Auch der NDR hat ein Problem mit Online-Votings

Nach den gefälschten Ratings für die Unterhaltungsshow „Deutschlands Beste“ beim ZDF ist jetzt auch der NDR fündig geworden und tritt mit einer Pressemeldung die Offensive an.

2
Auch der NDR hat ein Problem mit Online-Votings

Bei einigen Unterhaltungssendungen im NDR Fernsehen, die auf nicht repräsentativen Online-Votings basierten, haben Redaktionen aus unterschiedlichen Gründen Rangfolgen verändert, ohne dies transparent zu machen, wie der NDR mitteilt. Weil Bildrechte fehlten, die Materiallage schlecht war oder aus dramaturgischen Gründen wichen einzelne Platzierungen in so genannten Ranking-Sendungen vom tatsächlichen Online-Voting ab.

Die betroffenen Sendungen waren Zusammenschnitte und bis auf eine Ausnahme nicht moderiert. Außerdem haben Redaktionen von Musik-Hitparaden in zwei Radioprogrammen in solchen Fällen einzelne Voten relativiert, wenn diese offenbar von außen manipuliert worden waren. Dabei wurde versäumt, dies im Programm kenntlich zu machen.Wie der NDR weiter mitteilt, handelte sich in allen Fällen um Unterhaltungssendungen. Beim NDR sind bei Rankings weder im Fernsehen noch im Radio repräsentative Umfragen verwendet worden. Produktionen, die der NDR für Das Erste herstellt, sind nicht betroffen. „In keinem Fall wurden Protagonisten des NDR bevorzugt. Der NDR hatte die interne Untersuchung nach Berichten u. a. des Medienmagazins „Zapp“ über die Geschehnisse im ZDF („Deutschlands Beste!“) veranlasst“, so die Pressemitteilung voom NDR.

„Ich halte die festgestellten Fälle für nicht hinnehmbar, vor allem auch weil sie nicht transparent gemacht wurden, selbst wenn sie im Einzelfall in ihrer Tragweite überschaubar erscheinen mögen“, sagt NDR Intendant Lutz Marmor (Foto). „Wir werden zukünftig alles dafür tun, selbst geringfügige Abweichungen zu vermeiden und offen darzulegen, wenn sie im Ausnahmefall redaktionell geboten sind. Deshalb haben wir vorläufige Leitlinien zum Umgang mit Online-Votings entwickelt, die wir noch mit unseren Gremien beraten werden. Zudem sollen Online-Votings im NDR künftig restriktiver eingesetzt werden.“

In den Jahren 2013 und 2014 hat der NDR insgesamt 30 Rankings im Fernsehen als Erstsendungen produziert. 2014 gab es in keiner Erstsendung Abweichungen zum Online-Voting, 2013 waren es zwei. Bei der Sendung „Die schönsten Gärten und Parks des Nordens“ vom 20.12.2013 wurde der Elftplatzierte („Planten un Blomen“, 81 Clicks) auf Rang zehn vorgezogen, auf dem tatsächlich der Rhododendronpark Ammerland (88 Clicks) gelandet war. Grund: Für „Planten un Blomen“ stand besseres Bildmaterial zur Verfügung. In einer weiteren Sendung („Die schönsten Mühlen Norddeutschlands“) war versehentlich ein Mühlenmuseum mit zur Abstimmung gestellt worden, in der Sendung sollte es aber um historische Einzelmühlen gehen. Obwohl das Museum beim Voting 89 Clicks erzielt hatte, wurde es im Ranking nicht berücksichtigt.

Die einzige moderierte Ranking-Show war die „Top Flops Gala 2013“. Die Zuschauerinnen und Zuschauer konnten in einem Voting über die Vorauswahl der schönsten Fernsehpannen und Versprecher des Jahres entscheiden. Die Schlussauswahl traf die Redaktion, was in der Moderation jedoch nicht gesagt wurde (8/14)

Bild: NDR/David Paprocki