Die Hersteller der verschiedenen mobilen Sendeeinheiten sehen ihre Modelle nicht als Konkurrenz zu Satelliten-Verbindungen. Die Rucksack- und Taschenlösungen sind vielmehr eine Alternative für Einsätze bei denen ein Reporter mit kleinem Team schneller auf Sendung gehen muss oder ein SNG-Übertragungsfahrzeug (SNG = Satellite News Gathering) zu groß und unflexibel ist. In Anschaffung und Betrieb sind die sogenannten Reporterrucksäcke natürlich deutlich günstiger als SNGs. Doch über den Einsatz sollte weniger der Preis, als der konkrete Zweck entscheiden – so zumindest die Empfehlung der Hersteller. Denn in puncto Sendesicherheit und Übertragungsqualität sind Satellitenverbindungen dem Mobilfunk klar überlegen. Der Mobilfunk kann weder per UMTS, noch mit dem neuen Übertragungsstandard LTE eine konstante Bandbreite garantieren.
Die Bandbreite einer Funkzelle wird unter allen Teilnehmern aufgeteilt – wechselnde Verbindungsraten sind daher die unvermeidliche Folge. Die Satellitenverbindung bietet dagegen eine feste Bandbreite. Der Clou: Erste tragbare Satelliten-Uplink-Einheiten im Koffer sind bereits angekündigt. Die Firma Live1.EU etwa möchte den Minicaster Satellite Uplink in Kürze auf den Markt bringen. Die Übertragung läuft hier über den neuen Satelliten KA-SAT, den Eutelsat letztes Jahr in Betrieb nahm.
Code One
Die Code One GmbH mit Sitz in Düsseldorf ist Spezialist für mobile Videoübertragungen und Videostreaming. Mit dem Backpack-Kit bietet Code One eine mobile Sendeeinheit in Rucksack-Größe. Das Modell werde je nach Kundenwunsch mit Sendemodulen ausgestattet, erklärt Zlatko Kauric, Mitinhaber von Code One. Wahlweise sind UMTS-, HSPA+-, DSL-, WLAN- oder LTE-Module erhältlich. Damit lässt sich der neue, besonders flotte Mobilfunkstandard LTE (Long Term Evolution) problemlos nachrüsten. Das Backpack-Kit lässt sich mit insgesamt sechs Modulen für sechs Mobilfunk- oder Internetkanäle bestücken. Mit sechs LTE-Modulen kostet das Kit beispielsweise rund 18.500 Euro. Während die UMTS-, LAN- oder WLAN-Einsteckkarten um 399 Euro kosten, liegen die LTE-Karten bei etwa 560 Euro, so Kauric.
Das Backpack-Kit überträgt pro Kanal maximal 2,5 Mbit/s, insgesamt erreicht es damit eine Übertragungsrate von bis zu 15 Mbit/s – unter idealen Voraussetzungen. In der Praxis sollte der Anwender dagegen mit einer Bandbreite von 1,2 Mbit/s pro Kanal kalkulieren. Das Backpack-Kit passt die Datenrate und damit die Videoqualität automatisch – Fachbegriff: adaptiv – an die verfügbare Verbindungsbandbreite an. Dabei werden die Videos mit H.264 codiert. Das Backpack-Kit überträgt Videoauflösungen bis 1080 Zeilen im Interlace-Verfahren mit den Bildwiederholraten 50i, 60i oder 59,94i und 720 Zeilen progressiv mit 25p, 30p und 50p.
Videokameras finden über die serielle digitale Schnittstelle (SDI) Anschluss sowie über Firewire (IEEE 1394), einen analogen Composite-Eingang (FBAS), HDMI und symmetrische Stereoanschlüsse (XLR). Zwei Akkus mit
V-Mount übernehmen die mobile Stromversorgung. Damit sei ein Betrieb von etwa zweieinhalb Stunden möglich, so Kauric. Die Akkus lassen sich während des Betriebs bei laufender Übertragung wechseln (sogenanntes Hot-Swap). Außer dem Live-Betrieb bietet das Backback-Kit eine Store and Foreward Funktion: Dabei speichert es die Aufnahme zunächst auf den eingebauten Flashspeicher. Während oder nach der Aufzeichnung lässt sich der Upload auf einen externen FTP-Server im Studio starten. Der Vorteil: Da die Übertragung nicht live erfolgt, besteht kein oder nur minimales Ausfallrisiko, zudem sind höhere Datenraten und damit eine bessere Qualität möglich. Bei einer Video- und Audiodatenrate von vier Mbit/s speichert das Backpack-Kit bis zu 25 Stunden auf seinen eingebauten Speicher.
Das Handels- und Systemhaus Wellen + Noethen in Köln vertreibt das Backpack-Kit in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Beispielsweise nutzen das Produkt der Homeshopping-Sender HSE24 sowie der Reisesender Sonnenklar.TV – der ein- bis zweimal täglich eine Live-Schalte aus der Türkei mit dem Backpack-Kit realisiert.
Die Reporterrucksäcke wären auf keinen Fall eine Konkurrenz für Satellitenübertragungen, betont Kauric. Denn die Verfügbarkeit der Mobilfunknetze sei mit der von Satellitenverbindungen nicht vergleichbar. Aus Kostengründen habe beispielsweise ein Sender eine Berichterstattung über das Atommülllager in Gorleben mit einer Rucksacklösung durchführen wollen. Dabei sei es aber zu technischen Problemen gekommen – und die Außenschalte sei komplett ausgefallen. Die Mobilfunknetze garantieren eine bestimmte Übertragungsrate jeweils nur für eine sehr kurze Zeit. Die Bandbreite wird stets an die Netzabdeckung und die Auslastung einer Funkzelle angepasst – daher ist die Verlässlichkeit einer klassischen SNG-Schalte per Mobilfunk schlicht nicht gegeben.
Auf dem Code-One-Stand der IT- und Telekommunikationsmesse CeBIT erläutert Kauric die qualitativen Unterschiede von LTE- und UMTS-Verbindungen. Er zeigt dabei auf den Bildschirm, auf dem gerade die Serversoftware des Backpack-Kits läuft. Diagramme visualisieren die Verzögerungen und Datenraten der verschiedenen Mobilfunkkanäle. „Bei den UMTS-Kanälen sind ständig Ausschläge – Peaks – erkennbar, die Verzögerungen und damit schwankende Datenraten anzeigen“, sagte Kauric. „Die Verzögerung des LTE-Kanals liegt dagegen gleichmäßig auf niedrigem Niveau.“ Somit seien auch die LTE-Datenraten konstant.
Laut Kauric hat Code One als erster Dienstleister eine Broadcast-Übertragung über den Mobilfunkstandard LTE durchgeführt. Das war im Jahr 2010 im Rahmen einer Vorführung für Nokia Siemens Networks (NSN) in Portugal. Dabei wurde noch der Videocodec MPEG-2 mit einer Datenrate von sechs Mbit/s genutzt. Auch einen ersten 3D-HD-Showcase konnte Code One im Oktober 2011 realisieren. In Zusammenarbeit mit Vodafone wurden dabei 16 Mbit/s über das Mobilfunknetz übertragen. Auf der diesjährigen CeBIT hat Code One einen Showcase zur Einweihung einer Vodafone-LTE-Funkzelle in Mecklenburg-Vorpommern umgesetzt. Über LTE kam ein Schaltgespräch zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel auf der CeBIT und dem Bürgermeister Reinhold Amenda in Möllenhagen zustande.
Als Besonderheit des Back-Kits hob Kauric die Möglichkeit hervor, Webcasts für mehrere Zuschauer direkt bereitzustellen (Point to Multipoint-Verbindung, Multicast). Dies sei ein Vorteil gegenüber anderen Anbietern, so Kauric. Einige Übertragungseinheiten anderer Hersteller könnten dies nur über ein sogenanntes Restreaming des Videoservers im Sendestudio bewerkstelligen. Die Nachteile seien höhere Kosten sowie eine schlechtere Bildqualität durch mehrfaches Encodieren. Das Backpack-Kit von Code One könne dagegen über Verbreitungsnetzwerke – sogenannte Content Distribution Networks (CDN) – direkt Multicasts für Zuschauer liefern. Code One bietet als Dienstleister selbst Videostreaming an. „Letztes Jahr haben wir beispielsweise rund 2.000 gleichzeitige Videostreams für die Verleihung des Grimme-Online-Awards bereitgestellt“, so Kauric. Code One hatte die Videoproduktion vor Ort einschließlich des Streamings übernommen. Der Preis für die CDN-Dienstleistungen richtet sich nach der gewünschten Anzahl der Videostreams und der Dauer – denn diese bestimmen die notwendige Bandbreite und damit die Kosten. Listenpreise: Ab etwa 18.500 Euro mit sechs LTE-Sendemodulen, wahlweise auch Miettarife inklusive Videostreaming-Paketen
LiveU LU60
Das US-amerikanisch-Israelische Unternehmen LiveU produziert die Rucksack-Übertragungseinheit LU60. André Vent ist der Ansprechpartner für das Produkt bei der Firma Netorium GmbH, die das LU60-System in Deutschland vertreibt. Die Sendeeinheit LU60 bietet insgesamt 14 Module für Mobilfunkkarten und somit maximal 14 Mobilfunkkanäle. Allerdings, so Vent, werde das LU60 Modul in der Regel mit sieben Karten gleichzeitig betrieben. Die weiteren sieben Module dienten dazu, das LU60 zusätzlich mit SIM-Karten ausländischer Mobilfunknetze zu bestücken – um etwa bei Einsätzen in Grenzregionen Roaming-Kosten zu vermeiden. Dabei unterstützt das LU60 eine Vielzahl verschiedener Mobilfunkstandards: Neben UMTS (3G) sowie den Datenbeschleunigern HSUPA und HSPA+ (3.5 G) bietet es ab Werk den neuen Mobilfunkstandard LTE (Long Term Evolution). Darüber hinaus verbindet sich das LU60 mit Drahtlos-Netzwerken der Standards 802.11 a, b, g und n und bietet einen LAN-Anschluss für den Internetzugang per Kabel.
Das LU60 ist mit verschiedenen Videoanschlüssen für HD- und SD-Produktion bestückt: Ein HD-SDI- (SMPTE 292M) und ein SD-SDI-Interface (SMPTE 259M) sorgen für die digitale Verbindung in Studioqualität, ein Firewire-Eingang (IEEE 1394) dient zum Anschluss von DV- oder DVCAM-Kameras. Daneben sind analoge Videoeingänge für Composite (FBAS) und Komponente vorhanden. Ein Rückkanal für die Kommunikation mit dem Sendestudio bietet das LU60 ebenfalls. Die Verzögerung liegt nach Herstellerangaben unter einer Sekunde. Das LU60 lässt sich über den eingebauten berührungsempfindlichen Bildschirm steuern (Touch-Screen), darüber hinaus auch über ein Webinterface und Apps für iOS- oder Android-Smartphones. Außer dem Live-Betrieb ist die Store- und Foreward-Arbeitsweise möglich: Dafür bietet das LU60 einen eingebauten Speicher für die Aufzeichnung von bis zu sechs Stunden Video. Zusätzlich ist der Anschluss externer USB-Festplatten möglich. Der Vorteil des Store-and-Forward-Betriebs ist eine bessere Videoqualität von bis zu 12 Mbit/s. Die Daten werden dabei zunächst gespeichert, jedoch noch während des Drehs oder auf der Fahrt zum nächsten Drehort per FTP auf den Server hochgeladen.
Vent ist zufrieden mit der Resonanz der Sendeanstalten. Das ZDF setzte das LU60 als einer der ersten Sender ein. Das ZDF Hauptstadtstudio in Berlin nutzte das LU60 beispielsweise zur Übertragung des Papstbesuchs letztes Jahr aus dem Olympiastadium. Martin Uhlmann, Produktionstechniker des ZDF, lobte die Zeitersparnis des LU60 gegenüber herkömmlichen Übertragungswagen. Die Übertragungen könnten bereits unmittelbar nach dem Eintreffen der Teams vor Ort beginnen. Als weitere Kunden konnte Vent unter anderem den NDR in Hamburg und Hannover, Sky Deutschland in Unterföhring sowie das ORF gewinnen.
Das LU60 sendet die Video- und Audiodaten über Mobilfunk und Internet zu einem Server im Sendestudio. Es können beliebige Server verwendet werden, wobei in jedem Fall die Server-Software LU1000 von LiveU installiert sein muss. Netorium bietet selbst geeignete Server für den 24/7-Betrieb an. Die Server beliebiger Hersteller müssen als Mindestanforderung mit einem Intel-Core-Duo-Prozessor ausgestattet sein. Für die Videoausgänge lassen sich die Server mit entsprechenden Videokarten von Blackmagic-Design nachrüsten.
Auf der IBC 2011 erstmals vorgestellt hat LiveU die neue LU40i-Serie. Mit bis zu sechs Netzwerkverbindungen bietet sie 4G LTE/3G, WiMAX, Wi-Fi-und LAN-Video-Übertragung in einem wesentlich kleineren Formfaktor als die LU60. Der handliche Sender (Gewicht knapp 700 Gramm) ist seit Januar 2012 erhältlich. Es wurde auch auf der NAB 2012 in Las Vegas gezeigt, ebenso wie das brandneue LiveU-System LU70, das noch leistungsstärker als das LU60-System ist (siehe dazu eine Magazin-Meldung auf Seite 14 in dieser Ausgabe).
Listenpreise: Sendeeinheit LU60 29.000 Euro, LU1000 Server-Software 2.500 Euro, oder monatliche Miete bei einer Laufzeit von einem Jahr: 1.890 Euro pro Monat inklusive 10 Stunden Sendezeit, 2.690 Euro pro Monat inklusive 50 Stunden Sendezeit.
Mobile Viewpoint
Mobile Viewpoint aus Alkmaar, Niederlande, gehört zur Unternehmensgruppe des Hosting- und IT-Unternehmens Triple IT. In Deutschland vertreibt die Firma Omnivia aus Rödermark die Produkte des niederländischen Herstellers. Deren Vertriebsleiter ist Arnold Tonhäuser. Er konnte die mobile Übertragungseinheit von Mobileviewpoint bislang dem WDR für das Morgenmagazin verkaufen, weitere Interessenten sind Radio Bremen und N24.
Das komplette System für eine mobile Übertragung besteht aus dem Wireless Multiplex Terminal (WMT)-Client, der als Sender für die Video- und Audiodaten vor Ort dient und sich in einem Rucksack verstauen lässt. Im Fernsehstudio empfängt der WMT-Server die Datenströme und leitet diese per Netzwerk an das WMT-Playout weiter. Das Playout ist mit SDI-Videoausgängen bestückt und lässt sich so in die Studioumgebung einbinden.
Mobilviewpoint bietet den WMT-Client in zwei verschiedenen Versionen an: Das WMT-6 (HD-Ready) ist für die SD-Übertragung geeignet, das WMT-6 für die HD-Übertragung. Die SD-Version nutzt für die Übertragung bis zu sechs, die HD-Version bis zu acht Mobiltelefonkanäle. Für jeden Mobilfunkkanal ist je eine SIM-Karte notwendig. Wie bei den anderen Lösungen auch, lassen sich die Karten verschiedener Mobilfunkanbieter kombinieren – also beispielsweise Vodafone, T-Mobile oder O2. Dies erhöht die Ausfallsicherheit – denn der WMT-Client kann die Audio- und Videodaten so bestmöglich aufteilen. Die Netzabdeckung der Provider ist schließlich lokal stets unterschiedlich, die verfügbare Datenrate daher nie konstant. Laut Tonhäuser schafft der WMT-Client Übertragungsraten bis zu maximal einem Mbit/s pro Kanal – bei idealen Bedingungen. Der durchschnittliche Upload liegt dagegen bei etwa 500 Mbit/s pro Mobilfunkkanal, sodass die SD-Version insgesamt 2,5 Mbit/s bis 3 Mbit/s und die HD-Version bis zu 4 Mbit/s überträgt. Zusätzlich zu den sechs bis acht Mobilfunkkanälen bietet das WMT-6 eine WLAN- sowie eine LAN-Verbindung. Videokameras finden per SD-SDI, HD-SDI oder HDMI-Schnittstelle Anschluss an den WMT-Client. Der Firewire-Anschluss (IEEE 1394) eignet sich für DV-Camcorder, zusätzlich bietet der Client einen analogen Composite-Video-Anschluss (FBAS). Per N-1-Rückkanal kann der Reporter oder Interviewpartner vor Ort mit dem Moderator im Studio kommunizieren. Der Rückkanal lässt sich natürlich ebenso für Kommandos aus der Senderregie nutzen. Die Verzögerungszeit liegt laut Tonhäuser unter einer Sekunde.
Der WMT-Client soll innerhalb von zwei Minuten nach dem Einschalten betriebsbereit sein. Das System lässt sich über ein Webinterface konfigurieren, beispielsweise per Laptop vor Ort. Über das Webinterface kann der Anwender beispielsweise die Ziel-IP-Adresse des Servers im Sendestudio bequem eintippen. Zudem bietet der WMT-Client ein berührungsempfindliches Display. Das dient etwa dazu, die Verzögerungszeit des Rückkanals einzustellen. Auch der Store and Forward-Betrieb des WMT-Clients lässt sich per Bildschirmmenü starten. Als Zwischenspeicher dient eine externe USB-Festplatte. Die AV-Dateien lassen sich bereits während einer laufenden Aufnahme oder anschließend per FTP-Protokoll auf den Server im Funkhaus übertragen. Der Vorteil liegt in der höheren Qualität gegenüber der Live-Übertragung.
Der WMT-Client codiert Video mit dem H.264-Codec, für Audio verwendet das Modell den AAC-Codec. Dabei stehen verschiedene SD- und HD-Formate zur Verfügung. Die maximale Auflösung beträgt 720 Bildzeilen bei progressiver Bildübertragung und 1080 Bildzeilen bei Interlace-Darstellung. Der WMT-Server empfängt die Daten eines oder mehrerer Clients im Sendestudio. Üblicherweise werden die Server mit ihrem 19 Zoll-Gehäuse und einer Höheneinheit im zentralen Geräteraum untergebracht. Mobileviewpoint bietet den Server in verschiedenen Ausbaustufen an: In der Basisversion dient der Server als Empfänger für maximal zwei Clients, in der mittleren Version empfängt er bis zu fünf Datenströme, in der maximalen Ausbaustufe verarbeitet der Server die Daten von bis zu 20 Clients. Der Administrator sollte dem Server eine feste IP-Adresse im Netzwerk zuweisen. Dies erleichtert die Weiterleitung oder das „Forwarding“ der einzelnen Datenpakete aus dem Internet in das lokale Netzwerk der Sendeanstalt. Zur Einbindung in das Netzwerk des Funkhauses bieten die Server gleich zwei LAN-Buchsen: Eine dient ausschließlich zur Datenverbindung – etwa mit den Clients –, eine zur Wartung per Webinterface.
Der Server leitet die empfangenen Videodaten im Funkhaus-Netzwerk an die Playout-Einheit weiter, die ebenfalls als 19-Zoll-Modul mit einer Höheneinheit ausgeführt ist. Die Playout-Einheit decodiert die AV-Daten und gibt sie im SD- oder HD-SDI-Standard aus. Außerdem bietet die Playout-Einheit analoge symmetrische Audioausgänge sowie einen analogen Composite-Videoausgang (FBAS).
Die BBC hat sich zur Übertragung des olympischen Fackellaufs im Mai dieses Jahres für die Rucksacklösung der Niederländer entschieden. Dazu sind Mobile Viewpoint und die BBC eine Kooperation eingegangen: Sie entwickelten zusammen die Continuous Picture Technology (CPT), die für eine reibungslose Videoverbindung auch in ländlichen Gebieten mit wechselhafter Mobilfunkabdeckung sorgen soll.
Listenpreise: 23.000 Euro für WMT-SD-Client und Playout-Einheit, 29.000 Euro für WMT-HD-Client und Playout, 3.500 Euro für den WMT-Server für zwei Sender.
Minicaster
TV1.EU ist Dienstleister für Videostreaming (Content Distribution Network) und zugleich Hersteller des Minicasters. Diese mobile Übertragungseinheit unterscheidet sich nicht allein durch ihre kompakte Größe: Für den Transport des Minicasters ist kein Rucksack nötig. Das Modell lässt sich beinahe in einer Jackentasche verstauen. Geschäftsführer Michael Westphal betonte zudem, dass es sich im Gegensatz zu anderen Produkten nicht um einen Software- sondern um einen Hardware-Encoder handelt. Der Minicaster lässt sich per USB-Stick zu einer mobilen Sendeeinheit erweitern. Ein WLAN-Stick für die beiden Frequenzbänder 2,4 und 5 Gigahertz liegt dem Minicaster bei, für die Mobilfunkanbindung muss der Nutzer einen UMTS- oder LTE-Stick bei einem Provider seiner Wahl anfordern. Laut Westphal würden die gängigen UMTS- und LTE-Sticks der Provider mit dem Minicaster funktionieren.
Im Unterschied zu allen anderen Übertragungslösungen nutzt der Minicaster maximal einen Mobilfunkkanal für die Verbindung. Daher kann das Modell bei einem Übertragungseinbruch nicht auf einen anderen Kanal oder gar ein anderes Netz ausweichen. Westphal sieht allerdings in den nahe beieinander liegenden Sendeantennen anderer Lösungen den Nachteil, dass Störungen durch Interferenzen auftreten können – dies sei beim Minicaster wiederum ausgeschlossen.
Der Minicaster lässt sich per Gehäusetasten konfigurieren, zur Kontrolle dient das eingebaute Display. Bequemer gelingen Eingaben wie die IP-Adresse des Servers allerdings per Webinterface am Notebook. Obwohl das erste Modell im Oktober letzten Jahres erschien, ist die aktuelle Version bereits die dritte Generation. Die erste Generation bietet ausschließlich analoge Videoeingänge (Listenpreis 1.199 Euro), das Nachfolgemodell einen HD-SDI-Anschluss (2.249 Euro). Die dritte Generation ist mit einem HDMI-Eingang ausgestattet (1.649 Euro).
Der Minicaster ist für verschiedene Live-Video-Szenarios einsetzbar. Er beliefert beispielsweise direkt per Internet einen PC, auf dem die Software VLC media player installiert ist. Die IP des PCs oder Notebooks muss der Anwender am Minicaster entsprechend eintippen. Der PC kann die Videos über eine entsprechende Karte oder Break-Out-Box ausgeben.
Die zweite Variante für eine Eins-zu-Eins-Verbindung zum Broadcast-Studio läuft über den Wowza-Media-Server im Internet (www.wowza.com), der als sogenannter Ingest- oder Einspiel-Server dient. Von dort gelangt der AV-Datenstrom über ein Content Distribution Network (CDN) wie Akamai, Level (3), Limelight oder eben TV1.EU zu einem Server im Sendestudio, der beispielsweise als 19-Zoll-Einheit ausgeführt ist.
Aber auch die direkte Live-Sendung zu mehreren Zuschauern klappt mit dem Minicaster (Multicast). Dabei dient Wowza wiederum als Einspiel-Server. Über Live-Videoplattformen wie Justin.TV, Ustream oder Livestream gelangen die Videos direkt zum Zuschauer am PC oder über CDN-Verbreitungsplattformen auf andere Webseiten.
Als spannende Neuheit hat TV1.EU eine tragbare Satelliten-Uplink-Einheit für den Minicaster angekündigt (siehe auch: http://vimeo.com/35454470).
Der genaue Erscheinungstermin ist noch nicht bekannt, der Preis werde, so Westphal, etwa bei 7.000 Euro liegen. Die Uplink-Einheit, die komplett in einem Flightcase-Koffer untergebracht ist, lässt sich mit wenigen Handgriffen montieren. Die Offset-Antenne mit 70 Zentimeter Durchmesser richtet sich dann vollautomatisch auf den KA-Satelliten von Eutelsat aus. Zur Positionsbestimmung dient dabei ein Android-Smartphone, das sich per Bluetooth mit der Uplink-Einheit verbindet. Der Minicaster sendet die Videos von der Kamera per Drahtlos-Netzwerk (WLAN) an die Uplink-Einheit, die mit einem entsprechenden WLAN-Router ausgestattet ist. Der Minicaster Satellite Uplink überträgt die Videos mit einer konstanten Datenrate von vier Mbit/s – bei weit geringeren Kosten als mit herkömmlichen SNG-Verbindungen. Laut Westphal werde der Uplink mit etwa 60 Euro pro Gigabyte zu Buche schlagen – etwa ein Zehntel im Vergleich zu den Gebühren herkömmlicher SNG-Verbindungen.
Möglich macht dies der neue KA-SAT von Eutelsat. Dieser sogenannte High-Throughput-Satellit auf der Position 9° Ost erreicht durch eine neuartige Technik mit in ganz Europa verteilten Bodenstationen einen Datendurchsatz von insgesamt 70 Gbit/s. KA-SAT bietet über den Tooway-Service Internetzugänge für Privatanwender mit zehn Mbit/s im Download und vier Mbit/s im Upload.
Für Professionelle Anwender stellt Tooway Bandbreiten von bis zu 40 Mbit/s im Download und 10 Mbit/s im Up-load zur Verfügung. Tooway möchte mit leicht transportierbaren Uplink-Antennen kosteneffiziente SNG-Dienste anbieten – auch andere Anbieter werden also demnächst mit entsprechenden Angeboten aufwarten. Listenpreise: Minicaster: mit analogen Eingängen 1.199 Euro, mit HDMI 1.649 Euro, mit SDI 2.249 Euro, Minicaster Satellite Uplink: um 7.000 Euro.
Jan Fleischmann
(MB 05/12)
Huckepack ins Fernsehstudio
Die Live-Berichterstattung vor Ort ist fester Bestandteil von Nachrichten-,Sport- oder Magazinsendungen. Die Verbindung zum Funkhaus läuft bei diesen sogenannten „Live-Schalten“ üblicherweise via Satellit. Eine interessante Alternative bieten tragbare Sendeeinheiten, die TV-Bilder per Mobilfunknetz ins Funkhaus schicken und sich in einem Rucksack verstauen oder gar an der Kamera montieren lassen. MEDIEN BULLETIN stellt drei Rucksack- und eine besonders kompakte Taschenlösung vor.