Im Jahr 2007 veröffentlichte das Deutsche Institut für Wirtschaft (DIW) letztmalig eine vergleichende Analyse der wichtigsten Medienstandorte in Deutschland. Ergebnis war, dass München der führende Standort für „Medien- und IT-Wirtschaft“ ist. Schon damals bahnte sich an, dass man das, was zu „Medien“ gehört, nicht mehr so genau von dem abkoppeln kann, was zu IT-Dienstleistungen gehört. So ist der Begriff „Medien“ auch immer schwammiger geworden. Ob beispielsweise eCommerce im Internet zu Medien gehört, kann man so oder so auslegen.
Heute ist „der wichtigste Erfolgsfaktor der IuK-Branche in München die Kompetenz in der Entwicklung von eingebetteten Systemen (embedded systems), ist aus dem Münchner Jahreswirtschaftsbericht 2012 zur Lage der „Medien und Informations- und Kommunikationstechnik, Iuk“ zu erfahren. Vielfach ist IuK mit den Medienunternehmen vernetzt, stellte wiederum die IHK München und Oberbayern in ihrer jüngsten Untersuchung zum Medienstandort München fest, die aus dem Jahre 2010 stammt.
Dabei wurden im Großraum München mehr als 29.000 Medienunternehmen gezählt, wobei knapp 25.000 dem IuK-Bereich zuzuordnen sind. Im Gesamtbereich waren 371.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt, davon waren 138.450 freie Mitarbeiter. Die Studie stellt fest, dass München seine Top-Position als IuK- und Medienstandort auch über die Krisenjahre 2008 und 2009 hinaus behaupten konnte. Der erwirtschaftete Umsatz im Jahr 2010 betrug 71 Milliarden Euro, auf den klassischen Medienbereich (Print und elektronische Medien) entfielen davon 19,5 Milliarden Euro. Grund für Optimismus. Der wurde auch abgefragt. 90 Prozent der befragten Unternehmen schätzen die aktuelle Lage zu diesem Zeitpunkt immerhin „als befriedigend oder gut ein“.
Erfreuliche Innovationen zählt indessen der Münchner Jahreswirtschaftsbericht 2012 auf. So haben sich im Münchner Raum 2011 zwei neue IT-Cluster herausgebildet: das Sicherheitscluster München und „Smart Mobile Apps“. Hierbei geht es unter Federführung der Ludwig-Maximilian-Universität um das Zeitalter der mobilen Geschäftsprozesse. Um den Internet-Standort München auf Trab zu bringen wurde im Mai 2012 die „Münchner Webwoche“ eingerichtet.
Markennamen wie Bavaria, Constantin Film oder ARRI zeugen davon, dass München traditionell ein ganz wichtiger Filmstandort ist. So zählt die Bavaria Film Gruppe mit ihren zahlreichen Tochterunternehmen, die über ganz Deutschland verteilt agieren, zu den filmischen Hauptakteuren in Bayern haben. Das Bavaria Studio in München/Geiselgasteig zählt sogar zu Europas bedeutendsten Studiobetrieben. Große deutsche TV-Produzenten haben alle auch Zweigniederlassungen in München. Die Constantin Film AG ist nationaler Marktführer in Verleih und Produktion. Im Bereich Filmtechnik sind neben ARRI, Sachtler oder Panther rund 75 Firmen tätig. Dazu hat die Statistik sogar herausgefunden, dass „die Hälfte aller weltweit in der Filmtechnik engagierten Unternehmen ihren Sitz in Bayern“ hat. Anlaufstelle für Filmschaffende ist der FilmFernsehFonds Bayern. Das Produktionsvolumen aller geförderten Kino- und Fernsehfilmprojekte im Jahr 2010 betrug 330 Millionen Euro.
In München sitzt nicht nur der starke Bayerische Rundfunk, sondern auch die Programmdirektion der ARD. Die ProSiebenSat.1 Media hat längst ihre ganze deutsche Senderfamilie in München zusammen gezogen. Sky Deutschland kann sich keinen besseren Standort als München vorstellen, zumal auch viele der US-Sender, die auf der Sky-Plattform senden, sich die Weltstadt mit Herz als deutschen Standort ausgesucht haben.
TV- und Radio-Standort Bayern
Die IHK hat analysiert: “Als Fernseh- und Radiostandort nimmt Bayern mit Abstand den Spitzenplatz in Deutschland ein“. Das sei Resultat der „aktiven bayerischen Medienpolitik“. Bis zum Oktober 2010 wurden im Fernsehbereich fünf bundesweite Voll- und 13 Spartenprogramme sowie 56 Pay-TV- und fünf Teleshopping-Kanäle mit Produktion oder Sitz in Bayern gezählt. Dazu kommen zwei landesweite Fensterprogramme (bei SAT.1 und RTL), 17 lokale oder regionale Programme und neun weitere lokale Spartenangebote.
Neben drei bundesweiten Hörfunk-Angeboten und einem landesweiten Programm gibt es 62 Lokalradios sowie drei landesweite und 13 lokalen Digitalradios. Ob privates TV oder Radio: Der private Rundfunk ist in Bayern „ein bedeutender Arbeitgeber“, hat die IHK festgestellt. Auch was die Umsätze der privaten Radio- und TV-Sender betreffe, nehme Bayern eine Spitzenposition ein. Anteilsmäßig im Vergleich zu den Gesamtumsätzen in allen Bundesländern flossen laut IHK 43,3 Prozent nach Bayern, wobei die Umsätze von Teleshopping unberücksichtigt seien. Der größte Teil davon dürfte aus den Werbeeinnahmen der ProSiebenSat.1 Media in Deutschland stammen.
Natürlich ist in Sachen Medien und IT in München noch jede Menge mehr los. Man möchte gerne in allen Bereichen, die lukrativ sind, die Nase vorne haben. So positioniert sich München längst auch als attraktiver Gamesproduktionsstandort. Man achtet in München auf die wahren Werte. O-Ton IHK: Für den Hightech- und Medienstandort Bayern wird die Computer- und Videospielindustrie als Wachstumsfaktor zunehmend wichtiger und ein stark technologiegetriebener Markt mit dem Potenzial für qualifizierte Arbeitsplätze im kreativen-technischen Bereich“.
Indessen spielen Medien mittlerweile an allen Standorten der Welt eine bedeutende Rolle, sowohl um neue Arbeitsplätze in den neu entstehenden IT-geprägten Dienstleistungsbereichen zu schaffen, als auch als Instrument für das Standortmarketing. Denn Medien finden heute rund um den Globus so gut wie in jeder Sekunde statt. München war aber schneller als viele Wettbewerber. Man hat in München früher als wo anders erkannt, dass die IT-geprägte Medienbranche eine „treibende Kraft des gesamten Wirtschaftsstandortes München“ ist. So ist München ein traditioneller Spitzenreiter mit vielen big names geworden. Die wurden von der Politik von Anfang an gehätschelt und umsorgt.
Natürlich kümmert man sich in München auch intensiv um berufliche Aus- und Weiterbildung im Mediensektor. So konnte die IHK-Studie auch bei der qualitativen Standortbewertung ein Top-Ergebnis erzielen. Ausschlaggebend waren hier unter anderem die Verfügbarkeit und Qualifikation des Personals, die technische Produktionsinfrastruktur und die Studiokapazitäten, unkomplizierte Kooperation mit Behörden und günstige Zukunftsperspektiven als Medienstandort.
Erika Butzek
(MB 10/12)