Baukastenprinzip

Die Kölner Niederlassung der sonoVTS GmbH präsentierte am 11. Februar auf dem MMC Studiogelände eine neue modulare Flightpack-Regie. Das Gesamtsystem soll sehr flexibel und kostengünstig einsetzbar sein und individuelle Kundenanforderungen perfekt bedienen.

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Baukastenprinzip

„Wir erfinden das Rad nicht neu, aber unser neues mobiles Regiesystem ist sicher eine Bereicherung, wenn es um Außenübertragungen geht“, meint Georg Platen, Niederlassungsleiter der Kölner Dependance von sontVTS bei den MMC Studios. Genau dort stellte er der Branche ein neues „Mobile Production Kit“ vor. In den Versionen „klein“, „mittel“ und „groß“ bieten die Kölner jetzt eine modulare Regie an. Sie kann für den Einsatz von zwei bis 14 Kameras konfiguriert werden, „so wie es der Nutzer braucht“: „Im Eventbereich sind die Anforderungen etwas geringer, für die klassische Fernsehproduktion sind die Anforderungen wesentlich höher“, erklärt Platen. „Das System ist überall dort einsetzbar, wo man mit einem Übertragungswagen nicht rankommt“, sagt er.

Als zentralen Punkt beschreibt Platen die 4k-Fähigkeit des Systems: „Mischer und Monitoring sind bereits entsprechend ausgelegt. Das System ist also zukunftsfähig – alles im High-end-Level.“ Vor allem bei vielen großen Industriekunden wird dieser Standard mittlerweile einfach vorausgesetzt. „Film-, TV- und Eventproduktionen werden immer vielschichtiger und unterschiedlicher in den Anforderungen an die eingesetzte Technik“, meint Platen. Als Dienstleister müsse man hierbei eine große Anpassungsfähigkeit an die verschiedensten Einsatzgebiete unter Beweis stellen. Mobile Flightcase-Regien und Ü-Wagen seien in ihren Kernsystemen meist wenig flexibel und nur mit großem Aufwand zu skalieren. SonoVTS habe deshalb mit den Erfahrungen aus den letzten Jahren und vielen Events Flightpack-Produktionseinheiten aufgebaut, die im Baukastenprinzip miteinander kombiniert werden können. Alle logischen Bausteine (Video- und Audio-Kreuzschiene, Bild- und Audio-Mischer, Intercom, IT, Kameras, Glue- und Processing-Systeme, Strom-Versorgung etc.) seien hierbei in fertig verkabelten, stapelbaren Racks in verschiedenen Ausbaustufen vorhanden. Platen: „Das Gesamtsystem lässt sich so perfekt anpassen und ist damit äußerst kosteneffektiv.“ Dasselbe Prinzip gelte für die Arbeitsplätze, um auch mit schwierigen räumlichen Bedingungen zurecht kommen zu können. Drei Monate Entwicklungszeit nahm die Zusammenfügung der bestehenden und selbst entwickelten Komponenten in Anspruch. Die mobile Einheit biete zum einen mehr Komfort und könne den individuellen Ansprüchen angepasst werden. Ein Vorteil, den Übertragungswagen nicht bieten würden, denn die Kunden könnten hier nur das bestehende Komplettpaket buchen.

Mobile Production Kit

● Das in Köln vorgestellte Mobile Production Kit besteht in der kleinen Variante aus folgenden Komponenten:

● Videokreuzschiene-Modul (ein Stück): Imagine Panacea DVKS, redundantes Netzteil, 32 x 32 Matrix, Multiformat SD/HD/3G, Imagine RCP 32×32 XY Bedienpanel (4 HE Rack)

● Bildmischer-Modul (ein Stück): Panasonic AV-HS 450 E, 1M/E mit zwei Keyern, 16 Inputs (SD/DVI), 4 SDI Outputs, 2 DVI Outputs, integrierter Multiviewer, Tally Auflösung, Multiformat SD/HD (3HE Rack)

● Kamera-Modul (zwei Stück): 4 x Sony HDCU – 2500, interne Verteilung für Takt/Return 1&2-Video/Intercom/ PGM – Audio, Tally-GPI/Intercom-Audio/PGM-Audio/Preview – GPI Steckfeld auf Rückseite, Wohler 4fach Monitorbrücke, Schublade für 4mal Sony RCP – 1500, 17 Zoll sonoVTS HD2line pro Display, Tektronix WFM 5000, Intercom & DVKS Bedienpanel, Bildtechniker arbeitet direkt am Rack (20HE Rack) Sony HDC – 2500 Kamera & div. Optiken und Stative

● AUX-Modul (drei Stück): Cisco 48 Port Switch, restl. Rackspace wird bei Bedarf mit Glue, Processing, NLE, EVS etc. bestückt (12 HE Rack)

● Audio Module (drei Stück): Yamaha QL1 od. QL5 Digitales Mischpult, verschiedene Yamaha-Dante-Interfaces (MADI, AES, Analog, Tischgerät)

● Intercom-Modul (ein Stück): Analog, 3x Zähl ASD-8 Summiermatrix, Zähl AIR-8-Sprechstelle, 2-Draht-Interface, Sonifex 8-Kanal-Abhörmodul (6HE-Rack), Zähl-AIR-8, AID-6, AID-1, AIB-1, Sprechstellen

● Takt-Module (zwei Stück): 2x Tectronix SPG 8000 Taktgenerator, 1x Tectronix ECO8000 Auto-Changeover, TLS-Verteiler (24 Port), HD-Bars & HD-Black Verteilung (je 8-Port), inklusive GPS- Antennen (6HE-Rack)

● lT-Modul (ein Stück): 2x config-PC (Xeon, 4 GB Ram, Raid, Win7), 2x Magellan Server (wird für Imagine IP3 DVKS benötigt), 2x VSM Server, G&D KVM Matrix 32 x 8 Port, Cisco 48 Port Switch (12 HE Rack)

● USV-Module (zehn Stück): 3kW Leistung – 240V 16A Schuko – Überbrückungsdauer: 15 Minuten oder 30 Minuten (optional externer Akku) bei Vollast (4HE Rack)

sonoVTS

sonoVTS deckt die Bereiche Systemintegration, Systemplanung, Consulting, Rental, Service, sowie den Vertrieb professioneller Broadcast Produkte ab. Darüber hinaus ist das Unternehmen Hersteller der Display Produktlinien HD2line und Q-Serie. Es bietet sowohl Planung und Inbetriebnahme von Video, Audio, Intercom, Steuerung und Broadcast-IT Komponenten an, als auch die Realisierung schlüsselfertiger Broadcast Systeme bis hin zur kompletten Konstruktion und Fertigung komplexer Übertragungswagen für Hörfunk und Fernsehen. Das Angebot der Rental Abteilung reicht von Dry Hire und kleinen Projekten bis hin zur Bereitstellung schlüsselfertiger Produktionseinheiten für weltweite Live-Events oder Sportgroßveranstaltungen.

An den vier Standorten München, Frankfurt, Eglhausen und Köln sind über 100 Mitarbeiter beschäftigt. Eigens für die internationale Kundschaft wurden Standorte in den USA und in Österreich eingerichtet.

Das Unternehmen übernahm beispielsweise für die Fußballweltmeisterschaft in Brasilien Detailplanung, Bau und Inbetriebnahme aller zwölf ERC (equipment room container). Ebenso wie der Bau der gesamten Infrastruktur (Regietische, Monitorwände) für alle Produktionsräume an den zwölf Fußballstadien. Entsprechend dazu wurde der Versand der 250 Tonnen schweren Technik nach Brasilien inklusive kompletter Logistik und Zollabwicklung der 36 Seecontainer durchgeführt.

Die Kölner Niederlassung konzentriert sich hauptsächlich auf die Vermietung von Broadcast Equipment. Weltweit werden den Kunden für die unterschiedlichsten Projekte, angefangen bei einzelnen Kamerasystemen und Optiken im Dry Hire bis hin zu fertig vorkonfigurierten Komplettsystemen wie die modulare Regie, die gewünschte Ausstattung zur Verfügung gestellt. Für die olympischen Winterspiele haben die Kölner große Mengen an EVSen, Optiken und Kamerazügen vor Ort in Sotchi zur Verfügung gestellt. Zur Fußballweltmeisterschaft lieferte die Niederlassung in der Domstadt mehr als 45 Sony HDC 2500 Kamerazüge und acht Sony HDC 3300R SSL Kamerazüge, über 20 Canon 100x/95x/86x Optiken, Weitwinkel, zahlreiche Stative und weiteres Zubehör.

In den „großen Projektjahren“, also immer dann, wenn große Livesport-Events wie Fußallweltmeisterschaften stattfinden, verdoppelt das Kernteam von drei Mitarbeitern den „normalen“ Jahresumsatz von einer Million auf zwei Millionen Euro. „Obwohl 2015 kein Jahr mit Großprojekten war, haben wir dennoch hier in Köln im Tages- und Systemgeschäft wieder sehr gute Umsätze realisieren können. Für 2016 mit Fußball EM und der Olympiade in Rio de Janeiro sind wir mehr als zuversichtlich“, erklärt Platen.

Generell setzt man bei sonoVTS auf fortlaufende Investments, um stets die qualitativ hochwertigste Technik anbieten zu können, „Discount-Anbieter“ wolle man nicht sein. Mit der modularen Regie wollen die Verantwortlichen den Ü-Wagen keine Konkurrenz machen, sondern sie unterstützen beziehungsweise ergänzen, etwa dann, wenn ein Ü-Wagen nicht eingesetzt werden kann und dafür dann die „fliegende Regie“ zum Einsatz kommt. Oder im Veranstaltungsbereich auf Messen.

Vorführungen wie in Köln sind für das Unternehmen wichtig: Zum einen, um besonders bei den technischen Abteilungen der Sender auf sich aufmerksam zu machen und um insgesamt zu zeigen, dass das Unternehmen mit seiner Ausstattung „state of the art“ bietet.

Wilfried Urbe

MB 1/2016

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