Wenn ein Fernsehsender sein Hauptquartier wechselt, ist das meist ein logistisches Großprojekt. Beim georgischen Sender Rustavi 2 wurde der Umzug jedoch zum Ausgangspunkt für eine umfassende Transformation. Gemeinsam mit Broadcast Solutions entschied sich der größte und populärste TV-Sender des Landes nicht nur für neue Technik, sondern für eine grundlegende Neuausrichtung der Produktionsabläufe.
„Wir haben den Umzug in ein neues Hauptquartier als Chance gesehen, unsere Arbeitsweise komplett zu transformieren.“
Dudu Kurdegelia, CTO von Rustavi 2
Ein Standortwechsel als Katalysator
Die bestehende Infrastruktur von Rustavi 2 war über Jahre hinweg gewachsen und technisch an Grenzen gestoßen. Zugleich stand der Umzug in ein neues Gebäude in Tiflis an. Anstatt alte Systeme ins Neue mitzunehmen, nutzten die Verantwortlichen den Moment, um die Arbeitsweise des Senders zu hinterfragen. Broadcast Solutions erhielt den Auftrag, eine moderne Plattform zu entwickeln, die Live-Produktion, Redaktion und Archiv nahtlos miteinander verbindet.
Archiv als verborgene Schatzkammer
Besondere Aufmerksamkeit galt dem Archiv, das jahrzehntelang Material in unterschiedlichen Formaten sammelte – von NAS-Systemen bis zu LTO-5-Bändern. Vieles davon war schwer zugänglich und damit kaum nutzbar. Broadcast Solutions entwickelte Prozesse, um das gesamte Material zu digitalisieren, zu vereinheitlichen und in eine zentrale Datenbank zu überführen.
Die Basis bildet nun eine maßgeschneiderte Asset-Management-Plattform mit hierarchischem Speicher auf DACs ALTO-System. Dessen „Sleeping Drive“-Technologie reduziert den Energieverbrauch und sorgt gleichzeitig für Skalierbarkeit. Mehr als eine halbe Million Beiträge stehen jetzt unmittelbar für die Nachrichtenproduktion zur Verfügung – ein entscheidender Schritt, um das journalistische Erbe in den Alltag zurückzuführen.
Neue Workflows für eine schnelle Redaktion
Neben der technischen Basis ging es vor allem um effizientere Abläufe. Mit Octopus als NRCS-Newsroom-System entstand ein Setup, das Journalisten ermöglicht, ihre Beiträge von der Recherche über den Schnitt bis zur Ausstrahlung selbst zu steuern. Metadatenstrukturen und Workflow-Logiken wurden individuell auf die Redaktion zugeschnitten.
Wandel ohne Stillstand
Die Umsetzung erfolgte in mehreren Phasen, um den 24/7-Betrieb des Senders nicht zu gefährden. Bereits im Herbst 2024 ging die neue Baseband-Infrastruktur online, Anfang 2025 folgten Archiv- und Workflow-Systeme. Parallel dazu fanden Schulungen für Journalisten, Operator und Ingenieure statt, damit der Übergang reibungslos gelang.
Heute arbeitet Rustavi 2 mit einem integrierten System, das Redaktion, Archiv und Produktion enger verzahnt. Journalisten können auf historische Inhalte ebenso zugreifen wie auf aktuelle Feeds, Beiträge entstehen schneller und mit größerer Eigenständigkeit. Für das Publikum bedeutet das: mehr Tiefe, mehr Tempo, mehr Kontext.