In der Realität angekommen

Zur diesjährigen IFA in Berlin ist das Thema Digitalradio auf gute Resonanz gestoßen. Die Vertreter derRadioveranstalter, Hersteller sowie des Projektbüros Digitalradio zogen eine positive Bilanz. Ein neuer Digitalradio-Verein soll unter Führung des Deutschlandradios nun die Digitalradio-Entwicklung weiter vorantreiben.

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In der Realität angekommen

›„Der Besucheransturm bei der ARD, dem Deutschlandradio und den Herstellern war enorm, die meisten Besucher waren darüber hinaus extrem gut informiert“, erklärt Michael Reichert, der Leiter des Projektbüros Digitalradio: „Sehr gut kam außerdem an, dass wir in diesem Jahr nicht mehr nur Visionen und Projekte gezeigt haben, sondern laufende Programme, existierende Dienste und attraktive Geräte. Digitalradio ist in der Realität angekommen und erfahrbar!“

Joachim Kraus, ARD-Koordinator Digitalradio schließt sich dem Urteil an: „Das erfreulich große Interesse der Medien hat es uns außerdem möglich gemacht, per Fernsehen, Hörfunk und Presse ein Millionenpublikum über Digitalradio zu informieren und die Aufmerksamkeit auf die innovativen Programmangebote der ARD zu lenken.“ Nach dieser großen Resonanz erwarten die Hersteller einen Schub für das Geschäft im Herbst und vor Weihnachten. Dazu sollen auch die Programmkampagnen der Sender in den nächsten Wochen beitragen. Die Digitalradio-Entwicklung profitiert laut Reichert auch vom mittlerweile deutlich verbesserten Netzausbau und von der voranschreitenden automobilen Nutzung.

Die ARD, das Deutschlandradio, der Sendernetzbetreiber MEDIA BROADCAST sowie private Programmanbieter (Digitalradio Deutschland GmbH) haben derweil eine neue Marketing-Kooperation für Digitalradio gestartet. Das wurde zur IFA-Veranstaltung „Digitalradio 2012/2013“ bekannt gegeben. Ziel ist es, Digitalradio mit noch mehr Marketing-Power deutschlandweit im Markt einzuführen und bei den Hörern bekannt zu machen. Parallel zum verstärkten Marketing wird unter dem Vorsitz des Deutschlandradio-Intendanten Dr. Willi Steul der neue Verein „Digitalradio Deutschland e.V.“ gegründet. Damit wollen die Digitalradio-Protagonisten deutlich machen, dass die Bereitschaft aller Marktteilnehmer zur Durchsetzung von Digitalradio größer ist als von der Öffentlichkeit bislang wahrgenommen. „Wir wollen zeigen, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk zusammen mit den privaten Programm-Anbietern ein gemeinsames Interesse an Digitalradio hat, und dass sie dieses Interesse auch gemeinsam vertreten können“, erklärte Steul. Der neue Digitalradio-Verein will das Digitalradio als „das Radio der Zukunft“ positionieren und neben seiner programmlichen auch seine industrie- und wirtschaftspolitische Bedeutung in den Vordergrund stellen. Mit dem neuen koordinierten Marketing für das Digitalradio sollen laut Steul künftig alle Maßnahmen zur Förderung von Digitalradio abgestimmt und koordiniert werden und zudem unter einem einheitlichen Signet laufen.

Johann Michael Möller, Hörfunkdirektor des MDR und stellvertretender Vorsitzender des Vereins „Digitalradio Deutschland e.V.“, erläutert, warum sich auch der MDR zu dieser neuen Allianz bekennt: „Wir glauben an die digitale Terrestrik als Verbreitungsweg für das Radio, und wir glauben an die Weiterentwicklung der Gattung Radio.“ Möller sagte außerdem, dass sich das Radio den neuen Herausforderungen, sich insbesondere einer jungen Zielgruppe zu stellen, angenommen hat. Er sieht die Chance des Digitalradios besonders in der mobilen Nutzung im Auto und in der Flächennutzung.

Wolfgang Schmitz, WDR Hörfunkdirektor und Vorsitzender der ARD Hörfunkkommission kündigte an, dass die Landesrundfunkanstalten der ARD in den kommenden Wochen auch regional ganz verstärkt Aktionen planen, um die Hörer und Zuschauer mit Digitalradio bekannt zu machen. „Wir haben hierfür unter anderem einen TV-Spot über Digitalradio produziert, welchen wir allen Dritten Programmen der ARD zur Verfügung stellen.“

Auf der IFA 2012 fiel auch der Startschuss für erweiterte Verkehrsinformationen im TPEG-Format (Transport Protocol Experts Group). Gemeinsam erklärten die Vertreter von MEDIA BROADCAST, Fraunhofer Fokus, TomTom und Frontier Silicon im Rahmen der IFA-TecWatch den Start des neuen Angebotes. IFA-Messebesucher konnten sich sowohl beim dazu stattfindenden Vortrag im TecWatch-Forum als auch auf dem Stand der Fraunhofer-Gesellschaft einen Eindruck von der technischen Basis, dem Digitalradio-Sendernetz und dem Potenzial des neuen Dienstes machen. Gezeigt wurde zudem ein neu entwickeltes Empfangsgerät, das die Dekodierung von Verkehrsdaten im TPEG-Standard erlaubt.

TPEG ist ein innovatives Verfahren zur Übertragung von Verkehrsinformationen auf digitalen Verbreitungswegen. Die Informationsdichte des Verfahrens gehe weit über das aktuell bei UKW eingesetzte TMC-Verfahren hinaus. Es ermögliche exakte Beschreibung von Störungen oder biete sogar umfassende Informationen zu Parkmöglichkeiten oder zum Personenverkehr. Geplant sind künftig Dienste zur exakteren Vorhersage des Verkehrsflusses und zur Abdeckung weiterer Anwendungsbereiche aus dem Umfeld der Verkehrstelematik.

Die Verbreitung der erweiterten Verkehrsinformationen erfolgt über die Datacast-Plattform von MEDIA BROADCAST, die effiziente und landesweite Verbreitung von Daten- und Mehrwertdiensten im neuen nationalen Digitalradio-Multiplex ermöglicht.

Das neue Digitalradio gewährt ausreichend Übertragungskapazität, um die erweiterten Verkehrsinformationen im TPEG-Standard für jeden Nutzer bereitzustellen.

„Das neue Digitalradio bietet nicht nur erstklassigen Content bei ausgezeichnetem Empfang und bester Tonqualität mit teils exklusiven Programminhalten. Es überzeugt auch durch innovative Mehrwertdienste und treibt mit dem zukunftsweisenden TPEG-Verfahren die Entwicklung der Verkehrstelematik deutlich voran“, erklärte MEDIA BROADCAST-Technikchef Wolfgang Breuer. „Wir sind überzeugt, dass durch TPEG aktuellste Verkehrsinformationen in naher Zukunft von allen Verkehrsteilnehmern genutzt werden können“, meinte Dr. Matthias Schmidt von Fraunhofer FOKUS. Das Institut ist federführend bei der TPEG-Standardisierung sowie im Forschungsbereich Smart Mobility, in dem mit umfassenden Simulationen neue Anwendungen für einen nutzergerechten Verkehr entwickelt werden.
Eckhard Eckstein
(MB 10/12)

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