Vielseitig aufgestellt

Auf der IBC 2012 in Amsterdam präsentierte sich KIT digital an zwei Ständen in Halle 1 und 11 den Besuchern. Nach der Übernahme der britischen Firma Megahertz ist das Unternehmen als Full-Service-Broadcast-Dienstleister aufgestellt. Neben Ü-Wagen- und Studio-Bau bietet es mit seiner Broadcast Solution Abteilung vor allem auch intelligente Business-Lösungen für das digitale Fernsehen. KIT digital expandiert weltweit. Auch den deutschen Markt hat man im Blick. MEDIEN BULLETIN sprach darüber auf der IBC mit Dieter Ruther, VP Head of Sales für Deutschland, Österreich, Schweiz (DACH) und den Mittleren Osten, und Wolfgang Schneider, Senior Executive Sales in der DACH-Region.

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Vielseitig aufgestellt

Viele haben noch nicht verstanden, wofür KIT digital heute steht“, meint Dieter Ruther, Leiter Vertrieb bei KIT digital für die Regionen Deutschland, Österreich, Schweiz (DACH) und Mittlerer Osten. „Wir nutzen die IBC deshalb gerne, um hier für mehr Klarheit zu sorgen.“ KIT digital ist in der Tat sehr vielseitig aufgestellt. Nach der Übernahme von Megahertz Broadcast Systems (MHz) in Großbritannien im September 2010 ist das Unternehmen auch im Bereich Ü-Wagen-Bau und Systemintegration unterwegs. Deshalb wurde auf der IBC in Halle 11 auch ein gerade fertiggestellter Ü-Wagen mit 12 Kameras am KIT digital-Stand gezeigt.

Die KIT digital-Unit Megahertz adressiere jedoch weniger den deutschen Markt. Das Geschäft des Systemintegrators liege mehr im Mittleren Osten und in den Wachstumsmärkten. Vor dem Hintergrund des Umstiegs vieler Broadcaster von SD auf HD laufen die Geschäfte dort sehr gut.

Zentrale Dienstleistungen von KIT digital sind heute die Entwicklung und Integration von Multiscreen-, Live- und On-Demand Videoplattformen zur Auslieferung über IPTV und OTT ins Internet. Das Kerngeschäft von KIT digital bewegt sich seit gut acht Jahren in der Entwicklung und Bereitstellung von End-to-end-Multiscreen-Lösungen und Videomanagementsoftware für Broadcaster, Telcos und Medienhäuser. Mit Lösungen von KIT digital können diese ihre Mediennutzer crossmedial und interaktiv via Mobile-, Online- und Social Media-Services ansprechen. Die entsprechenden Produkte und Konzepte wurden auf der IBC 2012 am KIT digital-Stand in Halle 1 gezeigt. Im Mittelpunkt stand dabei der neue Video on Demand (VOD) Store, eine benutzerfreundliche Anwendung für KIT Cosmos, die Video-Asset-Management-Plattform des Unternehmens in Rundfunkqualität. „Der neue VOD Store ist eine White Label-Lösung. Sie ermöglicht Inhalteanbietern den schnellen Aufbau von Arbeitsabläufen zur Generierung neuer Einnahmequellen“, erklärt Ruther. Damit könne man innerhalb von nur drei Monaten ein komplettes VoD-Angebot aufbauen und damit „Over-the-Top“ und ohne Set-top-Box auf den Markt gehen.

Bislang hätten viele Betreiber entsprechender VoD-Angebote technologisch auf IPTV gesetzt und zum Beispiel nur über das eigene DSL- oder Kabelnetz verbreitet. Zwar hätten sie die Kontrolle über ihre Netze blieben aber in der Reichweite immer auf ihre eigene technische Infrastruktur beschränkt. „Wenn Telekommunikationsunternehmen und Kabelnetzbetreiber ihre VoD-Angebote aber allen Haushalten in Deutschland bereitstellen wollen, dann brauchen sie eine zusätzliche Technologie. Für den Vertrieb von Premiuminhalten der Hollywood-Studios, Besitzer der meisten VoD-Inhalte, muss die Technik, die zur Distribution genutzt wird weitere besondere Regeln erfüllen, so dass niemand ihre Filme abgreifen kann, um diese zum Beispiel auf Youtube zu stellen oder auf DVD brennen kann. „Hier kommt wieder die Technik von KIT digital ins Spiel, die Betreibern eine schnelle Realisierung der Anforderungen ermöglicht“, betont Ruther.

Das Unternehmen könne mit seinem VoD-Store dabei sowohl den Medienunternehmen helfen, die ein komplett neues VoD-Angebot aufsetzen wollen als auch denen, die ein vorhandenes VoD-System umrüsten wollen, um ihr Angebot flexibler und leistungsfähiger zu machen. „Da haben wir die Möglichkeit, durch unsere Produktpalette die Komponenten auszuwählen, die der jeweilige Kunde noch nicht hat. Und weil wir die Expertise als Systemintegrator haben, scheuen wir uns nicht, auf jedes bestehende System unsere Module aufzusetzen und den Kunden nur die erforderlichen zusätzlichen Komponenten zu integrieren, die das vorhandene System aufwerten. Unser Ansatz ist nicht zu sagen: ‚Wirf weg und kauf neu, sondern zeig uns was du hast, wir gehen mit dir in die Diskussion und passen dir das System so an wie du es brauchst’.“ Letztere Kunden seien meist unter den klassischen Broadcastern zu finden. „Insofern ist die Systemintegration hier ein Riesen-Thema“, sagt Ruther. Namen von Kunden kann er jedoch keine nennen. „Wir haben mit allen vereinbart, dass wir darüber nicht reden dürfen.

Verständlich: Der Bereich, in dem sich KIT digital bewegt, ist für viele Unternehmen geschäftskritisch. Hier mag man sich ungern vom Wettbewerb in die Karten schauen lassen. „Wir können dazu nur sagen, ohne Namen zu nennen, dass alle großen Playern in Deutschland mit uns im Gespräch sind“, meint Ruther. Weltweit hat das Unternehmen nach eigenen Angaben über 2.500 Kunden in über 50 Ländern. Dazu zählen unter anderem Airbus, The Associated Press, AT[&]T, BBC, BSkyB, Disney-ABC, Google, HP, Mediaset, MTV, News Corp, RCS Media Group, Sky Deutschland, Sky Italia, Telecom Argentina, Telecom Italia, Telefonica O2, Universal Studios, Verizon, Vodafone und Volkswagen.

Zur IBC 2012 in Amsterdam wurde auch bekannt, dass KIT digital Liberty Globals neuen Online-TV-Service Horizon TV in Holland mit der Online Enterprise Service Platform (OESP) ausgerüstet hat und Managed Services dafür bereitstellt. Horizon TV soll dieses Jahr auch noch in den UPC-Kabelnetzen in der Schweiz und im Frühjahr 2013 in Deutschland und Irland gestartet werden.

Außerdem wurde der öffentlich-rechtliche britische Sender Channel 4 auf der IBC 2012 mit dem IBC Innovation Award ausgezeichnet –und zwar für eine App, die er gemeinsam mit KIT digital für seinen VoD-Service 4oD entwickelt hat. Die App erlaubt Gesten- und Stimmkontrolle der 4oD-Services auf Microsofts Spielekonsole Xbox 360. Als KIT digital-Technologiepartner mit von der Partie waren dabei Microsoft, Red Bee Media, Akamai, 24/7 Realmedia und Metabroadcast.

Social Programming Guide

Zu den in Amsterdam vorgestellten KIT digital Modulen zählt auch der Social Programming Guide (SPG), ein redaktioneller, für jeden Bildschirm geeigneter Programmführer, der es den VoD-Abonnenten ermöglicht schneller für sie interessante Inhalte zu finden. Dabei handelt es sich um eine Art verbesserte Fernbedienung auf dem iPad, die Inhaltsempfehlungen aus sozialen Netzwerken wie Facebook und Twitter mit klassischen elektronischen Programmführern über eine integrierte Schnittstelle verbindet. Eingeführt wurde der SPG auf der NAB 2012. Er unterstützt auch die Darstellung von Werbung auf iPads und Fernsehschirmen und erlaubt Nutzern, Werbespots zu speichern und nach Ende einer Fernsehsendung anzusehen. Wie der VOD Store so ist auch der SPG ein wichtiger Bestandteil der Cosmos-Plattform von KIT digital.

Das Unternehmen nutzte die IBC auch zur Präsentation seiner technischen Konzepte, beispielsweise zum Thema Multiscreen OTT Delivery. Hierbei wurden die Nutzungsmöglichkeiten auf verschiedenen Endgeräten wie Spielekonsolen, Tablets, Smartphone, Set Top Boxen und damit verbundenen Fernsehgeräten vorgeführt. Auch konkrete Anwendungen zum Beispiel beim Radio- und Fernsehsender RTÉ, dem in Nahost und Nordafrika führenden Pay TV Anbieter OSN und den britischen Sendern BSkyB und Channel 4 wurden gezeigt.

Interessant war auch das Thema „Civolution 2Si Automatic Content Recognition (ACR)“. KIT digital hat die ACR Technologie SyncNow von Civolution für die automatische Erkennung von Inhalten, in die eigene Cosmos-basierte Video Management Software integriert. Auf diese Plattform können Kunden mit Fernsehgeräten, die nicht mit dem Internet verbunden sind (Dumb TV-Sets), zugreifen.

„Viele traditionelle Sender sind beim Thema SmartTV und OTT noch zurückhaltend. Wir beobachten aber auch, dass sich bereits eine neue Anbieter-Schiene mit Start-ups aufbaut, die diese Zurückhaltung nutzen, um sich im Markt neu zu positionieren. Die großen Medienkonzerne diskutieren seit über einem Jahr über SmartTV und OTT. Viel passiert ist bislang aber nicht“, meint Ruther.

Die großen Telekommunikations- und Kabelnetzbetreiber hätten dabei die besten Chancen, ein großes Bouquet an Inhalten über ihre eigenen Netze hinaus im Internet zu reproduzieren und allen Mediennutzern, überall und auf allen Displays anzubieten. Besonders attraktiv für sie sei das Angebot von Second Screen-Services. Auch hierzu hat KIT digital natürlich im Rahmen seiner Cosmos-Video-Plattform Lösungen parat.

In Sachen Fernbedienung setzt man bei KIT digital voll auf Tablets mit Touch Screen- und Second Screen-Funktion. „In den nächsten Jahren wird die herkömmliche Fernbedienung aussterben. Die TV-Nutzer wollen ihr Programmangebot visuell auf dem Second Screen erleben, es dort auswählen und kontrollieren“, meint Schneider. Gedruckte TV-Zeitschriften würden nach und nach verschwinden und stattdessen elektronisch auf dem Tablet bereit stehen. Mit einem Fingertip könne man von dort aus sofort das Programm ansteuern, was einen interessiert. „Dann kann man seinen Freunden, mit denen man sowieso über Facebook verbunden ist, mitteilen, welchen Film man sich gerade anschaut oder mit ihnen Empfehlungen und Kommentare zum Programm austauschen. So ermöglichen wir die für die junge Generation so wichtige Vernetzung“, sagt Ruther.

„Wir von KIT digital bieten Technologien, damit die Mediennutzer untereinander und mit den Inhalteanbietern interagieren können. Dadurch wird das Fernsehen natürlich zu einem ganz anderen Erlebnis. Weitere Themen, die hierbei künftig eine große Rolle spielen werden, sind im Bereich e-Commerce angesiedelt. Wenn Sie in einem Film Dinge sehen, die sie gerne besitzen würden, können sie diese dann über das Tablet, über ihren Second Screen, direkt ordern“, ergänzt Schneider.

Die dafür nötigen SmartTV-Applikationen könnten von KIT digital auch in vorhandene und neue Set-top- oder Kabel-Boxen integriert werden. „Wir haben das Produkt und auch das Team, das als Integrator Lösungen so anpasst, wie sie der Kunde haben will“, betont Ruther. „Wir übernehmen gerne die Verantwortung für neue Großprojekte – auch wenn da bereits vorhandene Systeme zu integrieren sind. Das ist unsere Stärke.“ Auf Grund der Skalierbarkeit der KIT digital-Lösungen sei man indes auch in der Lage, kleinere Kunden, die jetzt an den Marktstart denken, zu bedienen.

Großer Vorteil von KIT digital sei ferner, dass das Unternehmen weltweit aktiv sei und in vielen Ländern über große Entwicklerteams verfüge. Im Vertriebsbüro für den deutschsprachigen Raum stehen den Kunden neben Vertriebsmitarbeitern auch technische Ansprechpartner zur Verfügung. Sie alle können zugleich auf die Expertise und die Erfahrungen aus dem gesamten internationalen Umfeld des Unternehmens zugreifen. Gerade bei der Planung und Umsetzung neuer Services im digitalen Fernsehen seien Berater gefragt, die ein gutes Verständnis für die Geschäftsmodelle ihrer Kunden mitbringen würden. Auch hier könne KIT digital Pluspunkte sammeln.

KIT digital hat heute rund 1.500 Mitarbeiter an 26 Standorten und in Deutschland ein Vertriebsbüro mit aktuell vier Mitarbeitern. Kompetenzcenter für KIT digital-Software sind in Mailand, England und in Prag.

„Aktuell ist für unsere Kunden eine der wichtigsten Anforderungen das sogenannte Time-to-Market; sind Entscheidungen gefallen so soll eine Lösung möglichst kurzfristig realisiert werden“, sagt Ruther. „Was wir in jedem Fall zusichern können ist, dass wir vieles ‚Out of the box’, und sehr schnell integrieren und marktfertig machen können. Wo Mitbewerber eine Projektphase von einem Jahr benötigen, können wir bestimmt deutlich schneller agieren. Wir schaffen es, in nur drei Monaten marktfertige Lösungen zu präsentieren und bieten dabei natürlich auch den vollen Service an“, betont Ruther.
Eckhard Eckstein
(MB 11/12)