Ziel des Projektes unter der Generalunternehmerschaft der Mainzer BFE Studio und Medien Systeme GmbH war die Ausstattung der linearen Fernseh-Sendeabwicklung mit Videoservern der aktuellen Generation. Diese wurden eingebettet in ein hochintegriertes, filebasiertes Gesamtsystem mit Sendeplanung, Materialingest, -aufbereitung und -playout. Darüber hinaus wurde auch die Bereitstellung des Sendematerials für nichtlineare Verbreitungswege berücksichtigt. Die Umgestaltung innerhalb des ARD Playout Centers umfasste alle erforderlichen Steuerungs- und Verwaltungsprozesse auf betrieblicher und redaktioneller Seite. Beim Systemdesign wurden laut Netorium moderne universelle Techniken gewählt, um flexibel auf künftige Anforderungen reagieren zu können.
Eine spezielle Anforderung war die Integration des vorhandenen FTM-Systems zur Abbildung von bestehenden Filetransferprozessen. Hierfür wurde im Active Transfer Tool (An) von Netorium eine zusätzliche Schnittstelle integriert. Das ATT wird im Systemverbund zur Steuerung von filebasierten Workflows eingesetzt. Seine modulare Struktur und die API-Integration mit vielen der vorhandenen Systeme ermöglichen, laut Netorium, einen hohen Automatisierungsgrad bei der Abarbeitung vorab definierter Workflows.
Auf einem Dashboard kann der Operator Workflows manuell auslösen und erhält an zentraler Stelle Statusrückmeldungen zum Fortschritt der Workflows über Systemgrenzen hinweg. Basierend auf einer automatisierten Analyse technischer Metadaten entscheidet An im Fileingest, wie ein Clip weiterverarbeitet wird – ob er direkt dem weiteren Ingestprozess zugeführt wird oder ob zunächst ein Transcoding in eines der Hausformate erfolgen muss.
Das Harmonic MediaGrid dient dabei als Zwischenspeicher, beziehungsweise zentrales Ablagesystem, über das die meisten der filebasierten Prozesse abgewickelt werden. Ein Harmonic Media Application Server (MAS) wird zur Verwaltung der im System vorhandenen Assets eingesetzt.
Als weitere Komponenten wurden Harmonic Spectrum Videoserver als redundante Sendeserver mit je 38 Kanälen gemischtem XDCAM HD 50/AVC-Intra 100 Content geliefert, sowie weiterhin ein Transcodingpool bestehend aus einer ProMedia Carbon WFS Farm für Proxygenerierung und HiRes-Transcoding mit fünf Transcodingknoten, AmberFin iCR und Telestream Vantage.
Das ARD Play-Out-Center ist eine Gemeinschaftseinrichtung der ARD zur Koordinierung der digitalen Fernsehausstrahlung und ist für das DVB-Multiplexing verantwortlich. Neben den drei Digitalprogrammen EinsPlus, Einsfestival und tagesschau 24 umfasst das die Signale von rbb-Brandenburg, rbb-Berlin, SWR-RP, MDR (mit Regionalfenstern) und NDR (mit Regionalfenstern) sowie von ARTE, Phoenix, 3sat und Ki.Ka. Beim Multiplexing werden die Signale aus mehreren Quellen gebündelt und gemeinsam über einen statt über mehrere parallele Wege übertragen.
Das ARD Play-Out-Center verfügt über modernste digitale Aufzeichnungs-, Bearbeitungs- und Sendetechnik für drei Sendestraßen sowie über einen eigenen Satelliten-Uplink. Rund 60 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind in den Redaktionen, der DVB Systemplanung und -service, der Sendeabwicklung und den Bereichen Betrieb und Produktionswirtschaft tätig. Die ARD-Gemeinschaftseinrichtung wird federführend vom Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) betreut. Die drei Digitalprogramme tagesschau24, Einsfestival und EinsPlus wiederum werden in Zusammenarbeit mit den dafür jeweils federführenden ARD-Anstalten NDR, WDR und SWR realisiert. Das umfasst unter anderem Planung, Sendematerialbeschaffung, Konfektionierung, On-Air-Promotion und technische Abwicklung. Eine weitere Aufgabe ist die Aufbereitung und Verbreitung der Programmdaten aller ARD-Fernsehprogramme und Hörfunkwellen. Dies geschieht in der Redaktion „Programmdaten und Interaktive Dienste/iTV“.
Hier werden unter anderem die TV-Programmvorschau der ARD produziert, für das Internet: programm. ARD.de, für die Nutzung im Fernsehen die Programm-Tafeln des ARD-Texts ab Seite 300 sowie die standardisierten Service-Informationen (SI-Daten) und der elektronische Programmführer, der ARD EPG (Electronic Programm Guide) einschließlich SmartTV- und HbbTV-Applikationen.
Eckhard Eckstein
(MB 12/13_01/14)
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