ORF modernisiert Tonregie im Wiener Musikverein mit Lawo mc²56

Pünktlich zum Start der neuen Konzertsaison hat der ORF die Tonregie im Wiener Musikverein modernisiert. Die neue Infrastruktur basiert vollständig auf IP-Technologie von Lawo und soll für präzisere Klangabbildung und flexiblere Workflows sorgen – auch beim weltweit übertragenen Neujahrskonzert.

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Wiener Musikverein: Neues Audiomischpult
Herzstück der neuen IP-Audioinfrastruktur ist ein mc²56 MkIII Mischpult. ©Lawo

Mit Beginn der Konzertsaison 2025/26 arbeitet der ORF im Wiener Musikverein mit einer grundlegend erneuerten Tonregie. Das Herzstück der Installation ist ein IP-basiertes Audiosystem von Lawo. Die Umstellung soll nicht nur die Klangqualität weiter steigern, sondern auch die Betriebssicherheit bei Live-Übertragungen verbessern. Das ist besonders relevant, weil von diesem Regieplatz aus auch das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker für ein Millionenpublikum weltweit übertragen wird.

Die Entscheidung fiel bewusst auf Lawo. Ein wesentliches Argument war die Möglichkeit, Synergien mit anderen ORF-Produktionsstandorten zu schaffen. „Das neue System ist nicht nur eine Erneuerung, sondern auch der Einstieg in die neueste Audio-IP-Technologie, die uns bei künftigen Anpassungen und der Anbindung externer Geräte große Flexibilität eröffnet“, sagt Reinhard Tomek, Projektleiter im Bereich Audiotechnik beim ORF. „Die Integration in Lawos HOME-Plattform ermöglicht eine deutlich einfachere Verwaltung, während Schnittstellen zu externen IP-fähigen Systemen jederzeit offenstehen.“

Technik: mc²56, UHD Core und Waves-Integration

Im Zentrum steht ein mc²56 MkIII Produktionsmischpult mit 48 Fadern, das an einem A__UHD Core mit einer Lizenz für 256 DSP-Kanäle betrieben wird. Zwei A__stage80 Stageboxen stellen die Anbindung bereit. Die Signalarchitektur wird über die HOME-Plattform verwaltet.

Das Mischpult läuft mit Softwareversion 12.2, die zahlreiche Weiterentwicklungen mitbringt. Dazu zählen ein neuer 7-Band-EQ mit drei dynamischen Bändern, optimierte Kanaldisplays, verbesserte Kreuzschienensteuerung über die HOME API sowie Bank- und Layer-Umschaltungen direkt über die Faderpanel-Tasten. Frühere Releases wie 10.12 und 12.0 hatten bereits den Weg zu einer engeren Verzahnung von Konsole, DSP und Netzwerk bereitet.

Zusätzlich ist das System vollständig mit Waves SuperRack V15 integriert. Plug-ins lassen sich über den Immersive Wrapper für Setups wie 5.1.4, 7.1.4 oder 9.1.4 direkt vom Pult aus einbinden. „Die Möglichkeit, Waves-Processing nativ im Pult zu steuern, bedeutet für die Operatoren im Livebetrieb eine erhebliche Vereinfachung“, erläutert Tomek. „Man kann komplexe Klangbearbeitungen direkt in die Workflows integrieren, ohne zusätzliche Workstations oder Umwege.“

Schulung und erster Einsatz

Nach der Inbetriebnahme im August erhielten die Tonmeisterinnen und Tonmeister eine dreitägige Schulung durch Lawo. Am 20. September 2025 kam die neue Anlage beim Eröffnungskonzert mit den Münchner Philharmonikern unter der Leitung von Lahav Shani erstmals zum Einsatz. „Für die Kollegen war es trotz der neuen Technik eine ganz normale Produktion – ein gutes Zeichen dafür, dass sich das System intuitiv bedienen lässt und die Umstellung reibungslos verlaufen ist“, so Tomek.

Zukunftsweisende Klanginfrastruktur

Mit der Modernisierung der Tonregie legt der ORF die Grundlage für langfristig stabile Produktionsbedingungen und hohe technische Qualität. Die neue IP-Infrastruktur ermöglicht flexible Workflows und unterstützt die präzise Abbildung der besonderen Akustik des Großen Saals des Wiener Musikvereins.