Produzenten fordern transparente Auftragsvergabe

Dokumentarfilmer und Filmproduzenten wollen mit den öffentlich-rechtlichen Sendern in einen Diskurs um faire Auftragsvergabe treten und fordern vor allem mehr Transparenz und Wettbewerbsgleichheit ein. MDR-Intendantin Karola Wille lehnt im Auftrag der ARD-Intendanten das Gesprächsangebot ab.

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Produzenten fordern transparente Auftragsvergabe

Die AG Dokumentarfilm, der film & fernseh produzentenverband nrw, der Verband Deutscher  Filmproduzenten sowie der VFFVmedia hatten bereits im Herbst vergangenen Jahres einen Verhaltenskodex für die Vergabe von Auftragsproduktionen durch öffentlich-rechtliche TV-Sender in der Bundesrepublik Deutschland (Code of Practice) vorgelegt verbunden mit einem Gesprächsangebot. Dieser Verhaltenskodex folge dem Vorbild der BBC und soll die gebotene Transparenz und Wettbewerbsgleichheit gewährleisten, heißt es in einer Pressemitteilung der Verbände.

In dem Antwortschreiben, das die MDR-Intendantin Karola Wille (Foto) im Auftrag aller ARD-Intendanten unterzeichnet hat, wurde das Gesprächsangebot abgelehnt. Man habe keine Veranlassung zur näheren Beschäftigung mit dem vorgelegten Verhaltenskodex, denn die bisherige Zusammenarbeit mit den Produktionsfirmen sei gut, erfolgreich, vertrauensvoll und transparent genug.

In einem offenen Brief haben die Verbände nun wieder geantwortet. Darin heißt es: „Wir bedauern dies sehr. Wir sehen die derzeitige mediale Diskussion über die Mittelverwendung, Programmqualität und Transparenz der öffentlich-rechtlichen Sender mit großer Besorgnis, da sie letztendlich die Bestandsberechtigung in Frage stellen kann. Wir stehen zu ARD und ZDF und zu engagierten Redakteuren und Programmmachern. Ohne die öffentlich-rechtlichen Sender würde die Programmqualität und –vielfalt hierzulande noch weiter absinken. Das darf uns aber nicht daran hindern, auf Fehlentwicklungen hinzuweisen und für eine dringend notwendige Reform und lückenlose Transparenz bei der Auftragsvergabe zur Herstellung hochwertiger TV-Programme zu streiten.“

In dem Brief sprechen die Verbände einen Revisionsbericht durch die Juristische Kommission der ARD an, der die Auftragsvergabe der ARD kritisch durchleuchte und zahlreiche Änderungen der bisherigen Praxis empfehle. Die Produzenten stellen die Frage, warum dieser Bericht entgegen allen Transparenz-Beteuerungen nicht veröffentlicht und auch noch nicht den Kontrollgremien vorleget worden sei.

Kritik üben die Verfasser auch an der Verteilung des Etats und monieren, dass die steigenden Kosten für Verwaltung und Altersversorgung mehr und mehr auf Kosten der Fernsehproduzenten und Fernsehschaffenden gedeckt werden. „Diese Sparpolitik im Programmbereich führt nicht zuletzt dazu, dass den Gebührenzahlern schon jetzt nicht mehr die Programmvielfalt und -qualität geliefert wird, auf die sie einen verfassungsrechtlichen Anspruch haben.“ (2/13)