Herr Nöthen, Qvest hat jetzt die Firma TeraVolt übernommen, ein OTT-Unternehmen, das sich mit der Personalisierung von Sportinhalten beschäftigt. Wie kam es zu dieser Übernahme und wie passt TeraVolt zu Qvest?
Wir sind, glaube ich, vor einem halben Jahr mit den Gesellschaftern ins Gespräch gekommen und offen gesagt, Qvest und TeraVolt ergänzen sich richtig gut. TeraVolt macht OTT und OTT ist etwas, was Qvest bisher nur am Rande gemacht hat. Wir gehen bis zur Distribution, aber Qvest hatte bis dato noch keine OTT-Plattform im Portfolio. Wenn man sich allerdings heute einfach die Distributionssituation der weltweiten Broadcaster anschaut, dann ist OTT sicherlich etwas, was zwangsläufig nicht nur noch mitläuft, sondern im Zweifelsfall sogar das Geschäft in Zukunft dominieren wird. TeraVolt ist lokal stark etabliert, vor allem in Deutschland und angrenzend. Dann ist es natürlich ein perfektes Match mit einem Unternehmen wie Qvest, das weltweit agiert. Insofern ist das eine top komplementäre Geschichte zwischen TeraVolt und Qvest.
Bleiben alle Mitarbeiter und Führungskräfte von TeraVolt auch nach der Übernahme an Bord?
Unser Prinzip bei jeder Akquisition ist, dass wir nur erfolgreiche Unternehmen übernehmen. Das gesamte Management bleibt an Bord. Zwei der Geschäftsführer sind auch Gesellschafter. Die bleiben auch über die nächsten Jahre mit einem Geschäftsanteil im Unternehmen. Also hier geht es wirklich darum, dass wir Expertise einkaufen. Diese Expertise bündeln wir jetzt in einer unserer Practices, nämlich der OTT Practice. Und dort entwickeln wir TeraVolt mit allen rund 50 Mitarbeitern weiter.
Bleibt die Marke TeraVolt?
TeraVolt ist im Moment TeraVolt und wir verwenden immer, wenn wir Unternehmen dazugewinnen, den Zusatz “a Qvest Company”. Und so ist es im Moment auch – TeraVolt tritt im Moment alleine auf. Aber vor allem international wird es nunmal Qvest sein, die die Ausschreibungen macht, einfach weil wir auch in anderen Ländern unsere Niederlassungen haben. Perspektivisch muss man sehen, ob man die Marke TeraVolt mitzieht oder ob es irgendwann Qvest sein wird. Im Moment ist es TeraVolt.
Was sind die nächsten Ziele, die sich Qvest mit TeraVolt gesetzt hat?
Wir wollen das gesamte Produktportfolio von TeraVolt und auch die Expertise von TeraVolt internationalisieren. Und da ist das Produkt TVXRAY und dessen Weiterentwicklung schon eine große Komponente. Wir haben insgesamt etwas über 350 Softwareentwickler, die helfen können, hier Geschwindigkeit in die Fortentwicklung zu bringen.
Viele Unternehmen wie Grass Valley setzen darauf, eine eigene Plattform aufzubauen. Durch die Zukäufe scheint es fast so, als ob Qvest auf einer ähnlichen Mission ist. Ist dieser Eindruck gerechtfertigt?
Nein, Qvest ist ganz klar ein Serviceunternehmen. Wir gehen immer mehr in Richtung Dienstleistungen. Unsere Services sind jetzt in 15 Practices aufgeteilt, wo man ganz klar sagt, das ist die Expertise, das sind alles Services, da gibt es erst mal gar kein Produkt. Das ist keine Plattform, sondern wir unterstützen Kunden aus dem Bereich Media und Entertainment maßgeblich dabei, sich für die nächsten Jahre erfolgreich aufzustellen. Und erst einen Schritt später geht es darum, die Organisation richtig aufzubauen, ein Produkt zu designen, Software zu entwickeln und gegebenenfalls ein SaaS-System zu betreiben. Aber das ist keine Plattform, das ist ein Angebot an die Medien- und Unterhaltungsindustrie.
Apropos Angebot: Eines der wichtigsten Themen auf der Messe ist sicherlich die Implementierung von KI-gestützten Workflows. Wie geht Qvest mit dem Thema KI um?
KI ist ein großes Thema in der Branche und auch für uns. Wir haben KI derzeit in zwei Practices bei Qvest implementiert. Das eine ist im Innovationsmanagement und im Bereich Foresight & Innovation. Man muss von Anfang an definieren, wo macht KI eigentlich Sinn. Im Produktdesign, in meinem eigenen Produkt, in meiner eigenen Anwendung, in meinem eigenen Geschäftsmodell? Mit dieser Frage beschäftigen sich bei uns die Leute, die für Innovation zuständig sind. Zusätzlich haben wir das Thema KI in unserer DMSC Practice in den USA aufgehängt, wo die Softwareentwicklung und die Anpassungsprogrammierung stattfindet. Die beiden Practices tauschen sich aus, und ich bin mir ziemlich sicher, dass wir auf der NAB 2024 in Las Vegas auf jeden Fall noch viel mehr sehen werden, wie sich KI im Medienbereich entwickeln kann und was wir dafür tun können.