Software statt Sendewagen – SVT setzt neue Maßstäbe bei Rally Sweden

Sveriges Television (SVT) realisiert erstmals die Produktion der Rally Sweden vollständig software-definiert

1
Remote-Produktion der Rally Sweden
Remote-Produktion der Rally Sweden ©Dennis Buhr/SVT

Sveriges Television (SVT) hat bei der Rallye Schweden 2025 erstmals eine Live-Sportproduktion vollständig softwarebasiert umgesetzt. Beim zweiten Lauf der FIA-Rallye-Weltmeisterschaft in Umeå testete der öffentlich-rechtliche Sender ein innovatives Produktionsmodell, das ohne herkömmliche Broadcast-Hardware auskommt und damit neue Maßstäbe setzt.

Ateliere Lösung Teil der Remote-Produktion

Die von SVT genutzte cloudbasierte Live-Produktionslösung „Ateliere Live“ ermöglicht eine Reduktion der Produktionskosten – der Sender gibt Einsparungen von rund 50 Prozent pro Sendestunde an. Sie verzichtet auf kostenintensive, proprietäre Geräte und setzt stattdessen auf handelsübliche Computerhardware (COTS), darunter NVIDIA-GPU-Technik.

„Wir haben eine komplexe Live-Produktion erstmals komplett auf Softwarebasis durchgeführt. Damit haben wir die Konzeptphase hinter uns gelassen und sind nun voll einsatzfähig in software-definierten Workflows“, erklärt Christoffer Ainek, Technischer Produzent bei SVT.


REMI-Produktion bei der Rally Sweden

  • Lokale Kontrolle: Ein lokales WRC-Netzwerk fungierte als Ingest-Knotenpunkt für die multilaterale weltweite Übertragung, während die UMEÅ-Einrichtungen der SVT als Drehscheibe für den schwedischen Kommentar und die Inlandsberichterstattung dienten und mit PTZ-Kameras und Kommentatoren-Kits ausgestattet waren.
  • Mobilität: Zwei Roaming-Reporter zeichneten mit Hilfe von Rucksäcken, die mit Mobiltelefonen verbunden waren, Reaktionen in Echtzeit auf und sorgten so für dynamische Inhalte vor Ort.
  • Zusammenarbeit: Das Produktionsteam nutzte einen hybriden Workflow mit dem Cloud-basierten NEO-System von SVT in Stockholm, um Live-Feeds, Bild- und Tonmischungen sowie Grafiken aus der Ferne zu verwalten.

Das neue Modell zeigt, wie traditionelle Übertragungswagen und aufwändige Hardware-Aufbauten zunehmend überflüssig werden könnten. Reporter arbeiteten mobil mit tragbaren, LTE-gebündelten Sendesystemen; die Steuerung der Sendungen erfolgte aus SVTs Studios in Stockholm und Umeå. Zudem nutzte SVT mit „NeoCom“ ein eigenes Open-Source-System zur Kommunikationssteuerung, was die Zusammenarbeit der remote arbeitenden Teams weiter optimierte.

Projekt „Neo“

SVT verfolgt mit dem Einsatz der neuen Technologie eine klare Strategie: das 2020 gestartete Projekt „Neo“ zielt darauf ab, den Sender vollständig in digitale Produktionsprozesse zu überführen. Langfristiges Ziel ist neben der Reduzierung der Umweltbelastung eine effizientere Nutzung der Ressourcen – Gelder, die so eingespart werden, sollen verstärkt in Inhalte investiert werden.

„Mit der Rallye Schweden haben wir den Beweis geliefert, dass voll softwarebasierte Produktionen nicht nur theoretisch möglich sind, sondern auch praktisch erhebliche Vorteile bringen“, sagt Dennis Buhr, Leiter Produktionsentwicklung bei SVT. „Diese Technologie ist ein entscheidender Schritt hin zu den Olympischen Spielen 2026.“

Die Rallye Schweden 2025 war nun der erste Praxistest in großem Maßstab – und ein Vorgeschmack darauf, wie Sportübertragungen künftig gestaltet werden könnten.