Deutliche Qualitätsgewinne

Auf der IBC 2011 in Amsterdam hat das Bremer Unternehmen Cube-Tec International als Weltpremiere ein gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen IIS in Erlangen entwickeltes neues Verfahren zur hochqualitativen, automatisierten Digitalisierung analoger Videokassetten vorgestellt.

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Deutliche Qualitätsgewinne

In diesem neuen Verfahren wird der komplette Signalverarbeitungspfad von Bandmaschinen über eine Computersoftware realisiert. Damit sind neue Formen der Qualitätskontrolle, der Signalaufbereitung und der Erzeugung von technischen Metadaten möglich, was bislang mit Hilfe von Videorecordern nicht umsetzbar war. Die aufgenommenen und aufbereiteten digitalen Daten stehen anschließend für die dateibasierte Langzeitarchivierung zur Verfügung.

Die Digitalisierung der ½“-Formate, wie Betacam und Betacam SP, stehen zunächst im Vordergrund der Projektarbeiten. „Dennoch können auch ältere Formate, wie U-Matic mit diesem Verfahren digitalisiert werden. Alle standardisierten Codier- und Dateiformate entsprechen den Anforderungen an die digitale Archivierung und der zukünftigen Nutzung des digitalen Filmmaterials“, erklärte Jürgen Burghardt. Der ehemaligen Sony-Manager wurde von Cube-Tec Anfang Juni 2011 als Business Development Manager für Videosysteme engagiert, um die Markteinführung des neuen Verfahrens voran zu treiben. Neben der vom Fraunhofer IIS entwickelten Verarbeitungssoftware kommen dabei hochleistungsfähige Digitalisierungssysteme von Cube-Tec zum Einsatz: QUADRIGA Video für die automatisierte Einspielsteuerung und Metadatenerzeugung, das leistungsfähige Dobbin Renderingsystem für die Codierung, Restaurierung und den File-Transfer sowie der Cube-Workflow für die automatisierte Prozesssteuerung.

„Die Überspielprozesse vom Band bis zum endgültigen File-Format laufen bei QUADRIGA Video vollautomatisch ab. Wichtig dabei ist auch die Qualitätskontrolle. Wir liefern dabei exakte Informationen über die Qualität des Überspielprozesses. Nach einem Überspielprozess von Videokassetten kann man dann sicher sein, dass alles ordentlich geklappt hat,“ erklärt Burghardt. Die Cube-Tec-Lösung sei vor allem zur Eindigitalisierung und Langzeitarchivierung der umfangreichen Videokassetten-Archive von TV-Sendern entwickelt worden. „Das Signal vom Band wird direkt digitalisiert und die Analog-digital-Konvertierungen, die in einem normalen Wiedergabeweg stattfindet, vermieden. Indem man den kompletten Wiedergabeweg in Software nachbildet, hat man wesentlich mehr Möglichkeiten, die Files zu analysieren und mit einer höheren Quantisierungsstufe weiter zu verarbeiten“, betont er. Plan sei, bis zu acht Zuspielkanäle beziehungsweise die Signale von bis zu acht Zuspielmaschinen gleichzeitig verarbeiten zu können. „Das System soll hochqualitative, vollautomatische Massendigitalisierung von Videokassetten ermöglichen“, erklärt Burghardt.

Im Einspielsystem wird erst einmal ein unkomprimiertes Video-File erzeugt. Die Archiv-Management-Lösung CubeWorkflow 2.0 erledigt dann die notwendigen Nachfolgeschritte wie zum Beispiel Video-Signalveränderungen mit Pegelanpassung oder Rauschverminderung oder Audio-Signalveränderungen mit Lautheitsanpassung etcetera. „Das Ergebnis ist dann ein aufgearbeitetes beziehungsweise restauriertes Video-File.

Alle Prozessschritte werden dokumentiert, so dass man nach dem Prozess technische Metadaten erhält, die genau beschreiben, was mit dem File passiert ist“, sagt Burghardt. Ab Januar 2012 will Cube-Tec ein erstes Pilotprojekt mit dem neuen Archivierungsverfahren. Dafür werden noch Partner gesucht. Das Pilotprojekt soll auch die Kostenfaktoren des Verfahrens genau erfassen. Laut Burghardt geht man aber davon aus, dass das Archivierungskonzept mit QUADRIGA Video mittelfristig im Vergleich zu anderen Lösungen günstiger ist. „Vor allem ist es ihnen aber in Sachen Qualität überlegen“, betont er. Die Kosten pro Einspielweg bei dem neuen Verfahren bezifferte er auf rund 25.000 Euro.

Zur IBC 2011 wurden die Cube-Tec-Lösungen mit Unterstützung eines hardwarebeschleunigten DVS VENICE Mehrkanal-Video-Servers präsentiert.

Dr. Siegfried Fößel, Leiter der Abteilung Bewegtbildtechnologien des Fraunhofer IIS, bewertete auf der Broadcast-Messe in Amsterdam das zum Patent angemeldeten Archivierungsverfahren mit seinem völligen neuen Ansatz als „eine der derzeit besten Möglichkeiten, um Inhalte wertvoller Videokassettenbestände für die Nachwelt zu erhalten und der Produktion wieder zur Verfügung zu stellen“. Und Jörg Houpert, technischer Direktor von Cube-Tec International betonte an gleicher Stelle: „Wir setzen das Verfahren, bei dem das Signal bereits hinter der Kopftrommel digitalisiert und der komplette analoge Wiedergabeweg der Bandmaschine durch die digitale Signalverarbeitung präzise rekonstruiert wird, seit Jahren in großen Audioarchivprojekten ein und konnten damit deutliche Qualitätsgewinne erreichen.“
Eckhard Eckstein
(MB 12/11_01/2012)

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