Der deutsche TV-Produktionsdienstleister Studio Berlin hat mit dem Ü10 einen neuen UHD/HDR Übertragungswagen in Betrieb genommen. Dieser wurde bei der Live-Produktion des Deutschen Fernsehpreises (RTL) bereits erfolgreich eingesetzt. Studio Berlin verfolgte bei der Planung und Umsetzung des Ü10 neue innovative Wege für mobile Produktionseinheiten. Der Übertragungswagen bietet durch einen Ausschub auf ca. 60m2 Arbeitsfläche bis zu 26 Personen ausreichend Platz für eine entspannte Arbeitsatmosphäre. Er kann mit bis zu 24 UHD-Kameras arbeiten und wird durch einen modernen Rüstwagen komplettiert. Der Ü10 ist das zweite Produktionsfahrzeug (nach dem Ü9), das Studio Berlin zusammen mit dem Systemintegrator Broadcast Solutions geplant und gebaut hat. Die größte konzeptionelle Neuerung des Ü10, die in dieser Konsequenz noch nie umgesetzt wurde, besteht in der Trennung von Regie und Technik. Die technischen Komponenten sind nicht wie üblich im Ü-Wagen verbaut, sondern komplett in einem zentralen Geräteraum im Rüstwagen untergebracht. Beide Fahrzeuge werden durch einen Interlink miteinander verbunden. Durch die Größe und das Konzept des Fahrzeugs ist das Unternehmen auch weiterhin bestens gerüstet, selbst die größten Sportproduktionen und Showevents umzusetzen.
Der Ansatz, große Teile der Technik im Rüstwagen zu verbauen, bietet viele Vorteile bei Produktionen und für die Teams im Ü-Wagen. Durch diese Auslagerung stehen den Produktionsteams zusätzliche Arbeitsplätze zur Verfügung und die Arbeitsbereiche werden entzerrt. So können die Mindestabstände zwischen Arbeitsplätzen eingehalten werden, was Plexiglastrennwände unnötig macht. Das ausgeklügelte Raumkonzept hat auch positive Auswirkungen auf die flexible Nutzung bei Produktionen. Durch das Verfahren von Türen und Monitorwänden lässt sich ganz leicht aus den zwei Regien eine Großraumregie realisieren. Ebenso wurde die Klimatechnik vereinfacht und der Lärmpegel im Fahrzeug verringert. Da keine getrennten Klimakreisläufe für die Technik notwendig sind, konnten sich die Planer ganz darauf konzentrieren, die Klimaanlage auf die Personen im Fahrzeug auszurichten – ein gewichtiger Faktor, um die Wohlfühlatmosphäre im Ü10 zu verbessern. Darüber hinaus wurden bei der Planung der Klimatechnik natürlich auch die aktuellsten technischen Innovationen integriert, um Keime und Bakterien aus der Luft zu filtern und mit UVC-Flutung unschädlich zu machen. Die Frischluftzufuhr und der Luftaustausch des Fahrzeugs liegen weit über den gesetzlichen Normen. Unabhängig von COVID-19 reduzieren diese Maßnahmen beim Arbeiten auf engstem Raum auch die Verbreitung von anderen Ansteckungskrankheiten.
Nick Zimmermann, Geschäftsführer Studio Berlin, zu den strategischen Überlegungen bei der Planung des Ü10: „Der Ü10 ergänzt unsere UHD/HDR-Strategie, welche wir mit dem Ü9 vor vier Jahren begonnen haben, um ein weiteres großes Fahrzeug. Wir haben bei der Umsetzung von hochwertigen Produktionen in UHD/HDR großes Know-how aufgebaut, das auch in die Planung des Ü10 eingeflossen ist. Gerade im Sport oder bei großen Shows können wir unsere Dienstleistungen auf höchstem technischen Niveau erbringen. Insbesondere bei UHD-Produktionen hat der klassische Ü-Wagen aus unserer Sicht noch immer eine hohe Existenzberechtigung. Umso mehr, wenn man ein innovatives Konzept verfolgt, wie wir das im Ü10 getan haben.“
Technik des Ü10 von Studio Berlin
Der Ü10 verfügt über 26 Arbeitsplätze und kann Produktionen mit bis zu 24 UHD-Kameras (Grass Valley LDX 86N) sowie weiteren Wireless-Kameras umsetzen. Im Ü-Wagen ist ein Grass Valley Bildmischer 12G K-Frame XP Compact mit XTREME Option verbaut. Zwei Grass Valley Bedienpanels, ein Karrera K-Frame 3 M/E in der Hauptregie und ein Korona 2 M/E in der zweiten Regie, greifen auf den Bildmischer zu. Beim Kreuzschienenkonzept entschied sich Studio Berlin für die dezentrale Kreuzschienenlösung MediorNet von Riedel, die sowohl die Video- und Audiosignale als auch die Multiviewer verwaltet. Mit 38 UHD-MicroN-Einheiten setzt das Unternehmen in der Verwaltung von UHD- und HD-Signalen neue Maßstäbe. Herzstück der beiden Audioregien sind zwei Lawo Audiokonsolen. Eine mc256 MK III (64 Fader) Konsole mit voll redundanten UHD-Cores arbeitet in Audioregie 1, eine Lawo mc236 (16 Fader) Konsole in Audioregie 2. Insbesondere wichtig für die Umsetzung von Sportproduktionen ist eine ausreichende Anzahl an Slowmotion Servern. Im Ü10 können acht EVS Server oder Grass Valley LiveTouch Server in maximaler Ausbaustufe betrieben werden.
Matthias Alexandru, Technischer Leiter bei Studio Berlin, erläutert das technische Konzept des Fahrzeugs: „Im Prinzip lässt sich unser Ansatz mit dem Slogan [gt]Der Ü-Wagen als Arbeitsbereich wird zur Stagebox[lt] umschreiben. Mit der Auslagerung der Technik gewinnen wir Platz und reduzieren die Klimatechnik sowie das Gesamtgewicht des Fahrzeugs. Wir können die Anforderungen an Technik und Workflows bei unterschiedlichen Produktionen sehr schnell und ad-hoc realisieren. Der Einbau der Technik im Rüstwagen eröffnet uns dort mehr Flexibilität, um Kapazitäten zu erweitern oder anzupassen. Durch die Auslagerung der Technik, die dezentrale Kreuzschiene, die wandelbare Raumaufteilung und das Workflow-Konzept für UHD/HDR Produktionen sind wir mit dem Ü10 bestens gerüstet für die Zukunft.“
Studio Berlin verfügt über erhebliche Erfahrungen bei der Umsetzung von UHD/HDR-Produktionen, die sich das Unternehmen zusammen mit Regisseuren und Lichtgestaltern erarbeitet hat und die sich auch in der Planung des Ü10 niedergeschlagen haben. Seit langem arbeitet Studio Berlin mit dem Single Master Workflow (wobei natürlich auf Kundenwunsch auch Dual Master möglich ist) und hat die Arbeitsplätze der Bildtechnik optimal für diese Produktionsweise geplant. Vier 31“ UHD/HDR Klasse 1 Monitore machen die perfekte Beurteilung des HDR-Signals möglich. Ein weiterer 55“ Monitor zur Überprüfung der UHD Signale steht, in einem passenden Blickwinkel angeordnet, für die Ingenieure und Gestalter bereit.
Um die Sendesicherheit weiter zu erhöhen wurde eine leistungsfähige USV-Pufferung verbaut. Der Ü10 kann im Falle eines Stromausfalls die komplette Produktion für 15 Minuten über Batteriestrom aufrecht erhalten. Damit bleibt Zeit zu reagieren und im Notfall die Stromquelle zu wechseln. Ein etwaiges Dieselaggregat muss nicht zwangsweise parallel im Einsatz sein – ein weiterer Beitrag zu nachhaltigen Green Productions.