Zu große Lautstärkeunterschiede beim Umschalten zwischen verschiedenen TV-Programmen, beim Wechsel zwischen Stereo- und Mehrkanaltonspur oder beim Einsetzen der Werbung sind ein häufiger Grund für Beschwerden von Fernsehzuschauern. Dem wirken mittlerweile zahlreiche Länder mit Regelungen entgegen: Während in den USA seit Dezember 2010 ein verpflichtendes Gesetz zur gleichbleibenden Lautstärke erlassen wurde (der sogenannte CALM Act), gibt es in Europa umfassende Empfehlungen der European Broadcast Union (EBU R128). Zudem existieren Standards wie ITU 1770/1771 und ATSC A/85. Immer mehr Hersteller von Audio-Equipment bieten heute Lösungen an, die den Gesetzen und Empfehlungen entsprechen. Auf der NAB 2011 waren Technologien zur Lautheitkontrolle gefragter denn je.
Dolby Laboratories stellte auf der NAB die Software „Dolby Media Emulator“ zur einfachen Audiolautstärke-Überwachung vor. Darüber hinaus will Dolby seine Dialog-Gating-Technologie Herstellern kostenlos zur Verfügung stellen. Für eine Reihe von Technologien zur Lautstärkemessung und -korrektur hat Dolby außerdem Lizenzierungsprogramme eingeführt. Davon profitiert unter anderem die Digital Rapids Corporation. Deren Präsident Brick Eksten erklärte auf der NAB: „Die gesamte Content-Verarbeitungskette hindurch, von der Postproduktion bis zur Ausstrahlung und Bereitstellung, stehen unsere Kunden vor der Herausforderung, Unterschiede in der Lautstärke bewältigen zu müssen.
Wir freuen uns sehr darüber, zusammen mit Dolby die Technologien zur Lautstärkemessung in unsere Medientransformationslösungen zu integrieren.“ Die Hauptvorteile des Dolby Media Emulator sind laut Dolby: Vereinfachtes Authoring von Metadaten durch die Integration in große Audio-Workstations, einfache Überwachung der unterschiedlichen Verbraucherumgebungen und schnellere Workflows für Metadaten während der Produktion. Neben dem Dolby Media Emulator präsentierte Dolby auf der NAB auch den Dolby Media Meter, den professionellen Dolby Referenzdecoder DP568, den Dolby Program Optimizer DP600 für die Distribution und das Dolby Volume.
Das Fraunhofer Institut zeigte wie Sendestudiobetreiber die Metadatenunterstützung von AAC-Audiocodecs nutzen können, um Audiosignale auf der Empfängerseite individuellen Wiedergabesituationen anzupassen und dabei die volle Kontrolle über die Lautheitsparameter der ausgestrahlten Programme sicher zu stellen.
Lawo stellte mit dem Loudness Metering das neueste Feature der mc² Mischpulte vor. Loudness Metering ist als integriertes Feature damit weltweit erstmals für Produktionspulte realisiert. In der mc² Serie wird Loudness Metering für jeden Kanal angeboten. Angezeigt wurde das Metering im Channel Display und dem GUI Maindisplay der mc² Pulte. Die integrierte Messung wird im GUI Header ständig angezeigt.
Das Bremer Unternehmen Cube-Tec International zeigte als eine der ersten Firmen Medienservices nach dem neuen FIMS-Standard (Framework for Interoperable Media Services). Die Standardisierung wird von der EBU und der Advanced Media Workflow Association (AMWA) gefördert. Innerhalb seiner Service Orchestration Engine stellte Cube-Tec einen vollautomatischen Service für Lautheits-Korrekturen gemäß EBU R128 vor.
Jünger Audio stellte den T*AP TV Audio Processor vor. Er ist nach Angaben des Unternehmens die ideale Lösung zur Lautheitskontrolle in Rundfunkanstalten. Der T*AP TV Audio Processor beinhaltet eine neue DSP-Lösung auf Basis von SHARC-Prozessoren, die eine sehr präzise Audioanalyse erlaubt. „Diese Einheit bietet Ingenieuren die perfekte Lösung zur Audio-Lautheitskontrolle. Sie begleitet Rundfunksender von der Postproduktion bis zur Übertragung der Programme, ohne dabei gesetzgeberische Probleme oder Beschwerden ihrer Zuschauer riskieren zu müssen”, erklärte Jünger Audio-Geschäftsführer Peter Pörs.
Die Level Magic-basierten Lautheits-Kontrollsysteme von Jünger Audio erfüllen nach Angaben des Unternehmens jetzt sämtliche Lautheitsregeln.
Wohler zeigte in Las Vegas sein Pandora-System zur Lautheitsanalyse. Es ist einfach via Touchscreen-Interface auf einem Apple iPod touch zu konfigurieren. Updates dafür werden im iTunes App-Store angeboten.
Der Kölner Messgerätehersteller RTW kündigte auf der NAB 2011 Loudness-Upgrades für seine Produkte DigitalMonitor 10500X-PLUS, SurroundControl 31900/31960 und SurroundMonitor 11900 an. Die neuen Systeme sollen im Juli 2011 auf den Markt kommen.
TC Electronic präsentiert seine Multi-Plattform-Media-Prozessoren DB4 und DB8 MKII. Auch sie erfüllen jetzt alle Lautheitsregeln nach EBU, ATSC und ITU.
Das gleiche gilt für die Video- und Audio-Mess-Systeme von DK-Technologies. Das dänische Unternehmen bot zur NAB Nutzern von älteren MSD und PT0 600 Audio Messgeräten kostenlose Software-Updates an, damit auch diese Systeme den neuen Lautheits-Empfehlungen angepasst werden können. Zudem können jetzt auch alle Produkte der DK PTO700 Waveform Monitor-Reihe mit der Lautheitssoftware des Unternehmens ausgerüstet werden.
Auch Messgerätehersteller Tektronix gab bekannt, dass die neuen kompakten Signalmonitore und Rasterizer vom Typ WFM/MVR5200 die Messung von Lautheit und Audiopegel entsprechend den ITU-, EBU- und ATSC-Richtlinien gewährleisten.
Linear Acoustic nutzte die NAB 2011, um einige Innovationen zur Lautheitskontrolle vorzustellen. Highlight dabei war der TV-Audio-Processor AERO.air in der neuen, kompakteren 2-RU-Version. Viele Features, die im älteren 3-RU-Modell nur optional zu haben waren gehören nun zur Standardausstattung des AERO.air.
Messtechnik-Spezialist Hamlet startete auf der NAB mit VidChecker ein neues Software-Tool zur Audio-Qualitätskontrolle. Damit kann unter anderem die Lautheit kontrolliert und automatisch korrigiert werden.
Minnetonka Audio Software stellte zwei neue Produkte zur automatisierten filebasierten Lautheitskontrolle in Rundfunk und Postproduktion vor: den AudioTools Loudness Control Server (ALCS) und eine neu Version von AudioTools AWE.
Miranda Technologies präsentierte mit Axino ein System zur automatischen Lautheitskontrolle in IP-Transportstreams. Es wird in die Überwachungs- und Signalverarbeitungslösungen von Miranda integriert. „Axino kann gleichzeitig für dutzende HD/SD-Programme, die via IP verbreitet werden, hochwertige Lautheitskontrolle realisieren“, erklärte Mirandas Senior Vice President Marco Lopez. „Das System eignet sich ideal für Kabel-TV-, Satelliten-TV- und IPTV-Betreibern und erlaubt die individuelle Überwachung und Bearbeitung von Programmen.“ Axino basieren auf der gleichen technischen Grundlage wie Mirandas modulare Densité Prozessoren zur Lautheitskorrektur und -kontrolle.
Eckhard Eckstein
(MB 05/11)
Top-Thema Lautheitskontrolle
Im Audiobereich der NAB 2011 stand neben dem Thema Audio-over-IP vor allem die Loudness-Kontrolle im Vordergrund des Interesses. Zahlreiche Anbieter zeigten dazu neue Lösungen, Manche integriert in vorhandene Systeme. Ein kleiner Überblick.