Wer sich für Zubehör für Film- und Video-Kameras interessiert, kommt an der Marke Chrosziel nicht vorbei. Das Unternehmen mit Sitz im Münchner Vorort Heimstetten entwickelt und fertigt innovatives feinmechanisches, optisches und elektronisches Kamera-Zubehör von Kompendien (Matteboxen), Streulichtblenden (Sonnenblenden) und Filterhaltern über Fluid-Zoom-Antriebe, Schärfenzieh-Einrichtungen und Funkschärfen (DigiFOX und die mehrkanalige Objektiv-Steuerung ALADIN) für Steadicam- und Kran-Applikationen.
Im Bereich der reinen Mechanik gehören unter anderem stabile Quick Lock-Platten, um Schulterkameras auf Stative zu setzen, seit Jahren zu den Erfolgssystemen des Unternehmens. Chrosziel-Produkte kommen heute weltweit bei fast allen szenischen Produktionen zum Einsatz. Wichtigste Zielgruppe sind Kameraverleiher, Produktionsunternehmen und TV-Anstalten.
„Unsere Produkte unterstützen Kameraleute bei der Produktion und gewährleisten intuitive Bedienung, qualitativ optimale Ergebnisse, robuste und verlässliche Funktion der Technik und eine lange Lebensdauer“, betont Jürgen Nußbaum, Geschäftsführer der Chrosziel GmbH. Das sei letztlich der Grund dafür, dass sein Unternehmen mit vielen Produktlinien Weltmarktführer mit Marktanteilen von über 50 Prozent sei. Chrosziel habe schon immer das Ziel verfolgt, höchsten Qualitätsanforderungen zu entsprechen. Nußbaum: „Unsere Produkte werden schließlich nicht im Amateurbereich sondern tagtäglich von Profis eingesetzt. Hier kostet jede Minute Geld. Wir achten deshalb drauf, dass wir ein praxisgerechtes Produkt haben, dass sich einfach bedienen lässt, präzise und dauerhaft arbeitet.“ Im Ergebnis verzeichne man deshalb auch so gut wie keine Rückläufe.
Die sich nun andeutende Entwicklung im Bereich der 3D-Produktion bedeutet für Chrosziel eine neue Herausforderung, die man bereits fest im Fokus hat. „In Sachen 3D stehen wir bereits mit einigen Rig-Herstellern in engem Kontakt und sind dabei, eine Erweiterung unseres ALADIN-Systems für weitere Motoren, die in einem solchen 3D-Rig angesteuert werden müssen, zu entwickeln“, berichtet Nußbaum.
Natürlich begleite das Unternehmen auch die Entwicklung der Digitalen Cinematatographie mit den neuen 1“ Kameras. So wurde zum Beispiel eine MatteBox für die RED entworfen, die seit April 2009 auf dem Markt ist. Auch das Thema Zubehör für DSLR-Video wird von Chrosziel abgedeckt.
Neben dem Kamera-Zubehör bietet Chrosziel auch Prüfgeräte für den Service an Objektiven an. Der Chrosziel-Kollimator (optische Bank) und Projektor (MK5) sind weltweit bei den Film- und Fernsehtechnik-Verleihern und Service Stationen der Objektivhersteller wie Zeiss, Canon und Fujinon im Einsatz. Die Testsysteme sind seit 13 Jahren auf dem Markt und verzeichnen international fast 75 Prozent Marktanteil. „Unsere Testsysteme sind qualitativ hochwertig und im Vergleich zu denen der Mitbewerber relativ preiswert“, erklärt Nußbaum den Erfolg.
Ein Prüflabor mit Kollimator und Projektor steht Produktionsunternehmen in den Heimstettener Chrosziel-Räumlichkeiten auch zur Miete zur Verfügung.
Auch Reparaturen im Objektiv-Bereich bietet das Unternehmen an.
Firmengeschichte
Gegründet wurde die Firma Chrosziel im Jahre 1973. Zur Photokina 1974 wurde mit einem patentierten Fluid-Zoom-Antrieb das erste Produkt vorgestellt, das bis heute tausendfach verkauft werden konnte.
Neben Jürgen Nußbaum zeichnet Harm Abrahams als geschäftsführender Gesellschafter verantwortlich. Beide haben das Traditionsunternehmen Ende 2005 von Alfred Chrosziel und dessen Ehefrau Gertrud Chrosziel in einem Management-Buy-In (MBI) übernommen. Abrahams ist bei Chrosziel für die Ressorts Controlling, Finanzen, Personal und Administration zuständig, Nußbaum für Marketing, Vertrieb, Produktmanagement und Produktion. Beide Manager verfügen über langjährige Erfahrungen in der Filmtechnik-Branche. Nußbaum war langjähriger Geschäftsführer von Sachtler. Ende der 80er Jahre hatte er Anteile des Unternehmens erworben (Management Buy Out) und nach dessen Umwandlung in eine AG an die Vitec Group verkauft.
Bis 1999 blieb er Vorstandsvorsitzender der Sachtler AG. Dort traf er auch seinen heutigen Mitgesellschafter Abrahams. Der fungierte bei der Sachtler AG als Vertreter eines Venture Capital Unternehmens als stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender.
Die beiden Manager haben nach der Chrosziel-Übernahme das Unternehmen von Grund auf modernisiert. „In den Anfangsjahren wurde viel investiert, insbesondere in ein ERP-System und ein automatisiertes Warenlager“, sagt Nußbaum. Ziel war, nicht zuviel Ware auf Lager vorhalten zu müssen, trotzdem aber die Lieferfähigkeit immer zu gewährleisten. Heute gibt es keine Regale mehr im Lager. Die derzeit 3.217 Produkte (ohne Filter) sind in zwei riesigen Lagertürmen untergebracht, wo sie per Barcodescanner angefordert, computergesteuert in Plastikwannen zu einem Ausgabefenster transportiert werden. Droht bei einzelnen Produkten Knappheit, wird in kleinen Losen nachproduziert.
„Wir arbeiten in einem übersichtlichen Nischenmarkt und montieren in Losgrößen zwischen 10 bis allerhöchstens 200 Stück“, erklärt Nußbaum.
Um möglichst schnell vorhandene Produkte neuen Camcorder- und Kamera-Modellen anpassen zu können wurde ein Modulbaukastensystem eingeführt. Aufbauend auf immer gleich bleibende Basiseinheiten lassen sich Anpassungen dabei durch Modifizierung von maximal drei Teilen realisieren. „Innerhalb einer Woche nach Marktstart einer neuen Kamera haben wir unsere Produkte dafür fertig“, betont der Chrosziel-Geschäftsführer.
Produziert wird hauptsächlich in Heimstetten und Umgebung. „Wir arbeiten mit vielen Partnerunternehmen zusammen, um den Lastbereich besser ausballancieren zu können“, erklärt Nußbaum. In der eigenen Fertigung für Kunststoff- und Aluminium-Teile sind 30 Mitarbeiter beschäftigt. Arbeiten wie Oberflächen-Eloxal, Lackierung, Beschriftung oder Laser-Gravur wird von anderen Unternehmen erledigt.
Mit der eigenen Personalstruktur ist man bei Chrosziel noch nicht an der Kapazitätsgrenze angelangt. „Wir sind mit unserer gegenwärtigen Mannschaft und Ausrüstung auf Wachstum vorbereitet“, erklärt Nußbaum. Das Unternehmen wolle mit dem Markt weiter expandieren. Dabei setze man hierzulande weiterhin auf starke Handelspartner wie Videor und Wellen+Nöthen aber auch auf den Direktvertrieb. Dieser bedient vor allem Verleihunternehmen und Fernsehanstalten. International arbeitet Chrosziel pro Land mit jeweils einem exklusiven Importeur, der dann die Distribution mit weiteren Händlern in seinem Gebiet organisiert.
Trotz Wirtschaftskrise und einbrechender Märkte insbesondere im osteuropäischen Raum hat Chrosziel keinen Mitarbeiter entlassen müssen, allerdings die Aufträge an einige Zulieferer kleiner gefahren, wie Nußbaum bekennt.
Er blickt zuversichtlich nach Vorne und schließt gar eine Firmenübernahme in naher Zukunft nicht aus. „Wir möchten uns synergetisch mit anderen Firmen, die zu uns und unserem Produktportfolio passen, zusammen tun“, orakelt er.
Als Vollsortimenter von Produkten für „optische Exzellenz“ sei man heute in einer durchaus starken Marktposition. Nußbaum: „Es hat sich für Chrosziel bezahlt gemacht, dass wir nie Rosinen gepickt, sondern immer versucht haben, die ganze Produkt-Bandbreite in unserem Marktsegment zu bedienen. Das macht die eigentliche Stärke der Marke aus. Wir verbessern das Bild – und zwar überall.“ (MB 03/10)
Eckhard Eckstein
Foto: Geschäftsführende Gesellschafter der Chrosziel GmbH, Jürgen Nußbaum @Empress