SMPTE hat den nächsten Schritt in Richtung einer einheitlichen Steuerungsebene für moderne Medienumgebungen eingeleitet. Anfang Juni veröffentlichte die Organisation die ersten offiziellen Dokumente zur Catena-Spezifikation. Diese sollen künftig als Grundlage für ein standardisiertes Protokoll dienen, das die Steuerung unterschiedlichster Mediengeräte und -dienste ermöglicht – unabhängig davon, ob sie lokal, cloudbasiert oder in hybriden Szenarien betrieben werden.
Die Vorstellung der Catena-Dokumente erfolgte während der SMPTE Technology Committee Meetings in Tokio. Dort wurden die Inhalte an den zuständigen 34CS Technology Committee übergeben, der sich mit der Steuerung von Mediensystemen und -diensten befasst.
„Catena gehört zu den umfangreichsten Standardisierungsprojekten der SMPTE in den vergangenen Jahren. Da Medienworkflows heute zunehmend in lokalen, cloudbasierten und hybriden Umgebungen stattfinden, wächst der Bedarf an einer einheitlichen, sicheren und herstellerunabhängigen Steuerungsebene.“
Chris Lennon, Leiter der Normenstrategie bei Ross Video und SMPTE-Fellow
Eine Antwort auf proprietäre Steuerprotokolle
In der Medienbranche kommen derzeit Hunderte verschiedener, oft proprietärer Steuerprotokolle zum Einsatz. Diese Vielfalt erschwert nicht nur die Interoperabilität zwischen Systemen, sondern verkompliziert auch die Wartung und Weiterentwicklung von Produktionsinfrastrukturen.
Catena setzt genau hier an: Der offene Standard soll eine durchgängige, sichere und zugleich skalierbare Kontrollarchitektur bieten, die sich sowohl für einfache Geräte als auch für komplexe Systemlandschaften eignet. Damit will SMPTE eine Lösung schaffen, die über verschiedene Hersteller, Plattformen und Einsatzumgebungen hinweg funktioniert.
Technische Grundlage: Die ST-2138-Dokumentenreihe
Die erste veröffentlichte Dokumentengruppe ist als ST-2138-Suite bezeichnet und umfasst fünf zentrale Bausteine:
- ST 2138-00: Übersicht zur Catena-Architektur
- ST 2138-10: Modellierung der Steuerungskomponenten
- ST 2138-11: gRPC-basierter Verbindungstyp
- ST 2138-12: REST-basierter Verbindungstyp
- ST 2138-50: Sicherheitskonzept der Architektur
Diese Spezifikationen beschreiben sowohl die strukturellen Grundlagen der Kontrollarchitektur als auch die vorgesehenen Kommunikationsprotokolle. Dabei unterstützt Catena die gängigen Schnittstellenmodelle, um eine möglichst breite Kompatibilität sicherzustellen.
Offener Entwicklungsansatz mit GitHub-Anbindung
Ein wesentliches Merkmal von Catena ist der Open-Source-Ansatz. Über ein öffentliches GitHub-Repository stellt SMPTE nicht nur die Dokumente selbst, sondern auch begleitende Dateien wie Schnittstellendefinitionen und Schemata bereit. Dadurch können Hersteller, Entwickler und Systemintegratoren frühzeitig auf die Spezifikation zugreifen und eigene Anwendungen darauf aufbauen.
Derzeit plant SMPTE, die initialen Dokumente in den Status eines sogenannten Public Committee Draft (PCD) zu überführen. In dieser Phase sollen erste Implementierungen in der Praxis erprobt werden. Gleichzeitig können Unternehmen Rückmeldungen an das Gremium geben, sodass die finale Version auf realen Erfahrungen basiert.
Weiterentwicklung und Beteiligungsmöglichkeiten
Die Arbeiten an Catena erfolgen im Rahmen der Rapid Industry Solutions Open Services Alliance (RIS-OSA), einer SMPTE-Initiative zur beschleunigten Standardisierung. Ziel ist es, nach einer Test- und Feedbackphase möglichst zügig in die abschließenden Freigabe- und Genehmigungsprozesse einzutreten.
Alle Interessierten können sich aktiv an der Weiterentwicklung beteiligen. SMPTE stellt dafür zentrale Ansprechpartner bereit, über die eine direkte Kontaktaufnahme möglich ist:
- [email protected]
- [email protected] (Anthony Catalano)