Medienhäuser starten Projekt für souveränen Datenraum

Öffentlich-rechtliche und private Medienunternehmen arbeiten erstmals an einer gemeinsamen technischen Basis für einen souveränen „Datenraum Medien“.

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Symbolbild zur souveränen Dateninfrastruktur
Im geplanten Datenraum Medien bleiben Daten dezentral bei den Medienhäusern. KI-Modelle werden zur Analyse zu den Daten geschickt, nicht umgekehrt. ©KI generiert (von MISSION KI)

Mehrere führende deutsche Medienhäuser haben ein gemeinsames Projekt zur Entwicklung einer nationalen Medien-Dateninfrastruktur gestartet. Mit dabei sind ARD, ZDF, RTL Deutschland, ProSiebenSat.1 und die Deutsche Presse-Agentur (dpa). Ziel ist es, die Voraussetzungen für einen dezentralen und kooperativen Umgang mit Mediendaten zu schaffen – und so die digitale Souveränität der Branche im internationalen Wettbewerb zu stärken.

Koordiniert wird das Vorhaben von MISSION KI, einer nationalen Initiative für Künstliche Intelligenz und Datenökonomie unter dem Dach von acatech, der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften. Unterstützt wird das Projekt von der Behörde für Kultur und Medien Hamburg, dem Netzwerk Beyond Platforms Initiative und dem Fraunhofer ISST.

Ziel: Souveräne Nutzung von Mediendaten

Bis Herbst 2025 wollen die beteiligten Partner die technischen und organisatorischen Grundlagen für einen dauerhaft betriebenen „Datenraum Medien“ erarbeiten. Danach wird entschieden, ob das System ab 2026 in den Regelbetrieb überführt wird. Entwickelt werden soll ein dezentrales Datenökosystem, das den Austausch und die Nutzung von Informationen erleichtert – bei gleichzeitigem Erhalt der Datenhoheit.

Die beteiligten Medienorganisationen sollen ihre Daten nicht an zentralisierte Plattformen abgeben müssen. Stattdessen soll eine Infrastruktur entstehen, in der Dienste wie KI-gestützte Inhaltsanalyse, Personalisierung oder Fake-Erkennung dezentral, sicher und souverän entwickelt und betrieben werden können.

Erste Anwendungsfälle in der Erprobung

In der Pilotphase werden konkrete Anwendungsbeispiele getestet. Dazu zählen:

  • die Überprüfung der Echtheit von Nachrichtenmeldungen
  • die Erkennung von Deepfakes mithilfe geteilter KI-Modelle
  • die gemeinsame Weiterentwicklung von Sprachmodellen
  • die Harmonisierung und Analyse von Nutzungsdaten

Ein zentrales technisches Prinzip ist dabei „Compute to Data“: Die Rechenmodelle werden zu den Daten geschickt, nicht umgekehrt. So bleibt die Datenhoheit bei den beteiligten Häusern.

Die Umsetzung erfolgt durch ein spezialisiertes Konsortium aus ida GmbH, Think-it GmbH und Nexyo GmbH, das auf Basis des bestehenden „Mobility Data Space“ eine branchenspezifische Weiterentwicklung für den Medienbereich realisiert.

Einladung zur Mitwirkung

MISSION KI verfolgt mit dem Projekt das Ziel, einen übertragbaren technischen Standard zu entwickeln, der auch als Modell für andere datenbasierte Innovationsräume dienen kann. Gesellschaftliche, technologische und mediale Akteure sind ausdrücklich eingeladen, sich an der Entwicklung eines zukunftsfesten, europäisch geprägten Medienökosystems zu beteiligen.

Eine Ergebnisevaluation der laufenden Arbeiten findet am 16. Oktober 2025 in München statt.