Ralf Reppin, Geschäftsführer der österreichischen Remotion Medienproduktion & Service GmbH, ist mit seinem Unternehmen seit dem Jahr 2000 im Broadcast-Bereich tätig. Seit 2010 setzt das Unternehmen drei SNG-Fahrzeuge von Broadcast Solutions ein, um unterschiedlichste Produktionen von täglichen Formaten für den ORF bis hin zu Industrieproduktionen abzudecken. Aufgrund der Veränderungen in der Branche und der Herausforderungen durch die Corona-Pandemie vor zwei Jahren sah sich Remotion in die Lage versetzt, neue Wege zu gehen. Erklärtes Ziel war die Außenproduktion und so trat Leppin erneut an Broadcast Solutions heran.
Vielseitiges Ü-Wagen-Konzept
Auf Basis des Modells S8L sollte ein Ü-Wagen entwickelt werden, der speziell auf die Bedürfnisse des österreichischen Marktes zugeschnitten ist. Gefragt war ein vielseitiger Ü-Wagen, der in den Bereichen Kultur, Sport und Industrie eingesetzt werden kann. „Der Bedarf ist auf jeden Fall da”, sagt Reppin und auch das Konzept eines standardisierten Fahrzeugs überzeugte. „Wir wollten Kinderkrankheiten vermeiden und direkt loslegen. Trotzdem konnten wir unsere eigenen Ideen und Anforderungen einbringen”, erzählt Reppin.
Broadcast Solutions Streamline-Serie
Der S8L gehört bei Broadcast Solutions zur Streamline-Familie, einer Ü-Wagen-Baureihe, die sich durch ein weitgehend standardisiertes Layout auszeichnet. Das spart Kosten und beschleunigt die Entwicklung. Der S4 ist der kleinste Vertreter der Serie und kann maximal vier Kameraproduktionen realisieren, der A24 ist der größte Ü-Wagen mit maximal 24+ 4 Kameras. Dazwischen liegt der von Remotion in Auftrag gegebene S8L, der auf ein großzügiges Raumangebot ausgelegt ist und im Gegensatz zum S8 einen zusätzlichen Rüstwagen benötigt.
Raumaufteilung S8L
Der Aufbau des Fahrzeugs ist einfach. Keine Schubladen an den Seiten, die Technik ist gut zugänglich im Heck untergebracht. „Das ist sehr praktisch. Man muss nur die beiden seitlichen Türen öffnen, um an die Technik zu kommen”, erzählt Reppin. Vor dem Technikrack befindet sich die Bildtechnik, in der Mitte des Fahrzeugs ist die Tonregie untergebracht und hinter dem Fahrerhaus die Bildregie. „Die Tonregie in der Mitte ist vielleicht etwas ungewöhnlich, aber für uns sehr praktisch, weil wir so zwei Eingänge haben. Die Produktion hat ihren eigenen Eingang, die Technik hat ihren eigenen Eingang und die Tontechniker haben die Qual der Wahl”, so Reppin.
Baseband-Übertragungswagen
Reppin entschied sich zusammen mit Broadcast Solutions ein Baseband-Fahrzeug zu bauen – mit Ausnahme der Tonregie. Auch hier stand die möglichst einfache Nutzung im Vordergrund. „Videotechnisch ist es ein Baseband-Fahrzeug, also 3G bis 12G, und audiotechnisch basiert das Fahrzeug auf Lawo-Technik und AES67/RAVENNA”, so Reppin und erklärt die Hintergründe: „Wir sehen keine Notwendigkeit für IP wegen der kurzen Kabelwege. Und auch von der Benutzerfreundlichkeit her ist das Leben mit Baseband viel einfacher. Ich brauche keine zusätzlichen Techniker, die sich mit IP auskennen. Ich kann eigentlich auf das Standardpersonal zurückgreifen.”
Verbaute Technik – Best-of-Breed
Bei der verbauten Technik entschied sich das Team von Remotion für einen interessanten Best-of-Breed Ansatz verschiedener Hersteller. So kommen etwa die Kameras von Grass Valley. Reppin ließ standardmäßig sechs LDX 86N plus zwei drahtlose Kameras verbauen. „Der Ü-Wagen ist jedoch für zwölf Kameras vorverkabelt”, erzählt der Geschäftsführer.
Als Kreuzschiene setzt Remotion auf eine Ross Ultrix: „Weil sie klein und kompakt ist und auch wegen der Audio-Embedding- und De-Embedding-Funktion, die wir brauchen, um auf MADI zu kommen”, so Reppin.
Der Videomischer wiederum kommt von Sony. Der XVS-G1 erfülle laut Reppin alle Anforderungen und sei im Gegensatz zu der 7000er und 8000er-Serie ein Mischer der neuen Generation. Der XVS-G1 bietet vier M/E in HD und zwei M/E in UHD.
Die eingesetzte Audiokonsole ist eine Lawo mc²36 MKII. Abgemischt wird über ein 5.1 Audiosystem von Genelec.
Beim Thema Intercom vertraut Remotion auf das 1024-Artist-System von Riedel Communications. „Natürlich in der entsprechenden Skalierung für das Fahrzeug. Wir haben 64 Boards auf diesem Riedel Intercom lizenziert, erweitern jetzt um das neue Processing Board, um auch in die Dante-Welt kompatibel zu sein”, erklärt Reppin. Und auch Riedel Mediornet UHD kommt für die Anbindung der beiden Stageboxen zum Einsatz.
Nicht zum Einsatz kommt hingegen der Simplylive Videoserver von Riedel, der bis zuletzt in der engeren Auswahl stand, erzählt Reppin: „Die Entscheidung fiel letztendlich auf das XT VIA System von EVS. Zum einen lassen sich leichter Operator finden, zum anderen fragen unsere Kunden auch explizit nach EVS-Servern.”
Als kleine Finesse verfügt der neue Remotion Ü-Wagen schließlich noch über eine Kabelrollanlage im Heck und unter der eingebauten Technik. „Die Kabelrollanlage bringt ein bisschen Komfort. Und ich habe keine Türme von irgendwelchen Kabeltrommeln neben dem Ü-Wagen stehen. Die sind immer im Weg und keiner will sie tragen.” Dabei steht die Kabelrollanlage Pate für das gesamte Fahrzeugkonzept. „Von all der Technik und den Finessen, die mir an Ü-Wagen schon immer gefallen haben, konnte ich die besten Dinge bei uns einbauen. Das funktioniert und freut mich sehr”, erzählt Reppin.