DFL kickt DAB+

Grundsätzlich sieht die Entwicklung beim Digitalradio DAB+ heute prima aus. Beim technischen Ausbau läuft alles nach Plan. In diesem Jahr könnte möglicherweise der Durchbruch für die Etablierung von DAB+ gelingen. Inhaltlich wurde das Digitalradio bislang – wie MEDIEN BULLETIN mehrfach berichtete – insbesondere auch vom Deutschlandradio-Engagement und dem Angebot des Web-Fußballradios 90elf beflügelt. Aktuell gibt es hier jedoch ein paar Probleme.

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DFL kickt DAB+

Die guten Nachrichten für DAB+ voran gestellt: Sie stammen vom Unternehmen MEDIA BROADCAST, das insbesondere auch Betreiber des nationalen Digitalradio-Multiplexes ist. Danach sollen mit dem Ausbau 2013 die Weichen für die angepeilte Vollversorgung in 2015 gestellt werden. Es werden in diesem Jahr sieben weitere Senderstandorte in Betrieb genommen. Die wichtige Autobahnversorgung steigt auf 73 Prozent, und man will zusätzliche Reichweite auch durch die Versorgung urbaner Gebiete verstärken. Der Netzausbau des nationalen Digitalradio-Multiplexes gehe „weiter dynamisch voran“.

Das neue Digitalradio biete bereits heute den Empfang neuer und zum Teil exklusiver Radioprogramme für mehr als die Hälfte der Bevölkerung sowie in mehr als der Hälfte der Fläche Deutschlands. „Mit dem Netzausbau 2013 liegen wir voll im Plan hinsichtlich der angestrebten Vollflächenversorgung Deutschlands“, erklärte Egon Kraus, Leiter Business Unit Hörfunk MEDIA BROADCAST. „Rund drei Viertel aller Autobahnen sind in wenigen Monaten bereits mit DAB versorgt. Dies verleiht dem Trend zur Ausstattung von Kfz-Flotten mit DAB-Receivern zusätzliche Impulse. Wehrmutstropfen allerdings ist: Zurzeit ist ungeklärt, was aus dem bislang terrestrisch exklusiven Fußball Bundesliga-Live-Programm wird, das das Web-Radio 90elf, dessen Mutterunternehmen das wirtschaftlich erfolgreiche Hörfunk-Marketingunternehmen Regiocast ist, nur noch bis Mai senden darf.

Bislang galt genau dieses Programm als Content-Lokomotive für DAB+. Das Engagement von 90elf hat mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit dazu geführt, dass die Automobilindustrie als Vorreiter mehr und mehr DAB+ unterstützte. Einst hatte 90elf die digitalen Live-Audio-Rechte von der Deutschen Fußball Liga, DFL, erworben und damit als Web-Radio über IP in den vergangenen Jahren Furore gemacht und sich mit diesem Erfolgswind im Rücken dann auch für einen weiteren Übertragungsweg, nämlich DAB+, entschieden. Es ist wohl gerade 90Elf, das die DFL darauf aufmerksam gemacht hat, dass man auch aus den Audio-Rechten in der digitalen Welt noch viel mehr Geld rausholen kann. In frischer Art, die sich Deutschlandradio als nationales ernstes Informationsangebot gar nicht leisten kann, hatte 90elf mit Parolen wie „Das Ding funktioniert“, „Stecker rein und es läuft“ gute Werbung für DAB+ gemacht und ein Angebot offeriert, das man so auch nicht mit der beliebten ARD Bundesliga-Konferenz kriegt. Beispielsweise kann man bei 90elf neben dem Bundesliga-Konferenz-Live-Hörprogramm auch auf „Unterkanäle“ zugreifen, um mit dem Ohr beim favorisierten Spiel dabei zu sein, via Web und via DAB+. 90elf hatte das Konzept dafür selbst ausgetüftelt.

Doch ab der nächsten Bundesliga Fußball-Saison, die mit der 2. Bundesliga im nächsten Juli beginnt, hat nicht mehr 90elf, sondern der Fernsehsender Sport1 aus dem Imperium der Constantin Media AG die gesamten Rechte für die digitale Audio-Live-Übertragung der 1. und 2. Bundesliga. Einschließlich der Rechte für den DAB+-Übertragungsweg, wie eine DFL-Sprecherin gegenüber MEDIEN BULLETIN bestätigte. Was wiederum Sport1 nicht besitzt, ist eine Lizenz für DAB+, die von den Medienanstalten vergeben wurde und noch bis fast Ende des nächsten Jahres läuft. Nicht nur wegen DAB+, sondern wegen neuer Radiokonzepte wird nun sowohl seitens Sport1 wie 90elf eifrig gebrütet. Es wäre vielleicht eine Sublizenz, eine Kooperation oder eine neue Ausschreibung seitens der Medienanstalten für DAB+ denkbar, um das Bundeliga-Angebot auch auf DAB+ zu halten.

Aber DAB+ steht erst einmal nicht auf Top 1 der Agenda, weder bei 90elf, noch beim TV-Sender Sport1, der ja bislang noch nie Radio gemacht hat und voll damit beschäftigt ist, ein optimales Marketingkonzept für die neu erworbenen Audio-Rechte zu entwickeln. Viel Zeit dafür steht nicht zur Verfügung. Doch Sport1-Sprecher Michael Röhrig gibt sich optimistisch: Auch 2009 habe man blitzschnell reagiert, als man plötzlich von der Telekom eine Sublizenz für die Produktion von „Liga Total“ erhielt. Was DAB+ ist, hat sich in der DFL-Pressestelle noch nicht breit herumgesprochen. Weshalb anzunehmen ist, dass man bei der Vergabe der digitalen Audio-Rechte eher nur ans Internet dachte.
Erika Butzek
(MB 05/13)

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