Bei der 153. Ausgabe von The Open in Royal Portrush flog erstmals in der Geschichte des traditionsreichen Golfturniers eine Seilkamera über dem 18. Grün. spidercam setzte gemeinsam mit EMG und Unusual Rigging damit ein Zeichen für innovative Bildperspektiven in einer Sportart, die sonst neue Technik nur zögerlich aufnimmt.
Neue Perspektiven im Golfsport
Seilkamerasysteme gehören längst zum Standard bei Fußball, Rugby, Cricket und großen Live-Events. In einem Golf-Major erwiesen sie sich bislang jedoch als heikel, weil das Spiel höchste Ansprüche an Ruhe, Konzentration und freie Sichtachsen stellt. Für Portrush entwickelte das Team deshalb ein maßgeschneidertes Vier-Punkt-System, das sich unauffällig in die Anlage einfügte und gleichzeitig Stabilität bei den Küstenwinden bot.
„Jedes Detail wurde individuell entworfen, um Sicherheit und Stabilität zu garantieren – besonders wichtig im Windzonen-4-Gebiet von Portrush“, erklärt Jason White, Senior Production Rigger bei Unusual Rigging.
Technische Umsetzung
Das eingesetzte System bestand aus einer spidercam ELITE mit neu entwickeltem X Dolly. Den Remote Head übernahm ein Newton S2, bestückt mit einer Sony P43 UHD-Kamera. Ein dreiköpfiges Team aus Pilot, Operator und Techniker steuerte die Anlage im Wechselbetrieb. Für die Planung nutzte spidercam eine eigene Simulationssoftware, die Flugrouten, Kabelwege und Sicherheitszonen virtuell abbildete.
Planung aus der Ferne
Die gesamte Konzeption fand ohne Vor-Ort-Begehung statt. Stattdessen arbeitete das Team mit Drohnenaufnahmen, CAD-Daten und dem hauseigenen Simulationssystem. Auf diese Weise plante es Kabelwege, erkannte potenzielle Hindernisse und prüfte Sicherheitsaspekte im Detail. Das Verfahren erwies sich als zuverlässig und zeigte, dass sich komplexe Setups auch unter logistischen Einschränkungen präzise vorbereiten lassen.
Betrieb unter anspruchsvollen Bedingungen
Die Installation am Küstenkurs verlangte zusätzliche Vorkehrungen. Um die Windsituation permanent im Blick zu haben, installierten die Techniker Anemometer und leiteten die Messdaten direkt an die Bedienplätze weiter. Sie legten zudem feste „No-Fly“- und „Safe-Park“-Zonen fest, um Spieler, Zuschauer und Ausrüstung zu schützen.
Während des Turniers stimmten sich die Operatoren eng mit den Bildregisseuren ab. Sie wählten Kamerafahrten, die den Spielfluss respektierten und gleichzeitig neue Blickwinkel eröffneten – von Nahaufnahmen entscheidender Putts bis zu weiten Überflügen über das Publikum.