Die nächste Digitalsierungs-Stufe

Dalet a.n.n. wird auf der IBC 2007 mit der Version 2.0 der Dalet Media Asset Management-Plattform aufwarten. Das Unternehmen will mit seinen Softwareprodukten eine Schlüsselrolle bei der Digitalisierung von Medienunternehmen einnehmen. MEDIEN BULLETIN sprach mit Michael Schüller, Geschäftsführer der deutschen Dalet a.n.n GmbH, und mit Dalet-Direktor Nicolas Hans, zuständig für das weltweite Marketing des Unternehmens, über neue Produkte, Projekte und Ziele.

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Was sind die Dalet-Highlights auf der IBC 2007?
Nicolas Hans: Die IBC 2007 bedeutet für Dalet einen echten Meilenstein in der Unternehmensgeschichte. Wir präsentieren hier zwei zentrale Veröffentlichungen: die neue Version 2.0 unser Dalet Media Asset Management Plattform und das Apple Final Cut Pro Plug-In „Dalet Xtend für Apple FCP“. Besonders die Version 2.0 ist ein gewaltiger Schritt vorwärts. Die Plattform bietet über 750 neue Features.

Das ist das Ergebnis intensivierter Entwicklungsarbeit. Rund 20 Mannjahre Entwicklerzeit, aber auch sehr viel Feedback unserer Kunden stecken in der neuen Version 2.0. Die Bezeichnung „Dalet Media Asset Management Plattform“ ersetzt die bisherige Marke Dalet plus, die wir künftig nicht mehr verwenden wollen. Da diese Plattform das Herz aller Dalet-Produkte ist, steht auch die Veröffentlichung einer ganzen Reihe weiterer neuer Softwareveröffentlichungen auf der IBC auf dem Programm: Dalet NewsWire 2.0 für Scripting- und Newsroom-Systeme, Dalet NewsPro 2.0 für bandloses Ingest und Produktion von Nachrichten und Programm, Dalet OnAir 2.0 für flexible Playout- und Regie-Automation, Dalet Media Library 2.0 für Asset-Management und Archivierung von Sport, News und Programm und Dalet News Suite 2.0 zur Einrichtung eines bandlosen Newsrooms mit integriertem Media Asset Management.
Außerdem wird Einblick in die Dalet Radio Suite HD gewährt, die erst zu einem späteren Zeitpunkt in diesem Jahr veröffentlicht werden wird. Mit der Dalet Media Asset Management Plattform verfügen wir über ein integriertes System, das alle zentralen Newsroom-Aufgaben in einem Paket bereitstellt, mit Features für die Newsroom-Computersysteme, die Nachrichtenproduktion, für On-Air- und Archivierungsaktivitäten. All das bildet natürlich eine ideale Plattform für eine komplett neue Newsroom-Installationen. Sie ist aber auch für all die Rundfunksender interessant, die bereits über einige der dafür nötigen Komponenten, auch von anderen Herstellern, verfügen und sie in eine übergeordnete Lösung integrieren wollen. Darin besteht für viele heute die besondere Herausforderung. Schließlich hat eine Newsroom-Umgebung sehr viele unterschiedliche Facetten.
Da gibt es das Newsroom-Computersystem, das von Journalisten genutzt und von der IT-Abteilung gemanagt wird, das Nachrichtenproduktionssystem, das von Editoren genutzt und von der technischen Abteilung betreut wird, das On-Air- und Playout-System mit eigenen Operatoren im Bereich der Sendeabteilung und dann noch das Archivsystem. Was ich sagen will, ist, all diese Bereiche agierten in der Vergangenheit völlig getrennt voneinander. Erst in den letzten Jahren haben das Newsroom-Computersystem und das Produktionssystem angefangen, via MOS-Protokoll miteinander zu kommunizieren. Und heute kommunizieren beide Systeme, indem sie XML- oder MXF-Daten senden – auch noch mit dem Archiv und anderen Bereichen.

Und wie hilft Dalet dabei?
NH: Version 2.0 erlaubt, diverse Produkte in unterschiedlichsten Workflow-Szenarien zu adressieren. Viele Möglichkeiten dazu haben wir in den letzten zwei Jahren entwickelt, auch in der Zusammenarbeit mit großen Kunden wie der BBC und der Deutschen Welle. Bei der Deutschen Welle arbeitet man unter anderem mit dem Newsroom Computer System OpenMedia, dem Nachrichtenproduktionssystem VPMS von Solutions for Media (S4M) und mit dem On-Air-System Dalet OnAir 2.0. Dalet Media Asset Management Plattform 2.0 wird dort zurzeit zur Unterstützung der Automation integriert. Beim Arabischen Kanal von BBC World Service, der gegenwärtig für den Start im Oktober/November vorbereitet wird, setzt man auf das Newsroom Computer System ENPS (Electronic News Production System) von AP, VizRT-Grafiksysteme, Omneon Spectrum Media Server und IBIS-Systeme für das Playout (je zwei SerberPlay und ServerBase-Applikationen, Anm. d. Red.). Die Dalet Media Asset Management Plattform wird hier als Nachrichtenproduktions- und Archivierungssystem genutzt. Mit der Version 2.0 können wir unser Angebot ausbauen und unseren Kunden deutlich mehr Flexibilität bieten.

Welche Kunden sprechen sie mit Ihren Produkten an?
NH: Wir haben gleichwertige Lösungen für kleine, mittlere bis hin zu ganz großen Newsroom-Umgebungen. Die Dalet News Suite als integrierte Lösung erlaubt zum Beispiel Sendern, die kleine bis mittlere Newsrooms benötigen, einen direkten Einstieg. Zur IBC 2007 werden wir mit der Dalet News Suite für Vector ein neues Paket vorstellen. Das beinhaltet Software, Hardware und Services. Neue terrestrische Sender erhalten hier in einem einzigen Rack alle nötigen Komponenten, um ihrem Newsroom starten zu können. Mit diesem Angebot verzeichnen wir bereits Erfolge in Spanien, wo jetzt viele neue Sender an den Start gehen. Dort haben wir schon mal Dalet News Suite für Vector verkaufen können. Im mittleren Newsroom-Segement mit 15 bis 20 Nutzern machen dann die Dalet NewsWire-, NewsPro- und OnAir Media Library-Angebote Sinn. Sehr große Unternehmen mit über 150 Nutzern können die Vorteile der Dalet Enterprise Edition nutzen, die wir letztes Jahr auf der IBC erstmals vorgestellt haben.

Rundfunksender suchen heute verstärkt nach offenen Lösungen mit möglichst hoher Skalierbarkeit. Offene Systeme sind gefragt, um die Verbindung zwischen vorhandenen Systemen und neuen Systemen von Drittherstellern herstellen zu können. Aus diesem Grund haben wir zum Beispiel auch mit Apple das anfangs erwähnte Plug-In Dalet Xtend für Apple FCP entwickelt. Damit kann man von jeder Apple Final Cut Pro-Workstation direkt das Media Asset Management im Hintergrund nutzen. Großer Vorteil dabei: Editoren oder Journalisten, die mit Final Cut Pro arbeiten, können statt den Finder zu öffnen, um Content auf ihrem System oder auf dem XSAN zu suchen, direkt auf dem kompletten Inhalte-Katalog nachschauen, das von der gesamten Rundfunkeinrichtung gemeinsam genutzt wird. Wir kombinieren damit das beste aus beiden Welten die Flexibilität von Apple Final Cut pro mit den Backoffice-Funktionalitäten der Rundfunkeinrichtung. Das trägt mit dazu bei, dass Apple die Werthaltigkeit des NLE-Marktes grundlegend verändern wird.

Gibt es Neuigkeiten bei der Dalet Enterprise Edition?
NH: Der API – Application Prgramming Interface – der Enterprise Edition wurde erweitert. Wir verzeichnen eine wachsende Zahl von Rundfunksendern, die die Vorteile des API und der Module der Enterprise Edition nutzen, um Lösungen ihren speziellen Bedürfnissen anzupassen.

Welche Unternehmen setzen schon die Enterprise Edition?
NH: Eine ganze Reihe mittlerweile. Auch die Deutsche Welle nutzt bei der Integration der OnAir- und OpenMedia-Plattform das Enterprise Edition API. In der BBC wird der API für eine ganze Reihe von Umgebungen genutzt. BFM TV in Frankreich arbeitet damit und in Deutschland jetzt auch der WDR.

Welche Vorteile bietet die Enterprise Edition?
NH: Große Sender tendieren dazu, bei Neuinstallationen mit vielen verschiedenen System-Anbietern zusammenzuarbeiten. Einen Schlüssel zur nötigen Integration der Systeme bietet der Webservices basiere API der Enterprise Edition..net-Studien in der IT-Welt zeigen, dass jedes Projekt, das über zehn Millionen Dollar wert ist, statistisch gesehen scheitern muss. So entstand die Idee zu webservices- und komponentenbasierten Modellen, die die Möglichkeit eröffnen, ein großes Projekt auch in viele kleine aufzuteilen. Dabei muss nur sichergestellt werden, dass die Schnittstellen der Komponenten standardisiert sind. Und das ist der Grund, warum der letztes Jahr eingeführte und weiterentwickelte Enterprise Edition API so erfolgreich ist. Mit seiner Hilfe können Sender Dalet-Komponenten, genauso wie Komponenten von anderen Herstellern nutzen und miteinander verbinden. Auch das neue Apple Plug-In basiert übrigens auf dem Enterprise Edition API.

Datel New Technology Seminar
Welche Aktivitäten sind außer dem von Dalet auf der IBC zu erwarten?

NH: Wie jedes Jahr veranstalten wir am Montagabend, dem 10. September um 17 Uhr, gemeinsam mit Partnerunternehmen das Datel New Technology Seminar. Wir wollen dort Rundfunk-Sendern die Möglichkeit bieten, die Dalet-Angebote kennenzulernen und lassen Kunden und Systemintegratoren ihre Erfahrungen beim Einsatz neuer Technologien vorstellen. Neuigkeiten gibt es auch hinsichtlich der zur NAB 2007 geschlossene Partnerschaft mit Marquis Broadcast. Es gibt Erweiterungen in Sachen Medway. Zur Verbindung von Avid-Schnittsystemen mit Dalet-Systemen stellen wir auf der IBC einen einfachen EDL-Austausch vor. Das kommt auch anderen Editing-Plattformen zugute. Marquis hat da eine großartige Position im Markt. Mit Medway bietet das Unternehmen neutrale Zonen für miteinander im Wettbewerb stehende Firmen an.

Letztes Jahr haben Sie eine Ausweitung der Dalet-Marktposition bei kleineren Unternehmen angekündigt. Wie weit sind Sie da schon gekommen?
NH: Die NewsPro-Pakete für Omneon, die wir auf der NAB gezeigt haben, zielen auf Newsrooms für 10 bis 15 Nutzer. Diese besonders für Systemintegratoren interessante Komplettlösung ist sehr erfolgreich in den USA und in Mexiko. Mit der Einführung von Dalet News Suite für Vector bauen wir das Angebot paketierter Komplettlösungen weiter aus. Die Dalet News Suite Nachrichtenproduktionsumgebung und die Media Library wird dabei mit der Vector Box kombiniert. Dieses System wiederum kombiniert Videoserver und Branding-Box.
Michael Schüller: Wir haben bereits spezielle Marketingmaßnahmen getroffen, um die Kunden im unteren Segment direkt ansprechen zu können. Der Weg zu ihnen ist ein anderer als über die klassischen Generalunternehmen, die wir im Markt so finden.

Gibt es denn hierzulande schon Kunden, die Sie nennen können?
MS: Nein. Wir sind noch in den Angebotsphasen, erkennen aber ein großes Interesse an unseren Lösungen, weil sie genau die gewünschten Anforderungen erfüllen.

Gibt es neue Vertriebspartner zur Adressierung der neuen Nutzergruppen?
MS: Wir haben in Deutschland noch keine neuen Verträge mit Kooperationspartnern geschlossen, sind aber schon mit vielen potenziellen Partnern ins Gespräch gekommen. Wir haben aber neue Partner in Norwegen, Schweden und Finnland gefunden und auch im Baltikum. Kooperationen, die wir seit der NAB vorangetrieben haben, stehen kurz vor Abschluss. Wir sind fast soweit, dass wir das neue Vertriebsnetz aufbauen können. Hiermit wollen wir aber weniger die klassischen Broadcaster bedienen, sondern eher Kunden, die wir als Near-Broadcaster bezeichnen, also solche, die mit multimedialen Inhalten arbeiten und ähnliche Anforderungen haben wie die Unternehmen im Broadcastmarkt. Durch die Modularität unserer Produkte ist es möglich, dass Near-Broadcast-Kunden auch nur einzelne Komponenten unserer Software-Suiten nutzen können.

Für Deutschland-Vertriebspartner Thum+Mahr hat sich also nichts geändert?
MS: Für Thum+Mahr, seit vielen Jahren unser bevorzugter Partner im Audio-Umfeld, hat sich einiges geändert. Das Unternehmen macht mittlerweile für uns deutlich mehr als nur das Handling unserer Radio-Kunden, sondern betreut auch unsere Video-Komponenten der Dalet Media Asset Management Plattform und OpenMedia, zum Beispiel bei der Deutschen Welle, wo Thum+Mahr als Generalunternehmen für das Newsroom-Projekt verantwortlich zeichnet.

Worin bestand beim Deutsche Welle-Projekt die besondere Herausforderung?
Die Deutsche Welle hat einen sehr komplexen Workflow. Die Herausforderung bestand hier darin, in Bonn und Berlin gleichzeitig ein System aufzubauen, das für Radio, Fernsehen und Internet gleichermaßen einen Workflow abbildet. Die zentralen Stellen mussten so miteinander verbunden werden, dass sie Daten austauschen konnten. Hierbei musste insbesondere auch die Ausstrahlung der Nachrichten in 34 Sprachen und die dafür nötigen unterschiedlichen Workflows berücksichtigt werden. Außerdem mussten auch einige Schnittstellen entwickelt werden, zum Beispiel zur Integration der S4M- und der ORAD-Systeme. In der nächsten Phase, die jetzt begonnen hat, muss noch das digitale Audioproduktionssystem integriert werden und das Videomanagementsystem Pebble Beach durch unser Dalet-OnAir abgelöst werden. Hier kommt dann eben auch wieder die Enterprise Edition zum tragen, wo wir unsere APIs benutzen, um die Synergien zwischen OpenMedia und der Dalet Media Asset Management Plattform wirklich auch umsetzen zu können. Die Deutsche Welle hat eine Vorreiterrolle inne, weil sie der erste Sender ist, der diese Kombination OpenMedia und die Dalet Media Asset Management Plattform in einem trimedialen Workflow nutzt.

Wie läuft das Projekt aus Ihrer Sicht?
MS: Das Projekt hat bislang einfach klasse geklappt. Es hat überhaupt keine großen Verzögerungen gegeben. Es gab keine Unstimmigkeiten. Wir haben das Projekt von Anfang an sehr konstruktiv und auch in einer sehr tollen Kooperation mit der Deutschen Welle durchführen können, was dazu geführt hat, das wir auch pünktlich mit der ersten Phase fertig werden konnten. Und auch Güteprüfung und Probetriebe sind nicht unterbrochen und wiederholt worden, sondern das ist alles gleich im ersten Anlauf einwandfrei durchgelaufen.

Die Entscheidung der Deutschen Welle über das Digitale Audioproduktionssystem – Dias – ist noch offen. Was erhoffen Sie sich da?
MS: Wir haben mit unserer Radio Suite natürlich auch ein Angebot abgegeben und hoffen, dass wir da auch zum Zuge kommen werden. Denn dann wären die möglichen Synergien wirklich in Gänze geschlossen. Wir sind gemeinsam mit Thum+Mahr als einer von vier Anbietern zunächst einmal zum Proof of Content (POC) ausgewählt worden. Der wird sich wohl bis Ende des Jahres hinziehen, und wir erwarten dann eine Entscheidung bis Ende des ersten Halbjahres 2008. Bei der Auswahl des Audioproduktionssystems treffen wir auf unsere typischen Mitbewerber, die wir im Radiobereich haben.

Wie D.A.V.I.D. zum Beispiel?
MS: Natürlich. Zu D.A.V.I.D. pflegen wir jedoch auch ein durchaus partnerschaftliches Verhältnis. Wir haben schon zusammen Integrationen gemacht, beim Schweizer Fernsehen als auch beim Saarländischen Rundfunk (SR). Da gibt es durchaus Synergien und eine gewisse Flexibilität im Umgang miteinander. Auf der einen Seite sind wir Partner, auf der anderen wieder Wettbewerber. Das hindert uns nicht daran, professionell miteinander zu arbeiten, sondern das hilft eigentlich sogar. Denn dadurch haben wir schon gewisse Schnittstellentechnologie zur Verfügung, die wir dafür nutzen können, ein Projekt voran zu treiben. Man muss nicht alles neu erfinden.

An welchen WDR-Projekten ist Dalet beteiligt?
MS: Als WDR-Partner haben wir schon einige Projekte realisiert. Weitere stehen an. Zunächst mal haben wir den Zuschlag für den Programmbereich 4 bekommen, wo der Funktionsumfang von OpenMedia jetzt nochmals erweitert werden soll, um den Regionalstudios des WDR noch mehr Möglichkeiten zu bieten. Auf der anderen Seite hat sich auch der WDR nun erstmals für die Dalet Media Asset Management Plattform entschieden und zwar, um damit eine Clip-Produktionssystem zu realisieren, die es ermöglicht, von allen Beiträgen der Regionalstudios und des Hauptprogramms des WDR Sendemitschnitte zu machen. Die werden dann sofort nach Sendung als Clips ins Internet gestellt. Das ist etwas, was nicht losgelöst funktioniert. Vielmehr nutzen wir da den Synergieeffekt, dass dieses Mitschnittsystem von OpenMedia aus mit Informationen bestückt wird. Dadurch wird es möglich, gleich nach der Sendung Segmentierungen zu übergeben, die dann im Mitschnitt als Lokatoren benutzt werden können. Und damit wird das Arbeiten sehr viel effektiver gemacht. Das heißt, die Metadaten, die in OpenMedia erstellt worden sind, werden von der Planung der Sendung bis zur Bereitstellung im Internet eigentlich weitergegeben. Alle Informationen, die einmal erfasst worden sind, müssen nicht noch einmal eingegeben werden. Das verkürzt die Zeit, in der so eine Sendung im Internet stehen kann, natürlich immens. Das Projekt zeigt ein Stück weit die Entwicklung, die wir zurzeit mit OpenMedia verfolgen, nämlich grundsätzlich die Verarbeitung und durchgängige Nutzung von Metadaten, die hier zur Verfügung stehen. OpenMedia ist in vielen Rundfunksanstalten heute schon das Herzstück in der Nachrichtenproduktion. Hier werden sehr viele Daten erfasst. Und wir sind gemeinsam mit dem Institut für Rundfunktechnik (IRT) und anderen Partnern sehr intensiv dabei, Datenaustausch-Konzepte wie BMF und MXF so umzusetzen, dass die Daten auch in anderen Bereichen wieder zur Verfügung stehen. Ein sehr großer Teil unserer Entwicklungsarbeit ist zurzeit mit diesem Thema gefasst.

Kooperation mit EVS
Dalet kooperiert bei diesen Bemühungen auch mit EVS?

NH: Absolut. Wir arbeiten mit EVS bei vielen Projekten, zum Beispiel bei der CBS in den USA, eng zusammen. Eine Herausforderung in der Sportproduktion ist, dass die unterschiedlichen Metadaten-Sub-Sets, die während einer Außenproduktion auf verschiedenen EVS-Maschinen anfallen, alle im Hauptsystem zusammengefasst werden müssen. Dabei wird oft eine Auswahl getätigt, welche Metadaten langfristig für Archivierungszwecke behalten werden sollen und welche temporär zur Nutzung im Rahmen einer Produktion. Ein Ergebnis unser Forschungs- und Entwicklungsarbeiten mit EVS erlaubt nun, in Medien eingebettete Metadaten einem unternehmensweiten Archivsystem oder Produktionssystem für die weitere Verwendung zur Verfügung zu stellen. Das werden wir zusammen mit der HD-Integration auf der IBC 2007 zeigen.

Wie ist der Stand beim WDR-Clip-Produktions-Projekt?
MS: Mitte Juli haben wir den Auftrag dafür erhalten. Mit der Installation wurde begonnen. Der Zeitplan ist sehr knapp. Bis Ende September wollen wir mit den Grundfunktionen schon On-Air gehen. Das System soll dann beim WDR von einer neu gestalteten Portal-Redaktion innerhalb der Internet-Redaktion genutzt werden. Alle Nachrichtensendungen und -magazine wie „Lokalzeit“, „Aktuelle Stunde“ und „WDR aktuell“ sollen möglichst schnell im Internet präsent sein. Dafür werden wir ASI-Datenströme aufzeichnen, diese mit dem Clip-Produktionssystem clippen, anreichern mit Metainformationen aus OpenMedia und dann konvertieren in Flash VP6, um ein State-of-the-Art-Format für die Internet-Präsentation zu haben.

Das System steht zentral in Köln, aber die User sind verteilt über die einzelnen Regionalstudios und können auf das System lokal zugreifen. Auch hier ist das IRT involviert. Es werden Komponenten des IRT benutzt, um die ASI-Datenströme zu demultiplexen und dann in ein in Dalet verwendbares Format umzuwandeln und den Usern zur Verfügung zu stellen. Das Projekt hat beim WDR einen sehr hohen Stellenwert.

Und für Dalet selbst?
MS: Für uns ist das Thema strategisch sehr wichtig, weil es etwas sehr Neues ist. Es reflektiert wesentliche Bestandteile der neuen OpenMedia-Funktionalitäten, die wir jetzt in der Version 3.4 auf der IBC präsentieren werden. Auf der IBC wollen wir an unserem Demo-Port, wo wir auch unsere Enterprise Suite zeigen, auf das Thema aufmerksam machen. Es wird zurzeit schon viel darüber diskutiert. Nicht umsonst sind wir mit dem IRT im Moment sehr intensiv im Gespräch, um dieses Zusammenspiel aus Metadaten über BMF und MXF zu realisieren. Das ist etwas, wo wir aus meiner Sicht, in eine nächste Stufe der Digitalisierung einsteigen. Viele Bereiche sind bereits digitalisiert.

Wir haben bandlose Nachrichtenproduktionsumgebungen und überall sind verschiedene Metadaten Subsets die irgendwo zur Verfügung stehen und jeder nutzt sie aber auf eine andere Art und Weise. Wir geben jetzt mit der Dalet Media Asset Management Plattform und OpenMedia die Möglichkeit, viele dieser Meta-Informationen zu bündeln und eben auch allgemein zur Verfügung zu stellen und diesen Datenaustausch auch effektiv stattfinden zu lassen. Das ist für uns etwas sehr Wichtiges.

Worum geht es bei der WDR-Regionalstudio-Installation?
MS: Auch die hat hohen Stellenwert für uns. Der WDR erneuert die Produktionsumgebung in allen Regionalstudios. Dalet ist aufgefordert, auch hier die wichtige Komponente OpenMedia einzubringen und mit Schnittstellen für einen gemeinsamen Workflowprozess mit den dort eingesetzten Systemen von Avid und VCS zu versehen. Das Projekt wird sicherlich noch bis ins Jahr 2008 hinein laufen.
Gibt es weitere aktuelle Großprojekte?
NH: BBC World Service mit dem Arabischen Kanal haben wir schon genannt. Dann gibt es auch noch ein Projekt bei Antenna 3, dem größten privaten TV-Sender in Spanien. Dort werden wir sehr stark die Dalet Enterprise Edition einbringen. Weitere Sender-Projekte können wir erst zur IBC bekannt geben.

Und Projekte im deutschsprachigen Raum?
NH: Wir sind auch in dem nach wie vor noch nicht abgenommenen Newsroom-Projekt beim Saarländischen Rundfunk (SR) involviert. Es steht die Güteprüfung an und danach der Probebetrieb. Im Moment ist das auf einem guten Wege. Sehr wichtig für uns in Deutschland ist auch das WMP-Projekt – Werkzeuge für Medienprodukte. Hierbei geht es um die Entwicklung neuer Formate für Digital-Cinema und -Fernsehen. Da stecken wir mittlerweile auch sehr viel Energie rein.
Eckhard Eckstein (MB 09/07)

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