das bedeutet: Einmal indexiert, steht das Material sofort allen Cutter*innen im Projekt zur Verfügung – ohne Mehrarbeit oder erneute Analyse.

Media Intelligence findet Inhalte auch anhand von Texterkennung im Transkript.

Anwendungsschritte:

  1. Sicherstellen, dass das Material indexiert wurde (automatisch oder manuell)
  2. Suchfeld öffnen (im Such- oder Textfenster)
  3. Beschreibung in natürlicher Sprache eingeben (z. B. „Dampfender Teller mit Essen“)
  4. Ergebnisse nach Quellmaterial oder Sequenzen filtern
  5. Clips auswählen, per Rechtsklick „Neue Sequenz aus Auswahl“ erstellen

Caption Translation: Lokalisierung per Klick

Seit der Einführung von Speech-to-Text und textbasierter Bearbeitung 2023 war der häufigste User*innen-Request: automatische Übersetzung von Untertiteln. Mit Version 25.2 liefert Adobe.

Per Klick lassen sich Transkripte nun in mehrere Sprachen übersetzen, etwa gleichzeitig in Deutsch und Englisch. Das Original bleibt erhalten, die erzeugten Caption-Spuren können gestylt, verschoben und eingefärbt werden. Auch mehrsprachige Untertitel im Bild gleichzeitig sind jetzt möglich, etwa für internationale Filmfestivals oder Online-Veröffentlichungen auf globalen Plattformen.

Die Übersetzungsfunktion ist cloudbasiert, aber datensparsam – nur die Textdateien werden übertragen. Ideal für Dokumentationen, Social Clips oder Corporate Content, der in mehreren Sprachregionen ausgespielt werden soll.

Premiere Pro übersetzt eine Vielzahl von Untertiteln – auch gleichzeitig, falls gewünscht.

Anwendungsschritte:

  1. Untertitel mit „Speech to Text“ erzeugen oder vorhandene importieren
  2. Im „Text“-Panel zur Registerkarte „Untertitel“ wechseln
  3. „Untertitel übersetzen“ auswählen
  4. Zielsprache(n) auswählen (eine oder mehrere möglich)
  5. Gestaltung über Essential Graphics anpassen (Position, Farbe, Schriftart)
  6. Untertitel als Sidecar-Datei exportieren oder direkt ins Video einbrennen

Neues Farbmanagement: Log & RAW automatisch erkannt

Premiere führt mit dem Update ein erweitertes Color Management System ein, das verschiedene Kameraformate automatisch erkennt und in den Zielarbeitsfarbraum konvertiert. Canon Log, Red Log oder andere Formate werden ohne manuelle LUT-Zuweisung in die Timeline eingepasst.

Crossman: „Du musst dich nicht mehr fragen: War das jetzt Canon C-Log 2 oder 3? Premiere erkennt es und rechnet es korrekt um.“ Für Cutter*innen, die mit Material aus verschiedenen Kamerasystemen arbeiten (z. B. Dokus, Magazinbeiträge, Serienproduktionen), ist das ein echter Effizienzgewinn.

Zusätzlich bietet Premiere jetzt einen Wide Gamut Arbeitsfarbraum basierend auf ACES CCT. Besonders bei stark bearbeiteten Aufnahmen – etwa bei Belichtungskorrekturen oder Tone Mapping – bleiben Details in Glanzlichtern und Farben sichtbar, die bei Rec.709 verloren gingen.

„Man hat einen besseren Ausgangspunkt – und muss weniger tun, um zu einem hochwertigen Ergebnis zu kommen“, sagt Crossman. Ideal also für alle, die mit hochwertigen Kameras arbeiten, aber Zeit beim Grading sparen möchten.

Adobe verbessert in Version 25.2 auch sein Color Management System.

Anwendungsschritte:

  1. Im Lumetri-Panel unter „Einstellungen“ die automatische Farberkennung aktivieren („Color Manage Auto Detected Log and Raw Media“)
  2. In den Sequenzeinstellungen den gewünschten Arbeitsfarbraum wählen, z. B. „Wide Gamut Tone Mapped“ (ACEScct)
  3. Belichtung und Farben bei Bedarf über Lumetri-Farbkorrektur feinjustieren

Datenschutz und kommerzielle Sicherheit

Ein besonders wichtiger Punkt, den Adobe explizit adressiert: Keines der KI-Features wird mit Benutzerdaten trainiert. Selbst wenn Inhalte, wie bei Generative Extend oder Caption Translation, in die Adobe-Cloud geladen werden, dienen sie ausschließlich der Verarbeitung.

„Die Ergebnisse sind vollständig kommerziell nutzbar“, so Crossman. „Es besteht kein Risiko von Urheberrechtsverletzungen, weil wir nur auf Daten trainieren, die gemeinfrei oder vollständig lizenziert sind.“

Weniger Routine, mehr Präzision

Mit Premiere Pro 25.2 macht Adobe einen weiteren großen Schritt in Richtung KI-unterstützte Postproduktion. Das Update richtet sich gleichermaßen an Cutter*innen, Produzent*innen, internationale Publisher und Newsrooms – also an alle, die effizienter arbeiten und gleichzeitig inhaltliche Kontrolle behalten möchten.

Ob Zeitersparnis beim Materialdurchsuchen, automatisierte Bild- und Tonverlängerung, schnelle Lokalisierung oder konsistente Farbkorrektur: Premiere Pro wird zur Plattform für mehr Geschwindigkeit, bessere Teamarbeit und präziseres Storytelling.